Grün und Günstig

Eine kleine Impression von konventionellen bis alternativen (Wohn-)Konzepten des naturnahen Lebens in der Stadt.

Einleitung

Vorgenommen prekäre Wohnverhältnisse in Schrebergärten zu untersuchen, mussten wir während des Methodenpraktikums erkennen, dass wir nicht ausreichend Daten sammeln werden können für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Thematik. Die kurze Begegnung mit einer Dame in einem öffentlich zugänglichen Schrebergarten, die ihre Mittagspause nutzte, um flanierend durch die farbenfrohen Gärten dem Kopf eine Auszeit zu gönnen, veränderte unseren Projektschwerpunkt. Schrebergärten und Ähnliches nicht als möglichen Ort des wohnlichen Abstiegs zu sehen, sondern als naturnahes Privileg in der Stadt. Die Entdeckung von naturnahen Räumen in urbanisierten Arealen widerlegte die oftmals geäußerte politische Annahme: Grün muss man sich leisten können!

Methodologie

Bei unserem Projekt „Grün und Günstig“, im Rahmen des Methodenpraktikums „Kritische Geographien des Wohnens“ nutzten wir verschiedene wissenschaftliche Methoden, die wir zum Zweck der Nachvollziehbarkeit offenlegen. Unser Vorgehen kann der qualitativen Feldforschung zugeordnet werden. Unser Ziel war eine möglichst offene Forschung mit unstrukturierten Forschungsfeldern zu betreiben, bei der wir uns besonders für die individuelle Situation der befragten Personen interessierten.

Die Präsentation unserer Ergebnisse wird mithilfe einer Story Map von ArcGis visualisiert. In diesem Tool integrierten wir eine Karte mit den besuchten Forschungsorten, gesammeltes Bild- und Textmaterial sowie Comics, welche mithilfe der Software von Canva erstellt wurden. Da die aus Befragungen erlangten Forschungsdaten quantitativ eher gering ausfielen, gingen wir bei der Auswertung unter anderem interpretativ vor und versuchten uns mithilfe unserer begrenzten Quellen der sozialen Wirklichkeit sinngemäß und nachvollziehbar anzunähern.


Eine kurze Geschichte der Schrebergärten in Deutschland

Quelle: Comic wurden von Alen Veličanin erstellt.

Vom Armen- zum Erholungsgarten

Von temporärer Domizilierung zur Selbstversorgung

Schrebergärten im sozialpolitischen Kontext

Anhand eines Kostenplans des Kleingartenvereins Köln-Süd e.V., soll eine ungefähre Vorstellung gegeben werden über die Unterhaltskosten eines Schrebergartens in der heutigen Zeit.

Kostenplan

  • Mitgliedsbeitrag: 30,00 Euro (jährlich)
  • Beitrag an Landes- und Kreisverband: 22,70 Euro (jährlich)
  • Pachthöhe: 0,59 Cent pro qm² (jährlich)
  • Wasserkosten nach Kubikmeter Verbrauch: 1,80 Euro pro m³ (jährlich)
  • Umlage für Blockunterhaltung: 30,00 Euro (jährlich)

Beispiel:

Für eine 300 qm² Laube ergeben sich dadurch jährliche Kosten (ohne Wasserverbrauch) von 259, 70 Euro.


Quelle: https://kgv-koeln-sued.jimdofree.com/faq-häufig-gestellte-fragen/mit-welchen-kosten-muss-ich-rechnen/


Räumliche Verteilung von Schrebergärten und Campingplätzen in Köln und Bonn

Schrebergärten (Rot) und Campingplätze (Neon) in Köln

Insgesamt entfallen ca. 1,5 % des Gesamtgebiets von Köln auf Kleingartenanlagen. Für Bonn haben wir vom Grünflächenamt leider keine validen Daten bis zur der Deadline der Abgabe erhalten.

Schrebergärten (Rot) und Campingplätze (Neon) in Bonn


Eine erkenntnisreiche Odyssee von Bonn bis Köln

Methodischer Vorgang

Bei den Interviews in den Garten- und Campinganlagen wollten wir uns mehr Zeit nehmen, um mit angetroffenen Personen ins Gespräch zu kommen und dabei möglichst viele relevante Informationen zu sammeln. Bei der Gewinnung von Forschungsdaten war uns wichtig, unsere eigenen Positionen zu reflektieren und uns der eigenen Auswirkung auf unsere Umgebung und Interviewpartner bewusst zu sein. Subjektive Eindrücke hielten wir während der Befragungen in Form von Vignetten fest.

