
Gartenbau in Hamburg
Entwicklungen in den Gartenbauregionen der Hansestadt
Gartenbauregionen in Hamburg
Knackig und frisch – Gemüse und bunte Blumen aus den Vier- und Marschlanden
Die Vier- und Marschlande im Südosten Hamburgs zeichnen sich durch landwirtschaftliche und gartenbauliche Flächen und Naturschutzgebiete aus. Die einmalig grüne Kulturlandschaft liegt zwischen Deichen, der Elbe und ihren Nebenarmen Gose- und Dove-Elbe und der im Norden liegenden Bille. Sie umfasst knapp 13 200 Hektar, das ist fast ein Fünftel der Fläche Hamburgs.
Das zum Hamburger Bezirk Bergedorf gehörende Gebiet besteht aus zwölf Stadtteilen. Dazu gehören in den Vierlanden Altengamme, Curslack, Kirchwerder und Neuengamme und in den Marschlanden Allermöhe, Billwerder, Moorfleet, Neuallermöhe, Ochsenwerder, Reitbrook, Spadenland und Tatenberg.
Der Gartenbau hat in den Vier- und Marschlanden eine lange Tradition. Seit dem 18. Jahrhundert wurde der Zierpflanzen- und Gemüseanbau intensiviert. Wurden die Produkte früher mit Booten über die Elbe zu den Hamburger Märkten transportiert, erfolgt die Vermarktung heute größtenteils über den Hamburger Großmarkt, auf Hamburger Wochenmärkten oder über Direktvermarktung ab Hof.
Aus traditionellen Familienbetrieben haben sich zum großen Teil fortschrittliche Gärtnereien entwickelt, die heutige Qualitäts- und Umweltstandards mit moderner Technik und viel Knowhow umsetzen. Allerdings ist auch in dieser Region seit Jahrzehnten ein stetiger Strukturwandel zu immer weniger Betrieben und größeren Flächeneinheiten festzustellen.
Hamburgs Obstgarten im Alten Land – Äpfel bis zum Horizont
Die südlich der Elbe liegenden Hamburger Baumobstanbauflächen sind Teil des größten zusammenhängenden Obstanbaugebietes Nordeuropas, des Alten Lands. Die zur Hansestadt gehörenden Flächen liegen in den Stadtteilen Neuenfelde, Cranz und Francop. Im Jahr 2022 wurde eine Anbaufläche von knapp 1 600 Hektar ermittelt, auf der Baumobst in diesen Stadteilen produziert wird.
Auf den wertvollen Marschböden dieser Region wird seit über 700 Jahren Baumobst angebaut. Niederländische Siedler:innen errichteten vor Jahrhunderten die ersten Deiche, durchzogen das Sumpfland mit Entwässerungskanälen und schufen so eine fruchtbare Kulturlandschaft.
Der Schwerpunkt liegt heutzutage eindeutig auf dem Anbau von Äpfeln. Auf weitläufigen Plantagen werden hauptsächlich Tafelapfelsorten angebaut. Tafeläpfel sind Apfelsorten, die meist süß schmecken und direkt nach dem Ernten verzehrt werden können. Mostäpfel hingegen haben eher einen sauren Geschmack und werden zu Saft oder Most verarbeitet. Die Betriebe nutzen innovative Produktionsstrategien, um sich für die Zukunft auszurichten. Trotzdem ist auch in diesem Segment die Tendenz zu immer weniger Betrieben mit gleichzeitiger Zunahme der Anbauflächen auszumachen.
Junge Bäume für Stadt und Land – Hamburgs Süden
Hauptsächlich im südlichen Hamburger Stadtgebiet liegen Flächen, die der Produktion von Baumschulerzeugnissen dienen. Seit 2004 liegt die gesamte Baumschulfläche der Hansestadt im Durchschnitt bei etwa 450 Hektar.
Frisches Gemüse auf Hamburgs Böden
Der Gemüseanbau der Hamburger Betriebe bewegte sich in den zwei vergangenen Jahrzehnten beständig um eine Anbaufläche von insgesamt rund 500 Hektar. Dabei war festzustellen, dass sich die Anbauflächen unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen, zu denen Gewächshäuser und Folientunnel zählen, langsam aber kontinuierlich verringerten. Wurde 2003 noch auf 65 Hektar Gemüse unter Schutzanlagen angebaut, so konnten 2023 nur noch 28 Hektar ermittelt werden.
Die bewirtschafteten Freilandflächen lagen hingegen lange Zeit auf einem Niveau von etwa 450 Hektar, stiegen aber ab 2019 stetig an.
