Synagogen im Kreis Gütersloh

  Das Kartenmaterial unterliegt den   Nutzungsbedingungen   des Kreis Gütersloh 

Die vorliegende StoryMap wurde mit Inhalten den Kreisarchivs anlässlich des Holocaust-Tags am 27.01. von der Abteilung Geoinformation, Kataster und Vermessung des Kreises Gütersloh erstellt. Bei Interesse am jüdischen Leben im Kreis Gütersloh schauen Sie gerne auch auf unsere  Karte zum Thema "Stolpersteine" , die im November 2024 als Karte des Monats im Geoportal des Kreises Gütersloh veröffentlicht wurde.

Einleitung

Erste Spuren jüdischen Lebens im heutigen Kreis gehen bis ins Mittelalter zurück. Zur Bildung von Synagogengemeinden kam es ab der Mitte des 18. Jahrhunderts. 1900 war mit sieben Synagogen die größte Zahl erreicht. Zwei davon wurden wegen sinkender Mitgliederzahlen bis 1930 aufgegeben. Die anderen fünf wurden in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. Dezember 1938 verwüstet oder zerstört. Ab 1941 wurden jüdische Menschen, die das Land nicht verlassen hatten, aus Ostwestfalen in die Ghettos Riga und Theresienstadt deportiert. Heute gibt es keine Synagoge mehr im Kreis. Alle hier lebenden jüdischen Gläubigen gehören der jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld an.

Weitere Hintergründe zu den ehemaligen Synagogen finden Sie in der virtuellen Ausstellung „Zerstört – erinnert – vergessen. Ehemalige Synagogen im Kreis Gütersloh“ des Kreisarchivs.

Borgholzhausen

Heutige Adresse: Klingenhagen 4 Nutzung von 1822 – 1930

Die Überlieferung zur Synagoge in Borgholzhausen ist spärlich und es gibt leider keinerlei Bildmaterial. Die Kosten für den Bau und die Gemeindegröße für den regelmäßigen Gottesdienst wurden vermutlich durch einen Zusammenschluss mit der jüdischen Gemeinde aus (Bad) Rothenfelde erreicht. Zumindest gehörten die jüdischen Gläubigen aus Rothenfelde nach einem Statut von 1859 offiziell zur Borgholzhausener Synagogengemeinde. In der Weimarer Republik wurde die Gemeinde auch mit dem Zusammenschluss über die Provinzgrenze hinweg zu klein und die Synagoge verkauft und zu einem Wohngebäude umgebaut.

Skizze der Borgholzhausener Synagoge von 1892 aus Versicherungsunterlagen

Versmold

Die Außenmauern der Synagoge nach der Brandstiftung im Jahr 1938.

Heutige Adresse: Mittelstr. 12 Nutzung: 1900 – 1938

Anders als in allen anderen Orten des Kreisgebiets, wuchs die jüdische Gemeinde Versmold über das gesamte 19. Jahrhundert und hatte im Jahr 1895 100 Gemeindeglieder. Daher entschloss sich die Gemeinde, die seit den 1830er Jahren ein Bethaus gepachtet hatte, zum Bau einer eigenen Synagoge, die im Jahr 1900 eingeweiht wurde. In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge in Brand gesteckt und brannte im Inneren vollständig aus. 2000 wurde im Beisein von Paul Spiegel – die Familie des damaligen Zentralratsvorsitzenden stammte väterlicherseits aus Versmold – ein Denkmal für die ermordeten jüdischen Menschen eingeweiht, dessen Entwurf aus einem Kunstwettbewerbs des örtlichen Gymnasiums entstand.

Gedenkstein

Halle (Westf.)

Die damalige Viehstraße in Halle. Die Synagoge ist das letzte Haus auf der rechten Seite.

Heutige Adresse: Oldendorfer Str. 11 Nutzung: 1859– 1903

Gesicherte Zahlen über die jüdische Gemeinde liegen erst vor, nachdem Halle preußische Kreisstadt wurde. Offenbar wuchs sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark an, so dass eigene Gottesdienste in der Stadt möglich waren. Hierzu wurde zunächst ein Betraum angemietet. 1859  wurde dann die Synagoge in der damaligen Viehstraße (heute Oldendorfer Straße) fertiggestellt und eingeweiht. Sie fiel auf den ersten und zweiten Blick gar nicht als Gotteshaus auf, sondern fügte sich unauffällig in das umgebende Stadtbild ein. Die Zahl der Gemeindeglieder sank Ende des 19. Jahrhunderts so deutlich ab, dass der Betrieb einer eigenen Synagogebereits 1903 wieder aufgegeben wurde. Jüdinnen und Juden aus der Kreisstadt besuchten in der Folge wieder die Synagoge in Werther.

Das leerstehende Synagogengebäude in den 1950er Jahren.

Werther (Westf.)