Dienstag, 06.09.22, 10:30 Uhr

Wir treffen uns auf dem Marktplatz in Bonn und besprechen die Besichtigung der zuvor ausgewählten Schrebergärten. Die prognostizierten 30 Grad für heute machen sich schon bemerkbar - schon am Vormittag steht die Sonne sehr hoch. Die Wahl der ersten Besichtigung fällt auf die Schrebergartenkolonie in Bonn-Rheindorf. Nach einer 15-minütigen Busfahrt und einem kurzen Fußmarsch erreichen wir die Anlage. Aus einer Naivität heraus, glauben wir Pächter*innen werktags dort anzutreffen, die uns einen Zugang zur Anlage verschaffen werden. Fehlanzeige. Das Gelände ist umringt von einer meterhohen Hecke und zwei abschließbaren Zugängen. Wir versuchen an beiden Zugängen das Tor zu öffnen und merken schnell: Fremde sind hier nicht erwünscht.

Wir blicken durch freie Spalten der Hecke. Es zeichnete sich ein Bild von gepflegten Gärten, genutzt zum Anbau von Obst und Gemüse innerhalb der Stadt. Farbenfrohe Blumen säumen die Wege zwischen Laube und Eingangstor.

Enttäuscht über den Erwartungsbruch besprechen wir im Kollektiv, das weitere Vorgehen und entscheiden uns, den nächstgelegenen Schrebergarten auf unsere Liste zu besuchen.

11:15 Uhr

Die Erkenntnis reift, dass wir doch besser unsere Fahrräder mitgenommen hätten, um uns flexibler zwischen den Standorten zu bewegen. Nach einer halbstündigen Wanderung unter der sengenden Stadtsonne erreichen wir die am Rhein liegenden Gartenanlage. Dasselbe Bild. Umrandet von Zäunen und Hecken, verschlossene Türen. Wieder Resignation. Es stellen sich erste Überlegungen ein, den Untersuchungsraum zu ändern. Die vernehmbaren Geräusche aus den Gärten veranlassen uns, es über einen dritten Zugang zu versuchen. Das Tor ist nicht abgeschlossen und wir laufen in die Anlage rein.

Uns fällt sofort ein älteres Pärchen im ersten Schrebergarten auf. Beide sind trotz hoher Temperaturen emsig mit der Gartenarbeit beschäftigt. Wir sind überglücklich endlich Menschen anzutreffen, die wir Interviewen können und gehen auf das Pärchen zu. Eine kurze Begrüßung unsererseits wird freundlich mit einem osteuropäischen Akzent erwidert, wobei die Frau unbeirrt weiter das Unkraut jätet. Der Herr mustert uns mit einer Schaufel in der Hand für einen kurzen Moment und wir fragen nach, ob ein Interview möglich ist. Er stimmt dem zu und während wir unser Aufnahmegerät einstellen, stützt er sich auf seiner Schaufel ab und wartet geduldig.

Interview

F: Seit wann sind Sie im Besitz eines Schrebergartens?

A: „Seit 1992“.

F: Wie viel Stunden pro Woche verbringen Sie im Schrebergarten?

A: „Im Sommer jetzt schon drei-vier Stunden. Im Winter einmal, zweimal pro Woche“.

F: Also es gibt einen Unterschied zwischen den Jahreszeiten?

A: „Ja, na klar“.

F: Werden Sie im kommenden Winter, um Strom zu sparen, mehr Zeit im Schrebergarten verbringen?

A: „Nein, nein“.

F: Finden Sie, dass ein Schrebergarten ein Ersatz sein kann für eine herkömmliche Wohnung?

A: „Nein, wie soll man sagen, nur als Erholungsort“.

F: Sie haben also noch nie mit dem Gedanken gespielt, einen Schrebergarten als Ihren ersten Wohnsitz anzusehen?

A: „Nein“.

F: Wie stehen Sie zu Menschen, die aus finanziellen Gründen oder weil sie keine Wohnung finden in den Schrebergarten ziehen?