Im Erhebungsjahr 2023 kam es dann zu einem Einbruch der von Hamburger Betrieben bewirtschafteten Freilandflächen von 625 Hektar auf nur noch 150 Hektar (minus 75 Prozent). Dieser außergewöhnliche Rückgang der Anbauflächen erklärt sich vor allem durch einen besonderen statistischen Effekt: Einzelne Betriebe haben ihren Unternehmenssitz in andere, angrenzende Bundesländer verlegt. Das hat zur Folge, dass die in Hamburg liegenden Flächen dieser Betriebe statistisch nicht mehr Hamburg, sondern dem neuen Betriebssitzland zugerechnet werden.
Die produzierten Erntemengen von Gemüse im Freiland sind nicht nur vom Umfang der Anbauflächen abhängig, sondern werden auch durch Umweltbedingungen wie Witterung, Anbaumethode und Nährstoffangebot bestimmt. Vor allem die feinen Blattgemüse wie Salate reagieren auf Wasser- und Nährstoffmangel oder auf zu hohe Sonnenintensitäten empfindlich. Daher kann die Menge der vermarktbaren Salatköpfe von Jahr zu Jahr stark schwanken.
Der Anbau von Salat hat in Hamburg einen besonders hohen Stellenwert. Seit 2012 sind durchschnittlich 58 Prozent der Gemüseernte auf die Salate zurückzuführen. Durchschnittlich wurden in der Hansestadt von 2012 bis 2023 jährlich rund 51 000 Dezitonnen Salat geerntet, was in etwa drei Kilogramm Salat pro Hamburger:in im Jahr entspricht.
Hinweis: Aufgrund methodischer Änderungen sind die Erntemengen erst ab 2012 vergleichbar.
Bis 2022 ist die Salatproduktion im Freiland stetig gestiegen, was vor allem auf die gestiegene Anbaufläche zurückzuführen ist. 2012 wurden auf ca. 279 Hektar Salate angebaut, 2022 waren es rund 505 Hektar Salat im Freiland. Der große Rückgang der Salatanbaufläche im Jahr 2023 ist – wie bereits erwähnt – auf Betriebssitzwechsel in andere Bundesländer zurückzuführen.
Die Ernährungsgewohnheiten ändern sich und damit auch die Auswahl der angebauten Salatarten und -sorten. Waren vor der Jahrtausendwende noch Eissalate und der klassische Kopfsalat in aller Munde, sind heute auf den Märkten hauptsächlich Salatarten wie Lollo-, Eichblatt-, und Romanasalate zu finden. Diese drei Salatarten beanspruchen einen durchschnittlichen Flächenanteil von gut 42 Prozent der gesamten Salatanbaufläche im Zeitraum 2012 bis 2023.
Im Herbst 2024 findet wieder die vierjährliche allgemeine Gemüseerhebung statt. Das bedeutet, dass nicht nur eine Stichprobe, sondern sämtliche gemüseanbauenden Betriebe zu Anbauflächen, Erntemengen, aber auch zusätzlich zu den Grundflächen des Gemüseanbaus, befragt werden. Die Ergebnisse dieser Erhebung sind voraussichtlich ab Februar 2025 abrufbar.
Diese und weitere Daten zum Gemüseanbau in Hamburg, auch für frühere Jahrgänge, können hier beim Statistikamt Nord abgerufen werden.
Hinweis: Aufgrund methodischer Änderungen sind die Erntemengen erst ab 2012 vergleichbar.
Gesundes Obst – vom Baum frisch auf den Tisch!
Auch beim Baumobst nimmt die Anzahl der wirtschaftenden Betriebe stetig ab. Im Jahr 2002 bauten 161 Betriebe in Hamburg Baumobst an, 2022 waren es nur noch 87 Betriebe. Die Anbaufläche hingegen ist über die letzten zwei Jahrzehnte kontinuierlich gewachsen. 2002 wurden 1 104 Hektar Baumobstfläche erfasst, 2022 waren es 1 573 Hektar. Das bedeutet, dass immer weniger Betriebe immer mehr Fläche bewirtschaften.
In Hamburg steht vor allem der Apfelanbau im Vordergrund. Auf durchschnittlich rund 90 Prozent der Baumobstanbaufläche werden Äpfel angebaut. Dabei schwanken die Apfelerträge von Jahr zu Jahr stark. Im sechsjährigen Durchschnitt lässt sich ein Ertrag von 394 Dezitonnen pro Hektar feststellen. Im Erntejahr 2023 lag der Hektarertrag bei überdurchschnittlichen 416 Dezitonnen pro Hektar.