Die zerstörte Synagoge 1950

Heutige Adresse: Ravensberger Str. 25 Nutzung: 1900 - 1938

Die erste Synagoge in Werther wurde 1787 gebaut und war somit die erste im Altkreis Halle. Sie wurde schnell zu klein. 1820 wurde daher in der heutigen Ravensberger Straße ein Neubau eingeweiht und zwanzig Jahre später noch einmal erweitert. Das schlicht gehaltene Gebäude war lediglich aufgrund seiner großen Rundbogenfenster als Gotteshaus zu erkennen. Nach 1903 besuchten auch die jüdischen Gläubigen aus Halle die Synagoge in Werther.

Die Synagoge wurde am 9. November 1938 zerstört, allerdings nicht angezündet, um die Nachbargebäude der engen Bebauung an der Ravensberger Straße nicht zu gefährden. Einrichtungs- und Kultgegenstände konnten daher eingelagert und gerettet werden und werden heute in der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld verwahrt.

Seit 1994 erinnert ein Gedenkstein am historischen Standort an die Synagoge und ihre Zerstörung.

Gedenkstein

Gütersloh

Modell der Gütersloher Synagoge

Heutige Adresse: Daltropstr. 5 Nutzung: 1765 - 1938

Die 1765 eingeweihte Gütersloher Synagoge war das erste jüdische Gotteshaus im heutigen Kreis Gütersloh. Rein äußerlich handelte es sich um einen wenig spektakulären Fachwerkbau, dessen besonderer Zweck lediglich durch die Rundbogenfenster an der Front und die Aussparung des Thora-Schreins in der Ostwand zu erkennen war. Direkt daneben befand sich die Schule – ebenfalls ein einfaches Fachwerkhaus mit einem Klassenraum

Die Synagoge wurde in den frühen Morgenstunden des 10. November 1938 während des Novemberpogroms in Brand gesteckt und brannte vollständig aus. Seit 1984 erinnert ein Gedenkstein vor dem Evangelische-Stiftischen Gymnasium an die jüdische Gemeinde und ihre Synagoge. Seit 2005 befindet sich eine kleine Gedenktafel im Gehwegpflaster direkt am früheren Synagogenstandort.

Gedenkstein vor dem Evangelisch-Stiftischen Gymnasium

Rheda-Wiedenbrück

Synagoge in Rheda

Heutige Adresse: Steinweg 1 Nutzung: 1802 – 1938

Zuständigkeit: Rheda, Wiedenbrück und Amt Clarholz

Ein größerer Zuzug jüdischer Familien ist ab dem 18. Jahrhundert überliefert. Im Jahr 1802 wurde eine Synagoge am Steinweg nahe dem Schlosspark errichtet. Da die Gemeinde übe 100 Jahre kontinuierlich wuchs und auch die jüdischen Gläubigen aus Herzebrock, Langenberg und Wiedenbrück umfasste, wurde sie mehrmals erweitert und renoviert.

Die Synagoge wurde gegen 3 Uhr morgens am 10. November 1938 in Brand gesteckt und vollständig zerstört. Bemerkenswert ist das gleich zwei Thorarollen vor den Flammen gerettet werden konnten und durch die Emigration den Weg nach Buenos Aires und Cincinnati fanden.

Seit 1980 erinnert ein Gedenkstein am historischen Standort an die Synagoge und ihre Zerstörung.

Gedenkstein am historischen Standort

Rietberg

Die ausgebrannte Synagoge in Neuenkirchen 1938

Heutige Adresse: Lange Str. 120 Nutzung: 1768 – 1938 Zuständigkeit: Amt Rietberg und Amt Verl

Eine eigene jüdische Gemeinde entwickelte sich in den 1740er Jahren, als die Grafen von Kaunitz-Rietberg die Zuwanderung neuer Einwohnerinnen aktiv förderten. Darunter waren auch mehrere jüdische Familien, die sich alle in Neuenkirchen niederließen und im Jahr 1768 eine Synagoge bauten und einweihten. 1880 wurde dieses Gebäude durch einen Brand zerstört, doch bereits ein Jahr später konnte an der Neuenkirchener Hauptstraße (heute Lange Straße in Rietberg) eine neue Synagoge eröffnet werden, die die kleine jüdische Gemeinde bis zu ihrer Zerstörung im Novemberpogrom 1938 nutzte.

Seit 1988 erinnert ein Gedenkstein am historischen Standort an die Synagoge und ihre Zerstörung.

Skizze der Synagoge von Hugo Körkemeier

Skizze der Borgholzhausener Synagoge von 1892 aus Versicherungsunterlagen

Die Außenmauern der Synagoge nach der Brandstiftung im Jahr 1938.

Gedenkstein

Die damalige Viehstraße in Halle. Die Synagoge ist das letzte Haus auf der rechten Seite.

Das leerstehende Synagogengebäude in den 1950er Jahren.

Die zerstörte Synagoge 1950

Gedenkstein

Modell der Gütersloher Synagoge

Gedenkstein vor dem Evangelisch-Stiftischen Gymnasium

Synagoge in Rheda

Gedenkstein am historischen Standort

Die ausgebrannte Synagoge in Neuenkirchen 1938

Skizze der Synagoge von Hugo Körkemeier