A: „Wenn sie in der Not sind und nichts haben, wo sie wohnen können, ist es hier schon besser“.

F: Das heißt Sie verstehen es, auch wenn es offiziell eigentlich nicht erlaubt ist?

A: „Nein, ist nicht erlaubt“.

F: Finden Sie das Kleingartengesetz sollte sich ändern, damit es möglich ist im Schrebergarten legal zu wohnen?

A: „Nein, soll sich nicht ändern“.

F: Also, wenn die Leute im Schrebergarten wohnen, dann inoffiziell?

A: „Ja“.


Zufrieden mit dem ersten Interview des Tages, obwohl die Antworten eher kurz angebunden waren, die wir auf eine eventuelle Sprachbarriere zurückführen, nutzen wir die Chance und machen uns ein Bild der restlichen Anlage. Außer dem zuvor interviewten Pärchen, sind keine weiteren Pächter*innen anzutreffen.

Die Schrebergärten sind unterschiedlich gepflegt, jede Parzelle innerhalb ihres begrenzten Raums und limitierter Selbstbestimmung individuell.

Zwischen Baumarktgummipools, Gartenzwergen und Gemüse verläuft ein schmaler Hauptweg in der Schrebergartenanlage.

Einfache Gartenhütten reihen sich an, mit Satelitenschüsseln und Solarpaneelen ausgestattenen Lauben, in denen es möglich wäre, ähnlich wie in einem Tinyhouse, zu leben.

12:20 Uhr

Neu motiviert durch den marginalen Erfolg, entscheiden wir uns noch einen letzten Schrebergarten in Bonn für heute aufzusuchen. Die Wahl fällt auf den Kleingärtnerverein Bonn-Süd in Kessenich. Verkehrsgünstig in der Nähe der Bahnhaltestelle UN-Campus inmitten eines Wohngebiets gelegen, stehen wir vor der länglichen Schrebergartenanlage.

Wir bemerken, dass das Tor aufgeschlossen ist und sind voller Euphorie an diesem Standort mehr Interviews zu bekommen.

Am Eingang begrüßt uns eine gezimmerte Bücherbörse, die für alle offen zugänglich ist. Eine Frau kommt uns entgegen, die gerade Ihre Mittagspause in der Anlage verbringt, aber keine Laube besitzt auf Nachfrage.

Wir laufen durch die Anlage und merken, dass wir auch hier wohl alleine sein werden. Die einzelnen Parzellen haben ambivalente Strukturen, gepflegt bis tendenziell verwahrlost.

Das gebotene Bild kollidiert mit der eigenen Wahrnehmung von Schrebergärten, die wir für eine von Struktur, Ordnung und Regeln unterworfene, menschengeformte Natur verstehen.

Bemerkenswert stellen wir fest, dass die Kleingartenanlage nicht nur klassische Schrebergärten enthält, sondern auch Flächen zum reinen Anbau von Gemüse und Obst oder...

... auch selbstgemachtem Honig. Eine Art Urban Gardening in Verbindung mit konventionellen Schrebergärten, die voneinander klar abgegrenzt sind, aber öffentlich besichtigt werden können. Leider können wir auf Anhieb keine näheren Informationen einholen, über die Strukturen innerhalb der Anlage und den Partizipationsmöglichkeiten von Außenstehenden hinsichtlich des Urban Gardenings.

13:30 Uhr

Wir kehren zum GIUB zurück und planen unsere nächsten Schritte. Im Kontext unseres Erkenntnisinteresses, das ursprünglich in dem Verstehen und Aufzeigen alternativer Wohnkonzepte lag, entschieden wir uns für das Aufsuchen eines Kölner Campingplatzes. Wir hoffen Motive für das Campen zu verstehen, sowie Dauercamper anzutreffen, von denen wir hinsichtlich Motivation und Wirtschaftlichkeit ihrer (temporären) Wohnausrichtung erfahren können.

Angekommen am Campingplatz in Köln-Rodenkirchen wird uns klar, dass wir hier bessere Karten haben werden für Interviews. Wir finden einen vollen Campingplatz vor und entscheiden uns erstmal an der Rezeption nachzufragen, ob wir aufs Gelände dürfen. Der junge Mann an der Rezeption ruft seinen Chef an und reicht mir das Telefon. Das Telefongespräch mit dem Besitzer des Campingplatzes wird originalgetreu in einem Comic dargestellt:

Quelle: Comic wurde von Alen Velicanin erstellt.

