Sechste regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung

Demografischer Wandel in Rheinland-Pfalz

Vergangenheit

Seit der Landesgründung ist die rheinland-pfälzische Bevölkerung um mehr als eine Million Menschen gewachsen. Bis Ende der 1960er-Jahre sorgten sowohl Geburtenüberschüsse als auch Wanderungsgewinne für eine Bevölkerungszunahme. Seit Anfang der 1970er-Jahre ist die natürliche Bevölkerungsentwicklung fast durchgängig negativ, d. h. die Sterbefälle übersteigen die Zahl der Neugeborenen. In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre, der ersten Hälfte der 1980er-Jahre und der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre konnte das Geburtendefizit nicht über die Wanderungsbilanz kompensiert werden. In diesen Zeiträumen nahm die Einwohnerzahl ab. Es überwiegen aber die Phasen, in denen die Bevölkerung trotz Geburtendefizit aufgrund von Zuwanderung wuchs. Insbesondere zu Beginn der 1990er-Jahre und in der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre zogen viele Menschen nach Rheinland-Pfalz. Zum Jahresende 2020 belief sich die Bevölkerungszahl auf 4,1 Millionen Personen. Das ist der bisher höchste Wert in der Landesgeschichte.

Die rheinland-pfälzische Bevölkerung altert. Der Bevölkerungsanteil der 65-Jährigen und Älteren hat sich seit 1950 mehr als verdoppelt. Zählte 1950 nur etwas mehr als jede bzw. jeder Elfte zur Gruppe der Seniorinnen und Senioren, war es 2020 mehr als ein Fünftel der Einwohnerschaft. Im Gegenzug schrumpfte der Anteil der jungen Bevölkerung unter 20 Jahren von knapp einem Drittel auf weniger als ein Fünftel. Obwohl die Gesamtbevölkerung um 36 Prozent zunahm, gibt es heute weniger unter 20-Jährige im Land als 1950. Knapp drei von fünf Einwohnerinnen und Einwohnern gehörten 2020 zur erwerbsfähigen Altersgruppe der 20- bis 65-Jährigen. Dieser Anteil liegt genauso hoch wie 1950.

Modellannahmen

Für die Bevölkerungsvorausberechnung sind Annahmen dazu notwendig, wie sich die Geburtenrate, die Lebenserwartung und der Wanderungssaldo zukünftig entwickeln. Es werden eine Bevölkerungsprojektion und zwei Modellvarianten gerechnet. Die Annahmen zur Geburtenrate und zur Lebenserwartung sind in der Projektion und den beiden Modellvarianten identisch. Nur beim Wanderungssaldo gibt es Unterschiede.

Es wird für die Zukunft eine konstante Geburtenrate von 1,6 Kindern je Frau unterstellt. Dies entspricht dem Wert, der in den letzten Jahren zu verzeichnen war.

Der in der Vergangenheit zu beobachtende Anstieg der Lebenserwartung wird in die Zukunft fortgeschrieben. Die Lebenserwartung der Frauen steigt ausgehend von 83,2 Jahren annahmegemäß bis 2040 auf 84,9 Jahre und bis 2070 auf 87,1 Jahre. Die Lebenserwartung der Männer steigt von 78,8 Jahren bis 2040 auf 81,7 Jahre und bis 2070 auf 85,2 Jahre.

Der jährliche Wanderungssaldo steigt in der Projektion von rund 17.300 zunächst auf 20.000 Personen. Langfristig wird ein Wanderungsgewinn von 15.000 Personen pro Jahr unterstellt. In Modellvariante A wird eine ausgeglichene Wanderungsbilanz angenommen. In Modellvariante B wird ein Verlauf des Wanderungssaldos simuliert, durch den die Bevölkerungszahl im erwerbsfähigen Alter in etwa konstant gehalten wird. Dies führt zu hohen Wanderungsüberschüssen in den 2020er-Jahren.

