ZukunftsRaumKassel

Szenarien für den Zweckverband Raum Kassel (ZRK)

Das dritte Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts hat die Welt vor eine ungeahnte Herausforderung gestellt. Die Corona-Pandemie hat die Weltwirtschaft kurzzeitig lahmgelegt, unser Verhältnis zu (menschlicher) Nähe bzw. dem urbanen Raum verändert, Fragen der (medizinischen) Grundversorgung neu aufgeworfen und den Anteil der Heimarbeit langfristig erhöht. Auch wenn die Pandemie singulär erscheinen mag, reiht sie sich doch ein in eine Reihe großer Umbrüche und Katastrophen, die das 21. Jahrhundert prägten und prägen werden. Die Finanzkrise 2008, die Flutkatastrophe 2021 und allen voran der Klimawandel werfen große gesellschaftliche Fragen auf. Welchen Beitrag kann Siedlungs- und Landschaftsentwicklung dabei haben sich auf dieses veränderungsreiche Jahrhundert vorzubereiten? Das war die Frage, die zentral für das Studienprojet „Nachhaltige Siedlungs- und Landschaftsentwicklung“ im Wintersemester 21/22. Das Projekt wurde von Prof. Dr. Markus Leibenath und Dr. René Burghardt geleitet und durch Dr. Christina Grebe vom Zweckverband Raum Kassel (ZRK) begleitet. Unsere Gruppe (Mika Blanck, Hendrik Hartmann, Marius Heinzmann, Luka Mühlnickel) hat die Stadtregion Kassel, im Besonderen das Gebiet des ZRK betrachtet, um zu ergründen, wie sich die Region im Zuge der großen Themen unserer Zeit verändert.

Wie entwickelt sich der Zweckverband Raum Kassel langfristig?

Ablauf

Auf dieser Webseite stellen wir unsere Arbeit zu der Leitfrage vor. Neben Texten und Bilder sind die kartographischen Darstellungen das Herzstück. Wir laden herzlich dazu ein in diesen rein und raus zuzoomen, Elemente anzuklicken und so die Region Kassel und ihre Zukunft näher kennenzulernen.

Zur Klärung der Leitfrage wurde zuerst die Gegenwart untersucht. Dafür haben wir drei auf dem Nachhaltigkeitsdreieck basierende Dimensionen ausgewählt und Indikatoren gebildet, die die räumliche Analyse ermöglichen. Die Analyseergebnisse im Bereich der Demografie, Ökologie und Mobilität zeichnen einen diversen Gesamtraum. Im Anschluss wurden zwei Szenarien entworfen. Als Ausgangspunkt haben die Szenarien die gleichen acht Megatrends, die im Rahmen einer Literaturrecherche als bedeutend identifiziert wurden. Zur Differenzierung der Szenarien berücksichtigen sie zusätzlich den wichtigen Faktor der politisch-gesellschaftlichen Situation. Hier wurden Annahmen dazu getroffen, wie Politik und Gesellschaft im Allgemeinen ausgerichtet sind. Die Unterschiede in den Annahmen sind zugleich namensgebend für die zwei Szenarien. Das Trendszenario geht von einer unveränderten gesellschaftlichen Situation aus. Liberale Positionen und ein schlanker Staat bilden die Grundannahmen des Trendszenarios. Das Alternativszenario stellt hierzu einen Gegenentwurf dar. Staat und Gesellschaft sind hier stärker als bisher auf den sozialen Zusammenhalt hin ausgerichtet und nehmen dafür auch stärker staatlich kontrollierende Instrumente in die Hand. Zum Schluss wurden die Szenarien hinsichtlich ihrer Auswirkungen für den urbanen und suburbanen Raum hin verglichen. Zusätzlich entstanden Handlungsempfehlungen, wie sich der Zweckverband strukturell auf die in den Szenarien postulierte Zukunft vorbereiten sollte. Damit schließt unsere Arbeit und zeigt, wie aus dem Zweckverband Raum Kassel der ZukunftsRaumKassel werden kann.