Die Erntemenge ist über die Jahre deutlich gestiegen. Dies ist in erster Linie auf die Flächenausweitung, aber auch auf modernisierte Anbaumethoden zurückzuführen. Vor 20 Jahren (2004) wurden rund 323 000 Dezitonnen Äpfel geerntet, der Hektarertrag war in diesem Jahr eher unterdurchschnittlich (324 Dezitonnen pro Hektar). 2023 wurden insgesamt rund 607 000 Dezitonnen Äpfel geerntet. Somit hätte jede:r Hamburger:in im Jahr 2023 rechnerisch rund 32 Kilogramm Äpfel aus heimischer Produktion kaufen und essen können.
Die am meisten angebaute Apfelsorte ist nach wie vor der Elstar. Die Anzahl der beernteten Bäume hat sich von 2002 bis 2022 mehr als verdoppelt (von rund 0,55 Mio. Bäumen im Jahr 2002 auf etwa 1,14 Mio. Bäume im Jahr 2022).
Auch die Anzahl der Braeburn- und der Wellantbäume ist stark angestiegen, wohingegen der Anbau der Sorte Jonagored von rund 376 000 auf ca. 121 000 Bäume gesunken ist.
Insgesamt wurden 2022 über 3,5 Mio. Bäume beerntet, 2002 waren es erst 1,8 Mio. Bäume. Der deutliche Anstieg der Apfelbäume liegt neben der Ausweitung der bewirtschafteten Fläche vor allem daran, dass aus arbeitswirtschaftlichen Gründen immer kleinere, kompaktere und ertragreichere Apfelbäume mit immer geringerem Abstand zueinander bewirtschaftet werden.
Diese und weitere Daten zu Obstanlagen und Obstbaumbeständen in Hamburg, auch für frühere Jahrgänge, können hier beim Statistikamt Nord abgerufen werden.
Hinweis: Die Baumobstanbauerhebung erfolgt fünfjährig und wird das nächste Mal im ersten Halbjahr 2026 durchgeführt. Die Ergebnisse sind voraussichtlich ab August 2026 verfügbar.
Hamburg blüht! Schöne Zierpflanzen für alle
Die Zierpflanzenproduktion in den Vier- und Marschlanden ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten eklatant zurück gegangen. Zogen 2000 noch 637 Betriebe auf gut 400 Hektar Grundfläche im Freiland und unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen qualitativ hochwertige Zierpflanzen aller Art auf, waren es zur letzten der alle vier Jahre stattfindenden Zierpflanzenerhebungen 2021 nur noch 174 Betriebe mit knapp 180 Hektar. Das bedeutet, dass knapp drei Viertel der Betriebe die Zierpflanzenproduktion aufgaben.
Die Grundflächen gingen um rund 44 Prozent zurück. Unter anderem haben hohe Produktionskosten, die dadurch schwindende Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt, Fachkräftemangel und nicht zuletzt die fehlende Betriebsnachfolge zu diesem Strukturwandel, der auch in anderen Bereichen des Gartenbaus und der Landwirtschaft zu beobachten ist, geführt.
Ein deutliches Beispiel für diese Entwicklung ist die Produktion von Schnittpflanzen bzw. Zierpflanzen zum Schnitt im Freiland. Die Anbauflächen in diesem Segment sind seit der Jahrtausendwende bis 2021 von 257 Hektar auf 108 Hektar (minus 58 Prozent) zurückgegangen.
Die Erfassung der Anbauflächen verschiedener Zierpflanzen zum Schnitt erfolgt seit 2008 neben der Insgesamt-Fläche u. a. auch für die Positionen Sommerblumen und Schnittstauden, Rosen und Chrysanthemen. Allein für diese drei Arten wurde ein Rückgang der Anbaufläche von 2008 (134 Hektar) bis 2021 (72 Hektar) um 47 Prozent festgestellt.
Seit 2008 werden für Zimmerpflanzen und Beet- und Balkonpflanzen auch die produzierten Stückzahlen erfasst. So wurden im Erhebungsjahr 2021 insgesamt gut 18,7 Mio. Zierpflanzen (als Fertigware ca. 0,5 Mio. Zimmerpflanzen und rund 18 Mio. Beet- und Balkonpflanzen) zum Verkauf aufgezogen. So gesehen hatte 2021 durchschnittlich jede:r Hamburger Bürger:in, die Möglichkeit, zehn blühende Pflanzen für die Verschönerung der Wohnräume, Balkone und Gärten aus heimischer Produktion zu erwerben.
Diese und weitere Daten zum Anbau von Blumen und Zierpflanzen zum Verkauf in Hamburg, auch für frühere Jahrgänge, können hier beim Statistikamt Nord abgerufen werden.
Hinweis: Die Zierpflanzenerhebung erfolgt vierjährig und wir das nächste Mal im Sommer 2025 durchgeführt. Die Ergebnisse sind voraussichtlich ab August 2026 verfügbar.
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