Pirna im Kalten Krieg

Die Grenzen zwischen Krieg und Frieden waren zwischen 1947 und 1989/90 fließend. Welche Spuren lassen sich heute noch dazu finden?

Einleitung

Die vorliegende Seite gibt Ihnen einen Überblick über die teils vergessenen Orte aus der Zeit des Kalten Krieges in und um Pirna (Teil 1). Wir haben neben der Ortsangabe auch ein Foto vom Objekt sowie eine kurze Einordnung aus Sicht der Schülerin bzw. des Schülers vorgenommen.

Der zweite und deutlich umfangreichere Teil sind die 22 Erzählungen über die Zeit des Kalten Krieges, welche einzelne Schülerinnen und Schüler auf Grundlage von Interviews und Recherchen erstellt haben. Damit ergibt sich ein umfangreiches räumlich-historisches Gedächtnis für die Region. Ganz unterschiedliche Aspekte wurden hierbei eigenverantwortlich herausgesucht und thematisiert: Die traumatischen Tage während und nach dem Untergang des NS-Staates, die neuen Lebenschancen in der jungen DDR, der Alltag in der Region, die Angst vor einem großen Krieg im Spätsommer 1968 oder die geheime Bunkeranlagen und vergessenen Übungsareale der Kampfgruppen und Pioniereinheiten der NVA. In Summe wurden ganz unterschiedliche Blickwinkel auf die DDR eingefangen.

Diese Seite stellt das Ergebnis der Arbeiten der Klasse 11a vom September 2024 bis zum Januar 2025 dar. Wir wünschen eine interessante und anregende Lektüre.

1. Teil der Spurensuche: Karte zu den vergessenen Orten

Recherchierte und fotografisch erfasste Orte des Kalten Krieges in Pirna und Umgebung.

2. Teil der Spurensuche: Erzählungen zu den Menschen

Nutzen Sie die Karte, um sich einen Überblick über die 22 Erzählungen zu verschaffen. Möchten Sie eine Geschichte im Detail lesen, wählen Sie den entsprechenden Reiter (oben) aus.

Übersicht zu den Erzählungen, die an einen konkreten Ort gebunden sind.

Erzählung 1: Dresden am Ende des 2. Weltkrieges

von Margie E.

Pirna, Dresden und Umgebung, ein kleines Gebiet in der späteren DDR, waren Orte, in denen viele Menschen die Spannungen und Einschränkungen direkt zu spüren bekamen. Um die Ereignisse zum Kriegsende und damit am Vorabend des Kalten Krieges nicht zu vergessen und vorherige Generationen besser verstehen zu können, beschäftigte ich mich mit einer Zeitzeugin namens Helen Hartmann (89), die unsere Fragen über diesen Thema beantwortete und ihre Erfahrungen aus der Zeit zu Kriegsende erklärte. Damit konnte wir besser die Ausgangslage der Menschen verstehen, die anschließend die DDR erlebten.

Blick vom Rathausturm auf die zerstörte Stadt im Jahr 1945. Im Vordergrund der heutige Pirnaische Platz (Bundesarchiv, Bild 183-Z0309-310 / G. Beyer / CC-BY-SA 3.0)

M.E.: Frau H., wo haben sie zu der Zeit gelebt und wie alt waren sie da?

Helen H.: ich bin 1935 in Dresden geboren und dort bin ich auch aufgewachsen. Ich war zwar noch sehr jung, als das Krieg begann, aber ich musste trotzdem alles miterleben und ich kann mich größtenteils daran erinnern, wie als wäre es gestern gewesen.

M.E.: Wie war die Schulzeit damals überhaupt?

Helen H.: Wir waren fünfzig oder mehr Schüler in einer Klasse und die meisten lebten auch auf der gleiche Straße oder in der Nähe also waren wir auch alle gute Freunde. Ich kann mich auch gut daran erinnern, dass unsere Schule und auch viele andere die im Kerngebiet waren, ab Juli 1943 geschlossen blieben, weshalb ich ab da bis zum Kriegsende keinen Unterricht hatte.

M.E.: Und wie haben sich die Umstände des Krieges auf Ihr persönliches Leben ausgewirkt?

Helen H.: Die Ereignisse prägen einen das ganze Leben lang, das kann ich mit Sicherheit sagen. Diese ständige Unsicherheit und die Angst, was Falsches zu sagen, waren allgegenwärtig. Es war schwer, überhaupt Hoffnung zu haben. Ich hatte jeden Tag Angst unerwartet mein Leben zu verlieren oder das meiner Eltern und da war ich auch nicht älter als zehn. Man wusste ja nie, wer einen beobachtete oder belauschte. Ich erinnere mich gut daran, dass die Menschen oft flüsterten, wenn sie über Politik redeten. Diese innere Anspannung hat uns alle begleitet und war Teil unseres Alltags. Mir wurde das ganze erst klar, als der gesamte Ausfall an Unterricht festgestellt wurde, denn ab da war alles viel ernster.

M.E.: Haben sie versucht, damit umzugehen, trotz der täglichen Ängste?

Helen H.: Ich kann sagen, dass wir gelernt haben, vorsichtig zu sein und uns an die Umstände so schnell wie möglich anzupassen. Ich lernte nur den richtigen zu vertrauen, wenigstens bei denen mussten wir nicht so streng überlegen, was wir sagten. Manchmal war es auch sehr schwer, optimistisch zu bleiben oder überhaupt eine Hoffnung zu finden, aber wir haben uns an die kleinen Dingen im Alltag festgehalten. Für mich waren Familie und die Treffen mit guten Freunden, auch die Spaziergänge in der Natur um Pirna herum, bevor das Ganze anfing, sehr wertvoll. Diese gute Erinnerungen haben uns alle Kraft gegeben.

M.E.: Welche Erinnerung aus der Zeit hat Sie am meisten geprägt ?

Helen H.: Auf jeden Fall die Bombennacht. Es ist eine der schrecklichsten Erinnerungen meiner Kindheit. Ich war noch sehr jung, aber die Angst, das Dröhnen der Flugzeuge und die Vibrationen die man durch den Boden fühlte, sind Erinnerungen, die man nie vergisst. Wir hörten die Sirenen und rannten in den Keller, wie wir es oft geübt hatten. Meine Eltern und ich saßen eng an einander und das Einzige, was wir tun konnten, war, still zu warten und und zu hoffen, dass die Bomben nicht uns oder die Nähe treffen. Ich wusste damals nicht, warum sowas geschah, auch als meine Mutter mir immer wieder sagte, dass alles gut werden würde, wusste ich ganz genau, dass alle Angst hatten und ich zurfolge auch.

M.E.: Haben die Ereignisse dieser Nächte Ihre Einstellung zum Leben verändert?

Helen H.: Absolut. Die Bombennacht und der Krieg haben mir schon als Kind gezeigt, wie zerbrechlich alles ist. Es is ein seltsames Gefühl, aber ich habe gelernt, jeden Moment zu schätzten und das Leben nicht ansatzweise als selbstverständlich anzusehen. Auch viele Jahre später, nachdem Frieden einkehrte, spüre ich manchmal immer noch Unsicherheit und Angst. Diese Nacht hat mich auch gelehrt, wie wertvoll Frieden und Sicherheit sind.

Die Bombennacht von Dresden und Umgebung, die vom 13. bis zum 15 Februar 1945 ging, bleibt eine tiefe Wunde in der Erinnerung vieler. Für Frau Hartmann war sie nicht nur ein Traum, sondern auch eine Mahnung, die eigene Zerbrechlichkeit und die Bedeutung des Lebens nicht zu vergessen.

M.E.: Was denken sie heute über diese Zeit, wenn sie zurückblicken?

Helen H.: Der Krieg war eine extreme Zeit der Unfreiheit. Die Angst, die ich damals verspürte, sitzt tief und hat mein Leben geprägt, aber ich bin froh jetzt in einem vereinten Deutschland leben zu dürfen. 

Die Erfahrungen von damals sollten niemals vergessen werden und es ist wichtig, dass wir offen darüber sprechen. Manchmal fühlt es sich sogar auch an, als sei es ein anderes  Leben gewesen.Wie ich schon sagte, sind die Ängste und Sorgen Teil unserer Geschichte und auch Teil dessen, was wir unsere Kindern und  Enkeln weitergeben können. Um zu erinnern, wie kostbar Freiheit und Offenheit sind. 

Dresden und seine Umgebung waren am Ende des 2. Weltkrieges, an der Grenze zwischen Krieg und Frieden, eine Landschaft tiefer Ängste, aber auch Hoffnungen. Das Gespräch mit Helen Hartmann wirft ein eindrucksvolles Licht auf das Leben und die Kraft, die die Menschen in dieser Zeit aus kleinen Dingen schöpften.

Sie berichtete von einer Kindheit, die von Angst und Unsicherheiten geprägt war. Besonders eindrücklich bleibt ihr die Bombennacht in Dresden und Umgebung. Die Nacht lehrte sie, wie zerbrechlich das Leben ist und prägte ihre Einstellung zur Bedeutung von Frieden und Sicherheit.

Im aufziehenden Kalten Krieg wiederum fühlte sie sich durch Überwachung und Misstrauen eingeschränkt. Trotz der Ängste fand sie im engen Familien- und Freundeskreis Halt. Heute erinnert sie sich an diese Zeiten als Mahnung, den Wert der Freiheit und des Friedens zu Schätzen. 

„[...]Die Angst, das Dröhnen der Flugzeuge und die Vibrationen die man durch den Boden fühlte, sind Erinnerungen die man nie vergisst.”

- Helen H.

Quelle: Interview vom Oktober 2025 mit Helen Hartmann [Name auf Wunsch pseudonymisiert], geboren in 1935

Erzählung 2: Wie nah war der Kalte Krieg in Pirna?

von Martin K.

Für die meisten Menschen in unserer Welt ist es kein schöner Abschnitt in der neusten Geschichte. Die Zeit, die nach dem Weltkrieg ebenfalls Leid, Trauer und Sorgen verschafft hat. Es ist die Nachkriegszeit, die von dem Kalten Krieg überschattet wurde. Der Machtkampf zwischen zwei Großmächten, die ihre Macht und ihre Grenzen militärisch klar machten. Wenig Freiheit war vor allem Menschen gegeben, die in dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik lebten. Aufgrund der gerade mal rund 13 km entfernte Tschechischen Republik sind diese Grenzen in Pirna und Umgebung ganz nah gewesen. So fanden tägliche Grenzkontrollen statt. Als DDR- Bürger wurde man kontrolliert, musste immer den Pass vorzeigen und den Grund der Einreise nach Tschechien nennen, um schließlich dies auch zu dürfen. Doch wurden die Grenzen auch damals so gesehen und wie spürbar war die Gefahr eines 3. Weltkrieges? Die Freiheitsrechte Leid, Trauer und Sorgen, - das sind Empfindungen, die vielen Menschen zu damaliger Zeit nicht unbekannt waren. Dass diese Gefühle bei vielen Menschen auftraten, war zum großen Teil den fehlenden Freiheitsrechten zuzuschreiben. Viele Bürger litten tatsächlich unter den stark eingeschränkten Freiheitsrechten, die ihnen in der Deutschen Demokratischen Republik gegeben waren. Hier ein paar Beispiele: Wurde eine Meinung öffentlich geäußert, die nicht der sozialistischen Ideologie entsprach, drohten Konsequenzen wie Freiheitsstrafe oder Einschränkungen in der schulischen bzw. beruflichen Laufbahn; trotz dessen, dass es gesetzlich anders festgehalten war. Das DDR-Regime unternahm vieles um den westlichen Einfluss und die Zahl der Flüchtlinge in die Bundesrepublik zu verringern. So benötigte man für Reisen in westliche Länder eine besondere Genehmigung, die schwer zu bekommen war. Nur „politisch zuverlässigen“ Bürgern wurde diese meist erteilt. Durch weitere Maßnahmen wie den Mauerbau und die generell stark überwachte, mit tödlichen Fallen gesicherte Grenze zur Bundesrepublik, verringerte nicht nur die Flüchtlingszahlen, sondern es machte die Flucht lebensgefährlich. Viele Menschen ließen dabei auch ihr Leben. All diese genommenen Freiheiten schränkten die Bürger massiv ein. Zudem zeigt es, wie sehr der Staat seine Ziele durchsetzte, egal ob Menschen darunter litten oder ein extrem hoher Aufwand damit verbunden war. Unglücklich oder glücklich im Grenzgebiet? Die nahe Grenze zu Tschechien hat für manche Bürger die ganzen Faktoren, die zur Unzufriedenheit beitrugen, sichtbarer gemacht. Wie Ulricke K. berichtet, dass ihr Bruder Klaus G. mehrmals beim Wandern in der Sächsischen Schweiz eingefangen wurde, aufgrund des Verdachtes, dass er wohl einen Fluchtversuch über die CSSR Richtung West gewagt hat. Solche Situationen machen natürlich die Grenzen spürbar und schränkten die Freiheit einzelner Personen stark ein. Jedoch haben nicht alle Leute aus diesem Grenzgebiet solch eine negative Erfahrung mit der Stasi (Staatssicherheit) machen müssen. „Wir sind gerne mal schnell zum Einkaufen nach Petrovice gefahren und haben gleich noch dort getankt.“, sagte Christiane K. Diese Aussage zeigt, dass die Grenze Christiane nicht belastet hat, sondern sie viel mehr von ihr und ihrer Familie als Vorteil gesehen wurde, da man in der Tschechoslowakei günstig, jedoch gute Güter erwerben konnte, die es in der DDR nicht gab, wie sie selbst sagte. Teilweise mussten DDR-Bürger aufgrund der Grenzkontrollen lange anstehen, aber man plante ja die Verzögerung schon mit ein, laut Christiane K.

Pirnaer Innenstadt im Jahr 1979 mit Blick Richtung Schloss (Bundesarchiv, Bild 183-U0618-0306 / Horst Sturm / CC-BY-SA 3.0)

Angst vor dem 3. Weltkrieg? Zwei Großmächte die immer weiter aufrüsten. Der Kalte Krieg sorgte vor allem mit seinen Höhepunkten für Angst und Schrecken. Einer der größten Spannungspunkte vor der Eskalation eines 3. Weltkriegs war die Kuba-Krise. Die UdSSR ließ unter Nikita Chruschtschow Mittelstreckenraketen auf Kuba stationieren, was die US- Regierung als direkte Provokation wahrnahm. Natürlich fand die Stationierung von Raketen nicht nur auf Kuba, sondern an vielen Orten statt, auch in der DDR. Solche Aufrüstungsprojekte bekam man auch immer mal wieder mit, anhand von meist nächtlichen Militärzügen oder auch aus den Nachrichten. Dass damit bei vielen Menschen die Angst wuchs, war vorprogrammiert. Wie Ulricke K. berichtet: „Ich hatte furchtbare Angst vor einem 3. Weltkrieg. Insbesondere als wir in ZV (Zivilverteidigung) Schutzmaßnahmen durchsprachen, wie wir Kinder uns im Falle eines Atomangriffs zu verhalten haben.“ Diese Aussage zeigt, unter welcher Angst die Menschen zu Zeiten des Kalten Krieges lebten und dass es jederzeit zur kompletten Eskalation hätte kommen können. Zudem repräsentiert die Aussage auch, wie die DDR die Zivilbevölkerung auf einen Krieg vorbereitete, was damals noch einmal mehr ernüchternd auf die Bevölkerung wirkte. Fazit Der Kalte Krieg in Pirna und Umgebung war für viele sehr präsent. Es gab Angst und Schrecken vor dem 3. Weltkrieg, aufgrund der spürbaren, gegenwärtigen Aufrüstung Das Grenzgebiet Pirna und dessen Umgebung war für manche Leute sehr bedrückend, da die ganzen Freiheitsberaubungen jeden Tag direkt vor dem Auge geführt wurden, zum Beispiel in Form von Grenzkontrollen. Für andere war es wiederum positiv und man freute sich über die Nähe der Grenze, um zum Beispiel mal einkaufen zu gehen oder einen Kurzurlaub zu machen. Leider sind heute wieder leichte Parallelen zu dem Kalten Krieg erkennbar. Denn seit dieser Zeit ist heute der Spannungsbogen wieder so hoch wie noch nie. Ost und West stehen sich wieder mehr gegenüber. Eine akute Eskalation droht zwar noch lange nicht, jedoch findet jetzt schon wieder eine Aufrüstung in vielen Ländern statt.

Quellen

Erzählung 3: Hinter der Mauer - wie der Kalte Krieg das Leben der Menschen in Pirna beeinflusste

von J. Fetscher

Der Kalte Krieg zeigte auf den ersten Blick ein Konflikt zwischen den Supermächten USA und UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, kurz: Sowjetunion), doch seine Auswirkungen reichten bis in die kleinsten Städte und Dörfer. Auch in unserer Heimatstadt Pirna machten sich ab 1947 die globalen Spannungen des Kalten Kriegs bemerkbar. Eingebettet in das System der DDR, bestimmte der Kalte Krieg viele Aspekte des alltäglichen Lebens, z.B. die politische Beeinflussung in den Schulen. Doch wie genau hat dieser weltpolitische Konflikt den Alltag der Pirnaer beeinflusst? Welche Veränderungen prägten ihr Leben in der Zeit des Kalten Krieges und hatten die Bewohner in Pirna jemals das Gefühl, dass es von einem Kalten zu einem heißen Krieg übergehen könnte?

Vier Menschen, vier Geschichten: Leben in Pirna während des Kalten Krieges

Um die Auswirkungen des Kalten Krieges greifbar zu machen, lohnt sich ein Blick auf die persönlichen Geschichten der Pirnaer, die das Leben in dieser schwierigen Zeit prägten. Diese individuellen Erfahrungen zeigen, wie tief die politischen Spannungen in das Alltagsleben eingriffen – sei es durch den Mangel an Waren, die staatliche Überwachung oder die politische Beeinflussung in der Schule. Vier Zeitzeugen, aus den Jahrgängen 1954, 1955, 1975 und 1980, berichten von ihrem Leben in der DDR. Sie schildern, wie Propaganda, eingeschränkte Freiheiten und ständige Bedrohungen ihren Alltag bestimmten und wie der Kalte Krieg das Leben in Pirna nachhaltig beeinflussten.