Analyse

Demografie - Bevölkerung

Zur Untersuchung der Bevölkerungsentwicklung in Kassel wurde die Bevölkerungsentwicklung zwischen 2015 und 2020 als Indikator verwendet. Generell lässt sich für den Gesamtraum ein leichtes Bevölkerungswachstum erkennen. Dies ist vor allem in den nordöstlichen Stadteilen Kassel, aber auch in einigen Umlandgemeinden der Fall. Auffallend ist zudem die starke Bevölkerungsabnahme der Südstadt, was allerdings auf eine Unterbringung von Flüchtlingen im Jahr 2014 und deren darauffolgendem Umzug zurückzuführen ist.

Demografie - Altersquotient

Für die Betrachtung der Altersstruktur und die damit einhergehenden Ansprüche an Stadt und öffentlichen Raum, dient der Altersquotient als Indikator. Dieser beschreibt das Verhältnis von Menschen über 65 zu 100 Menschen unter 18 Jahren. Auffallend ist, dass vor allem in Stadtteilen in Nähe der Universität viele junge Menschen leben. In den Umlandgemeinden leben hingegen eher ältere Menschen.

Demografie - Pendlerbewegungen

Um die Annahme einer herausragenden Stellung Kassels im Zweckverband zu überprüfen, wurde als Indikator das Pendlersaldo untersucht. Hierbei ist zu sehen, dass im Gegensatz zu fast allen Umlandgemeinden, in Kassel mehr Arbeitsplätze als Erwerbstätige vorhanden sind, eine herausragende Stellung also vorliegt. Zusätzlich hat Baunatal mit dem Standort des VW-Werk im Verhältnis zur Einwohnerzahl viele Arbeitsplätze. Die Pendlerbewegungen finden also in Richtung Kassel und Baunatal statt.

Demografie - Pkw pro Erwachsene

Aussagen über das Mobilitätsverhalten und die mögliche Abhängigkeit durch das Kfz, können über den Indikator der zugelassenen PKW pro 100 Einwohner getroffen werden. Hierbei sind auch deutliche Unterschiede zwischen dem urbanen und suburbanen Raum zu erkennen. Die Kfz-Abhängigkeit scheint sich mit Entfernung zu dem Zentrum Kassel zu vergrößern.

Alle Demografiekarten

Mobilität

Voraussetzung für eine nachhaltige Mobilität ist u.a. die Verlagerung auf umweltverträglichere Verkehrsträger und die Vermeidung von Verkehr ( Umweltbundesamt 2020 ). Als umweltverträgliche Verkehrsträger gelten vor allem die Fortbewegungsmittel der Nahmobilität (Fuß, Rad) und der ÖPNV. Indikatoren hierfür sind die Verfügbarkeit und fußläufige Erreichbarkeit der Nahmobilität sowie von Sharing Angeboten. Hierzu haben wir eine Erreichbarkeitsanalyse durchgeführt. Zur Vermeidung von Verkehr ist es wichtig, dass z.B. Wege die täglich zurückgelegt werden, möglichst kurz sind. Indikatoren hierfür sind die Verfügbarkeit/ fußläufige Erreichbarkeit von verschiedenen Infrastrukturen (Nahversorgung, Bildungseinrichtungen und Apotheken) betrachtet. Hierzu haben wir ebenfalls eine Erreichbarkeitsanalyse durchgeführt. Zusammenfassend wurde die Überschneidung dieser Erreichbarkeitsanalysen kombiniert. Das Mobilitätsangebot und die Erreichbarkeit täglicher Bedarfe wurden nach deren Anzahl dargestellt. Auffallend ist vor allem, dass im Zentrum von Kassel und entlang der Tram Achsen ein gutes bis sehr gutes Mobilitätsangebot besteht, wo hingegen im suburbanen Raum kaum Mobilitätsangebote bestehen. Infrastrukturen des täglichen Bedarfs in den Umlandgemeinden gut erreichbar, lediglich Calden bildet eine Ausnahme.