15:00 Uhr

Das unangenehme Telefongespräch mit dem Besitzer des Campingplatzes wirft uns kurz zurück. Wir setzen uns ins Auto und schauen über Google Maps nach, wo wir alternativ noch hingehen könnten. Da kommt der Vorschlag aus der Gruppe:

Lasst uns nach Zollstock fahren. Da gibt es eine alternative Siedlung und auch Schrebergärten. Da werden wir bestimmt was finden.

Wir starten einen letzten Versuch und machen uns auf den Weg nach Köln-Zollstock.

Angekommen an den Schrebergärten und der Siedlung, die fußläufig beieinander liegen, suchen wir zunächst die Schrebergartenkolonie auf.

Aufgeteilt in mehrere schmale Streifen, die abgegrenzt voneinander sind, arbeiten wir arbeiten uns von Tor zu Tor vor.

Von fünf Eingängen ist nur einer offen.

Das gewohnte Bild an einem Werktag.

Wir sehen eine Person im Pool, kommen aber zum Schluss, dass wir aufgrund der Privatsphäre auf das Interview verzichten. Da dies die einzige anzutreffende Person ist, entscheiden wir uns dafür den Garten zu verlassen und zur alternativen Siedlung aufzubrechen. 

Der Eingang zu "Minnesota in Köln" oder auch als sogenannte "Indianersiedlung" bekannt.

Info zur Siedlung

Ende der 1920er Jahre wurde die Flächen von Oberbürgermeister Konrad Adenauer für kinderreiche Arbeitslose zur Bebauung freigegeben. Es gab nur geringe Auflagen, wie eine betonierte Sickergrube oder das Auffangen des Regenwassers in Tonnen zu errichten. Deshalb wurden viele Häuser sehr individuell erstellt.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs siedelten sich Geflüchtete in der Siedlung an. In den 1970er Jahren zogen auch verstärkt Studierenden aus der alternativen Szene auf das Gelände. Seit dem Ende der 1990er ist die Genossenschaft Kalscheurer Weg eG Eigentümer der Siedlung, die der Deutschen Bahn das Gelände abkaufte.

Der Name "Indianersiedlung" geht auf den Journalisten und Buchautor Hans Conrad Zander zurück, der auf dem Gelände wohnte. Auf seinen Reisen durch Nordamerika lernte Zander ein Reservat kennen, in der ein Stamm der indigenen Bevölkerung Nordamerikas lebte. Die Siedlung in Zollstock empfand er als ähnlich abenteuerlich und prägte deshalb den Begriff "Indianersiedlung", der sich seitdem hält.

*Wir als Gruppe möchten uns nicht der kolonialen Fremdbezeichnung bedienen und werden die Siedlung unter den ebenfalls gebräuchlichen Namen "Minnesota in Köln" bezeichnen.


Den eigenwilligen und ambivalenten Charakter der Siedlung bemerken wir sofort.

Es reihen sich Bretterverschläge und sporadisch zusammen gezimmerte Hütten...

...an moderne, festbebaute Häuser.

Infoplakate, Fahnen und Informationen über linke sozialpolitische und ökologische Veranstaltungen sind überall in der Siedlung verteilt.

Es bestätigt sich das dominierende Bild, eines sozialökologischen Milieus in der Siedlung.

Im "Minnesota von Köln" ist der Grad der Selbstversorgung noch etwas höher als in den besuchten Schrebergärten. So stoßen wir auch auf diese Hühnerfarm.

Die sehr wahrscheinlich dem Eigengebrauch dient vielleicht sogar der ganzen Siedlung.

Die Siedlung wirkt auf uns verlassen. Trotz des guten Wetters hören wir keine Stimmen draußen, bis wir plötzlich eine Frau aus einem parkenden Van aussteigen sehen. Aufgrund der ernüchternden Ausbeute an Interviews laufen wir voller Vorfreude auf die junge Frau zu, in der Hoffnung mehr über die Siedlung zu erfahren. Leider scheitert es an einer Sprachbarriere, weil niemand aus der Gruppe Spanisch spricht und die junge Frau aus Argentinien nur rudimentäre Englischkenntnisse besitzt.