1. Politische Beeinflussung und Propaganda:

Die meisten Befragten fühlten sich stark durch die DDR-Propaganda beeinflusst. Der „Schwarze Kanal“ vermittelte ein ausschließlich negatives Bild des Westens. Zum Beispiel wurden Filme wie „Rambo“ aus dem Westen als kriegsverherrlichend schlecht geredet, berichtete ein Zeitzeuge. Die Berichterstattung war streng kontrolliert und zeigte fast nur die negativen Seiten des Westens. Diese gezielte Desinformation hatte zur Folge, dass viele Menschen in Pirna ein falsches Bild vom Westen hatten und somit kaum eigene Meinungen entwickeln konnten.

Abbildung 1: Foto von Kristina R., Titel: "Damals Energiegeber, heute Staubsammler" | 26.09.2024, Pirna

2. Alltagsleben und Mangelwirtschaft:

Die ständige Mangelwirtschaft prägte den Alltag. Konsumgüter wie Bananen waren schwer zu bekommen, und viele mussten lange anstehen, um diese zu erhalten. Westprodukte waren besonders begehrt. Wenn Westpakete aus der Bundesrepublik eintrafen, sorgten die Inhalte für Aufregung und Interesse, da diese Produkte oft besser und exotischer wirkten. Zudem gab es den Laden „Intershop“, wo es nur Westsachen gab, welche ebenso die Interessen weckten dort etwas zu kaufen, berichtete eine Bewohnerin. Diese Mangelwirtschaft führte dazu, dass viele Pirnaer Wert auf die wenigen Dinge legten, die sie bekommen konnten und das prägte ihren Alltag.

Logo des Intershops von Stefan Kühn (eigenes Werk, gemeinfrei)

3. Sicherheit und Bedrohung:

Trotz politischer Spannungen fühlten sich viele im Alltag sicher, da die Medien kaum über drohende Kriegsgefahren berichteten. Die Angst vor einem „heißen“ Krieg war daher gering. Dennoch gab es Phasen der Besorgnis, wie während des Prager Frühlings oder des Wettrüstens. Der Prager Frühling im Jahr 1968 war ein Versuch in der Tschechoslowakei, mehr Freiheit und Reformen einzuführen. Doch die Sowjetunion schickte Panzer, um diese Reformen zu stoppen. Auch in Pirna sorgte das für Unruhe und Angst. Zeitzeugen erzählen, dass sie Züge voller Panzer sahen, was viele beunruhigte. Es gab die Sorge, dass auch in der DDR Unruhen ausbrechen oder ein Krieg beginnen könnte.

„Alle waren entsetzt und hatten Angst vor einem 3. Weltkrieg, weil der 2. Weltkrieg noch nicht so lange her war.“

Diese gemischten Gefühle zwischen Sicherheit und Angst führten dazu, dass die Pirnaer sich oft in einem Spannungsfeld zwischen Vertrauen in den Staat und den Sorgen über einen möglichen Krieg bewegten.

4. Eingeschränkte persönliche Freiheit und Unterdrückung: Die Befragten erlebten viele Einschränkungen ihrer Freiheiten, vor allem beim Reisen. Auslandsreisen, besonders in den Westen, waren stark kontrolliert oder oft gar nicht erlaubt. Der Kontakt zu Verwandten im Westen wurde überwacht, und durch den Mauerbau im Jahr 1961 kam es zu vielen familiären Trennungen. Die Berliner Mauer wurde gebaut, weil immer mehr Menschen die DDR verließen und in den Westen flohen. Die DDR Führung wollte das verhindern, um zu vermeiden, dass das Land zu viele Arbeitskräfte verliert. Für die Menschen in Pirna bedeutete das, dass sie plötzlich nicht mehr zu ihren Verwandten oder Freunden im Westen reisen konnten. Diese Einschränkungen sorgten dafür, dass viele das Gefühl hatten, nicht frei entscheiden oder leben zu können.

5. Soziale und ideologische Erziehung:  

Über Organisationen wie die Pioniere und die Schulen wurden Kinder in das politische System der DDR integriert. Diese Strukturen boten zwar Sicherheit, erforderten jedoch auch ideologische Anpassung. Wer nicht linientreu war, hatte mit Nachteilen zu kämpfen, zum Beispiel bei der Studienplatzvergabe. Eine Konfirmation stieß gegen die linientreue Haltung, da sie als Ausdruck religiöser Überzeugungen und individueller Freiheit galt, die im sozialistischen System nicht erwünscht waren. Die Schüler untereinander interessierte es nicht, wer beispielsweise konfirmiert wurde oder nicht; sie wollten einfach nur spielen. „Offiziell wurden sie auch nicht von den Lehrern ausgegrenzt, mehr hinten herum", berichtete eine Zeitzeugin. Diese ideologische Erziehung beeinflusste das soziale Miteinander und führte dazu, dass viele Kinder schon früh lernten, sich anpassen zu müssen.

Die Mauer fiel am 9. November 1989, weil immer mehr Menschen in der DDR für Freiheit und Veränderungen demonstrierten. Die Regierung entschied dann, die Grenze zu öffnen. Für die Menschen in Pirna war das ein Moment großer Freude, weil sie endlich frei reisen konnten und ihre Verwandten im Westen wiedersehen durften.

Kalte Kriegsanklagen und ihr Einfluss auf das Leben in Pirna

Die politischen Anklagen in der DDR, wie zum Beispiel die gegen einen Kraftfahrer in Pirna, hatten großen Einfluss auf das Leben der Menschen in der Region. Solche Anklagen dienten dazu, Kritik an der Regierung zu unterdrücken und schufen ein Klima der Angst und Unsicherheit. Die Bürger wussten, dass schon kleine Bemerkungen gegen staatliche Institutionen oder die Nationale Volksarmee ernsthafte Konsequenzen haben konnten. Der erwähnte Kraftfahrer bezeichnete unter Alkoholeinfluss die Offiziere der NVA als „Ulbrichtknechte“ und musste deshalb mit 12 Monaten Bewährung rechnen. Diese ständige Angst führte dazu, dass sich viele Menschen vorsichtiger verhielten, politische Themen mieden und sich in ihrer Meinung stark einschränkten. Die Anklagen beeinflussten auch das gesellschaftliche Leben, weil sie oft persönliche Informationen über den Angeklagten enthielten, die dessen öffentliches Bild und sozialen Status beeinträchtigen konnten – im Fall des Kraftfahrers wurden etwa sein Vermögen und seine familiären Verhältnisse vor Gericht genannt. Insgesamt förderte die politische Verfolgung eine Atmosphäre des Misstrauens, die das Leben in Pirna zur Zeit des Kalten Krieges stark prägte. Die mir vorliegenden Anklageschriften zeigen mir, wie sehr wir die Meinungsfreiheit, die wir heute haben, wertschätzen können. Heute können wir unsere Meinung und auch Kritik an der Regierung äußern, ohne negative Folgen fürchten zu müssen.

Kalte Kriegsüberwachung in Pirna: Sicherheit oder Angst?

Während des Kalten Krieges war Pirna stark militarisiert, was das Sicherheitsgefühl der Bewohner beeinflusste. An der Rotterwerndorfer Straße standen mehrere militärische Einrichtungen, wie die „Rote Kaserne“, die später als NVA-Kaserne genutzt wurde. Diese Präsenz sorgte für ein gewisses Sicherheitsgefühl, da viele Pirnaer dachten, sie seien durch die Soldaten geschützt. Jedoch führte die ständige Überwachung auch zu Angst. Die Nähe zur NVA und anderen militärischen Gebäuden, wie dem ehemaligen Stabsgebäude, bedeutete, dass die Menschen wussten, dass ihre Bewegungen beobachtet wurden. Die Karl-Marx-Schule war keine militärische Einrichtung, aber der Kontakt zu Soldaten prägte das Leben der Schüler. Insgesamt fühlten sich die Pirnaer in einer zwiespältigen Lage: Sie waren einerseits durch das Militär geschützt, hatten andererseits aber auch Angst vor der Kontrolle durch die Stasi und den Verlust ihrer Freiheiten. Die militärische Präsenz in ihrer Nachbarschaft verstärkte dieses Gefühl der Unsicherheit.

Abbildung 3: Foto von S. Ruddeck, Rote Kaserne in Pirna: Symbol der Kontrolle in der DDR; 30.09.2024, Pirna

Zukunftsperspektiven

Die Befragten haben große Sorgen wegen der aktuellen Spannungen in Europa, besonders wegen des Ukraine-Konflikts. Sie sehen Ähnlichkeiten zum Kalten Krieg und haben Angst vor einer erneuten militärischen Eskalation. Viele von ihnen betonen, wie wichtig es ist, sich an den Kalten Krieg und die damit verbundenen Ängste zu erinnern. Sie glauben, dass wir aus der Geschichte nicht gelernt, haben. Der Wunsch nach Frieden und Stabilität ist stark, und sie fordern, dass Konflikte durch Gespräche gelöst werden. In Bezug auf die Zukunft hoffen die Befragten, dass die heutigen politischen Entscheidungen auf Frieden abzielen, um einen neuen Kalten Krieg zu verhindern. Außerdem wünschen sie sich mehr Dialog zwischen Ost und West, um das Vertrauen mehr zu stärken.

Abbildung 4: Foto von Heiko Neumann "Die Verbundenheit mit den »Freunden« aus Moskau überdauert die Zeiten. Und haften an Orten?" 23.09.2024, Pirna

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Kalte Krieg das Leben in Pirna stark beeinflusste. Die umfassende Überwachung, die Mangelwirtschaft und die gezielte Propaganda prägten das Denken und Handeln der Bewohner. Die militärische Präsenz vor Ort vermittelte einerseits ein Gefühl der Sicherheit, andererseits sorgte sie auch für Angst und Unsicherheit. Diese Erfahrungen erinnern uns daran, wie wichtig es ist, aus der Geschichte zu lernen, besonders in Zeiten aktueller internationaler Spannungen, wie dem Ukraine-Konflikt. Der Kalte Krieg mahnt uns, den Austausch zwischen den Nationen zu fördern und Konflikte friedlich zu lösen, um eine Eskalation zu verhindern. Die Vergangenheit der Zeitzeugen prägte sie sehr, indem sie jetzt empfindlicher auf die internationalen Spannungen reagieren und schneller Angst entwickeln.

Quellen

Interviews

  • Ilona D. am 08.10.2024 in Pirna
  • Antje F. am 07.10.2024 in Pirna
  • Jens F. am 06.10.2024 in Pirna
  • Karin L. am 08.10.2024 in Pirna

Familienarchiv F.: Anklageschrift vom 02.04.1964 gegen F. Adolf Klaus

Erzählung 4: Der Ost-West-Konflikt rund um Sebnitz und Umgebung

Werden Spuren des Kalten Krieges wieder sichtbar?

von Nora A.

Sebnitz, die Stadt der Kunstblume

Eingebettet in die märchenhafte Landschaft der Sächsischen Schweiz, in der Nähe der Grenze zu Tschechien liegt die große Kreisstadt Sebnitz.  Sie darf sich seit Jahrzehnten als die Stadt der Kunstblume bezeichnen und doch gibt es noch andere Geschichten, als die von den schönen Blumen.

Auf den ersten Blick kann man hier Menschen erleben, die eine sorgenfreie Lebensgeschichte geschrieben haben. Betrachtet man die Historie jedoch etwas genauer, erkennt man, wie diese Menschen von Spannungen zwischen einem Kalten und Heißen Krieg, Propaganda sowie Spionage geprägt wurden.

Der Ost-West-Konflikt war in dieser Region täglich präsent und doch sind die Spuren in der Mentalität der Menschen grundverschieden. Während jeder einzelne DDR-Bürger seine eigenen Herausforderungen in diesem kontrolliert-getakteten Regime besaß, blieb die gesamte Gesellschaft dem Spannungsfeld zwischen "Gut" und "Böse" ausgesetzt.

Zum zehnjährigen Bestehen der DDR fertigen Sebnitzer das DDR-Wappen aus Kunstblumen (Foto vom Oktober 1959) |Bundesarchiv, Bild 183-67670-0018 / CC-BY-SA 3.0

Leben im Schatten der Sowjetunion

Eingesperrt im eigenen Land, Lebensmittelknappheit und die ständige Angst einer Eskalation zwischen beiden idiologischen Gegensätzen? All diese Begebenheiten konnte eine Zeitzeugin aus der Region Sebnitz, seit klein auf am eigenen Leib mit erfahren. Als Kind der damaligen DDR brachte sie schon früh in Erfahrung, was es hieß, ein Teil davon zu sein. Diese klare Spannungsgrenze zwischen den beiden Großmächten und die Angst des DDR-Regimes, die Menschen nicht unter Kontrolle zu haben, musste sie mehr als nur einmal ertragen.

In einem Interview berichtet sie: ,,Wenn man mich jetzt explizit fragt, wie der Alltag in der DDR aussah, gibt es nicht viele Erfahrungen, die ich erwähnen könnte. Ich kannte es nicht anders, denn es war eben Alltag in der DDR. Als Kind konnte ich immer nur die Angst meiner Mutter vor einem erneuten Krieg spüren. Im Jahr des Prager Frühlings war ich neun Jahre alt und konnte die Eskalation der Situation wortwörtlich schwarz auf weiß lesen. In Richtung der heutigen tschechischen Grenze konnte man Parolen an den Hauswänden wie "1933 Hitler" lesen. Auch andere Jahreszahlen wie "1945" und "1968" waren mit Parolen bestückt, jedoch kann ich mich nicht entsinnen, was dort geschrieben war. Um diese Zeit gab es auch Gerüchte, dass deutsche Panzer über die Grenze in Richtung Prag unterwegs waren."

Ebenso schilderte sie ein Erlebnis eines Schuldirektors. Er sei mit einer Abschlussklasse auf Klassenfahrt nach Prag unterwegs gewesen, doch diese musste aufgrund der Eskalation vor Ort vorzeitig abgebrochen werden. Er sagte, dass er heilfroh gewesen sei, dass sie mit Mühe und Not lebend aus dieser Situation nach Hause gekommen seien.

Die oben genannte Zeitzeugin sprach unter anderem auch die Knappheit von Gütern in ihrer gesamten DDR-Zeit an: ,,Dass die wirtschaftliche Lage in der DDR mehr als heruntergekommen war, ist heute wahrscheinlich jedem bekannt. Trotzdem kann sich ein Mensch, der mit allem aufgewachsen ist, was man zum schönen Leben braucht, wahrscheinlich nicht im geringsten vorstellen, wie es ist Nichts zu bekommen. Heute komme ich in alle verschiedenen Lebensmittelgeschäfte und es gibt massig Ware. Das war zu meiner Zeit nicht so. Da jegliche Ware die wir im eigenen Land produzierten, in den Westen ging, sahen die Läden wie geräumt aus. Ich erinnere mich noch, dass es unten auf dem Markt ein Kindermodengeschäft gab. Jeden Montag wurde neue Ware geliefert, doch hier kaufte man nicht nach Lust und Laune oder Geschmack, sondern danach was es zu kaufen gab. Gegenwertig spielte Geld eher eine kleinere Rolle, denn man brauchte Kontakte für die sogenannte "Bück-Dich-Ware". Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich meinem zwei-jährigen Sohn eine Jacke zum Schuleingang gekauft habe. Vier Jahre lang lag diese dann gut geschützt auf unsere Dachboden bevor er sie tragen konnte."

Maria A. wohnte ebenso in der Region Sebnitz und berichtete in einem Interview: ,,Wenn in der Stadt immer Markttag war und der Fleischer frische Ware hatte, stand die ganze versammelte Mannschaft aus den umliegenden Dörfern an. Am schlimmsten war es immer in den kalten Wintermonaten, als es schneite. Mit aller Mühe und Geduld standen meine Mutter, mein Bruder und ich immer abwechselnd, jeder für eine Stunde in der Kälte an. Wenn man dann einmal an der Reihe war, konnte man mit geschickten geheimen Verhandlungen und ein paar guten Kontakten 100 Gramm Wurst mehr ergattern."

Sebnitz und das KiEZ - Auf den Spuren der DDR-Jugend

Das heutige Ferienlagern KiEZ ist nach wie vor ein Standort in der Grenzregion Sebnitz - Tschechien. Ebenso wie bei der Stadt Sebnitz kann man in der Historie dieses Ortes Spuren des Kalten Krieges finden.

Die 1877 vom Apotheker Petzold gestiftete "Grenadierburg" wurde 1948 von den Sebnitzer Stadtverordneten mit dem neuen Namen "Grenzbaude" versehen. Im Frühjahr 1952 wurde das Gelände von der damaligen Großkokerei Lauchhammer aufgekauft. Ein Jahr später, am 12. Juli 1953 eröffnete dann das Pionierzeltlager "Matyas Rakosi" mit einer Kapazität von 500 Plätzen. Dieses wurde über die Jahre in "Greta-Walter" Pionierzeltlager umbenannt und saniert. Seit dem Feriensommer 1983 konnten nun jedes Jahr über 600 Kinder und Jugendliche ihre Ferien dort verbringen.

Doch das idyllische und vergnügte Ferienparadies war nicht zum Spaß da. Die Jugend der DDR sollte hier lernen, was es heißt, ein stolzer DDR-Bürger zu werden und seinem Staat zu dienen. Ordnung und Gehorsamkeit standen hier auf der Tagesordnung.

Das beweisen Aussagen von einem Zeitzeugen, der ebenso in der Nähe Sebnitz aufgewachsen ist. Er berichtete folgendes in einem Interview : ,,Neben zahlreichen Schießübungen haben wir viel Ausdauertraining unter anderem mit Gasmasken ausgeübt. Im Sommer mussten wir in praller Hitze Runden rennen. Aber natürlich gab es auch lustige Erlebnisse. Ein Mitschüler aus meiner Klasse traf nie die Zielscheibe, da er mit geschlossenem Auge über Kimme und Korn sah. Von einem anderen wurde der Koffer aus dem 4. Stock an einem Seil herunter gelassen. In Höhe des zweite Stocks ging dieser plötzlich auf und jegliche Kleidungsstücke lagen auf dem Hof verteilt"

Diese Aussagen und Erlebnisse zeigen, wie nah ein heißer Krieg war und welche Vorbereitungen für diesen getroffen wurden. Unbewusst wurden schon die Jüngsten des ostdeutschen Volkes kontrolliert und auf Gehorsam trainiert. Für die meisten war das trotz allem Alltag. Sie kannten es nicht anders, denn sie wurden von Grund auf so erzogen.