Ökologie

Bereits heute sind die Entwicklungen und Auswirkungen des Klimawandels spürbar ( Monitoringbericht 2019 ). Durch die zu erwartenden Folgen ist ein Schutz der Gebiete notwendig, die für einen klimatischen Ausgleich für die verdichteten Bereiche sorgen. Aufgrund von Zunahmen von Niederschlägen und Starkregen erfährt der Hochwasserschutz eine zunehmende Relevanz ( Umweltbundesamt 2014 ). Als Indikator wird der Höhenunterschied von bis zu drei Metern zum nächsten Fließgewässer der Flächen im ZRK betrachtet. Um den allgemein belasteten Ökosystemen mit einem großen Artensterben ( Bayerischer Rundfunk ) Rechnung zu tragen, sind im Bereich des Naturschutzes bereits bestehende Schutzgebiete als Indikator gewählt. Als Indikator für die Landwirtschaft dient das Ertragspotential, um diese im Hinblick auf die Bodenwende bewerten zu können. Für die Risiken aufgrund von Hochwasser bestehen insbesondere um Fuldaauenbereich und der Unterneustadt gefährdete Bereiche. Durch die ökologisch wertvollen Flächen, also Schutzgebiete und Gebiete mit Klimafunktionen, wird deutlich, dass nahezu alle Flächen außerhalb des Siedlungsbereiches ökologische Funktionen tragen. Entwicklungen im Außenbereich und das klassische "Bauen auf der grünen Wiese“ sind nicht möglich, ohne mit diesen Schutzgütern in Konflikt zu treten.


Szenarien

Wie entwickelt sich der Zweckverband Raum Kassel langfristig?

Um zu untersuchen, wie sich der ZRK in Zukunft entwickeln könnte, wurden zwei Szenarien erstellt. Als Grundlage dienen aktuelle Megatrends, die aus der Analyse um den Bereich der Digitalisierung erweitert wurden. Diese sind im weiteren Verlauf detailliert beschrieben. Die beiden Szenarien unterscheiden sich in ihren Grundannahmen zur staatlichen Entwicklungssteuerung und den daraus resultierenden politischen Entscheidungen. Ergebnis der Szenarien sind unterschiedliche räumliche Folgen für den ZRK. Nachfolgend sind die acht Megatrends beschrieben.

Trendszenario - Ablaufdiagram

Im ersten Szenario haben wir den aktuellen Trend fortgeschrieben. In diesem findet eine starke Orientierung an marktwirtschaftlichen Mechanismen statt. Der Umweltschutz besitzt in politischen Verhandlungen außerdem keine hohe Priorität. Dies sowie eine träge und punktuelle staatliche Steuerung führt zu einer reaktiven Stadtentwicklungspolitik.

Trendszenario - Demografie

Demografischer Wandel

In den nächsten Jahren wird die Babyboomergeneration in Rente gehen und nach gemütlichen Altersruhesitzen im Grünen suchen. Der junge, überwiegend akademische Nachwuchs kann die freigewordenen Stellen in Engpassberufen des Handwerks und der Industrie nicht ausreichend ersetzen. Die Unternehmen reagieren mit attraktiven Arbeitsbedingungen; ein Pull-Faktor für die Region Kassel. Den (Klima)flüchtlingen wird die Ausübung von Engpassberufen als Bedingung für ihren Aufenthalt gestellt. Im ZRK bleibt die Einwohnerzahl bis 2050 wegen des Zuzugs konstant, der sich aber überwiegend auf die urbanen Quartiere konzentriert.