Gepflegte und ungepflegte Wohnstrukturen koexistierten friedlich im Einklang, jedoch ist niemand da, der uns Einblicke in diese Welt geben kann. Auch klingeln fällt schwer, da diese schlichtweg meist nicht vorhanden sind. Wir beenden unsere Suche nach Interviewpartner*innen für heute.

Interview mit Passanten zum Thema Schrebergärten

Methodischer Vorgang

Die Befragung von Unbeteiligten führten wir im Form von Interviews mit Passanten im Bereich der Poppelsdorfer Allee und des Hofgartens. Dafür verwendeten wir ausschließlich standardisierte Interviews. Die Passantenbefragung sollte zeitlich auf wenige Minuten und auf fünf schnell zu beantwortende Fragen beschränkt werden.

Was sagen eigentlich Menschen, die keinen Schrebergarten haben, zu der Thematik? Wir bereiten einen kleinen Fragenkatalog vor und entscheiden zwei von uns auf Interviewreise zu schicken. Wir gehen los, treten aus dem GIUB und überlegen als Erstes wohin wir gehen sollen. Unsere Entscheidung fällt auf die Poppelsdorfer Allee. Bei dem schönen Wetter durch die Allee zu laufen, ist ja auch für uns nicht ganz schlecht. Dann halten wir Ausschau nach geeigneten Interviewpartnern. Vielleicht die Mutter mit Kinderwagen oder doch den Studenten auf dem Fahrrad? Unser Blick fällt auf einen Mann mittleren Alters, der schnellen Schrittes auf uns zukommt. Mit Sonnenbrille, braun gebrannten Teint und Kopfhörern wirkt er gut gelaunt. Wir sprechen ihn an, ob er an unserer Befragung teilnehmen möchte. Er stimmt zu, unter der Bedingung „wenn’s nicht lange dauert.“ 

Interview 1

Sind Sie mit dem Konzept der Schrebergärten vertraut?

„Ja, kenne ich“

Wie bewerten Sie Schrebergärten als städtische Gärten?

„Ganz interessant. Manchmal für mich ein bisschen eingegrenzt, nämlich ist die Möglichkeit für Kreativität ist nicht so gegeben.“

Welche Motive, glauben Sie, spielen für Personen, die in Schrebergärten wohnen eine Rolle?

„So ein bisschen grün denke ich mal, ist ja schwierig in der Stadt was anzupflanzen.“

Können Sie sich vorstellen selbst in einem Schrebergarten langfristig zu wohnen?

„Ja ich könnte mir das durchaus mal vorstellen.“

Ist Ihnen die Thematik prekäres Wohnen im Zusammenhang mit Schrebergärten bekannt?

Ne, aber ich denke ich muss dann auch weiter. Danke. 

Nun ja, dass er uns nicht vorgewarnt hat, können wir nicht sagen. Das Interview mit einer Länge von einer Minute dauerte tatsächlich nicht lange, aber alles, was wir wissen wollten, haben wir. Wir bedanken uns und er zieht von dannen. Wir laufen die Allee weiter Richtung Hauptbahnhof, als uns eine ältere Frau auffällt. Sie schlendert mit zwei Tüten über das Gras, ganz langsam und gemütlich. Sie lächelt, obwohl sie alleine unterwegs ist.Wir gehen zu ihr und fragen sie, ob sie interviewt werden möchte. Sie lächelt herzlich und stimmt mit einem osteuropäischen Akzent zu. Sie nimmt sich Zeit für unsere Fragen. 

Interview 2

Sind Sie mit dem Konzept der Schrebergärten vertraut?

„Also ich habe selber einen gehabt, aber jetzt nicht mehr. Viel Arbeit unendlich Arbeit. Ich habe meinen abgegeben, weil alles wuchs schneller als ich arbeitete. Sehr anstrengend.“

Wie bewerten Sie Schrebergärten als städtische Gärten?

„Ja gut, gut. Ist schön, wenn man Garten mag.“

Welche Motive, glauben Sie, spielen für Personen, die in Schrebergärten wohnen eine Rolle?

