Große Exkursion Irland 2022
1. - 13. September 2022, Geographie/ Universität Vechta
Willkommen auf der Homepage der großen Exkursion Irland 2022! Im September 2022 begaben sich 16 Geographiestudierende der Universität Vechta zusammen mit ihren beiden Dozierenden auf eine zwölftägige Reise zur irischen Insel, einschließlich der Republik Irland und Nordirland. Diese Exkursion ist ein wichtiger Bestandteil des Bachelorstudiums "Combined Studies" in Vechta und wird jedes Jahr mit wechselnden Zielen angeboten.
The Burren (Foto: F. Czernik)
Doch worum geht es bei dieser Exkursion? Irland, auch als "grüne Insel Europas" bekannt, beeindruckt mit seinen schroffen Atlantikküsten, ausgedehnten Weideflächen und gastfreundlichen Kultur. Jedoch bietet das Land noch weitere Facetten. Es dient als Schauplatz für globale Entwicklungen wie die lange Geschichte der Emigration oder die aktuelle Präsenz multinationaler Tech-Konzerne wie Google und Facebook. Bei dieser Exkursion lag der Fokus auf humangeographischen Fragestellungen wie Wirtschafts- und Siedlungsgeographie sowie Mensch-Umwelt-Beziehungen. Themen wie Ernährung und Tourismus wurden besonders behandelt. Zudem wurden lokale Experten aus Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und irischen Hochschulen in den Exkursionsverlauf eingebunden.
Die Exkursionsgruppe (Foto: F. Czernik)
Die Studierenden hatten die Möglichkeit, ihre theoretischen Kenntnisse in die Praxis umzusetzen. Sie bereiteten Referate über ausgewählte Standorte vor und führten kleine Feldprojekte durch, bei denen sie eigene empirische Daten erhoben. Dies ermöglichte ihnen eine aktive Auseinandersetzung mit den geographischen Inhalten und eine Vertiefung ihres Verständnisses. Die Exkursion bot ihnen die einzigartige Gelegenheit, die Theorie an konkreten Orten zu erleben und die vielfältigen Aspekte Irlands hautnah zu erfahren.
Auf unserer interaktiven ArcStoryMap finden Sie weitere Informationen zu den besuchten Standorten während der Exkursion. Klicken Sie auf die Bilder oder Nadeln in der Karte, um kurze Beschreibungen und interessante Einblicke zu erhalten. Wir laden Sie ein, in die faszinierenden Geographien und Geschichten Irlands einzutauchen.
Die große Exkursion ist ein jährliches Highlight des Geographie-Bachelorstudiums. Mit wechselnden Zielen bieten wir unseren Studierenden die Möglichkeit, einzigartige Lernerfahrungen zu sammeln. Bleiben Sie gespannt, wohin es uns im nächsten Jahr führen wird!

Dublin
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Im Rahmen der Exkursion hatten die Studierenden die Möglichkeit, die urbane Umgebung eigenständig zu erkunden und dabei das in den Bereichen Stadt- und Handelsgeographie erworbene Wissen im realen Raum anzuwenden. Am ersten Tag der Exkursion wurden die Studierenden in Kleingruppen in verschiedene Stadtteile von Dublin (irisch: Baile Átha Cliath) geschickt, darunter die Grafton Street und der Stadtteil Drumcondra. Die zentrale Fragestellung lautete dabei: Welche Aspekte aus dem Studium können bereits beobachtet werden? Was fällt den Studierenden auf und welche Fragestellungen lassen sich aus diesen Beobachtungen ableiten?

EPIC Museum
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Das Irish Emigration Museum (EPIC) bot faszinierende Einblicke in die reiche Migrationsgeschichte der irischen Insel. Von den Kelten, der englischen Besiedelung bis hin zur verheerenden Hungersnot hat diese Geschichte tiefe Spuren in der heutigen Realität Irlands hinterlassen. Doch nicht nur diese Aspekte standen im Mittelpunkt, sondern auch die vielfältigen Facetten der irischen Kultur und Gesellschaft. Ein Referat eines Studierenden beschäftigte sich beispielsweise mit der irischen Diaspora und dem globalen "Export" irischer Traditionen wie dem St. Patrick's Day und der einzigartigen Pubkultur. Es war beeindruckend zu erkunden, wie diese kulturellen Elemente weltweit Verbreitung finden und einen Einfluss auf das Image und die Identität Irlands haben.