Vermögenskonzentrierung

Niedrige Zinsen und hohe Immobilienpreise verhindern die Vermögensmehrung in der breiten Bevölkerung. Einzig im Immobilienmarkt lassen sich noch Gewinne erwirtschaften, wofür es aber große Mengen Startkapital braucht. Als Folge steigen die Mieten und die Kapitalkonzentration wächst. Die urbanen Kernstädte gentrifizieren sich, denn der Staat gibt den Sozialwohnungsbau auf. Wer sich die hohen Mietpreise in den Innenstädten nicht leisten kann, zieht nach Suburbia und nimmt verlängerte Pendelwege in Kauf.

Trendszenario - Digitalisierung

Veränderung der Arbeitswelt

Die gesellschaftliche Identifikation über die Arbeit nimmt ab. Freizeit und Konsum gewinnen stattdessen an Bedeutung. Verstärkt werden diese Entwicklungen durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und von verschiedenen Formen der Automatisierung und Digitalisierung. Hierdurch werden menschliche Routinearbeiten und körperliche Arbeit obsolet. Kreative Berufe gewinnen an Bedeutung. Die verstärkte Inanspruchnahme des Homeoffice sorgt für einen steigenden Bedarf an qualitativ hochwertigem Wohnraum.

Digitalisierung

Große Teile des Alltags verlagern sich durch die Digitalisierung in virtuelle Räume. Im Bildungs- und Gesundheitswesen, der Verwaltung aber auch der Nahversorgung verringert sich die Notwendigkeit physischer Orte. Der Onlinehandel nimmt stark zu. Kernbereiche der Versorgung verlieren an Bedeutung. Freizeitgestaltung findet zunehmend abseits der öffentlichen Räume statt.

Trendszenario - Mobilität

Automatisierung des Verkehrs

Aufgrund des gesteigerten globalen Konsumverhaltens steigt der Anteil des Güterverkehrs. Katalysator dieses Trends sind die optimierten Betriebsabläufe, die die automatisierte Verkehrslösungen ermöglichen. Die Logistikinfrastruktur erfährt an Bedeutung, was zu einem erheblichen Flächenverbrauch führt.

Individualisierung des Verkehrs

Die Beliebtheit von individuellen Verkehrslösungen nimmt zu. Mikromobilität konzentriert sich im urbanen Raum. Der ÖPNV kämpf mit einem massiven Bedeutungsverlust, die wirtschaftliche Rentabilität ist nicht mehr gegeben und die Streckennetze werden zurückgebaut. So bleibt der Anteil des MIV am Modal Split weiterhin dominant. Die Antriebswende, hin zu postfossilen Antriebsformen wird schwerpunktmäßig gefördert.

Trendszenario - Ökologie

Erderwärmung

Die globalen Treibhausgasemissionen nehmen weiter zu. Insbesondere in verdichteten, urbanen Räumen belastet die hohe Frequenz von Hitzetagen die Menschen und fordert Todesopfer. Starkregenereignisse führen zu unvorhergesehenen Fluten, die durch vereinzelte Klimaanpassungsmaßnahmen nicht abgefangen werden können. Dürreperioden im Sommer und ein massives Insektensterben setzen Landwirte unter existenzielle Bedrohungen. Dürre und die benötigten Düngemittel führen sukzessive zu einer Bodendegradation.

Artensterben

Durch die massive Flächeninanspruchnahme gehen großflächig Lebensräume verloren, zusätzlich kommt es durch die enge Verflechtung zu wiederholenden Pandemien. Eine reduzierte Artenvielfalt ist anfällig gegen die eintretenden Klimaveränderungen. Die ohnehin stark dezimierte Anzahl an Tieren und Pflanzen verringert sich weiter, lediglich in angelegten Landschaftsparks kann "Natur" erlebt werden.

Trendszenario - Verortung

Alternativszenario - Ablaufdiagram

Als Gegenentwurf zum Trendszenario wurde das Alternativszenario entwickelt. In diesem wird proaktive Stadtentwicklungspolitik betrieben, die vorausschauend die wichtigen Fragen und Probleme unserer Zeit bearbeitet. Staatliche Eingriffe und Steuerungen werden dafür genutzt, soziale Fürsorgeinteressen zu erfüllen und den Umweltschutz zu priorisieren.

