Projekt ALLEEN - Unter Bäumen
Rundgang
Wer sind wir?
Unser Projekt ist eine gemischte Gruppe, bestehend aus 14 Studenten und Studentinnen der Universität Kassel. Bachelor und Master, wir sind ein Vertical-Studio, welches interdisziplinär durch Landschaftsarchitekten, Landschaftsplaner und Stadtplaner vertreten wird.
V. Schindler
Leider war es aufgrund der aktuellen Situation nicht möglich, das Semester gemeinsam vor Ort zu bestreiten, weshalb die einzige Möglichkeit des Austausches in Online-Meetings bestand. Dennoch sind wir in dieser Zeit zusammengewachsen und waren in der Lage gute Ergebnisse in Gruppen- und Einzelarbeiten zu produzieren. Da sich nicht alle von uns in Kassel aufhalten, war es uns möglich eine Vielfalt an interessanten Eindrücken aus unterschiedlichen Städten zu sammeln.
Begleitet wurden wir von V.-Prof. Dr.-Ing. René Burghardt und M.Sc. Lucas Büscher.
K.Gerstein, E.Ohm
Was ist unser Ziel?
Zwei Baumreihen, in der Mitte ein Weg – fertig ist die Allee.
Doch so einfach haben wir es uns nicht gemacht. Wir haben uns auf die Suche nach innerstädtischen Alleen begeben, um deren Eigenheiten, einzigartige Atmosphären und Schönheit zu erfassen. Schnell kristallisierte sich dabei heraus, dass es unzählige Alleetypologien gibt, die sich durch bestimmte, bemessbare Parameter unterscheiden.
Mithilfe dieser Parameter wurde eine automatische, standardisierte Erfassung von Alleen durch ArcGIS erarbeitet, sodass es nun möglich ist, Anzahl, Funktion, Gestalt und Zustand von Alleen ganzer Städte innerhalb kürzester Zeit zu ermitteln.
Es bleibt aber nicht bei der analytischen Betrachtung bereits vorhandener Alleen. In konkreten Entwürfen wird gezeigt, wie sich unterschiedliche Alleetypologien als kraftvolles Gestaltelement in den innerstädtischen Kontext einfügen und welche Funktionen sie dort erfüllen.
Denn eine Allee ist eben nicht nur ein Weg, gesäumt von zwei Baumreihen.
L. Vestner
Ein Baum bildet noch keine Allee - und zwei?
Das Grundprinzip einer Allee scheint eindeutig zu sein: Baum - Straße - Baum. Doch ist diese Vereinfachung tatsächlich gültig? Um u. a. dieser Fragestellung nachzugehen, bezieht sich die erste Aufgabe des Projekts „ALLEEN - Unter Bäumen“ exakt auf die besagte Aussage. Alleen im städtischen Raum sollen hierfür beispielhaft erfasst und analysiert werden. Ziel ist es, den Charakter verschiedener Alleen beschreiben und vergleichen zu können.
Während des Arbeitsprozesses geht es vor allem um folgende Fragen:
- Wie kann erfasst werden?
- Wie lässt sich die Komplexität von Alleen einfangen?
- Wie können spezifische Aspekte dargestellt werden?
Die mindestens aufzunehmenden Eigenschaften zur Aleenerfassung umfassen u. a. Standort, Stammumfang, Baumhöhe, Kronenradius sowie die Länge der Allee bzw. des Allee-Abschnitts. Dieser Kriterienkatalog soll insoweit erweitert werden, dass die Alleen differenziert und in ihrer Gesamtheit beschrieben werden können.
Darüber hinaus erfolgt eine digitale Dokumentation der aufgefundenen Alleen in einer GIS-Anwendung. Diese App (Survey123) ermöglicht ein Herantasten an den Umgang mit Geoinformationssystemen (GIS). Quantitative Parameter (z. B. Standort der Allee, Länge, Baumanzahl, Erkennbarkeit des Alleencharakters) werden manuell in das System eingespeist und können anschließend weiterverarbeitet werden.
Nachfolgend dargestellt werden sowohl Positiv- als auch Negativbeispiele erfasster Alleen. Diese befinden sich überwiegend im Raum Kassel, wie die entstandene Karte der GIS-Auswertung zeigt (siehe interaktive Karte). Jedes aufgenommene Exemplar wird zunächst in einem Luftbild lokalisiert. Anschließend erfolgt eine steckbriefartige Beschreibung der jeweiligen Allee in Form von Texten und Grafiken.
Eine Art Alleensammlung lässt sich erkennen. Die Vielgestaltigkeit von Alleen und deren Eigenschaften werden deutlich. Die somit gewonnenen Erkenntnisse bieten eine breite Basis für die nachfolgenden, durchaus spezifischeren Arbeitsschritte dieses Projekts.
T. Hambrecht
Alle(e)s das gleiche - oder gibt es Unterschiede?
Aus diesem Ergebnis heraus konnte die GIS_Vertiefung über unsere Parameter Alleen über ArcGIS erfassen.
Die Entwurfsgruppe konnte auf Grundlage der Alleetypen ihren Entwurf aufbauen und an ihren Ort anpassen.