The Liberties
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Die Liberties, auch bekannt als Dublin 8, ist einer der ältesten und traditionsreichsten Stadtteile Dublins. Historisch geprägt durch Brauereien und Destillerien, hat das Viertel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen industriellen Niedergang erfahren. Heute befindet es sich mitten in einem Gentrifizierungsprozess, der von zunehmendem Tourismus und privaten Studierendenwohnheimen geprägt ist.

Silicon Docks
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Die Docklands in Dublin wurden einst als Hafenviertel gegründet, gerieten jedoch in den 1980er Jahren in Verfall. Heute sind sie zu einem der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt und ganz Irlands geworden. Das Viertel beheimatet die Unternehmenszentralen von Facebook, Google, LinkedIn und anderen renommierten Unternehmen und repräsentiert damit einen der stärksten Wirtschaftszweige Irlands.

Rediscovery Centre
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Das Rediscovery Centre in Dublin spielt eine bedeutende Rolle als nationales Zentrum für Kreislaufwirtschaft in der Republik Irland. Das Hauptziel der Kreislaufwirtschaft besteht darin, das bestehende lineare Wirtschaftssystem in ein ressourcenschonenderes Modell zu transformieren. Statt Produkte nach ihrer Nutzungsdauer wegzuwerfen, werden sie durch Recycling und Wiederaufbereitung im System gehalten. Das Rediscovery Centre präsentiert inspirierende Fallbeispiele aus dem alltäglichen Konsum, wie beispielsweise Kosmetik und Kleidung, in denen die Kreislaufwirtschaft auf Mikroebene erfolgreich funktioniert.

Mount Lucas Windpark
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Die irische Insel ist sowohl landschaftlich als auch gesellschaftlich stark von der langen Tradition des Torfstechens geprägt. Bis zum Jahr 2020 wurde in Irland kommerziell Strom aus Torf erzeugt, und viele Privathaushalte nutzen immer noch Torf als Heizquelle. Angesichts der Transformation des Energiesektors stellt sich die Frage, wie ehemalige Torfabbaugebiete renaturiert oder weiterhin wirtschaftlich genutzt werden können. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Mount Lucas Windfarm, eine der größten Windkraftanlagen in Irland. Die Veränderung der Moore von Energielieferanten zu nachhaltigen Energiequellen und Naherholungsgebieten ist ein faszinierendes Thema, das an diesem Standort während der Exkursion z.B. durch ein weiteres Referat behandelt wurde.

Irische Milchwirtschaft
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Die irische Milchwirtschaft zeichnet sich durch das milde Klima aus, das eine nahezu ganzjährige Weidehaltung der Milchkühe ermöglicht. Zudem sind kleinräumliche und familiäre Strukturen typisch für die Branche. Dennoch sind diese Betriebe in globale Produktionsnetzwerke eingebunden, die von den Molkereien organisiert werden. Die Klimakrise und die Transformation des Sektors stellen die Milchbauern vor entscheidende Herausforderungen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. An diesem Standort hatten die Studierenden die einzigartige Möglichkeit, einen Milchviehbetrieb kennenzulernen und sich mit einem Milchbauern über diese Fragestellungen auszutauschen. Diese Erfahrung ermöglichte ihnen einen direkten Einblick in die aktuellen Herausforderungen und den Umgang der Landwirte mit den Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Tätigkeit.

Killarney
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Killarney (irisch: Cill Airne) bietet den Studierenden im Rahmen der Tourismusgeographie eine neue Facette auf der Exkursion. Die Stadt ist bekannt für ihre lebhaften Pubs und gilt als Inbegriff des irischen Charmes. Sie ist ein ideales Beispiel für "Staged Tourism" und wirft wichtige Fragen zum Destinationsmanagement auf: Was ist inszeniert und was ist authentisch? Der Killarney Nationalpark, der älteste Nationalpark Irlands, grenzt unmittelbar an die Stadt. Hier tauschten sich die Studierenden mit Rangern des Nationalparks über Natur- und Landschaftsschutz aus. Themen wie die Bekämpfung invasiver Arten wie dem Rhododendron und die Interaktion zwischen Touristen und Einheimischen vor Ort wurden intensiv diskutiert. Killarney und der Nationalpark bieten den Studierenden einen vielfältigen Einblick in den Tourismus und den Schutz der Umwelt. Diese Erfahrung vertiefte ihr Verständnis für nachhaltiges Destinationsmanagement und die komplexe Beziehung zwischen Tourismus, Umweltschutz und der lokalen Gemeinschaft.