Alternativszenario - Demografie

Demografischer Wandel

Der demografische Wandel führt zunehmend zu Leerstand in den Einfamilienhausgebieten. Durch ein Verbot der Neuausweisung und Nutzung gemeinschaftlicherer Wohnkonzepte kommt es zu einer höheren Auslastung dieser Gebiete. Durch den Zuzug aus anderen Regionen und die Aufnahme von Klimaflüchtlingen kommt es außerdem zu einem moderaten Bevölkerungswachstum.

Vermögenskonzentrierung

Um einer Vermögensvermehrung durch Immobilienspekulationen und den damit verbunden Mieterhöhungen entgegenzuwirken, werden gemeinschaftliche Wohnkonzepte und der soziale Wohnungsbau gefördert. Außerdem werden bestehende freie innerstädtische Flächen genutzt, um Kosten für Flächenkauf und Erschließungskosten zu sparen. Ungenutzte innerstädtische Flächen, die lediglich Wert als Spekulationsobjekt besitzen werden enteignet, da der potenzielle Wert für die Allgemeinheit überwiegt.

Alternativszenario - Digitalisierung

Veränderung der Arbeitswelt

Das Verständnis von Arbeit ändert sich im Kontext der Digitalisierung grundlegend. Die alten Arbeitsideale von Karriere und Erfolg weichen zunehmend der Sinnfrage und dem Streben nach individueller Entfaltung. Mit diesen Trends einher gehen eine Verringerung und eine Flexibilisierung der Arbeitszeit. Die gewonnene freie Zeit nutzen die Menschen, um sich ehrenamtlich in Vereinen und anderen Organisationen einzubringen, was das Gemeinwesen stärkt. Darüber hinaus führen das digitale und flexible Arbeiten zu ortsunabhängigen Arbeitsformen. Hierdurch kommt es auch in Innenstädten zu mehr gemeinschaftlichen Begegnungsmöglichkeiten mit einer geringeren Konsumorientierung.

Digitalisierung

Durch digitale Angebote sinkt die Ortsgebundenheit vieler Arbeitsplätze und der Onlinehandel nimmt zu. Die digitale und kreative Szene konzentriert sich im urbanen Raum, gewinnt aber auch in der Suburbia immer mehr an Bedeutung. Bereiche, in denen der persönliche Kontakt elementar ist, wie Kultur- und Kleinbetriebe, werden gefördert und bereichern die Zentren in der Stadt und den Umlandgemeinden. Die Ansprüche an den Wohnraum erweitern sich durch die Funktionsergänzung als Arbeitsplatz.

Alternativszenario - Mobilität

Automatisierung des Verkehrs

Mit der weltweiten Steigerung des Konsumverhaltens geht die Zunahme des globalen Warengüterverkehrs einher. Durch die gezielte staatliche Förderung wird der Güterverkehr zunehmend auf die, gegenüber der Straße, umweltfreundlichere Schiene verlegt. Dafür werden bestehende Schienentrassen massiv ausgebaut und ehemalige Bahnstrecken reaktiviert. Besonderes Hauptaugenmerk liegt zudem auf dem urbanen Lieferverkehr, der zukünftig durch klimaschonende und platzsparende, logistische Mikromobilitätslösungen abgewickelt wird.

Individualisierung des Verkehrs

Bei der Umsetzung der Verkehrswende ziehen alle Akteure an einem Strang. Die Nahmobilität wird politisch gefördert und Sharingangebote erfreuen sich in der Gesellschaft sowohl im urbanen als auch im suburbanen Raum einer immer größeren Beliebtheit. Ein moderner und eng getakteter ÖPNV sowie sichere und breite Radwege machen das Auto in den Kernbereichen der Stadt zunehmend überflüssig. Die Neugestaltung der Straßenräume führt zu einer Bewusstseinsänderung und einer Rückeroberung des öffentlichen Raums.