Aber die DDR war nicht nur für ihre Jugendorganisationen bekannt, sondern auch für ihre sportlichen Erfolge. Der im oberen Abschnitt erwähnte Zeitzeuge berichtet ebenso über seine Teilnahme an Wettkämpfen und die trotz allem damit verbundene Grenze zwischen Ost und West: ,,Meiner Meinung nach war die DDR ein Staat, der den Sport eigentlich mehr als alles andere gefördert hat. Ich selbst war im Skispringen der Nordischen Kombination tätig. In der DDR war es üblich, dass man für alles mögliche Orden und Medaillen bekam. Die, die ich gewonnen habe, habe ich bis jetzt noch bei mir."

Der Eiserne Vorhang war in jedem Bereich unsichtbar und doch präsent wie weitere Aussagen zeigen: ,,Wenn man richtig gut war, konnte man zu verschiedenen Wettkämpfen auch weiter weg fahren, jedoch nie über die Grenze der Sowjetunion. Es gab einen winzigen Teil, der es bis nach oben ins Olympia Feld schaffte. Nur dann konnte man weiter weg als bis zur Einflussgrenze der Sowjetunion fahren."

Spuren des Kalten Krieges - Werden sie wieder lebendig?

Nach dem Ende der "Wende-Zeit" und der Wiedervereinigung Deutschlands schien der Kalte Krieg für viele Menschen endgültig ausgestorben. Doch was ist, wenn er wieder aufersteht? Was ist, wenn es zu einem erneuten Kalten Krieg und vielleicht sogar zu einem Dritten Weltkrieg kommt?

Zu diesen Aussagen positionierte sich auch eine Zeitzeugin aus der Region Sebnitz wie folgt: ,,Nachdem die DDR nach und nach  zerfiel und damit auch ihre Maßnahmen für die Kriegsvorbereitung hatte ich das Gefühl, dass es endlich vorbei ist. Die Überwachung per Briefwechsel, Telefon und sogar der Spionage legte sich schlagartig nach dem Fall der Mauer. Selbst die monatliche Luftschutzübung im Keller eines jeden Wohnblocks wurde nicht mehr durchgeführt. Sowjetische Besatzungstruppen zogen aus der Region ab und die Stasi hatte keinen Einfluss mehr auf uns. Wir waren endlich nicht mehr eingesperrt in unserem eigenen Land, wir hatten endlich das Gefühl von Freiheit. Seit ich klein bin, habe ich mit einer Angst leben müssen, dass ein Krieg vor der Tür steht. Diese war für einige Zeit längst verschwunden, doch seit dem Angriff Putins und dem Ukraine Krieg ist diese Angst zurück. Es benötigt nur eine einzige Person, die das Fass gehörig zum Überlaufen bringen kann.

Sebnitz - Eine Stadt und ihre Bewohner die vom Kalten Krieg tagtäglich beeinflusst wurden. Jeder nahm es anders wahr und doch waren alle Bürger der DDR betroffen von den Ängsten um eine Eskalation zu einem dritten Weltkrieg. Diese Ängste können wieder lebendig werden, wenn die falschen Menschen erneut falsche Entscheidungen treffen. Wir und vorallem die dafür verantwortlichen Regierungen sollten alles daran legen, dass solche Ängste und Einschränkungen der persönlichen Rechte nicht mehr aufkommen können.

Quellen Interviews

  • Maria A., 20.04.2023 (Zeitzeugin verstorben)
  • Zeitzeugin aus der Region Sebnitz (Zeitzeugin will nicht genannt werden)
  • Zeitzeuge aus der Region Sebnitz (Zeitzeuge will nicht genannt werden)

Netz

Erzählung 5: Eine Stimme vom Rand

von Salome R.

Von 1949 bis 1989 verlief quer durch Deutschland eine Grenze, die nicht nur ein Land und dessen Gesellschaft, sondern die ganze Welt teilte: der Eiserne Vorhang. Hier trafen die USA und Sowjetunion direkt aufeinander, und ihr ideologischer Konflikt prägte auch das tägliche Leben in der DDR, denn sie befand sich direkt im Mittelpunkt eines schwelenden Krieges. Staatliche Kontrolle, sozialistische Ideologie und ein System, das jeden Aspekt des Alltags regelte. Obwohl viele das Leben als stabil und sicher empfanden, war die Freiheit stark eingeschränkt. In einer Gesellschaft, die militärische Werte und Gehorsam hochhielt, bestimmten Loyalität und Anpassung den Spielraum des Einzelnen. Das Leben eines Einzelnen – ob Arbeiter, Schüler oder auch Geistlicher – war in vieler Hinsicht fremdbestimmt und oft von Misstrauen geprägt. In den Städten, wie auch Pirna, wurden sowohl deutsche als auch sowjetische Soldaten stationiert, um im Falle eines tatsächlichen Ausbruchs des Krieges für die Seite der Sowjetunion zu kämpfen.

Pfarrer in der DDR

Als moralische Stimme am Rande der Gesellschaft besaßen Pfarrer in der DDR eine besondere Stellung. Der Staat betrachtete die Kirche mit Misstrauen und versuchte, ihre Rolle im Alltag der Menschen zu minimieren. Trotzdem bot der Beruf als Pfarrer eine gewisse Unabhängigkeit – und auch einen begrenzten Handlungsspielraum, um Kritik an der politischen Führung zu äußern. Sie waren für viele eine Anlaufstelle für Trost und Rat, während die Bedrohung eines möglichen Krieges und die ständige Präsenz der Staatsmacht ihren Alltag bestimmten. Doch Menschen die diese Rolle innehatten, standen somit auch oft im Spannungsfeld zwischen Loyalität gegenüber ihrer Kirche und den Forderungen des Staates. Dieser Artikel beleuchtet, wie ein Pfarrer in der Umgebung Pirnas den „unsichtbaren“ Krieg erlebte und was es hieß, unter dem Druck des Kalten Krieges und des DDR-Staates ein geistliche Rolle zu erfüllen. Wie erlebte dieser die Grenze zwischen einer friedlichen Gesellschaft und der ständigen Präsenz des Kalten Krieges? Welche Möglichkeiten hatte er, gegen Unrecht zu sprechen oder den christlichen Glauben und seine Werte in dieser Zeit hochzuhalten? Und wie wurde er vom Staat akzeptiert?

Der Stellv. Minister für Nationale Verteidigung, Siegfried Weiß, besucht einsatzbereite Truppenteile der NVA. Das Bild sollte im September 1968 zeigen, dass man auch von deutscher Seite bereit sei, den Aufstand in der CSSR niederzuschlagen (Bundesarchiv, Bild 183-2008-0118-502 / CC-BY-SA 3.0).

Erlebnisse eines Zeitzeugen

1968, sowjetische Truppen marschierten unteranderem von der DDR aus in die Tschechoslowakei ein, im Vordergrund: die gewaltsame Niederschlagung des „Prager Frühlings“. Er war ein Reformprozess in der Tschechoslowakei gesellschaftliche der politische Liberalisierung, und wie Pressefreiheit, Redefreiheit und wirtschaftliche Reformen anstrebte. Er wurde jedoch im August 1968 durch den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes gewaltsam beendet. „Wir haben einen Protestbrief geschrieben, die Pfarrer von Pirna und Umgebung, an die staatlichen Einrichtungen, und dagegen protestiert, dass sie diesen demokratischen Aufbruch verhindert haben“, berichtet Ernst R. über das Jahr 1968. Er und die Pfarrer der umliegenden Gemeinden sprachen sich offen vor dem Staat gegen dessen militärischen Handlungen in der Tschechoslowakei aus. „Ich wurde dann zum Bürgermeister bestellt in Langenwolmsdorf auf’s Rathaus, ich sollte meine Unterschrift auf diesem Brief zurücknehmen. Der Mann hat mich richtig angebrüllt. Aber das habe ich aber nicht gemacht, ich habe mich geweigert. Wir haben dazu gestanden, zu dem, was wir da geschrieben haben.“ Kritische Äußerungen wurden in der DDR stark unterdrückt. Trotzdem folgten keine schwereren Konsequenzen für ihn aus diesen Äußerungen. Etwa ein Jahr später wurde er erneut ins Rathaus eingeladen. Diesmal war ein Mann vom Rat des Kreises anwesend, dieser nahm einige der vorherigen Aussagen und Forderungen zurück und zeigte sich versöhnlich, wie Ernst R. es ausdrückte. Eine sich positiv wendende Erfahrung, die die Frage offenlässt, wie groß das Ermessen des Einzelnen, auch in Ämtern und ähnlichen Positionen Einfluss nahm. Andersherum könnte man auch die Frage formulieren, wie der Staat tatsächlich mit geistlichen und auch deren manchmal kritischen Aussagen umging. Die Weiterführung des Berichts lässt auf eine der beiden Thesen schließen: ,,Nach einiger Zeit kam dann ein neuer Bürgermeister. Dieser war ganz anders”, erzählt er. ,,Wenn ich mal im Rathaus irgendetwas zu tun hatte, hat er mich in sein Arbeitszimmer hereingebeten, und da haben wir manchmal lange Gespräche geführt.” Hier wird ein deutlicher Unterschied zwischen zwei Amtsträgern und ihrem Umgang mit einem Pfarrer in der Region klar. Das legt die Vermutung nahe, dass es nicht nur vom Staat abhing, wie z.B. Geistliche in der DDR behandelt wurden, sondern auch stark von dem jeweiligen Wohlwollen der Menschen. Eigentlich eine offensichtliche Vermutung und interessante Beobachtung, die trotzdem in diesem Artikel nur an den Erfahrungsbericht eines Zeitzeugen gekoppelt ist.

Ernst R. berichtet auch von unmittelbaren Erlebnissen mit dem Militär, welches sich in dieser Schilderung ebenfalls zumindest kurzzeitig in das Alltagsleben drängte. ,,Sie fuhren durch Langenwolmsdorf mit Panzern und die Straße war gesperrt. Man musste bei jeder Durchfahrt seinen Personalausweis zeigen”, erinnert er sich an die Zeit, als Truppen des Warschauer Pakts 1968 auch von der DDR aus in die Tschechoslowakei einmarschierten.

Auch die vormilitärische Ausbildung an Schulen wurde zu einem Thema im Leben des Pfarrers. Als seine ältere Tochter eben diese mit durchlaufen sollte, stellte er sich dagegen, was schließlich dazu führte, dass sie ,,nur” einen Sanitätsdienst absolvierte. Dieser Aspekt scheint einmal mehr die Stellung eines Pfarrers zu veranschaulichen, der sich aktiv und bewusst gegen staatliche Vorgaben gestellt hat.

Diese Einblicke liefern Antworten auf gestellte Fragen. Herr R. hatte als Geistlicher die Möglichkeit und vielleicht auch den Einfluss, sich gegen oder für Dinge einzusetzen und hat diese auch, teilweise zusammen mit seinen Kollegen im pastoralen Dienst, genutzt. Durch das Ausbleiben größerer staatlicher Maßnahmen, kann man davon ausgehen, dass er als Mann der Kirche eine gewisse unabhängig geduldete Instanz bildete. Somit resümiere ich, dass er in gewisser Weise schon vom Staat akzeptiert wurde, obgleich sein Wirkungsfeld mit Sicherheit sehr begrenzt war. Gerade heute ist das Thema des Kalten Krieges aufgrund des Krieges in der Ukraine und dem damit erneuten Zusammenprall von Russland und dem Westen wieder als besonders aktuell zu verorten. Die Frage ist also auch, wie gehen wir mit den Erfahrungen der Vergangenheit um und welche Lehren und Rückschlüsse sollte man ziehen?

Quellen Interview: Ernst R. am 23.10.2024 in Dresden

Erzählung 6: Pirna im Kalten Krieg - eine Zeitzeugin berichtet

von Svenja S.

Während des Kalten Krieges hatte Pirna, eine Kleinstadt in der DDR, die sich in unmittelbarer Nähe der Grenze zur Tschechoslowakei befand, die strikten Vorschriften des sozialistischen Staates zu befolgen. Aber wie war damals das tägliche Leben der Bewohner von Pirna? War die Angst vor Überwachung und Flucht weit verbreitet, oder gab es auch Augenblicke von Normalität und Solidarität?

Deshalb stellt man sich die Frage, welche Auswirkungen hatte der Kalte Krieg auf den Alltag in Pirna, und welche Bedeutung hatten die Überwachung und die Nähe zur Grenze dabei? Ich befragte Ute B., eine ältere Dame aus Pirna, die in dieser Zeit groß geworden ist. Ihre Erinnerungen ermöglichen es uns, das Leben in Pirna während dieser aufregenden Zeit besser zu verstehen.

Der Alltag im Kalten Krieg: Leben im Sozialismus

Ein Großteil der Einwohner von Pirna kannte den Kalten Krieg eher aus den Nachrichten.

„Wir haben nur wenig von dem erfahren, was auf der Welt geschah."

Ute B.

„Das meiste kam aus dem Fernsehen oder den Zeitungen." Eine besondere Veranstaltung war der 1. Mai, der „Tag der Arbeit ". Große Kundgebungen fanden an diesem Tag statt und forderten die Menschen auf, sich für den Sozialismus einzusetzen. „Die Unternehmen machten Anzeigen, und wir mussten die Demonstrationen besuchen", sagt sie. Es war jedoch für viele eher eine Pflicht als echtes politisches Engagement. Der Geheimdienst der DDR, die Stasi, war für seine Überwachung der Bevölkerung bekannt. Allerdings waren viele Menschen, darunter auch unsere Zeitzeugin Ute B., der Meinung, sie hätten im Alltag keine direkte Betroffenheit gespürt. „Es fiel mir nicht auf, dass man mich überwachte", sagt sie. Erst im Laufe der Zeit fand sie heraus, dass einige ihrer Kollegen und Kolleginnen bei der Stasi tätig waren. „Sie waren nette Menschen. Ich wusste nicht, dass man mich aushorchte. Ich war wohl zu gutgläubig gewesen“.

Orden waren nicht nur Teil des Militärischen, sondern Alltagsgegenstände für viele Menschen in der DDR (© Foto Nr. 1928 aus dem Objektarchiv der Gedenkstätte Bautzner Straße)

Flucht und Grenznähe

Pirna befand sich in der Nähe der Grenze zur Tschechoslowakei. Zu dieser Zeit hatten viele Menschen den Gedanken, zu fliehen. „Aber ich selbst hatte nie die Notwendigkeit, aus dem Osten auszutreten", sagt unsere Zeitzeugin. „Meine Tante reichte einen Antrag auf Ausreise ein, doch das war für mich nicht nötig." Trotz des Wunsches einiger Personen nach Freiheit war das Thema Flucht für viele in Pirna nicht immer präsent. „In meiner Umgebung gab es wenige Leute, die sich mit dem Gedanken der Flucht auseinandergesetzt haben." Jedoch veränderte sich das Leben nach der Wende plötzlich. Die Zeitzeugin erinnert sich: „Früher in der DDR waren es eher Reisen nach Ungarn, Polen oder Tschechien. Aufgrund der Wende öffneten sich jedoch neue Chancen, und es war nun möglich, in andere Länder zu reisen, was vorher nicht machbar war." Gemeinschaft und wirtschaftliche Situation. Zum Zeitpunkt des Kalten Krieges war es in Pirna nicht immer leicht, vor allem in Bezug auf die wirtschaftliche Lage. „Die Wohnungen waren alt und hatten sich verschlechtert", erzählt Ute Böttcher. „Wir mussten vieles selbst umbauen." Obwohl viele Leute in der DDR Arbeit und Sicherheit genossen, blieb der materielle Reichtum gering. Sie schildert die Situation: „Wir waren nicht reich, aber niemand musste auf der Straße leben." Viele Produkte des täglichen Bedarfs mussten selbst organisiert werden, da importierte Waren häufig nicht verfügbar waren. Viele der großen Fabriken und Unternehmen, die früher das Rückgrat der DDR-Wirtschaft waren, verschwanden nach der Wende. „Der Westen wollte keine der Unternehmen aus dem Osten übernehmen und die großen Betriebe sind kaputtgegangen", berichtet die Zeitzeugin. Für viele Bewohner von Pirna war dies ein schwerer Einschnitt in ihr Leben.

Die Funktion der Sowjets und das Gefühl der Sicherheit

Während des Kalten Krieges wurden sowjetische Truppen in der Umgebung von Pirna stationiert. „Sie wurden von der politischen Propaganda als Befreier vom Faschismus betrachtet." Viele Menschen hatten diese Perspektive fest im Sinn, und es gab kaum Berührungsängste. Das Gefühl der Sicherheit dominierte bei den meisten. „Wir fühlten uns in Sicherheit, nicht in Gefahr." Das Thema Wehrpflicht war für viele Familien von besonderer Bedeutung. Unsere Zeitzeugin berichtete, dass ihr Mann bei der Nationalen Volksarmee (NVA) tätig war und sich oft monatelang von seiner Familie trennte. „Es war keine angenehme Zeit, da mein Mann in der Armee war. Wir schrieben und telefonierten häufig."

Fazit: Pirna im Kalten Krieg

Während des Kalten Krieges war das Leben in Pirna durch Überwachung, ökonomische Probleme und politische Kontrolle geprägt. Gleichzeitig herrschte jedoch auch ein ausgeprägtes Gefühl der Gemeinschaft sowie eine gewisse Tagesroutine. „Nicht alles war schlimm“, sagt die Zeitzeugin. „Es gab für uns Arbeit, Sicherheit und ein Zusammenhaltsgefühl.“ Heute erinnern sich viele Menschen in Pirna noch an den Kalten Krieg. „Die damaligen Spannungen wirken sich heute nicht mehr aus“, betont die Zeitzeugin. In Pirna gab es nach der Wende zahlreiche Veränderungen und die Bewohner haben sich an die neuen Umstände angepasst. Dennoch bleiben die Erzählungen und Erlebnisse aus dieser Zeit ein bedeutender Bestandteil der Stadtgeschichte und helfen dabei, diese wichtige Epoche nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Quellen Interview: Ute B. am 24.10.204 in Pirna

Erzählung 7: Militärische Präsenz in der Region Pirna 

von Anny S.