Dingle
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Die Hafenstadt Dingle (irisch: An Daingean) ist das pulsierende Zentrum der malerischen Dingle Halbinsel im Südwesten Irlands entlang der wilden Atlantikküste. Sie liegt in einer Region, in der die Irisch eine wichtige Rolle spielt und als Teil der Kultur und Identität der Bewohner betrachtet wird. Dingle ist auch Teil des "Wild Atlantic Way", einer beeindruckenden Küstenstraße, die sich über 2600 km von Süden nach Norden erstreckt. Für Studierende der Tourismusgeographie eröffnen sich hier aktuelle Fragestellungen zum Destinationsmanagement, insbesondere zur Authentizität des Erlebten und dem nachhaltigen Schutz von Kultur und Natur in dieser einzigartigen Region.

Burren Nationalpark
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Der Burren, die markanteste Karstlandschaft in Irland, wurde im Laufe von Tausenden von Jahren als eine einzigartige Kulturlandschaft geformt. Das Karstgestein nimmt die Form von Karrenkarsten an, die das Gestein auf eindrucksvolle Weise durchschneiden. Eine bemerkenswerte Eigenschaft des Burren ist seine Fähigkeit, Temperaturschwankungen auszugleichen. Durch die Speicherung von Wärme gibt das Gestein im Winter seine Wärme ab und sorgt so für eine wärmere Region. Dieses Karstgestein und die besonderen klimatischen Bedingungen machen den Burren zu einem Lebensraum für drei Viertel der Flora Irlands. Die Exkursionsgruppe traf vor Ort auf verschiedene Experten, um die vielfältige Thematik der Region zu erkunden. Der Schutz der Natur und die Erschließung des Burren als touristisches Ziel stellen aktuelle Herausforderungen für die Nationalparkverwaltung dar. Aufgrund seiner Bedeutung als Kulturlandschaft ist auch die Landschaftspflege und die Landwirtschaft ein wichtiges Thema. Die Studierenden besuchten einen Rindermastbetrieb, dessen Weideflächen sich im Burren befinden und damit an der Schnittstelle zwischen den wirtschaftlichen Interessen des Betriebs und den nationalen und europäischen Naturschutzauflagen liegen.

Doolin Cave
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Das Karstgestein des Burren führt aufgrund seiner geologischen Eigenschaften zu einer reichen Bildung von Höhlen. Eine dieser Höhlen ist die Doolin Cave, in irisch Pol an Ionain. Sie wurde im Jahr 1952 entdeckt und beherbergt den größten Stalaktiten Europas. Das Entstehen solcher Formationen ist eng mit dem Vorhandensein von Wasser verbunden, das sich langsam durch das kalkhaltige Gestein bewegt. Die hydrologischen Eigenschaften des Burren haben zur Bildung eines komplexen Netzwerks von unterirdischen Wasserläufen geführt, die in tieferen Gebieten des Burren auch zu Hochwasser führen können.

Galway
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Galway (irisch: Gaillimh), an der Westküste Irlands, ist berühmt für seine florierende Kunstszene, pulsierende Musikszene und reichhaltige Pubkultur. Während ihres Aufenthalts in Galway widmeten sich die Studierenden intensiv der methodischen Arbeitsweise. Mit der Leitfrage nach den Auswirkungen von Covid-19 auf die Gastronomie und den Umgang mit Lebensmittelabfällen führten sie in verschiedenen Teilen der Stadt Experteninterviews mit Gastronomen durch. Dies ermöglichte den Studierenden wertvolle Einblicke in aktuelle Entwicklungen und den Umgang mit eigenen Datenerhebungen im Feld. Die Ergebnisse der Befragungen zeigten, dass Covid-19 unterschiedliche Auswirkungen auf die Gastronomen hatte. Insbesondere der Einfluss auf Food Waste wurde unterschiedlich interpretiert. Darüber hinaus hatte die Pandemie eine signifikante Auswirkung auf die Entwicklung der Außengastronomie in Galway, die vor 2020 kaum vorhanden war. Dieser Aspekt bereicherte die Exkursion um aktuelle Einblicke in die Herausforderungen und Möglichkeiten der Gastronomiebranche, insbesondere in Zeiten von Krisen wie der Covid-19-Pandemie.