„Ich habe das für meinen Hund gemacht, dass er frei laufen kann. Bekannte von mir machen das für Erholung und Freizeit. Hier in der Stadt kann man nichts mehr nutzen, hier z.b sind alle Bänke weg. Ist traurig was hier los ist.“

Können Sie sich vorstellen selbst in einem Schrebergarten langfristig zu wohnen?

„Auf gar keinen Fall, da hätte ich Angst. Ich weiß ja, dass regelmäßig eingebrochen wird.“

Ist Ihnen die Thematik prekäres Wohnen im Zusammenhang mit Schrebergärten bekannt?

„Ja und ob, das ist aber nur für junge Leute was.“

 

 

 

 

Sie fragt uns noch einige Fragen, was wir denn machen und über unser Studium. Nach einem kurzen Gespräch geht sie dann weiter. Zufrieden machen wir unsere erste Pause und gehen zum Edeka. An der Gemüseabteilung bleiben wir kurz stehen. Wir vergleichen das Sortiment mit dem Gemüse in den Schrebergärten, die wir Tags zuvor besucht haben. Selbstversorgung klappt auf jeden Fall. Danach gehen wir weiter und interviewen weitere Passanten. Das letzte Interview führen wir mit einem jungen Mann am Hofgarten. Von seinem Habitus eher dem studentischen Milieu zuzurechnen. Er steht an der Straßenkreuzung, überquert aber trotz Grünphase nicht die Kreuzung. Wir fragen ihn, ob er kurz Zeit hätte für ein Interview? Leicht unsicher stimmt er dem Interview zu.

Interview 3

Sind Sie mit dem Konzept der Schrebergärten vertraut?

„Ja, das sind diese Gärten in Städten und so.“

Wie bewerten Sie Schrebergärten als städtische Gärten?

„Ganz gut, weil es das Stadtbild grüner macht und es als Naherholung in den Städten dienen kann.“

Welche Motive, glauben Sie, spielen für Personen, die in Schrebergärten wohnen eine Rolle?

„Ich denke einfach mal bisschen Natur zu haben. Wenn man Gartenarbeit mag dann ist das ja auch mega gut. Viele Menschen in Städten haben ja keine Gärten oder sogar Balkone, dann ist so ein Garten, natürlich eine sehr gute Alternative.“ 

Können Sie sich vorstellen selbst in einem Schrebergarten langfristig zu wohnen?

„Ne, ich selber mag keine Gartenarbeit. Wär nichts für mich.“

Ist Ihnen die Thematik prekäres Wohnen im Zusammenhang mit Schrebergärten bekannt?

Ja, für Leute die sonst keine Wohnung finden, nutzen das. Das Problem mit den Mieten und Wohnraum kennen ja alle und das dann Menschen auf so ein alternatives Wohnen zurückgreifen, kann ich gut verstehen. Ist auch besser, denke ich, als irgendwo unter 'ner Brücke zu liegen.“

Reflexion und Fazit des Projekts

Von uns vier Teilnehmenden am Forschungsprojekt hatte bisher nur eine Person oberflächlich, in Form der Eltern, Kontakt mit Schrebergärten und deren Strukturen. Für die restlichen Mitglieder der Gruppe waren die gewonnenen Erkenntnisse insbesondere zu den Schrebergärten neu und aufschlussreich.

Die Struktur und der Aufbau, bei dem wir von sehr modernen, gepflegten und strukturierten Anlagen ausgingen, wurde vollends erfüllt. Jedoch waren die massiven Kontraste hinsichtlich Privatheit der einzigen Parzellen und die sehr ambivalenten Qualitätsunterschiede der einzelnen Gärten durchaus überraschend. Daraus lässt sich ableiten, dass die Intentionen der Nutzenden stark variieren, etwas, was wir eigentlich durch Interviews herausfinden wollten.  Positiv herausstechend war der Erkenntnisgewinn, dass naturnahe Räume in der Stadt kein Privileg von Besserverdiener*innen sein müssen, sondern durch sozialreformatorische Konzepte, wie die Idee der Schrebergärten oder die Vergesellschaftung von Boden, ein Angebot für die breite Gesellschaft darstellen. Eine ökologisch gesunde Lebensweise muss nicht zwangsläufig eine Frage des Geldbeutels sein. Gewiss muss festgehalten werden, dass Schrebergärten aufgrund des knappen Angebots schwer zu erhalten sind. Wenn grüne Räume innerhalb von Städten zwar gepflegt, aber privatisiert werden, wirft das die Frage auf, ob damit ein wesentlicher Teil des Stadtgrüns der Öffentlichkeit entzogen wird.