Pirna spielte in den Jahren des Kalten Krieges eine besondere Rolle aufgrund der Nähe zur deutsch-tschechoslowakischen Grenze und der Nähe zu Dresden. Mitten in der angespannten geopolitischen Lage zwischen Ost und West wurde Pirna ein strategisch wichtiger Standort für Truppenbewegungen und militärische Einrichtungen. Auch heute, Jahrzehnte nach dem Ende des Ost-West-Konflikts, sind die Spuren der damaligen Militärpräsenz noch immer sichtbar. Wie beeinflusste die militärische Präsenz während des Kalten Krieges die Region Pirna (Umgebung) und wie das Leben der Menschen, und welche Auswirkungen sind noch heute spürbar? 

Erinnerungstuch eines Entlassungskandidaten nach 18 Monaten Wehrdienst bei der NVA in den 1980er Jahren (© Objekt 1681 aus dem Archiv der Gedenkstätte Bautzner Straße)

Militärische Einrichtungen und strategische Bedeutung  

Während des Kalten Krieges befanden sich in und um Pirna bedeutende militärische Einrichtungen wie z.B. der Polizeischule (1945-1953) auf dem Sonnenstein und somit in der Nähe zur ehemaligen Tötungsanstalt aus der Zeit des NS. Aber auch das Pionierbataillon 7, was zur 7. Panzerdivision gehörte, befand sich in den Grauen Kasernen auf der Rottwerndorfer Straße, gleich neben unserer heutigen Schule. Die NVA nutzte dem Raum um Pirna als Ausgangsbasis für Ausbildung und Präsenz in der Fläche. Durch die Stationierung waren Soldaten Teil des Alltags, was zwar Jobs sicherte, aber auch Zivilisten durch (lautstarke) Übungen einschränkte und ggf. Überwachung mit sich brachte. Auch Umweltbelastungen durch die Manöver sind zu erwähnen, die teilweise noch heute vorzufinden sind. 

Wehrdienst bei der NVA 

Der Wehrdienst spielte im Kalten Krieg auf beiden Seiten - NATO und Warschauer Pakt -eine große Rolle. „Der Raum war DDR und alles andere musstest du erbetteln und erfragen”, so sprach Herr H.S., der bei der Feldbäckerei der Kompanie 7 in Dresden als Militärkraftfahrer eingesetzt war. Was sich daraus erschließen lässt, dass die Menschen in der Zeit eingeschränkt waren. Ab 1962 wurden Männer im Alter von 18 bis 26 Jahren zu einem Grundwehrdienst einberufen. Von seiner  Zeit im Wehrdienst berichtete H.S. davon, wie streng alles geregelt war und wie es mit Ausgang gehändelt wurde, mit seinen Worten: „Ausgang hat man nur bekommen wenn man sich an die Regeln gehalten und sich benommen hat. [...] Du konntest nur in der Kaserne bleiben, duftest nirgendwo hin gehen, rausgehen bedeutet du hast einen Ausgangsschein, durch den man für einen Tag rauskam und  sonst warst du nur in dem Objekt”. Seine Frau, M. S., berichtete auch davon, dass es eine große abgesperrte Kaserne war und meinte auch, dass man nur bis zur Kaserne kam und nicht weiter, und zum Thema Besuch eines Soldaten sagte sie: „Am Eingang war ein kleines  Pförtnerhaus wo Besucher empfangen wurden.” Daraufhin fragte ich H.S. wie denn so der Alltag beim Wehrdienst ablief, seine Antwort war: „Früh war Appell 06:00 Uhr dann musstest du raustreten, sie haben kontrolliert ob du eine saubere Uniform anhattest. Nach dem Frühstück wurdest du eingeteilt, je nachdem, was zu machen war, dass waren die unterschiedlichsten Sachen”, „Der Alltag war getaktet.”

NVA und Warschauer Pakt: Eine Welt in Waffen 

H. S. war als Militärkraftfahrer tätig und musste somit noch einmal eine Fahrprüfung machen und wenn er diese nicht bestanden hätte, hätte man ihm die komplette Fahrerlaubnis entzogen. Er erzählte über seine Tätigkeiten in der Feldbäckereikompanie: „Wir sind in das Feld gefahren und haben die Angriffstruppe versorgt. Dort wurden Übungen durchgeführt. Wir haben die Ausrüstung aufgebaut und Brote gebacken”. Die Kompanie hat Übungen durchgeführt wie zum Beispiel: „am Boden robben, über Wände klettern und über den Steg laufen, und auch über den Wassergraben springen. Das musste nach Zeit erfolgen und alle haben eine  Gasmaske getragen.”  Er berichtete, dass es ungefähr die gleichen Übungen wie in heutigen Challenges auf YouTube waren. M. S. erzählte auch davon dass: „Jeder Junge wusste, dass er mit 18 zum Dienst musste.” Es war eine Pflicht der man nicht entkommen konnte.

Fazit 

Die militärische Präsenz in der Region Pirna und Umgebung hat zweifellos Spuren hinterlassen. Auch wenn die Soldaten schon längst verschwunden sind, sind die Erinnerungen an diese Zeit noch sehr lebendig. Und die Auseinandersetzung mit der Geschichte und den militärischen Hinterlassenschaften zeigen, wie sehr historische Ereignisse unsere Gegenwart beeinflussen. Es ist beeindruckend, wie unterschiedlich die Menschen diese Zeit wahrgenommen haben und interessant wie unterschiedlich ihre Erfahrungen sind. Es hat die Menschen geprägt und ihnen auch etwas gelehrt, z.b. Disziplin und wie man sich unterordnet. Jeder nimmt die Zeit anders wahr. All die Einschränkungen die, die Menschen hatten, beeinflussten das Leben damals sehr. Dadurch, dass man nirgendwo hin gehen konnte außerhalb der DDR, war und wenn dann musste man danach fragen. Was man sich heute garnicht mehr vorstellen kann. Und ich finde man merkt auch heute noch deren Auswirkungen z.b. durch die Einrichtungen die es heute noch gibt, aber auch durch die Erfahrungen der Menschen an denen sie uns teilhaben lassen. 

Quellen

Interviews M.S. in Bahratal am 24.10.2024 H.S. in Bahratal am 24.10.2024

Erzählung 8: Der Kalte Krieg zwischen Angst und Nostalgie! Sowie dessen  Wiederkehr?  

Wie prägen die Erlebnisse des Kalten Krieges das heutige Lebensgefühl in Pirna?  

von Emil S.

„Wir wohnten im Tal der Ahnungslosen“, erzählt Herr K., ein heute 54-jährige Bewohner, der seine komplettes Leben in Pirna, eine Stadt nahe der tschechischen Grenze, sowie dessen Umgebung verbracht hat. Der Alltag der Menschen war weitgehend abgeschottet von westlichen Medien und Informationen. „Wir wohnten sodass wir weder West-Fernsehen noch West-Radio weswegen wir hier, Lohmengrund nähe Pirna, den Spitznamen Tal der Ahnungslosen hatten, nur eine Telefonzelle ein ganzes Stück weit weg gab es.“ Die verfügbaren Informationen waren streng kontrolliert; was die Menschen von der Außenwelt mitbekamen, wurde stark gefiltert. Dies führte zu einer Art Parallelwelt, in der das Bild vom Westen überwiegend von der staatlichen Propaganda gezeichnet wurde. Trotz dieser Isolation und den niedrigeren Lebensumstände herrschte ein ausgeprägter Gemeinschaftssinn unter den Bewohnern:

„Wir hatten eine Gemeinschaft, die heute oft fehlt [...] Ich blicke sehr positiv auf die DDR zurück, es war aber auch meine Kindheit.“

Aus seiner Sicht war für viele DDR-Bürger war der Kalte Krieg viel weniger präsent, als aus westlicher Sicht. „Der Kalte Krieg war für uns nicht präsent, das hat immer nur der Westen gesagt“, so beschreibt Herr K. die Rivalität der Supermächte war für die Menschen weniger ein greifbares Thema des Alltags, sie lebten ihr Leben und das in einem Staat der ihnen eine klare ideologische Richtung vorgab, ohne dass der größere politische Konflikt direkt in ihren Alltag eindrangen. Militärische Präsenz und die versteckten Einflüsse des Kalten Krieges, dennoch war die militärische Präsenz auch in Pirna spürbar. „Das Militär war präsent, zum Beispiel am Tag der Befreiung dem 8. Mai, in Form von Paraden. Aber sonst blieben die Russen unter sich in den Kasernen“, erzählt Herr K. Die Soldaten der sowjetischen Armee waren ein gewohnter Anblick, aber der direkte Kontakt zur Bevölkerung ist laut ihm eher selten vorgekommen. Die Truppen und ihre Stützpunkte waren Zeichen der internationalen Spannungen in Form eines Kalten Krieges durch Wettrüsten und militärische Präsenz. Dies schwebte über den Köpfen der Menschen, ohne jedoch den Alltag vollständig zu durchdringen und heiß zu werden. Man könnte sagen, dass die Bewohner in einer Art „Blase“ lebten, die sie vor den intensiveren Auswirkungen des Kalten Krieges isolierte, aber auch von der westlichen Welt abschottete. Sie wussten, dass es Konflikte gab, hatten aber wenig Zugang zu Informationen, die ein differenziertes Bild ermöglicht hätten.

„Wir fühlten uns auch irgendwie sicherer als heute, jeder musste zur Grundausbildung und dem Staat dienen. Was dafür sorgte, dass wir uns sicher fühlten, denn man war vorbereitet [...] Ich glaube niemanden schadet der Wehrdienst oder ein soziales Engagement.“       

Das Militär und die Kampfgruppen waren allein schon präsent durch ihre vielen Anlagen, die teilweise bis heute noch stehen. Diese Relikte des Wettrüsten, zeigen deutlich dass der Kalte Krieg präsent war. Von Außenstehenden wie Herr H. zwar nicht aktiv mitbekommen, fanden die Vorbereitung mitten im Alltag, in Pirna und auch in seinem Leben statt. Die Zeichen für denn Ost-West Konflik konnten und wollten gar nicht von allen als diese anerkannt werden, weil die Transparenz und Informationen fehlten. Hätte man sich das womöglich eingestanden, hätte man die reale Gefahr erkannt.  

Die Verbindung zur ehemaligen Sowjetunion spüren auch heute noch viele Ostdeutsche. Plastebeutel der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft aus dem Objektarchiv der Gedenkstätte Bautzner Straße (© Nummer 1368)

Das Leben nach 1989/90

Eine veränderte Perspektive auf Sicherheit und Angst erlebten die Menschen in Ostdeutschland mit dem Ende des Kalten Krieges und der Wiedervereinigung. Auf einmal war er da, der mögliche Zugang zur globalen Welt sowie zur freien Meinungsbildung. Dennoch änderten sich für einige Menschen wie Herr K. sein Alltag und Umstände nicht tiefgreifend. Neue Herausforderungen brachte diese Zeit vor allem mit sich. Viele Menschen in Pirna blicken auch heute mit Sorge auf die geopolitische Situation. „Ich habe jetzt viel mehr Angst als früher“, sagt Herr K. „Nicht wirklich um mich, aber um meine Kinder und Enkelkinder. Die sollen den Putin nicht provozieren.“ Die Sorge, dass neue Konflikte entstehen könnten, die erneut die Sicherheit gefährden, ist ein starkes Thema. Während die Bedrohung damals unsichtbar und für die meisten abstrakt war, ist sie heute für viele Menschen in Pirna greifbarer und realer. Diese Empfindung wird durch die aktuelle geopolitische Lage verstärkt, in der die Spannungen zwischen Russland und dem Westen wieder zunehmen. Im Gegensatz zu früher gibt es nicht wenig Informationen, sondern ein Arsenal an Informationsquellen, diese sind im Gegensatz dazu ungefiltert jeder kann seine Meinung veröffentlichen. Das führt aber auch dazu, dass viele Fake News oder Themen durch bewusstes Weglassen manipulativ auf den Leser einwirken, womit es schwer sein kann, sich ein objektives Bild von aktuellen und komplexen Sachverhalten zu verschaffen.         

Die Vergangenheit als Spiegel der Gegenwart

Die Erlebnisse und Geschichten der Menschen aus Pirna während des Kalten Krieges zeigen uns, wie sehr diese Zeit die Psyche der Bevölkerung geprägt hat. Oft mehr, als ihnen damals, aber auch heute noch, bewusst ist. Die Isolation, die Ungewissheit und die eingeschränkten Informationsquellen haben eine Generation geformt, die die damalige Zeit oft aufgrund von Nostalgie glorifiziert. Die ehemaligen Einwohner des „Tals der Ahnungslosen“ sehen sich heute mit einer riesigen, global vernetzten Welt konfrontiert, die einerseits mehr Freiheiten, andererseits aber auch neue Unsicherheiten mit sich bringt.

Unsere Frage, wie die Erlebnisse des Kalten Krieges das heutige Lebensgefühl in Pirna prägen?, lässt sich damit beantworten, dass die Erfahrungen ein umfassendes Sicherheitsbedürfnis und eine starke Sehnsucht nach Stabilität hinterlassen. Die Menschen hatten damals eine klare Struktur und wussten von vielen Problemen nicht einmal. Bei vielen besteht heute eine bleibende Sorge um zukünftige Konflikte und die Sicherheit der nächsten Generation. Die Menschen von damals blicken heute zu Teilen mit Sehnsucht auf die DDR zurück, die für sie nicht nur ein Staat, sondern auch ein Stück Heimat und Lebensgefühl war. Diese Heimat, die für sie zwar Freiheit verwehrte, aber dafür eine Art Geborgenheit in einer abgeschirmten und sozialen Gemeinschaft bot, trotz des Kalten Krieges. Der Blick heute auf die Welt zeigt ihnen, dass die Bedrohlichkeit des Kalten Krieges immer noch vor ihrer Haustür wartet, nur dass sie diesmal ein Bewusstsein für die Situation entwickeln können. Die Situation ist greifbar und bedrohlich. Viele Menschen fürchten sich davor, dass der Kalte Krieg ein heißes Erwachen erfährt.  

Quelle Interview: Herr K. in Pirna am 2.11.2024

Erzählung 9: Verborgene Spuren des Kalten Krieges 

Lohmens Bunker „Komplex 32“. Ein Relikt des Kalten Krieges. 

von Emily T.

Leben im Schatten des Kalten Krieges 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 fiel Pirna, wie ganz Sachsen, in die sowjetische Besatzungszone und wurde 1949 Teil der DDR. In den folgenden Jahrzehnten prägten die sozialistische Ideologie der SED und der sowjetische Einfluss die Stadt und ihre Region. Die geografische Nähe zur innerdeutschen Grenze und die  Anwesenheit militärischer sowie geheimdienstlicher Strukturen gaben der Region eine besondere  strategische Bedeutung. Das Leben hinter dem Eisernen Vorhang war geprägt von staatlicher Kontrolle, politischem Druck und einer ständigen Atmosphäre der Anspannung. 

Eingang zum Bunker (© Jens Herbach)

Sowohl das Stadtbild als auch das Leben der Menschen veränderten sich in dieser Zeit erheblich. Besonders deutlich wird dies in der benachbarten Ortschaft Lohmen, wo sich ein düsteres Kapitel der Geschichte verbirgt: die geheime Bunkeranlage „Komplex 32“.

Die Existenz solcher Anlagen wirft wichtige Fragen auf: Wie lebte man in der unmittelbaren Umgebung solch militärischer Geheimprojekte? Was bedeutete diese Anlage für die Menschen in der Region? Und welche Lehren lassen sich aus dieser Zeit für die heutige geopolitische Lage ziehen? In diesem Artikel wollen wir diesen Fragen nachgehen und die Bedeutung der Bunkeranlage „Komplex 32“ im Spannungsfeld der Ost-West-Konfrontation beleuchten. 

Zwischen Normalität und Bedrohung 

Pirna und die umliegenden Orte wie Lohmen waren während der DDR-Zeit stark von der geopolitischen Lage geprägt. Obwohl die Bunkeranlage selbst im Alltag der meisten Bewohner keine Rolle spielte, spürte man den Druck der internationalen Spannungen. Herr T., ein ehemaliger Anästhesist aus Pirna, schildert: „Es gab immer das Gefühl, dass man beobachtet wurde, dass etwas über unseren Köpfen schwebte. Die Herrenleithe war ab einem bestimmten Zeitpunkt, dann auch für uns strengstens verboten. Kein normaler Bürger durfte das Tal betreten. Die Nachrichten waren voller Berichte über Wettrüsten und Spannungen zwischen den Supermächten. In der Schule mussten wir oft Notfallübungen machen, bei denen wir unter den Tischen Schutz suchten, als ob das gegen eine Atombombe helfen würde.“ 

Solche Schilderungen verdeutlichen die gespaltene Realität, in der die Menschen lebten: einerseits der Versuch, ein normales Leben zu führen, andererseits die allgegenwärtige Bedrohung durch den Kalten Krieg, symbolisiert durch Orte wie den „Komplex 32“. Die militärische Präsenz in der Region war allgegenwärtig, auch wenn sie nicht immer direkt sichtbar war. 

Im Inneren des Lagerkomplexes (© Jens Herbach)

Geheime Vorbereitungen für den Ernstfall 

Lohmen war zu DDR-Zeiten ein Teil des strategisch wichtigen Verteidigungsnetzes der sozialistischen Staaten. Die Bunkeranlage „Komplex 32“ wurde in den 1980er Jahren errichtet, um im Falle eines militärischen Angriffs als geheimer Schutzraum für politische und militärische Führungskräfte aber auch als Materiallager im Falle einer Mobilmachung zu dienen. Wie viele derartige Anlagen in der DDR war auch dieser Bunker streng geheim. Die Bevölkerung wusste wenig bis gar nichts über seine Existenz, obwohl Gerüchte über die unterirdischen Aktivitäten kursierten. 

