
Landdeals: mehr Geld, aber nicht mehr Wohlstand
Das Beispiel Laos
Kommt hinzu, dass sich in Laos grundsätzlich ein günstiger Zusammenhang zwischen der Landvergabe, steigenden Einkommen und Jobs herstellen lässt. Das Wirtschaftswachstum war in den letzten zwei Jahrzehnten eines der stärksten der Region – hauptsächlich wegen des Rohstoffsektors.
Nicht alles ist Gold, was glänzt
Wie aber sieht das Verhältnis von Landdeals und Wohlstand unter diesen Bedingungen aus? Um die Frage zu beantworten, hat der Forscher in einer Stichprobe von 294 Dörfern zusätzlich sozial-ökologische Daten und Interviews mit Dorfbewohner*innen ausgewertet, die von Landdeals betroffen sind.
Und hier zeigt sich, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Seit die Investoren auf dem konzessionierten Land ihre Aktivitäten aufnahmen, stieg das Einkommen zwar in fast zwei Dritteln der untersuchten Dörfer (Karte 1 unten). Aber gleichzeitig nahm in rund zwei Dritteln die Viehhaltung ab (Karte 2 unten). Die Ernährungssicherheit blieb in 40 Prozent der Dörfer unverändert, in 42 Prozent nahm sie ab und nur in 17 Prozent zu.
Verlust von Lebensgrundlagen
Darüber hinaus verzeichneten im Zuge der Landdeals 68 Prozent der Dörfer klare Verluste punkto Lebensgrundlagen. Dazu zählen Acker- und Weideland sowie der Zugang zu Waldressourcen wie Holz, Früchte, Tiere und Medizinalpflanzen. «Gerade für die ärmsten Bevölkerungsteile sind der Wald und seine Produkte aber überlebenswichtig», gibt Vong Nanhthavong zu bedenken.
Ferner klagte über die Hälfte der Dörfer, sie verfügten nur noch eingeschränkt über Wasser für ihre landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Das zieht die nötige Bewässerung der traditionellen Reisfelder in Mitleidenschaft. Unter dem Strich blieben gerade mal 11 Prozent der untersuchten Dörfer von Veränderungen bei den natürlichen Lebensgrundlagen verschont (Karte unten).
«In mehr als einem Drittel der untersuchten Dörfer wurden die ehemaligen Landnutzenden sowohl vom Land vertrieben, als auch von den Möglichkeiten auf Lohnarbeit ausgeschlossen, welche die Landdeals geschaffen haben», bilanziert Vong Nanhthavong.
Pflanzung von Eukalyptus-Setzlingen in einem frisch gerodeten Wald in der Provinz Khammouan
Die Nachteile überwiegen
Immerhin verblieben auch so noch die besagten 26’000 geschaffenen Jobs, die den betroffenen Bäuerinnen und Bauern offenstanden. Dabei handelt es sich zu rund 90 Prozent um saisonale und wenig qualifizierte Tätigkeiten wie Roden, Ausheben von Löchern, Anpflanzen und Jäten.
«Viele davon bieten keine längerfristige Perspektiven, da sie oft nur dazu dienen, eine Plantage vorzubereiten und einzurichten. Ein beträchtlicher Teil der operativen Tätigkeiten – wie die Erntearbeit – wurde hingegen an Wanderarbeiter*innen aus den Investorenländern vergeben», erläutert Vong Nanhthavong.
Mehr noch: Während die laotischen Bäuerinnen und Bauern oft unter dem nationalen Mindestlohn arbeiten, wird spezialisierten Wanderarbeitern unter Umständen eine besser bezahlte Stelle als Manager oder Experte angeboten.
Weitere Informationen
Wissenschaftliche Veröffentlichungen von Vong Nanhthavong et al:
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