Landesergebnisse

Nach den Ergebnissen der Bevölkerungsprojektion wird die rheinland-pfälzische Bevölkerung bis 2040 um 69.600 Personen bzw. um 1,7 Prozent wachsen. Der höchste Bevölkerungsstand wird für 2037 berechnet. Danach nimmt die Bevölkerungszahl leicht ab. Die Zahl der unter 20-Jährigen steigt bis 2040 um 25.600 Personen (+3,4 Prozent). Die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter von 20 bis 65 Jahren schrumpft (-208.000 Personen; -8,5 Prozent). Die stärkste Veränderung errechnet sich bei den 65-Jährigen und Älteren. Ihre Zahl erhöht sich um gut eine Viertelmillion (+28 Prozent).

Bevölkerungspyramide

Bevölkerungspyramiden bieten einen optischen Eindruck von der Entwicklung der Altersstruktur. Die geburtenstarken Geburtsjahrgänge der 1960er-Jahre und die darauffolgenden geburtenschwachen Jahrgänge der 1970er-Jahre sind auch in der Bevölkerungspyramide für 2040 noch deutlich erkennbar.

Hier kann die projizierte Altersstruktur der männlichen und weiblichen Bevölkerung für die einzelnen Jahre 2021 bis 2070 betrachtet werden. Wählen Sie dazu ein Jahr aus der Liste aus.

Regionale Ergebnisse

Die kreisfreien Städte werden laut der Projektion relativ stärker vom Bevölkerungswachstum profitieren als die Landkreise (+2,9 bzw. +1,3 Prozent). In zwei Dritteln der 36 Verwaltungsbezirke nimmt die Einwohnerzahl zu. In drei kreisfreien Städten und neun Landkreisen werden 2040 hingegen weniger Menschen leben als heute. Überdurchschnittliche Steigerungen werden entlang der südlichen Rheinschiene und im Grenzgebiet zu Luxemburg erwartet, deutliche Rückgänge in der Nähe zur östlichen Grenze des Saarlands.

Die Bevölkerungsentwicklung bis 2040 variiert in den kreisfreien Städten und Landkreisen von einem Plus von sieben Prozent in Ludwigshafen bis zu einem Minus von 5,6 Prozent in Pirmasens. Auf der Ebene der kreisfreien Städte, verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden ist die Spannweite größer. Hier reichen die Ergebnisse von +14 Prozent in Schifferstadt bis –9,7 Prozent in der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach.

Die altersstrukturellen Verschiebungen, die schon seit langem zu beobachten sind, setzen sich in Zukunft fort. Der Jugendquotient gibt an, wie viele Kinder und Jugendliche im Alter unter 20 Jahren auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter von 20 bis 64 Jahren kommen. Nach den Ergebnissen der Projektion wird der Jugendquotient bis 2040 in den kreisfreien Städten von 29 auf 31 und in den Landkreisen von 31 auf 36 steigen. Diese Entwicklung geht aber kaum auf eine steigende Zahl junger Menschen zurück. Vielmehr sinkt die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, die in den Nenner der Kennzahl eingeht.

Analog zum Jugendquotienten misst der Altenquotient die Zahl der 65-Jährigen und Älteren je 100 Personen im erwerbsfähigen Alter. Der Altenquotient wird bis 2040 deutlich stärker zunehmen als der Jugendquotient. Hierzu trägt sowohl die steigende Zahl älterer Menschen als auch die schrumpfende Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bei. In den kreisfreien Städten wächst der Altenquotient bis 2040 von 33 auf 41, in den Landkreisen von 39 auf 57.

Download

Weitere Informationen enthält die Statistische Analyse No. 61 „Demografischer Wandel in Rheinland-Pfalz – Sechste regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (Basisjahr 2020)“. Die Analyse und weitere Informationen können auf unserer  Homepage  kostenlos abgerufen werden.

Daten zur Bevölkerungsvorausberechnung (Basisjahr 2020) gibt es  hier im CSV-Format .