Zeitzeugenberichte aus der Region bestätigen die Gerüchteküche jener Zeit. „Wir wussten, dass hier etwas Militärisches vor sich ging“, erinnert sich Frau T., die in den 1960er Jahren als junge Frau in der Region lebte.

„Aber niemand sprach darüber. Man hat die Augen zugemacht, weil man wusste, dass man besser keine Fragen stellt.“ 

Die Anlage war darauf ausgelegt, hochrangige Offizielle der DDR im Falle eines Nuklearschlags zu schützen und die Regierungsfähigkeit des Staates aufrechtzuerhalten. Umgeben von einem Netz aus Tarnungen und Verschleierungen, blieb der Bunker jedoch für die  Öffentlichkeit unsichtbar – ein Symbol der Unsicherheit, das die Atmosphäre des Kalten Krieges in der Region widerspiegelte. 

Die Wende und das Ende des Bunkers: Verlassen und vergessen? 

Mit dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands 1989/90 verlor der Bunker seine Bedeutung. Die taktischen Überlegungen des Kalten Krieges wurden von der Realität der neuen geopolitischen Ordnung eingeholt. „Es war, als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte“, sagt Frau T. „Plötzlich redeten die Leute offener über die Dinge, die vorher unter Verschluss gehalten wurden. Und der Bunker? Den ließ man einfach zurück.“ 

Heute liegt die Bunkeranlage still und verlassen in den Wäldern um Lohmen. Überwucherte Zugänge und Betonreste erinnern nur noch vage an die einstige Bedeutung des „Komplex 32“. Doch während die physischen Strukturen langsam zerfallen, bleibt die Erinnerung an diese Zeit in den Köpfen vieler Menschen lebendig. Es gab in den letzten Jahren, öfter Besichtigungen bei denen viele Fotografen sich ausleben konnten. Sie haben die Geschichte von damals in Bildern eingefangen. 

Personalbereich innerhalb des Bunkers (© Jens Herbach)

Geopolitische Lehren für die Gegenwart: Parallelen zur heutigen Weltlage 

Die Geschichte der Bunkeranlage „Komplex 32“ bei Pirna und der Kalte Krieg werfen die Frage auf, welche Lehren wir daraus für heute ziehen können. Seit der Annexion der Krim und dem Krieg in der Ukraine sind die Spannungen zwischen Russland und dem Westen wieder angestiegen, was an die Zeiten des Kalten Krieges erinnert. Erneut wird über militärische Verteidigungsstrategien und geheime Projekte nachgedacht. Herr T., erklärt: „Die aktuelle geopolitische Lage zeigt, dass die Gefahr von Konflikten nicht verschwunden ist. Ähnlich wie damals wird wieder daran gearbeitet, sich durch militärische Projekte zu schützen. Wir sollten daran denken, wie sehr das Leben im Schatten solcher Anlagen die Gesellschaft beeinflusst hat.

Der „Komplex 32“ ist zwar heute nur noch eine Ruine, aber seine Geschichte verdeutlicht, wie stark geopolitische Spannungen lokale Gemeinschaften beeinflussen können. Der Kalte Krieg ist vorbei, aber die Strukturen, die er hinterlassen hat, bestehen weiter. Angesichts neuer internationaler Konflikte ist es wichtig, die Lehren der Vergangenheit nicht zu vergessen. 

Fazit: Eine vergessene, aber nicht unwichtige Geschichte 

Lohmens Bunker „Komplex 32“ ist heute eine Hinterlassenschaft des Kalten Krieges, das vielen Menschen in der Region Pirna und darüber hinaus unbekannt geblieben ist. Doch die Geschichten, die sich um diese Anlage ranken, bieten wertvolle Einblicke in die Alltagsrealität jener Zeit. Sie zeigen, wie tiefgreifend die geopolitischen Spannungen der Supermächte in das Leben der Menschen eindrangen, auch wenn diese selbst nur einen kleinen Teil davon direkt mitbekamen. 

Im Angesicht der heutigen internationalen Spannungen ist es wichtig, diese Geschichte nicht zu vergessen. Sie erinnert uns daran, wie schnell vermeintliche Sicherheit untergraben werden kann und wie entscheidend es ist, aus den Erfahrungen vergangener Konflikte zu lernen. Lohmens „Komplex 32“ mag stillgelegt sein, doch die Lehren aus seiner Existenz klingen auch heute noch nach.

Quellen Interview Herr T. in Lohmen am 17.10.2024

Erzählung 10: Früher vs. heute. Wie sich der Alltag seit dem Kalten Krieg verändert hat

von Nelly Z.

Die Zeit des Kalten Krieges war geprägt von politischer Spannung und wirtschaftlicher Teilung, das machte auch vor kleinen Städten wie Pirna und seiner Umgebung nicht Halt. In dieser Umgebung bestimmten sozialistische Strukturen den Alltag der Menschen und bis heute bleibt ihnen die Zeit der DDR als feste Erinnerung im Kopf. Gleichzeitig erinnert in Pirna die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein an die dunkle Seite der Geschichte. Ursprünglich war an diesem Ort eine Heil- und Pflegeanstalt. In der NS-Zeit diente sie grausamer Verbrechen und erst nach dem Zusammenbruch der DDR entstand hier ein Gedenkstätte, ein Ort des Gedenkens. Die Erinnerung an diese Zeit lastete auf der Bevölkerung und das Leben in der DDR wurde stets von einer politisch kontrollierten Gesellschaft geprägt.

Um herauszufinden, wie sich der Alltag seit der Zeit der DDR verändert hat, sprach ich mit der 70-Jährigen M. Z., die während des der DDR Zeit mit ihrem Mann und Sohn in Heidenau lebte. Meine zentrale Frage, welche zudem der leitender Gedanke, welcher uns im Laufe des Artikels immer wieder begegenen wird, lautete: „Wie hat sich der Alltag für Sie von früher zu heute verändert? Welche Unterschiede zu damals fallen Ihnen besonders auf?"

Ein stabiles soziales Netz M. Z. erinnert sich noch gut an die Jahre in der DDR und das Leben in Heidenau. ,,Damals gab es beispielsweise Kinderkrippen und Kindergärten für sehr viel weniger Geld", erzählt sie. „Der Staat hat viel übernommen, gerade für Familien war das eine große Erleichterung." In diesem Zusammenhang erwähnt sie, dass Arbeitslosigkeit in der DDR kein Thema war: „Jeder hatte eine Arbeit, das war einfach so. Und das Arbeitsklima war super. Man hat viel mehr gemeinsam mit den Kollegen unternommen, auch privat."

Blick in einen Kindergarten der DDR aus dem Jahr 1979 (Symbolbild: Fotothek df n-08 0000141 | CC BY-SA 3.0 de)

Eingeschränkte Reisemöglichkeiten und Freizeitangebote

Allerdings gibt M. Z. zu, dass die Reisemöglichkeiten stark begrenzt waren. „Wir konnten nur in die sozialistischen Länder reisen, aber das konnten sich auch nicht viele leisten." Dafür gab es für die Jugend und auch für Erwachsene zahlreiche Freizeit- und Sportmöglichkeiten. „Die Angebote waren für einen geringen Preis zugänglich", erzählt sie weiter.

„Man war einfach froh über das, was man hatte, und generell zufriedener mit allem. Wir waren glücklich mit dem, was wir hatten."

Gefühl der Sicherheit und finanzielle Entlastung

Ein zentraler Punkt für sie war vorallem das Gefühl der Sicherheit: „Es war viel ruhiger und sicherer. Man konnte abends ohne Angst draußen herumlaufen, selbst als Frau." Zwar hätten Kriminalitätsfälle auch damals existiert, doch "man hat nicht so viel darüber erfahren, das stand nicht überall in der Zeitung". Dennoch fühlt sie sich in der Gegenwart wesentlich unsicherer und merkt an, dass sie zwar auch früher ein mulmiges Gefühl hatte, sich heute jedoch abends nicht einmal mehr alleine raus trauen würde. Im Rückblick beschreibt sie die finanziellen Bedingungen in der DDR als vergleichsweise günstig. „Die Mieten, Strom und Wasser waren niedriger. Und wenn man zum Arzt musste, hat man nichts bezahlt, auch Medikamente gab es ohne Zuzahlung." Auch soziale Sicherheit war ein großes Thema: „Ich hatte eine Lehre, eine Arbeit - das war einfach gegeben und selbstverständlich."

Gemeinschaft und Zusammenhalt als zentrale Werte

M. Z. erzählt vorallem über die soziale Gemeinschaft und das Leben mit ihren Mitmenschen: „Der Zusammenhalt war besser. Es gab immer Nachbarschaftshilfe und man hat viel mehr mit den Nachbarn unternommen." Ähnliches erwähnte sie auch im Zusammenhang mit ihrer Arbeit: „Mit den Kollegen hat man öfter was unternommen. Manchmal waren wir auch wandern oder hatten einen Grillabend zusammen."

Der 1. Mai als besonderer Feiertag Sie erwähnt auch den 1. Mai, den Tag der Arbeit. „Das war ein wichtiger Tag, überall gab es Demonstrationen, die von Betrieben aus gingen. Es war aber eher ein ,,freiwilliger Zwang." Fazit: Ein Alltag im Wandel der Zeit

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich der Alltag seit dem Kalten Krieg stark verändert hat. Während die DDR eine umfassende soziale Absicherung und Gemeinschaftsstrukturen bot, die heute in dieser Form nicht mehr so stark existieren, so schränkte sie die persönliche Freiheit der Bürger jedoch gleichzeitig erheblich ein. Auch wenn M. Z. rückblickend viele positive Aspekte betont, wird deutlich, dass die damalige Gesellschaft von staatlicher Kontrolle und wirtschaftlichen Einschränkungen geprägt war. Die Welt heute ist offener und vielfältiger, birgt jedoch auch neue Herausforderungen wie eine gestiegene Unsicherheit und soziale Isolation mit sich. M. Z. fasst es am Ende treffend zusammen: „Es war in vielen Bereichen sicherer, aber man war auch einfach gezwungen sich mit dem zufrieden zu geben, was man hatte. Viel Freiheit um sich zu beschweren gab es einfach nicht." Dieser Wandel verdeutlicht, wie sich die Lebensrealität der Menschen in den letzten Jahrzehnten verändert hat und wie unterschiedlich die Herausforderungen damals und heute sind. Die Vergangenheit hat ihre Spuren hinterlassen, und dennoch zeigt sich, dass auch die heutige Zeit von Unsicherheiten und aber vorallem neuen Chancen geprägt ist.

Quelle

Interview mit M.Z. in Pirna am 27.10.2024

Erzählung 11: Die unsichtbaren Fronten

Was können wir aus der Zeit der frühen DDR lernen?

von Greta G. Pirna, eine Stadt mit Geschichte und Vergangenheit aus dem Kalten Krieg, in der die Schatten der Vergangenheit uns Einholen und uns die Geschichte aus einer Sicht von denen erzählt wird, die selbst in einer Welt des Glaubens und der Hoffnung gelebt haben. Genau wie die damalig 6-jährige C.G., die mit mir ihre Erinnerungen an eine Kindheit während der turbulenten Jahre des Kalten Krieges teilte. C.G. ist eine heute 85-jährige freundliche Dame und wurde mit ihrer Zwillingsschwester L.G. 1939 geboren. Sie lebte mit ihr und ihren Eltern in Pirna.

Die beiden Schwestern hatten noch eine ältere Schwester, die jedoch nicht mehr zu Hause lebte. Heute hat C.G. zwei Kinder, die sie regelmäßig mit ihren Familien im Alexa in Pirna besuchen kommen. Sie fühlt sich trotzdem oft alleine und hält deshalb gerne ihre Lebensgeschichte mit Interviews am Leben. Gleich zu Beginn unseres Gespräches kommunizierte sie offen darüber, dass es ihr wichtig ist, ihre Erfahrungen an diese Zeit weiterzugeben und die Bereitschaft für weitere Interviews. Wie weit können wir etwas aus dem Leben des Kalten Krieges mitnehmen ?

Kriegsende: Welche Auswirkungen hatte der Angriff 1945?

Als 1945 der Angriff der Westalliierten auf Dresden erfolgte, wurde Pirna genauso getroffen, jedoch war es im Vergleich zu Dresden nur minimal. Er wurde als ein heimtückischer Angriff dargestellt und viele haben nicht verstanden, warum dieser Angriff durchgeführt wurde. C.G. erzählte, dass der alte Bahnhof mit einer der zerstörtesten Orte war. Er zog sich bis zum heutigen „neuen“ Bahnhof und besaß nach dem Bombenangriff nur noch ein wirklich stehendes Gebäude. Für sie war jedoch eines der schockierendsten Dinge, dass die alte Brücke nicht mehr benutzbar war. Doch die Sowjets brauchten diese Brücke, damit sie mit ihrem Einheiten die Elbe queren konnten und bauten sie binnen einer Woche mit Holz wieder auf. Sie haben Pirna dadurch im weitesten Sinne befreit. Es sind auch einige andere Bauwerke durch die Detonation kaputtgegangen.

Wie weit war den Kindern der Alltag im Kalten Krieg bewusst?

Die Kindheit, von der C. G. erzählte, war geprägt von schönen Erlebnissen mit ihrer Familie. Vor allem die Elbe spielte bei den Kindern eine große Rolle: ,,Die Elbe war für uns immer schon ein Ort für Entspannung, auch für unsere Eltern. Wir haben ja keine Wanderung oder Urlaub machen dürfen oder können. Es war finanziell auch einfach nicht möglich. Es war einfach alles durcheinander. “ C. G. meinte jedoch, dass sie darüber ein wenig froh war, denn so hat sie die Welt ein wenig anders Erleben dürfen. Es hat sie und ihr Leben geprägt, da sie keine hohen Ansprüche hatte und man einfach so ist, wie man es gewohnt war. Auch in der Familie war der Zusammenhalt ein ganz anderer. Gerade der Mangel an allem, der zu dieser Zeit herrschte, war ein Punkt der C. G. und ihrer Familie oft dazu zwang, Dinge selber in die Hand zu nehmen und füreinander da zu sein. C. G. erzählte: ,,Meine Mutter hat alle Kleidungsstücke für mich und meine Schwester selber gemacht. Dadurch, dass sie Näherin war, hat es uns zumindest in diesem Bereich etwas leichter gemacht.‘‘

Nach dem Krieg ,,kamen die Russen, die die Führung hier in Pirna übernahmen, zu uns nach Hause. Mein Vater sagte zu mir und meiner Schwester: Geht runter in den Keller. Ich sperre euch dort ein. Das haben wir auch getan, denn die Angst vor den Russen war damals groß und hat mich meine ganze Kindheit und Jugend begleitet. Dann kamen sie mit einer weißen Fahne und suchten einen Dolmetscher. Da mein Vater russisch konnte, stellte er sich ihnen als Dolmetscher zur Verfügung und dann ging es uns eine Weile gut.‘‘

In dieser Zeit brachte ihr Vater abends, wenn er von der Arbeit kam, immer ein bisschen zu Essen mit nach Hause, denn das Essen war zu dieser Zeit sehr knapp und es war nicht wirklich einfach, an Essen zu kommen. C.G. meinte, dass sie das als Kind schon so bewusst wahrgenommen hat, es ihr jedoch als Kind schwergefallen ist, es so wirklich zu verdauen. Denn auch außerhalb ihres Hauses hat sich einiges abgespielt, was sie damals oft nicht wirklich verstanden hat. Sie oder andere Kinder konnten jedoch ihre kindliche Neugier nicht stillen, da sie keine wirklichen Antworten bekommen haben oder gar nicht erst Fragen stellen durften. Es war einfach zu gefährlich. Doch nicht nur das Sprechen über bestimmte Dinge war gefährlich, sondern auch die Ungewissheit über Dinge, die in ihrem Alltag vertreten waren, wie dem Schwarzmarkt so C. G.: ,,Auf dem Schwarzmarkt wurden nicht nur Lebensmittel und Kleidung getauscht , sondern eben auch Rauschmittel, die gerade für uns Kinder etwas Unverständliches waren.“

Wie gestaltete sich die Bildung eines Arbeiterkindes?

Das Leben der Kinder hätte nicht unterschiedlicher sein können. Denn auch hier spiegelte sich einiges vom gesellschaftlichen Stand der Eltern wieder. Gerade die Kinder von den Generälen oder der obersten Führung hatten es um ein Vielfaches leichter, um an eine gute Bildung zu gelangen. Es gab extra privilegierte Schulen, in denen die „Besten“ delegiert wurden. ,,Viele Arbeiterkinder nicht, weil immer erst die Kinder aus kommunistisch hochrangigen Familien oder die, die etwas mit dem Krieg zu tun hatten, dort die Chance zum Lernen bekommen haben.“ In den sogenannten Arbeiterschulklassen war es oft so, dass die Klasse aus ca. 29 Schülern bestand und sich dort nicht nur eine Altersgruppe befand, sondern eben die Großen auch mit bei den Kleinen zusammen lernen mussten. Dies hat sich aber eher auf die “normalen“ Schulen bezogen. Die ersten vier Jahre hatte C. G. kaum Unterricht, sondern es zählte eher die Anwesenheit. Ein prägendes Erlebnis blieb C. G. in Erinnerung – der 1. Schultag beziehungsweise die Schuleinführung: ,,Die Zuckertüten waren verfault durch die Schokolade, die die Mutti selber gemacht hatte. Sie hat alles gemacht, was sie machen konnte, doch es gab halt in dieser Zeit bestimmte Fette nicht, die die Schokolade haltbar gemacht haben und da ist alles schlecht geworden, weil die Schuleinführung für vier Wochen verschoben wurde." Die Probleme haben sich jedoch über die ganze Schulzeit gezogen, auch in Ermangelung von Schulmaterialien und dem plötzlichen unergründlichen Verschwinden ihrer Lehrerin. Es durften keine Fragen zu ihrem Verschwinden gestellt werden. So erhielt die Klasse nur ganz selten guten Schulunterricht. Als Arbeiterkind hatte C. G. auch bis dahin nicht die Möglichkeit zu studieren, da die Mutter ihr nicht die Möglichkeit geben konnte sie als Berufsverdiener zu entbehren. Dies kam hauptsächlich dazu, weil ihre Familie unter dem Tod ihres Vaters litt. Denn die Mutter musste mit schlecht bezahlten ihre beiden Töchter ernähren.