Unsere Erwartungen hinsichtlich des Verlaufs der Forschung und der Struktur der zu untersuchenden Räume wurden sehr durchwachsen erfüllt. Zunächst lässt sich feststellen, dass unsere geplanten Forschungswerkzeuge aufgrund verschiedener Hürden nicht zum Einsatz kamen, daher liegt der Schluss nahe, das Projekt als missglückt anzusehen. Jedoch konnten wir trotz der Widrigkeiten interessante Daten sammeln, sowie nützliche Informationen für künftige Projekte gewinnen.

Das geführte Interview mit dem Pachtenden im Schrebergarten „Sonnenbadsiedlung“ verlief positiv und die gegebenen Antworten lagen innerhalb unserer Erwartungshaltung. Auch die Befragungen der Unbeteiligten erwiesen sich als funktional. Die größten Probleme liegen hierbei wohl in der Vorbereitung der Feldforschung. Wir haben zwar damit gerechnet, jedoch dennoch erwartet, dass trotz des Tages und Uhrzeit einige Personen in den Schrebergärten anzutreffen sind, was jedoch nicht der Fall war. Somit wäre eine Verlagerung der Feldforschung auf ein Wochenende angebracht gewesen. Das missglückte Vorhaben auf dem Campingplatz wäre durch eine vorherige Anfrage vermeidbar gewesen. Insbesondere eine explizitere Erklärung unseres Vorhabens gegenüber des Besitzers wäre hilfreich gewesen, da unsere Positionierung als Studierende der Uni Bonn ein unsichtbare Machtasymmetrie hervorgerufen hat.

Forschungsethisch sind rückblickend auch einige Fragen offen. Für die Gewinnung unserer Informationen ist es notwendig, sowohl bei den Campingplätzen als auch bei den Schrebergärten, in den (semi-)privaten Bereich von Personen einzudringen und diese während ihrer Erholungszeit zu befragen und damit zu stören. Um dies zu vermeiden, wäre es nötig gewesen, diese auf anderen Wegen zu kontaktieren, was jedoch bei der Kontaktbeschaffung datenschutzrechtlich schwierig gewesen wäre. Eine Möglichkeit wäre ein Aushang und die Möglichkeit uns zu bei Interesse zur Partizipation zu kontaktieren, dies wäre zeitlich aber nicht machbar gewesen. In der Erkenntnis, sich breitgefächerter vorzubereiten, liegt wohl der größte Gewinn dieses Projekts. 

 

Literatur- und Bildquellen

Kleingärtnerverein Köln-Süd e.V.: Mit welchen Kosten muss ich bei der Übernahme eines Kleingartens rechnen?, online unter URL: https://kgv-koeln-sued.jimdofree.com/faq-häufig-gestellte-fragen/mit-welchen-kosten-muss-ich-rechnen/ [Abgerufen am 9. September 2022].

Ausführliche Siedlungsgeschichte, in wp. Siedlergenossenschaft Kalscheuer Weg eg, online unter URL: https://wp.siedlerkoeln.de/wp-content/uploads/2018/11/ausfuehrliche-siedlungsgeschichte.pdf [Abgerufen am 10. September 2022].

Lang-Lendorff, Antje: Wohnen in Schrebergärten. Grün, bezahlbar, illegal, in: taz, 7. Dezember 2019, online unter URL: https://taz.de/Wohnen-in-Schrebergaerten/!5644683/ [Abgerufen am 05. September 2022].

https://www.bochum.de/Umwelt--und-Gruenflaechenamt/Dienstleistungen-und-Infos/Kleingartenwesen

Alle nicht gekennzeichneten Bildquellen stammen aus eigens aufgenommenen Fotos.

Vom Armen- zum Erholungsgarten

Von temporärer Domizilierung zur Selbstversorgung

Schrebergärten im sozialpolitischen Kontext

Quelle: Comic wurde von Alen Velicanin erstellt.