Killeybegs
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In Killeybegs (irisch: Na Cealla Beaga) hatten Studierende die Gelegenheit, das Killeybegs Marine Cluster kennenzulernen. Es ist ein regionales Entwicklungsprogramm, das lokale Unternehmen im maritimen Sektor, von der Fischerei bis zur Offshore-Windkraft, zusammenführt. Das Ziel ist es, die Kapazitäten der KMUs zu bündeln, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und den Zugang zu Innovationen und F&E zu verbessern. Die Studierenden erkundeten wirtschaftsgeographische Themen wie Clusterbildung und Wissensaustausch. Das Programm ermöglichte ihnen Einblicke in die Herausforderungen und Chancen des maritimen Sektors sowie in erfolgreiche Kooperationsmodelle.

Slieve League
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Die markanten Slieve League (irisch: Sliabh Liag) Klippen entlang der irischen Küste bieten nicht nur eine beeindruckende Landschaft, sondern auch eine Vielzahl geographischer Themen für die Studierenden. Mit einer Höhe von 601 m zählen sie zu den höchsten Klippen Europas, obwohl sie fälschlicherweise als die höchsten Irlands und Europas bezeichnet werden. Dies weckt jedoch touristisches Interesse, da weitere attraktive Reiseziele neben den Cliffs of Moher (irisch: Aillte an Mhothair) geschaffen werden können. Zudem ermöglicht der Standort eine nähere Untersuchung litoraler Prozesse und der Küstenentstehung der Insel. Die Studierenden konnten die Zusammenhänge von Meeresströmungen, Erosion und Sedimentation erkunden und ein tieferes Verständnis für die geologische Entwicklung der Küste gewinnen.

Derry/ Londonderry
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Der Name Derry/Londonderry (irisch: irisch Doire Cholm Chille) spiegelt die wechselvolle Geschichte zwischen Irland und dem Vereinigten Königreich wider. Die Stadt besitzt als einzige auf der Insel noch ihre historischen Stadtmauern aus dem 17. Jahrhundert. Der doppelte Name deutet auf die konfliktreiche Vergangenheit hin. Derry/Londonderry war der Ausgangspunkt der Bürgerrechtsbewegung in Nordirland in den 1960er Jahren, als katholische und protestantische Bürger für Gleichberechtigung demonstrierten. Der Blutsonntag 1972 in Derry/Londonderry markierte den Beginn des Nordirlandkonflikts. Der Brexit stellt eine neue Herausforderung für die Gesellschaft und Unternehmen in Nordirland dar, insbesondere in Städten mit hohem Grenzverkehr.

Giant's Causeway
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Der Giant's Causeway (irisch: Clochán an Aifir), oder auf Deutsch "Damm der Riesen", ist eine der beeindruckendsten geologischen Formationen in Irland. Diese meist sechseckigen Basaltsäulen entstanden vor etwa 60 Millionen Jahren durch vulkanische Aktivitäten an der Nordküste Irlands. Der Giant's Causeway ist jedoch nicht nur aus geomorphologischer Sicht bemerkenswert, sondern hat auch eine große touristische Bedeutung. Im Jahr 2022 wurde er von etwa einer Million Menschen besucht und zählt zu den meistbesuchten Orten der Insel. Im Gegensatz zum Burren verfügt dieser Ort über eine gut ausgebaute touristische Infrastruktur. An diesem Standort wurden mit den Studierenden Fragen des Angebots und der Nachfrage aus geographischer Perspektive erörtert. Dies ermöglichte ihnen eine vertiefte Untersuchung der touristischen Entwicklung und deren Auswirkungen auf die Region.

Belfast
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Im Fokus des Standortes Belfast (irisch: Béal Feirste) standen für die Studierenden zwei zentrale Aspekte. Unter sozialgeographischer Perspektive ist insbesondere die Teilung von Stadtvierteln durch die sogenannten Peace Walls von großer Bedeutung. Diese wurden errichtet, um während des Nordirlandkonflikts die Konfliktparteien voneinander zu trennen und prägen auch nach dem Karfreitagsabkommen weiterhin das Stadtbild. Die Gestaltung der Stadtviertel durch den Union Jack oder die Trikolore verdeutlicht diese Spaltung. Ein weiteres markantes Merkmal ist das neue Titanic Quarter, das auf dem Gelände der historischen Werft Harland & Wolff entstanden ist. Mit einer beeindruckenden Größe von 185 Hektar (vgl. Hamburger Hafencity mit 155 Hektar) bietet das Quartier neuen Raum für Wohnen, Arbeit, Freizeit und Erholung. Das Titanic Museum, das am historischen Ort der Titanic-Konstruktion steht, markiert den Beginn einer neuen Quartiersentwicklung auf dem alten Werftgelände.