Wie gestaltete sich die Bildung eines Arbeiterkindes? Durch einen Artikel, der ein paar Jahre später in der Zeitung stand: Ein Aufruf, dass alle Arbeiterkinder auch in die weiterführenden Schulen können, da es zu wenige Lehrer gab und sie aufgefordert wurden, doch ein Studium zu beginnen. So ergab sich doch noch die Möglichkeit, nach ihrer Arbeit in dem Chemiebetrieb, über eine Abendschule, die sie nach der Arbeit aufsuchte, sich ihren Traum vom Lehrerberuf zu erfüllen. Sie hatte zu der Zeit schon ein Kind, doch dies hielt sie nicht auf, mit der Unterstützung ihrer Mutter und ihres Mannes diese Laufbahn einzuschlagen. "Das war kompliziert - Fernstudium, vier Jahre nach Dresden gefahren zum IFL. Dort war ein Lehrerinstitut und dort wurde die Ausbildung gemacht.“ C. G. ist in diesem Beruf dann aufgeblüht und hat das gefunden, was sie sich schon immer erträumt hatte. Dazu kam, dass sie auch durch die Erfahrung ihres Lebens, eine jahrelange Bindung zu ihren Schülern aufgebaut hat, bis zum heutigen Tag. Diese Bemerkung wurde mit vielen Emotionen erzählt.

Gedanken zum Schluss

Zusammenfassend hat uns dieses Interview einen Einblick in die vergangene Zeit gegeben und uns gezeigt, wie es das Leben der Menschen zu dieser Zeit geprägt hat. Das Leben damals hat einem viel abverlangt, die Menschen dazu angehalten bodenständiger zu leben. Wir haben einen Einblick in ein anderes Leben bekommen und wir haben ein kleines bisschen an Vorstellungskraft gewonnen. Ich denke, es ist wichtig und sehr wertvoll, die Zeit unserer vergangenen Generationen nicht zu vergessen und in Erinnerung zu behalten. Denn auch wenn die Momente und die Situationen, die uns nicht als die besten erscheinen, gab es viele Dinge, die wir von ihnen lernen können, die uns weiterbringen. Nicht alles scheint uns verständlich und nachvollziehbar. Zeitzeugen aus dieser Zeit gibt es immer weniger. Wir sollten aus der vergangenen Geschichte lernen und es besser machen. Und vor allem sollten wir dankbar für das sein, was wir haben.

,,Wir hatten keine hohen Ansprüche, sondern alles ist, wie man es gewohnt war. Es war innerhalb der Familie und das war das Gute. Der Zusammenhalt der Bevölkerung hat sich so gezeigt.“

Quelle:

Interview geführt am 23.10.24 in der ,,Alexa Seniorenresidenz Pirna"

Erzählung 12: Die Sächsische Schweiz im Kalten Krieg  

Lebensrealitäten, Prägungen und die Spuren der Teilung 

 von Antonia M.

Sebnitz. In einer Zeit, in der geopolitische Spannungen und Konflikte wieder verstärkt in den Fokus rücken, erinnert die Geschichte des Kalten Krieges – von 1947 bis 1989/90 – an eine Ära, in der die Welt in zwei feindliche Blöcke gespalten war. Inmitten der malerischen Landschaft der Sächsischen Schweiz hinterließ der Kalte Krieg tiefgreifende Spuren, die bis heute in den Erinnerungen der Menschen und der regionalen Geschichte verankert sind. In meinem Artikel werfe ich einen Blick auf die Erlebnisse und Erinnerungen von zwei Zeitzeugen aus Sebnitz und Umgebung, die mir eindrucksvoll schilderten, wie der Kalte Krieg das Leben der Menschen vor Ort prägte und welche Spuren bis heute noch zu erkennen sind. Ihre Geschichten bieten nicht nur einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit, sondern laden auch dazu ein, Parallelen zur heutigen geopolitischen Lage z.B. den Ukraine-Krieg zu ziehen, in der alte Konflikte neu aufleben und die Welt erneut vor Herausforderungen stellen.  

In meinem Artikel stelle ich Ihnen eine faszinierende Zeitzeugin vor: Annemarie S., geboren 1959, die ihre Kindheit und Jugend im Spannungsfeld des Kalten Krieges teilweise in Sebnitz – ca. 35 km östlich von Pirna, an der Grenze zur damaligen Tschechoslowakei – verbrachte. Ihre Erinnerungen bieten Einblicke in das Alltagsleben und die Ängste jener Zeit und helfen, die Auswirkungen des Kalten Krieges auf die heutige Gesellschaft zu verstehen. Außerdem interviewte ich Max M., Jahrgang 1970, der die letzten Jahre des Kalten Krieges und der Wendezeit miterlebte. Er lebte zu dieser Zeit in Ulbersdorf – einem kleinen Dorf westlich von Sebnitz. Seine Erfahrungen spiegeln die Hoffnungen und Erfahrungen der jungen Menschen in dieser turbulenten Zeit wider. 

Der Kalte Krieg wird als schwerer Konflikt zwischen den beiden feindlichen Supermächten – der USA und der Sowjetunion definiert. Diese Auseinandersetzung blieb aufgrund des fehlenden direkten Waffeneinsatzes „kalt“. Dennoch gestalteten beide Staaten ein Wettrüsten der Waffen bzw. Atombomben, einen sogenannten „Wettlauf im All“ sowie Propaganda, um den Gegner zu bedrohen. Zum weltweiten Symbol des Kalten Krieges wurde die – am 13. August 1961 errichtete – Berliner Mauer, welche zeitgleich die politische Spaltung Deutschlands und Europas festigte.  

Bauarbeiten an der Berliner Mauer 1961 (Bundesarchiv, Bild 183-88574-0004 / Stöhr / CC-BY-SA 3.0)

Die Bedrohungen durch das Wettrüsten wurden auch im Raum Sebnitz spürbar. „Jährlich fanden bei uns im Haus Luftschutzübungen statt. […] Die gesamte Hausgemeinschaft versammelte sich mit Decken und Konserven in einem fensterlosen Keller mit Stahltüren.“, so erzählte Frau S. Viele Bewohner dachten, diese Übungen seien sinnlos gewesen und machten sich Scherze daraus. Doch im Spätsommer 1968 gingen Gerüchte in der Kleinstadt herum, dass bereits russische Panzer in Richtung Prag rollten. „Meine Mutti hatte eine solche Angst vor einem weiteren Krieg“, berichtete die Zeitzeugin.  Ebenso fand für die Schüler der Schulen aus Sebnitz, Neustadt in Sachsen und Umgebung der Klassenstufe 9 das Wehrlager namens „Lager für Arbeit und Erholung“ für eine Woche statt. Dabei wurden die Jungen im Jugenderholungsheim „Endlerkuppe“ in Ottendorf bei Sebnitz auf den „Ernstfall vorbereitet“. Sie lernten das Schießen mit Platzpatronen sowie das Überleben in der freien Natur, wurden zum Appell in der Nacht auf den Hof getrieben und führten jeden Morgen nach dem Aufstehen Sport durch bzw. übten an einer Eskaladierwand. Doch nicht nur in der einen Woche Wehrlager lernten die Schüler die wichtigsten Grundlagen der Verteidigung und den Militarismus kennen, sondern erhielten in den Klassen 9 und 10 Wehrunterricht sowie Sportunterricht, in dem sie den „Weitwurf mit leeren Handgranaten geübt haben“. Ebenfalls hatten die Pioniere im heutigen KIEZ in Sebnitz, welches sich zur damaligen Zeit Pionierzeltlager „Grete-Walter“ nannte, ihre Ferien zu verbringen. Max M. besuchte nach der Grundschule die sogenannte Polytechnische Oberschule (POS) „Geschwister Scholl“ in Ehrenberg. Zu der damaligen Zeit war in fast jedem Dorf eine Schule ansässig. Der Zeitzeuge berichtete, dass wenn ein Schüler die Erweiterte Polytechnische Oberschule (EOS) – also das heutige Gymnasium – besuchen wollte, wurde ihm für bessere Chancen der Aufnahme nahegelegt, sich für mindestens 3 Jahre für den Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee (NVA) zu verpflichten. Ungeachtet dessen mussten alle Männer zwischen 18 und 26 Jahren einen 18-monatigen Grundwehrdienst bei der NVA antreten. Herr M. war damals im Alter von 17 Jahren bei der Musterung für den Wehrdienst in Neustadt in Sachsen, wurde dabei jedoch aus gesundheitlichen Gründen ausgemustert. Außerdem gab es die Gesellschaft für Sport und Technik (GST). Dies war eine Organisation der DDR für die  vormilitärische Ausbildung von jugendlichen Menschen, in welcher der Zeitzeuge in der Sektion des Motorsportes Mitglied gewesen ist. „Die verschiedenen Vereine der DDR für die Kinder und Jugendlichen trugen dazu bei, dass man seine Hobbys nachgehen konnte. War man kein Mitglied, hatte man Schwierigkeiten und es war schwer in der Gesellschaft akzeptiert zu werden.“ 

Ein großer Bestandteil des Wettrüstens zwischen der USA und UdSSR war der Bau von Atomwaffen. Für das Atomprogramm der UdSSR bildete das radioaktive Uranerz die entscheidende Rohstoffbasis. Der Deckname „Wismut“ war der Name des wichtigsten Unternehmens der Sowjetunion in der DDR und ehemals der weltweit viertgrößte Uranproduzent. Die Besatzungsmacht setzte sich als Ziel, so schnell wie möglich und ohne Rücksicht auf die Menschen bzw. Natur Uranerz aus dem Boden zu fördern. Ein Abbaugebiet der „Wismut“ erstreckte sich in Königstein in der Sächsischen Schweiz, welches derzeit durch die Wismut GmbH – einem staatlichen Sanierungsunternehmen – „mit der Sanierung der großflächig radioaktiv kontaminierten Wismut-Altlasten“ beauftragt wurde. Nach Abschluss der Sanierung soll das Anbaugebiet dem Landschaftsbild der Sächsischen Schweiz angepasst werden.

Bergarbeiter der Wismut mit Bohrmaschine (Bundesarchiv, Bild 183-50115-0001 / CC-BY-SA 3.0)

Ebenfalls gibt es in Königstein auf der Festung einen Bunker, welcher in den 1960er Jahren aufwändig „von der DDR-Zivilverteidigung zu einem Bunker mit gasdichten Feuerschutztüren, Überdruckventilationsschleuse, eine Be- und Entlüftungssystem, einem Notstromaggregat und einem Wasserbehälter“ umgebaut wurde.  Dieser Bunker sollte die Verwaltung vor einem biologischen, chemischen oder atomaren Angriff schützen. Da der Bunker sehr lange Zeit unter Verschluss blieb, ist er noch vollständig erhalten und kann besichtigt werden.

Der Zeitzeuge Max M. erzählte ebenfalls von einem Atomwaffenlager in Bischofswerda – ca. 23 km entfernt von Sebnitz: „Dort hielten die Russen einige Atomsprengköpfe unter Verschluss.“ Derzeit verfällt der Bunker. Anwohner kämpften für die Bewilligung des Denkmalschutzes für den Bunker, damit dieser als Erinnerungsstätte vorhanden bleiben kann. 

Bei der weiteren Recherche für diesen Artikel stieß ich auf die Burg Hohnstein. Sie sollte unter dem Decknamen „Leuchtboje“ in den 1980er Jahren in kürzester Zeit von einer Jugendherberge zu einem Isolierungslager für Regimegegner der DDR umfunktioniert werden. Heutzutage ist die Burg Hohnstein eine Jugendherberge und wird derzeit aufwändig saniert.  

Die politischen Spannungen zeigten sich jedoch auch weiter im Alltag der Menschen. Frau S. erzählte mir vom Verbot des Briefwechsels mit ihrer – in Wuppertal lebenden – Großmutter. „Wir durften keine Briefe in den Westen schicken, aber ich habe es heimlich gemacht. Einige meiner Briefe wurden abgefangen. […] Die Angst, dass die Stasi dahinter kommt, war immer da.“ Durch die vielen Kontrollen der Staatssicherheit der DDR wurden die Menschen in ihrem Alltag eingeschränkt und bekamen das Gefühl, in ihrem eigenen Land eingesperrt zu sein. Außerdem war das Reisen sehr eingeschränkt. „Wir durften nur die sozialistischen Länder als Reiseziel nehmen, wie Polen oder die Tschechoslowakei. […] Die Reise in westliche Länder war für uns undenkbar.“ 

 In Zeiten des Kalten Krieges beschrieb man die Wirtschaft in der DDR als „Planwirtschaft“, in der alle wirtschaftlichen Zielvorstellungen im Vorfeld geplant, gelenkt und verwaltet werden. Was am Anfang praktisch klang, entwickelte sich in der DDR zu einer Mangelwirtschaft, weshalb es bestimmte Lebensmittel oder Kleidung nur auf Zuteilung gab. „Fisch gab es kaum und Kinderkleidung war sehr wenig vorhanden. Jeden Montag kam neue Kleidung in den Laden und wir standen stundenlang in der Schlange.“ Es musste angenommen werden, was verfügbar war, egal ob es den Menschen gefiel oder nicht. Ein besonderes Ereignis ist Frau S. in Erinnerung geblieben. „Für meinen Sohn gab es nur noch einen knallpinken Anzug, weil einfach nichts anderes da war.“ Der Mauerfall am 9. November 1989 stellte einen wichtigen Wendepunkt in der DDR und im Kalten Krieg dar. Die Menschen bekamen den Fall der Mauer aus unterschiedlichen Perspektiven mit. „Ich saß mit meinem Sohn auf dem Schoß vor dem Fernseher“, so Annemarie S. Es wurde das erste Mal wieder das Gefühl der Erleichterung und Freiheit spürbar. „Wir konnten endlich reisen, wohin wir wollten. Ich besuchte als erstes meine Oma in Wuppertal. Doch nicht alle Menschen waren froh über den Fall der Mauer, denn ein Nachbar bei meiner Oma machte mir klar: Ihr Ossis bleibt dort, wo ihr herkommt“, berichtet die Zeitzeugin. Ein Ende des Kalten Krieges habe man in dieser Region durch den Abzug der sowjetischen Besatzungstruppen, dem Zerfall der Sowjetunion und der Stasi, dem „Laden- bzw. Unternehmenssterben“ und der damit verbundenen hohen Arbeitslosigkeit sowie dem Abbau der Atomraketen mitbekommen.   

Mehr als dreißig Jahre später sind neben der „Wismut“ in Königstein, (verschütteten) Bunkern und heruntergekommenen Gebäuden von ehemaligen Wehrlageranlagen auch noch weitere Spuren im Alltag der Menschen in Sebnitz und Umgebung durch den Kalten Krieg hinterlassen worden. So besteht eine große Skepsis der Menschen gegenüber der Stationierung von amerikanischen Truppen bzw. Waffen und Waffenlieferungen, aus Angst, dass im eigenen Land wieder ein (Kalter) Krieg ausbricht. 

Insgesamt zeigt der Artikel über den Kalten Krieg, wie tiefgreifend dieser Konflikt das Leben in Sebnitz und Umgebung prägte. Die Erinnerungen von Zeitzeugen wie Annemarie S. und Max M. illustrieren eindrucksvoll die Ängste, Einschränkungen und den Militarismus, die das Alltagsleben in der DDR bestimmten. Von Luftschutzübungen bis zu Wehrlagern wird deutlich, wie die geopolitischen Spannungen die Menschen in ihrem Alltag beeinflussten. 

Heute, in einer Welt, in der weiterhin Kriege und Konflikte, wie der Ukraine-Krieg, an die Ära des Kalten Krieges erinnern, stehen wir erneut vor geopolitischen Herausforderungen. Die Erinnerungen an diese Zeit können uns helfen, die aktuelle Situation besser zu verstehen und die daraus resultierenden Ängste der Menschen nachzuvollziehen. Die Skepsis gegenüber der militärischen Präsenz und die Furcht vor einer Wiederholung der Geschichte sind in der Region spürbar. 

Diese Parallelen zeigen, wie wichtig es ist, aus der Geschichte zu lernen, um Frieden und Stabilität zu fördern. Der Dialog über vergangene Konflikte und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft könnte dazu beitragen, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit einer friedlichen Koexistenz in der heutigen geopolitischen Landschaft zu schaffen. 

Interviews

Interview mit Max M., am 18. Oktober 2024, 16:30 bis 17:00 Uhr in Ehrenberg Der Name des Interviewpartners wurde aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert. 

Interview mit Annemarie S., am 4. Oktober 2024, 11:00 Uhr bis 12:30 Uhr in Sebnitz. Der Name des Interviewpartners wurde aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert. 