V. Wischhöfer
Übersicht über die erarbeiteten Alleetypologien | M. Zimmermann
Standardparameter aller Alleen
Herleitung: Mindestlänge und Mindestbaumanzahl von Alleen
Ab wann ist eine Allee eine Allee? Um diese Frage beantworten zu können, müssen zunächst (mehr oder weniger) messbare Parameter definiert werden. In diversen Dokumenten lassen sich hierzu einige Ansätze finden. Da unterschiedlich ausführliche Angaben z. B. zur Alleelänge gemacht werden, wurden im Rahmen dieses Projekts eigene Parameter eigens definiert (siehe Erläuterungstext und Grafiken oben sowie nachfolgender Tabellenverweis). An dieser Stelle wird auf die zentralen Parameter der Mindestlänge sowie der mindestens vorhandenen Baumanzahl einer Allee eingegangen.
Wie oben zu sehen ist, ist es zwar möglich, eine Allee aus sechs Bäumen zu konstruieren, aber die Baumanzahl allein entscheidet nicht darüber, ob es sich tatsächlich um eine Allee handelt. In der Literatur ist oftmals die Rede von mindestens 100 m Alleelänge (siehe u. a. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2018): Alleen in Nordrhein-Westfalen. Seite 9.; Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) (Hrsg.) (2016): Leitfaden. Gesetzlicher Biotopschutz in Hessen. Seite 20 f.). Auch 200 m werden als minimale Länge einer Allee benannt (Landesbüro anerkannter Naturschutzverbände GbR (2015): Alleenschutz – Leitfaden und Musterstellungnahme. Seite 2.). Aus der obigen Herleitung ergibt sich jedoch: Entscheidend sind das Verhältnis der Baumanzahl zur Länge der Allee, der Abstand zwischen den Bäumen und dem Weg auf die Breite des Weges, der Habitus der Bäume und viele andere Faktoren. Ein standardisiertes Mindestverhältnis kann daher nicht festgelegt werden.
L. Vestner, V. Wischhöfer, T. Hambrecht
Alleeerfassung mit GIS - automatisch, praktisch, gut?
Durch die Anwendung eines Geoinformationssystems (GIS) ist es möglich, die städtische Vegetation mittels einer Fernerkundung zu bestimmen. Nun stellt sich die Frage: Ist es ebenfalls möglich, lediglich Alleeabschnitte im Stadtgebiet automatisch zu erfassen? Na klar!
Skizze Überlegung wie man Alleen mit GIS erfassen kann J.Schwerdtfeger
Da das Geoinformationssystem allerdings nicht selbständig errechnen kann, was Alleen sind und was nicht, müssen alle dafür notwendigen Parameter in das System eingespeist werden. Dafür benötigt man u.a. den Straßenraum, die straßenraumbegrenzenden Gebäude samt Höhen sowie die Standorte der Bäume und deren Maße.
Durch das Anlegen von Rechtecken innerhalb des Straßenraums ist es möglich, jene Abschnitte zu ermitteln, in denen sich eine alleedefinierende Baumfolge feststellen lässt.
Welche Verhältnisse können eine Allee beschreiben und welche Daten werden dafür benötigt? J. Schwerdtfeger
Um Alleen identifizieren und verschiedenen Typologien zuordnen zu können, sind allerdings mehr als nur Baumstandorte und die zuvor genannten Parameter gefragt – ansonsten wäre es zu einfach. Man muss auch die Verhältnisse dieser Faktoren zueinander betrachten, diese in gegenseitige Relationen setzen und durch diverse Selektionsprozesse die typologiedefinierenden Attribute auswählen.
Prozesskette der GIS-Abfrage | J.Schwerdtfeger
Die aufgeführte Prozesskette verdeutlicht, welche Schritte nötig sind, um lediglich die Alleeabschnitte im Straßenraum lokalisieren zu können. Um genauere, automatisierte Typologieabfragen zu generieren, müssen die Alleen mit weiteren räumlichen Daten verknüpft werden. Hierfür sind weitere diffizile Verzweigungen in der Prozesskette erforderlich.
B. Palm, J. Schwerdtfeger, A. Wald
Ergebnis Abfrage der Alleeräume in Köln | J. Schwerdtfeger
Baumreihe - und dann?
Stegreif zur Übertragung einer Allee-Typologie auf einen konkreten Ort
Aufbauend auf die zuvor erarbeiteten Typologien galt es eine dieser auszuwählen, auf einen konkreten Ort zu übertragen und detailliert auszuarbeiten. Hierbei steht im Vordergrund, ein übergeordnetes Ziel, welches mit Hilfe der Allee erreicht werden soll, zu entwickeln. Es entsteht eine unverwechselbare Raumsprache, welche durch Baumgrößen, Materialien, Proportionen und Elemente präzise dargestellt wird. In diesem Zusammenhang gilt es wesentliche Fragen zu klären:
- Welche Charakteristika machen diese Typologie aus?
- Für wen wird geplant?
- Welche Funktionen sind nötig?
- Welche Atmosphären und Erlebnisräume sollen erzeugt werden?
Die folgende Slide-Show zeigt die fertigen Entwürfe anhand eines Lageplans, Schnitten, atmosphärischen Darstellungen und beschreibenden Texten.
K. Gerstein, E. Ohm