Alternativszenario - Ökologie

Erderwärmung

Die globalen Treibhausgasemissionen nehmen weiter zu. Insbesondere in verdichteten, urbanen Räumen belastet die hohe Frequenz von Hitzetagen die Menschen. Durch die spürbaren Folgen wird Naturschutz als Dogma verstanden. Vielfältige und fundierte Klimaschutzmaßnahmen mit einer weitverzweigten grünen Infrastruktur ermöglichen dichte Bebauungen. Das Blau-Grüne-Band entlang der Fulda bildet die grüne Identität des Zweckverbandes Raum Kassel. Öffentlicher Raum wird als Erhol- und Aufenthaltsraum aufgefasst und ermöglicht.

Artensterben

Wiederkehrende Pandemien und Ertragsrückgänge aufgrund des Artensterbens bewirken eine Bewusstseinsschärfung und ein Umdenken. Ökologische und artenreiche landwirtschafte Flächen gehen einher mit großflächigen Renaturierungen, die dem Artenschwund entgegenkommen.

Alternativszenario - Verortung


Fazit

Vergleich

Die beiden Szenarien für die zukünftige Entwicklung des Zweckverbandes-Raum-Kassel zeigen mögliche Perspektiven und Auswirkungen von Trends, die bisher in den gesamträumlichen Konzepten nachrangig betrachtet wurden. Der Hauptunterschied zwischen den Szenarien liegt in den Grundannahmen und der daraus resultierenden reaktiven/ proaktiven Stadtentwicklungspolitik. Um die Unterschiede der beiden Szenarien direkt erkennen zu können sind die beiden Ablaufgrafiken mithilfe der slide-Funktion vergleichbar.

Im Trendszenario kommt es zu einer starken räumlichen Separierung in urbane und suburbane Siedlungsräume, vorangetrieben zum Beispiel durch die intensive Nutzung des MIV. Steigende Mieten sind der Grund für die Ausweitung der Kluft zwischen Arm und Reich, die sich zunehmend auch räumlich äußert. Auf Veränderungen des Klimas wird nur punktuell reagiert, was für Mensch und Natur erhebliche Gefahren birgt.

Im Alternativszenario entstehen Gemeinschaftshäuser, alternative Wohnkonzepte, die zu lebhaften Dörfern und Stadtquartieren führen. Auch die Förderung von kleinen Läden und die Rückeroberung des Straßenraums bringen die Menschen wieder in den öffentlichen Raum. Neue Konnektivitätsnetze verbinden die Menschen über den gesamten Raum hinweg. Mit hoher Klimaresilienz wird sich der Raum auszeichnen, indem ökologischer Schutz konsequent durchgesetzt wird.

Handlungsempfehlungen

Wie wird der „Zweckverband Raum Kassel“ zum „ZukunftsRaumKassel“?

Für den ZukunftsRaumKassel braucht es eine langfristige Vision der gesamträumlichen Entwicklung, um proaktiv auf die breiten gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte reagieren zu können. Um auf diese Veränderungen reagieren zu können bzw. sie zu ermöglichen muss sich der Zweckverband Raum Kassel umfassend transformieren. Hierfür braucht es weitreichende Zeithorizonte für Planungen und Strategiekonzepte. Auch soziale Themen oder der Klimawandel sollten noch stärker in den Fokus gerückt werden. Dafür muss vor Ort der politische Wille vorhanden sein, diesen Strategien zu folgen und die gemeinsame Entwicklung höher zu werten als die eigenen Interessen. Der ZRK sollte ergänzend mit stärkeren rechtlichen Kompetenzen ausgestattet werden, um die Strategien und Planungen gesamträumlich anstoßen, als auch umsetzen zu können. Die Kompetenzen können Grundlage sein, die dominierende Stellung und Interessen der Stadt Kassel oder Einzelinteressen der Mitgliedskommunen dem Gesamtinteresse des ZukunftsRaumKassel unterzuordnen.