Netz: 

Carina Baganz: „Kennwort "Leuchtboje" – Das geplante Isolierungslager der Staatssicherheit auf der Burg Hohnstein“. 2015. URL: https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/211831/kennwort-leuchtboje-das-geplante-isolierungslager-der-staatssicherheit-auf-der-burg-hohnstein/ (Stand: 19. Oktober 2024, 13:49 Uhr) 

Daniel Niemetz: „Wettlauf ins All - Der Kalte Krieg im Orbit“. 2017. URL: https://www.mdr.de/geschichte/zeitgeschichte-gegenwart/politik-gesellschaft/raumfahrt-kalter-krieg-weltall-usa-sowjetunion-gagarin-100.html (Stand: 19. Oktober 2024, um 11:22 Uhr) 

Festung Königstein gGmbH: „Kriegspulvermagazin“. URL: https://www.festung-koenigstein.de/de/festungsplan-station/kriegspulvermagazin.html (Stand: 19. Oktober 2024, 14:30 Uhr) 

Gerd Schneider, Christiane Toyka-Seid: „Kalter Krieg“. 2024. URL: https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/320587/kalter-krieg/ (Stand: 19. Oktober 2024, um 11:24 Uhr) 

Hermann Tydecks: „Als Atombomben in Bischofswerda tickten: Was wird aus dem geheimen Russen-Bunker?“. 2019. URL: https://www.tag24.de/nachrichten/regionales/sachsen/bischofswerda-als-die-atombomben-tickten-was-wird-aus-dem-geheimen-russen-bunker-denkmal-schutz-mahnmal-988839 (Stand: 19. Oktober 2024, 13:39 Uhr) 

Kiez Sebnitz: „Aus der Geschichte unseres KiEZ“. URL: https://kiez-sebnitz.de/ueber-uns/geschichte (Stand: 19. Oktober 2024, 12:46 Uhr) 

MDR: „Allgemeine Wehrpflicht in der DDR“. 2024. URL: https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/nva/wehrpflicht-soldat-grundwehrdienst-armee100.html (Stand: 19. Oktober 2024, 12:33 Uhr) 

MDR: „Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Wismut“. 2023. URL: https://www.mdr.de/geschichte/ddr/wirtschaft/wismut/fragen-uran-bergbau-sowjetunion-atomindustrie-100.html (Stand: 19. Oktober 2024, um 13:26 Uhr) 

MDR: „Sicher bei Atomschlag? DDR-Bunker der Zivilverteidigung auf Festung Königstein geöffnet“. 2024. URL: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/dippoldiswalde-sebnitz/festung-koenigstein-bunker-ausstellung-100.html (Stand: 19. Oktober 2024, 14:33 Uhr) 

Wismut: „Haldensanierung“. URL: https://www.wismut.de/de/nl-koenigstein_halden.php (Stand: 19. Oktober 2024, um 13:28 Uhr) 

Erzählung 13: Wie haben die Menschen in Copitz den Kalten Krieg wahrgenommen?

von Johann L.

Der Kalte Krieg

Der Kalte Krieg bezeichnet die Zeit von 1947 bis 1989, die durch den globalen Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion geprägt war und in der stets die Gefahr eines Krieges bestand. Besonders nach dem Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 änderte sich der Alltag der Menschen in der DDR und in der Bundesrepublik erheblich. Herr L., ein Zeitzeuge, der während dieser Zeit in Copitz lebte, berichtete von den Herausforderungen, Veränderungen und Ereignissen, die seinen Alltag in dieser angespannten Zeit bestimmten.

Auswirkungen des Prager Frühlings auf Copitz

Im August 1968 erreichten die globalen Spannungen des Kalten Krieges auch die Straßen von Pirna, als sowjetische und andere Ostblocktruppen im Rahmen der Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Tschechoslowakei zogen. Mit ihren Kettenfahrzeugen durchquerten sie Pirna auf der Hauptstraße und passierten dabei die alte Elbbrücke in Richtung Tschechoslowakei – ein Bild, das sich tief in das Gedächtnis der Bevölkerung einbrannte. Die schweren Militärfahrzeuge hinterließen nicht nur tiefe Spuren auf den Straßen, sondern beschädigten auch Gebäude entlang der Strecke. Besonders ein Vorfall sorgte in der Copitzer Umgebung für Aufmerksamkeit: Ein Panzer streifte die Ecke eines kleinen Blumenladens an der Hauptstraße und riss Teile der Fassade mit sich. „Bereits am nächsten Tag wurde der Schaden – für die Verhältnisse in der DDR ungewöhnlich schnell notdürftig repariert“ so der Zeitzeuge. Dennoch zeigte sich die Zerstörung an mehreren Stellen der Stadt noch viele Jahre später. Die Spuren der Panzerketten waren an der Auffahrt zur Copitzer Brücke selbst bis in die 1990er Jahre sichtbar, bis die Brücke schließlich 1994 instand gesetzt wurde.

Wie hat der Kalte Krieg den Alltag der Bewohner in Copitz beeinflusst?

Neben den sichtbaren Spuren, die die Militärfahrzeuge auf den Straßen hinterließen, belastete die militärische Präsenz die Anwohner in Copitz und Umgebung auch psychisch. Der permanente Lärm wurde zu einer täglichen Belastung. Herr L. berichtete, dass montags regelmäßig ein Hubschrauber mit einer Sonde in Richtung des Kernforschungszentrums in Rossendorf flog.

„Auch das Dröhnen der Kettenfahrzeuge, die ständig zwischen der Kaserne und dem Wasserplatz pendelten, war in Copitz nicht zu überhören.“

Herr L. im Interview

Auch das Atomkraftwerk-Unglück in Tschernobyl 1986 hatte Auswirkungen auf den Alltag der Menschen in Copitz. „Es gab von einem zum anderen Tag keinen Zement mehr, es gab auch schon vorher nicht genug wegen des Wohnungsbauprogrammes der DDR so Herr L. Das lag daran, dass man den Zement zur Abdichtung und zum Strahlenschutz für Gebäuden brauchte. Dementsprechend schickte die DDR als enger Verbündeter der Sowjetunion jeglichen verfügbaren Zement an die Ukraine,die damals noch eine Teilrepublik der Sowjetunion war.

Militärischer Vorrang und exklusive Versorgung

In den 1980er Jahren wurde die Versorgungslage in der DDR zunehmend komplexer, teils durch die Mangelwirtschaft und den Kalten Krieg geprägt. Der militärische Bedarf hatte Vorrang, besonders bei sogenannten Dual-Use-Gütern, also Produkten, die sowohl militärisch als auch zivil genutzt werden konnten. Dies führte dazu, dass etwa Lkw-Reifen zuerst an das Militär gingen, was die Zivilbevölkerung zur Improvisation zwang. Neben den normalen Einkaufsläden gab es in der DDR spezielle Läden für die sowjetischen Militärangehörigen, oft Russenläden oder Russenmagazine genannt. Diese Geschäfte wurden vor allem für das sowjetische Offizierskorps eingerichtet, das Zugang zu begehrten Waren hatte, die im DDR Alltag selten oder kaum erhältlich waren. Dazu zählten Produkte wie Radeberger Bier, Südfrüchte und Alkohol. Die Läden waren auch für DDR-Bürger zugänglich, was sie zu einem besonderen Anziehungspunkt machten. Der privilegierte Zugang der sowjetischen Militärangehörigen und Offiziere zu diesen Waren führte zu Spannungen in der DDR Gesellschaft, da viele Ostdeutsche das Gefühl hatten, dass die Versorgung zugunsten des Militärs und der sowjetischen Besatzungstruppen ungerecht verteilt war.

Fazit Die Menschen in Copitz haben den Kalten Krieg sehr stark wahrgenommen, was vor allem an der geografischen Lage von Copitz und Pirna lag. Als grenznahe Region spürten die Anwohner die Auswirkungen des Kalten Krieges besonders intensiv. Die militärische Präsenz und die regelmäßigen Manöver von Truppen und Fahrzeugen machten die politische Spannung deutlich und erinnerten die Anwohner täglich daran, dass ein Konflikt jederzeit ausbrechen könnte. Zudem litt die Bevölkerung unter psychischen Belastungen und unter der Knappheit bestimmter Güter, die oft durch die Vorrangs Regelung für das Militär reserviert waren.

Auch heute ist die geopolitische Lage, besonders in Europa aufgrund des nahen Ukrainekriegs, wieder sehr angespannt. Die wirtschaftlichen Großmächte in der Welt orientieren sich in Bezug auf diesen seit mehr als zwei Jahren andauernden Krieg differenziert. Dies wiederum führt dazu, dass sich die Lage weiterhin zuspitzt und die Menschen in den grenznahen östlichen Regionen Deutschlands erneut verunsichert sind.

Quelle: Interview mit Herrn L., das am 25, Oktober 2024 in Copitz

Erzählung 14: Kohlberg

Pirna und der Kohlberg aus der Sicht eines ehemaligen NVA-Soldaten 

von Arian P.

Einleitung   

Die Zeit des Kalten Krieges war eine Ära großer Spannungen, in der das Misstrauen zwischen Ost und West die politischen und gesellschaftlichen Realitäten Europas prägte. In Deutschland, das nach dem Zweiten Weltkrieg in zwei ideologisch gegensätzliche Staaten geteilt worden war, spielte die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der Landesgrenzen und der Aufrechterhaltung der inneren Ordnung des sozialistischen Staates. Während die politische und militärische Führung der DDR die Verteidigung des Landes und seiner Ideale betonte, wurde diese Verantwortung auf die jungen Männer übertragen, die ihre Wehrpflicht ab 1962 in der NVA leisteten.  

Doch wie sah das Leben dieser Soldaten im Alltag aus? Welche Erfahrungen prägten ihren Dienst auf dem Kohlberg in Pirna, der als militärisches Ausbildungsgelände diente? Was bedeutete es, in diesem herausfordernden Umfeld für den sozialistischen Staat zu trainieren und zu dienen?                                                                                                    

 Um diese Fragen zu beantworten, habe ich meinen Großvater interviewt, der von 1969 bis 1971 bei der NVA in Pirna stationiert war. Pirna, eine Stadt nahe der Grenze zur damaligen Tschechoslowakei, war ein militärischer Stützpunkt während des Kalten Krieges. Heute wirkt die Stadt mit ihren malerischen Altbauten und der idyllischen Landschaft friedlich und einladend. Der Kohlberg, der damals als militärisches Ausbildungsgelände diente, ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet für Familien und Wanderer. Doch in den 1960er-Jahren war dies ein Ort, an dem junge Männer hart gedrillt und auf den Ernstfall vorbereitet wurden. Die Grundausbildung, die hier stattfand, war von Disziplin, Entbehrung und körperlicher Anstrengung geprägt.  

Soldaten des Pionierbataillons 7, darunter der Interviewpartner, vermutlich vor dem Kasernengebäude auf Rotterwendorfer Straße 45 L

Die Erinnerungen meines Opas, Christian P. werfen ein Schlaglicht auf das Leben der jungen Männer, die in der DDR für den Schutz des Staates ausgebildet wurden. Sie zeigen, wie die militärische Ausbildung auf dem Kohlberg funktionierte und welche Ängste und Herausforderungen die Soldaten begleiteten, sei es während ihrer Zeit im Dienst oder als Reservisten, die jederzeit mit einem erneuten Einsatz rechnen mussten. Inwiefern prägten die Erfahrungen auf dem Kohlberg die Soldaten? Im Folgenden beleuchte ich die Ausbildung auf dem Kohlberg, die strikten Regeln in der Kaserne und die Ängste der Soldaten vor möglichen Einsätzen. Gleichzeitig erfahren wir, wie mein Opa seine Zeit als NVA-Soldat in Pirna erlebt hat. 

  Die Ausbildung auf dem Kohlberg: Harte Disziplin   

"Der Kohlberg war direkt gegenüber der grauen Kaserne des Pionierbataillons 7 von der 7. Panzerdivision, die ihren Sitz in Dresden hatte", erzählte mein Opa, als er begann, von seiner Zeit bei der NVA zu berichten. "Während der Grundausbildung auf dem Kohlberg übten wir hauptsächlich auf dem Nordhang. Dort wurden wir sehr geschliffen, und der Spieß war besonders streng. Einer unserer Kameraden hatte eine Lungenkrankheit, und das Training mit den Gasmasken wurde für ihn zur Qual. In den Gasmasken stand das Wasser vom Schweiß, und er hat Blut gespuckt, das aus seiner Lunge kam. Trotzdem wurde er nicht befreit. Er hat sich die Maske vom Kopf gerissen, doch zwei Vorgesetzte haben sie ihm einfach wieder übergestülpt." Diese Episode zeigt die Härte und den Druck, unter dem die jungen Männer standen. Es gab keine Ausnahmen, keine Rücksicht auf die Gesundheit – die Disziplin stand an erster Stelle. "Es gab auch alte Bunkeranlagen auf dem Kohlberg", fügte mein Opa hinzu, "und diese wurden ebenfalls für die Ausbildung genutzt."  

Hinterlassenschaften heute: Betonelemente auf dem Kohlberg (Foto von Arian P., 2024)

Die Grundausbildung während es 18-monatigen Grundwehrdienstes dauerte etwa vier Wochen. Mein Opa wurde Anfang Dezember 1969 eingezogen, eine Zeit, in der das Wetter in Sachsen oft trüb ist. "Es war Schmuddelwetter, es hat geschneit, geregnet, und wir waren oft durchnässt und schmutzig. Der Kohlberg war ein Ort, den ich gehasst habe", gestand er offen. Die Ausbildung bestand nicht nur aus körperlicher Ertüchtigung, sondern auch aus endlosen Märschen und Übungen. Der Tagesablauf begann um 6:00 Uhr mit dem Wecken und dem Anziehen der Sportkleidung. Dann mussten die Soldaten bis 6:30 Uhr eine Frühsport-Maßnahme absolvieren, oft ein 3000-Meter-Lauf entlang der Gottleuba, einem Fluss, der sich gut für die morgendliche Tortur eignete. "Man musste über die kleine Brücke Richtung dem Sportplatz der LOK laufen, dann 1,5 Kilometer die Gottleuba aufwärts bis zum Sägewerk Stiebing. Dort war dann die nächste Brücke, und von den roten Kasernen aus ging es zurück zur Pionierkaserne." 

 Nach dem Frühsport gab es Frühstück, und danach folgte das Antreten der Kompanie, um den Tagesbefehl zu erhalten. Der restliche Tag bestand aus Ausbildung im Gelände, Waffentraining und Schießen. Die Mittagspause verbrachten die Soldaten wieder in der Kaserne, wo sie gemeinsam aßen, bevor die Ausbildung am Nachmittag weiterging – oft theoretische Schulungen über Waffensysteme und politische Indoktrination. Gegen 17:00 Uhr endete der Ausbildungstag mit der Reinigung der Stuben und des Reviers, und um 18:00 Uhr folgte das gemeinsame Marschieren zurück in die Kantine, begleitet von den obligatorischen Soldatenliedern. Nach dem Abendessen hatten die Soldaten theoretisch Freizeit, die jedoch meist durch das Putzen der Waffen und das Reinigen der Ausrüstung bestimmt war. Der Tag endete mit der Nachtruhe um 21:00 Uhr, kontrolliert von einem Unteroffizier, der manchmal unangekündigt die Zimmer und Spinde inspizierte.  

 Das Leben in der Kaserne: Strikte Regeln und mangelnde Hygiene   

"Das Leben in der Kaserne war alles andere als angenehm", erzählte mein Opa weiter. "Es war alles reglementiert, und es herrschte eine strenge Kontrolle. Jeden Tag wurde die Ordnung in den Stuben, die Sauberkeit der Spinde und der Zustand der Kleidung und Ausrüstung überprüft. Besonders unangenehm war die wöchentliche Waffenreinigung. Die gesamte Kompanie stand dann auf dem Gang, und man brachte einen kleinen Hocker mit, auf dem man die Waffe auseinandernahm. Jedes Teil unserer Waffen musste perfekt sauber und geölt sein." Für viele Soldaten war die größte Herausforderung nicht nur die körperliche Anstrengung, sondern auch die schlechte hygienische Versorgung. "Wir konnten nur einmal in der Woche duschen, und ansonsten stand uns nur kaltes Wasser zur Verfügung – in großen Steindrögen im Waschraum. Das war alles, was wir für die Körperpflege hatten. Zähneputzen und Waschen mit eiskaltem Wasser war Alltag", erinnerte er sich. 

Offiziere und Soldaten des Pionierbataillons 7 vermutlich vor dem Kasernengebäude auf Rotterwendorfer Straße 45 K (hofseitig).

Trotz dieser Härten gab es auch Höhepunkte während der Ausbildung. Nach etwa zwei Wochen fand die Vereidigung statt – ein bedeutender Moment für jeden Soldaten.

„Unsere Vereidigung fand in Altenberg statt, an der Schneise 31, einem Denkmal für Widerstandskämpfer aus dem Dritten Reich. Nach der Vereidigung gab es ein gemeinsames Mittagessen im Knabensaal in Altenberg."

Der ehemalige Soldat Christian P. vom Pionierbataillon 7.

Doch dieser Tag endete nicht ohne Zwischenfall. Ein Kamerad, der unter Alkoholeinfluss stand und die Kleiderkammer führte, wurde an diesem Tag degradiert. "Ich hatte bei unserem Kompaniefeldwebel, dem sogenannten 'Spieß', einen guten Stand, und nachdem dieser Kamerad degradiert wurde, übernahm ich die Aufgabe, die Kleiderkammer zu führen. Das habe ich fast anderthalb Jahre bis zu meiner Entlassung gemacht." 

 Spezialaufgaben und Ausbildungsschwerpunkte   

 Neben der allgemeinen Ausbildung hatten die Soldaten im Pionierbataillon spezialisierte Aufgaben. Mein Opa war in der zweiten Kompanie, die in drei Abteilungen aufgeteilt war. "Eine Abteilung war für Stromerzeugung zuständig. Sie fuhren große LKWs mit Tiefladern, auf denen Stromaggregate und Transformatoren montiert waren. Damit konnten sie im Wald oder im Gelände Strom erzeugen. Eine andere Abteilung war für den Betrieb von mobilen Sägegattern verantwortlich." Er selbst gehörte zur dritten Abteilung, die sich auf Trinkwasserversorgung spezialisierte. "Wir hatten mobile Trinkwasseranlagen, mit denen wir zum Beispiel aus der Elbe sauberes Trinkwasser herstellen konnten. Ich war Kraftfahrer und Maschinist einer dieser Anlagen, was eine sehr anspruchsvolle Aufgabe war. Ich bekam eine umfassende Ausbildung in Chemie und chemischen Prozessen, die mir auch nach meiner Zeit bei der NVA noch nützlich war."  

Der Großvater von Arian P. im Geländewagen der NVA »IFA P3«

Während seines späteren dreimonatigen Reservistendienstes 1981 war mein Opa bereits verheiratet und hatte seine, erste dreimonatige alte Tochter Sylvia. Hier wurde er erneut dem Pionierbataillon zugeteilt, wo er in der Wasseraufbereitungsabteilung eine gute Zeit erlebte und Anerkennung durch die Vorgesetzten erhielt. Eine besondere Spezialaufgabe führte ihn zum Schießplatz an der Rottwerndorfer Straße nahe der Sebastian-Bach-Straße, wo sich damals noch ein russisches Ehrenmal befand. Seine Aufgabe bestand darin, die maroden elektrischen Systeme instandzusetzen 

 

Reservistendienst und Ängste vor möglichen Einsätzen 

Der Reservistendienst gestaltete sich durch seine Sonderaufgabe weniger streng als der reguläre Dienst. Ab 8:00 Uhr konnte er selbstständig auf dem Schießplatz arbeiten und dort bis zum Abend verweilen. Zu seinen Aufgaben gehörte die Vorbereitung der Offiziersausbildung, das Führen der Bücher und die Ausgabe von Munition. Der Schießplatz, auf dem er diese Tätigkeiten ausführte, existiert heute nicht mehr - an seiner Stelle ist ein neues Wohngebiet entstanden. "Es gab immer die Möglichkeit,  erneut eingezogen zu werden, besonders in Krisenzeiten. Doch zum Glück lebten wir in einer Phase der Entspannung", erklärte er. Die Erinnerungen an den Prager Frühling 1968 waren noch sehr präsent. "Wir haben Soldaten getroffen, die kurz vor uns ihren Dienst geleistet hatten und während des Einmarsches der Russen in die Tschechoslowakei im Alarmzustand waren. Sie hatten echte Angst, sind mit Maschinenpistolen ins Bett gegangen." 

Fazit 

Die Erlebnisse meines Opas zeichnen ein lebendiges Bild des Soldatenlebens in der DDR während des Kalten Krieges. Die strikte Disziplin, die harten Ausbildungsbedingungen und das ständige Bewusstsein für die politische Lage prägten das Leben der Soldaten. Gleichzeitig gab es auch Kameradschaft, Fachwissen, das über die militärische Ausbildung hinausging, und Momente der Erleichterung und des Stolzes, wie bei der Vereidigung oder dem Abschluss von Spezialausbildungen. Diese Erinnerungen sind wertvolle Zeugnisse einer vergangenen Zeit, die vielen Menschen in Deutschland und Europa noch in lebendiger Erinnerung ist. Der Kohlberg, die Kasernen und das Leben der Soldaten in Pirna bieten uns heute eine Möglichkeit, die Auswirkungen des Kalten Krieges auf das tägliche Leben in der DDR zu verstehen und zu reflektieren. 

Quelle: Interview mit Christian P. im Oktober 2024.

Erzählung 15: Leben an der Grenze zwischen Ost und West

von Paula G.

Auf den ersten Blick schien Pirna eine ruhige Stadt am Ufer der Elbe zu sein, die von den Spannungen des Kalten Krieges entfernt war. Aber auch hier war die Staatssicherheit vor Ort. Ob sich Einzelne tatsächlich überwacht fühlten, dem geht mein Bericht nach.

Die Bedeutung von Pirna

Pirna befand sich in unmittelbarer Nähe zu der Grenze der Tschechoslowakei. Es klingt zwar nicht sehr spannend, doch auch hier, wie in vielen Orten in der DDR bestand stets die Befürchtung, dass der „böse Westen“ Einfluss ausüben könnte. Aus diesem Grund hatte die DDR-Geheimpolizei, die Stasi, hier eine breite Präsenz. Das bedeutet, dass man sich nie sicher sein konnte, ob Nachbarn oder Freunde heimlich für die Stasi tätig waren. Die Stasi hat zum Beispiel mit Spitzeln (Inoffizielle Mitarbeiter) Gesprächen gelauscht, Briefe überprüft und Menschen auf der Straße beobachtet. Bereits ein Brief oder ein Kontakt von jemandem aus dem Westen konnte einen Verdacht aufkommen lassen. Oft wird vor diesen Hintergrund angenommen, dass die Menschen früher darauf achteten, was sie sagten, weil sie befürchteten, jemand könnte etwas melden. Doch das scheint nicht bei jedem der Fall zu sein: „Es mag sein, das Menschen in Pirna oder generell in Städten mehr darauf geachtet haben, was sie sagten, aber bei uns auf dem Dorf war das weniger der Fall” - so die Erinnerung meiner interviewten Zeitzeugin.

Die ehemalige Kreisdienststelle der Staatssicherheit auf der Seminarstraße 7 in Pirna. Heute befindet sich der Europaservice der Bundesagentur für Arbeit in dem sanierten Gebäude (Foto: © Heiko Neumann)

Überall Kontrolle?

Entsprechend der Geschichtsschreibung überwachte die Stasi, um jeden Kontakt außerhalb der DDR zu verhindern. Im Berufsleben, in Schulen und sogar in Massenorganisationen hatte die Stasi ihre Spitzel. Schon ein unbedeutender Briefwechsel oder ein Besuch aus dem Westen löste Misstrauen aus. Aus Furcht, dass jemand dies der Stasi mitteilen könnte, zögerten sogar enge Freunde und Familienmitglieder, öffentlich über politische oder gesellschaftliche Themen zu reden. Meine Gesprächspartnerin hat das allerdings anders in Erinnerung: Sie erzählte von tollen Festen, schönen Familienzusammenkünften und im Allgemeinem einem schönen Miteinander.

Jugendliche in der DDR

Pirnas jüngere Generation war stark von sozialistischer Propaganda beeinflusst. Schulen und Jugendverbände wurden von der Ideologie der DDR beeinflusst. Im Kindergarten wurden schon ideologische Erziehungsmaßnahmen eingeführt, um eine treue und loyale Jugend zu fördern. Unsere Zeitzeugin, die früher als Erzieherin tätig war, sagte allerdings auch hierzu:

„Nein. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Kinder früher beeinflusst wurden. Die Kinder konnten sich durch Spielsachen selber in Berufen wie Arzt oder Friseur ausprobieren. Wir unternahmen zudem oft Ausflüge, zum Beispiel in die Viehanlage. Ich denke nicht, dass das den Kindern geschadet hat”.

die Kindergärtnerin Rosmarie G.

Gerade die Jugend war neugierig, was sich außerhalb der DDR abspielte. Insgeheim hörten sie Musik aus dem Westen oder bemühten sich, westliche Filme und Zeitschriften zu bekommen. Das war natürlich nur in kleinen Gruppen und mit Menschen, zu denen man echtes Vertrauen hatte, möglich. So konnten sie gelegentlich über die Grenze blicken, die so nahe, aber doch so weit entfernt war.

Heute im Gegensatz zu damals?

Diese Pirnaer können mit Stolz sagen, dass sie die schwierigen DDR-Zeiten hinter sich gebracht haben. Deren Erinnerungen bleiben allerdings. Aber kann man sich heute wirklich in Sicherheit wähnen? Der Kalte Krieg wirkt noch nach, da ähnliche Spannungen zwischen den Großmächten bestehen. Sie sind zwar nicht offiziell im Krieg, aber es gibt jede Menge Konkurrenz, sei es bei Waffen, Technik oder in der Wirtschaft. Die Supermächte führen wie im Kalten Krieg, Stellvertreterkriege und Propagandakämpfe, die häufig digital ausgetragen werden. Dadurch lebt der Kalte Krieg in den heutigen Konflikten weiter.

Quellen

Interview mit Rosmarie G. vom 26.10.2024

Netz

Planetwissen, Leben in der DDR: Stasi, URL:  https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/ddr/ddr-die-stasi-100.html , letzter Zugriff am 27.10.2024. Terra X: Jugend in der DDR,  https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x-history/jugend-in-der-ddr---wie-war-es-wirklich-100.html , letzter Zugriff am 27.10.2024.

Erzählung 16: Der Kalte Krieg im „Tal der Ahnungslosen“

von Elsa G.

Der Kalte Krieg

Der Kalte Krieg war ein geopolitischer Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, der von etwa 1947 bis 1991 dauerte. Er war geprägt von ideologischen Spannungen zwischen dem Kapitalismus und dem Kommunismus, ohne dass es zu direkten militärischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Supermächten kam. Stattdessen manifestierte sich der Konflikt in Stellvertreterkriegen, einem Wettrüsten, der Raumfahrt und der Propaganda. Der Kalte Krieg endete mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der darauf folgenden politischen Umwälzungen in Osteuropa. Aber was hat man im „Tal der Ahnungslosen“ von dem Kalten Krieg mitbekommen und welche Auswirkungen hat das?

Was hat man in Pirna von dem Kalten Krieg mitbekommen?

Diese Frage stellte ich Henriette G.. Henriette wurde 1949 geboren und erlebte den Mauerbau, der das erste bedeutende Ereignis war, an das sie sich erinnert, sowie die Übungen der Kampfgruppen, von denen sie ebenfalls eine Erinnerung hat. Sie erzählte mir: „Da hat Walter Ulbricht gesagt: ‚Wir haben nicht vor, eine Mauer zu bauen!‘ und da haben alle im Kino gewiehert, aber ich als kleines Mädchen hab ich das zu dem Zeitpunkt noch nicht so richtig verstanden.“ Kurz darauf war dann die Mauer doch da, und ihre beste Freundin und ihre Familie haben es noch geschafft, in den Westen zu gehen. „Da war ich richtig traurig, das tat weh“, erzählte sie mir traurig.

Die jüngere Anja G. berichtete: „Unser Kindesalter haben wir so erlebt, dass wir in der Schule, im Kindergarten und sogar durch Kinderzeitschriften militarisiert wurden. Und Anja G. kann sich auch noch gut an den Moment erinnern, als in der Schule eine Atomkriegs-Warnung ausgesprochen wurde. ‚Ich war so traurig, ich konnte nicht schlafen. Ich lag im Bett und habe nur geweint.‘“ Ich habe auch noch drei andere Menschen gefragt, wie sie den Kalten Krieg erlebt haben und was alle, auch Henriette und Anja G, gesagt haben war, dass sie zu dem Zeitpunkt kaum etwas mitbekommen haben und ihnen der Ernst der Lage nicht bewusst war. Das könnte an der Lage liegen. Denn in der Gegend, in der Pirna liegt, sagt man auch „das Tal der Ahnungslosen“. Das kommt daher, dass andere Orte Fernsehen und Radioempfang bis in den Westen hatten und dadurch alles aus westlicher Sicht sowie vor allem mehr Informationen mitbekamen. Doch die Gegend um Dresden ist so weit von der westlichen Seite entfernt, dass man bis dahin keinen Empfang hatte und somit nur das mitbekam, was in den drei Sendern der DDR so lief.

Kampfgruppen im Lohmgrund

Die Kampfgruppen waren paramilitärische Einheiten, die in der DDR nach dem Mauerbau 1961 gebildet wurden, um die innere Sicherheit zu gewährleisten und mögliche Unruhen zu bekämpfen. Sie setzten sich aus freiwilligen Bürgern zusammen, die militärische Ausbildung erhielten und im Falle eines Notstands mobilisiert werden sollten. Die Kampfgruppen waren Teil der Strategie der DDR, um die Kontrolle über die Bevölkerung zu sichern und die sozialistische Ordnung zu verteidigen.

Übung der Kampfgruppen (Symbolbild von Chron-Paul | CC BY-SA 3.0)

Auch in und um Pirna setzten sich aus Arbeitern Kampfgruppen zusammen, wie beispielsweise auch in Richtung Neundorf. Henriette G., die ihre Kindheit in Dresden verbrachte und später in einen Wald (Lohmgrund) nahe Neundorf/Pirna zog, um dort eine Familie zu gründen, hat die Aktivitäten der Kampfgruppen live miterlebt.

„Wir haben mitbekommen, dass die geübt haben im Steinbruch. Die haben richtig Granaten geschmissen und geschossen, direkt in die Steinbrüche rein. Wir haben sogar oft noch was davon gefunden, manchmal auch im Wald. Außerdem haben die richtige Schützengräben, andere Verstecke und Hindernisse gebaut und dann Krieg gespielt. Und wenn sie mit Üben fertig waren, haben sie eine Fahne gehisst und gesungen oder so.“

Henriette G. erzählte außerdem, dass die Übungen eigentlich immer jedes halbe Jahr stattfanden und dann 2 bis 3 Wochen lang dauerten. Doch im Lohmgrund wurde manchmal auch so geübt, aber dann nur in der Nacht, was wohl ziemlich gestört haben muss, denn im Lohmgrund schallte alles. Aber abgesehen von den Übungen hat man von der Kampfgruppe nichts mitbekommen, denn sie war ja immer auf Bereitschaft und nicht sonderlich aktiv. Steffen K., der in Neundorf geboren und aufgewachsen ist, erzählt, dass die Kampfgruppe eigentlich nur existiert hat. „Öfter sind Männer auch ausgetreten, denn ihre Kinder waren gegen die Politik und den Staat, und sie wussten, wenn es hart auf hart kommt, müssen sie auf ihre eigenen Kinder schießen, und das wollten sie nicht.“ Außerdem erzählt er auch, dass man da sonst nicht drüber geredet hat: „Weil du da auch nichts dazu sagen durftest, da wärst du der böse Bub gewesen“, erzählt er. Als die Wende kam, machten sich die Kampfgruppen bereit. „’89, da sind die hier aufmarschiert und sind mit voller Ausrüstung in den Wald marschiert.“ Henriette G. erzählt, wie sich die Kampfgruppen bereit machten und anfingen, ganz viel zu üben. Sie marschierten in Uniform und in Reihen von ihrem Werk, wo sie arbeiteten, hoch über den Schindergraben, direkt in den Wald, wo sie auch sonst übten. „Das weiß ich noch, da hab ich richtig gehupt vor Wut. Weil ich Wut hatte, weil ich wusste, wenn es ernst werden würde, die gegen ihre eigenen Mitmenschen losgingen, denn wer da noch da war, stand auch politisch hinter dem Ganzen und brannte dafür.“ Ob die Kampfgruppe aus dem Lohmgrund je zum Einsatz kam und wirklich [„gegen die eigenen Mitmenschen“] gekämpft hatte, hat niemand mehr mitbekommen. Am 6. Dezember 1989 wurden die Kampfgruppen entwaffnet und am 14. Dezember anschließend aufgelöst.

In Neundorf war die Kampfgruppe sehr präsent doch in Pirna hat man davon schon kaum noch etwas mitbekommen und das ist auch fast mit das einzige, was die meisten Leute in der Umgebung mitbekommen haben. Die Menschen sagen, sie waren damit zufrieden und haben somit sehr glücklich gelebt. Bei den Interviews ist mir aufgefallen, dass viele immer von dem Thema abgeschweift sind und von der heutigen Politik angefangen haben. Da ist mir aufgefallen, dass viele von Medien und Nachrichten belastet werden und sie dadurch Angst haben. Sie fanden es früher besser, denn sie haben nichts mitbekommen [manche wussten nicht einmal wofür sie am 1. Mai auf die Straße gehen] und einfacher gelebt. Dadurch entsteht, glaube ich, auch das verstörende rechte bis rechtsextreme Denken in unserer Gegend. Denn die rechten Parteien sagen, sie wollen das alte „gute“ Deutschland zurück haben. Die Menschen verbinden damit die sorgenfreie Zeit in der DDR, sie wollen allerdings auf keinen Fall den Kommunismus zurück.

Quellen

Interviews mit Henriette G., Anja G. und Steffen K. vom Oktober 2024.

Erzählung 17: Schutz oder Angst bei den Pirnaern?

Stationierung der NVA auf der Rottwerndorfer Straße 45

von Max K.

Rotterwendorfer Straße 45 M - straßenseitige Sicht auf die "Grauen Kasernen" (Foto: © Heiko Neumann)

Der Kalte Krieg war eine Erscheinung, welche die ganze Welt für fast ein halbes Jahrhundert geprägt und verändert hat. Er war eine Auseinandersetzung zwischen dem Westen mit dem Hauptakteur USA (United States of America) und dem Osten mit dem Hauptakteur UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken). In dieser Art von Krieg gab es keine direkten militärischen Aktionen zwischen den USA und der UdSSR. Der Kalte Krieg wird so genannt, da nicht geschossen wurde und die Waffen kalt blieben, Konflikte wurden mit Propaganda, Drohungen und mit wechselseitiger Aufrüstung ausgetragen. Der Kalte Krieg prägte vor allem Deutschland sehr stark, da es in dieser Zeit in Ost- und Westdeutschland geteilt war. Von diesen geopolitischen Spannungen wurde auch die sächsische Stadt Pirna geprägt.

Auch hier wurde der Kalte Krieg auf verschiedenen Ebenen ausgetragen. Wie alle Bürger der DDR (Deutsche Demokratische Republik) waren auch die Pirnaer der ideologischen Bevormundung ausgesetzt. Freie Meinungsäußerungen wurden nicht erlaubt und dies wurde von der Stasi (Staatssicherheit) überwacht. Eine besondere Rolle im Leben der Stadt spielte aber auch die militärische Präsenz der NVA (Nationale Volksarmee). Die ständige Aufrüstung und Weiterentwicklung der NVA wurde als ein Erfordernis gesehen für den Schutz gegen mögliche Angriffe des »Imperialismus«. Die vormilitärische Ausbildung war bereits in der allgemeinbildenden Polytechnischen-Oberschule ein wesentlicher Bestandteil. Für den erfolgreichen Abschluss eines Studiums war eine militärische Ausbildung für alle Studenten verpflichtend. „Wir wurden vorbereitet auf einen möglichen Angriff des Westens und ausgebildet für die Verteidigung auf verschiedensten Gebieten, z.B. Umgang mit der Waffe, Orientierungsmarsch, Exerzieren, Verhalten bei Gasangriffen, absolvieren einer Sturmbahn und vieles mehr. Uns wurde konkret vorgerechnet, wie lange die Bundeswehr bräuchte, um die DDR anzugreifen und deshalb müsste man auf die Verteidigung der sozialistischen Errungenschaften vorbereitet sein. Trotz dieser Konfrontation empfand ich nie Angst, man nahm diese Art der Propaganda einfach hin“ erinnert sich Petra C., pensionierte Lehrerin. Die Allgemeine Wehrpflicht wurde in der DDR ab 1962 gesetzlich für alle Männer von 18- bis 26 Jahren eingeführt und betrug 18 Monate.

Die Rottwerndorfer Straße 45

In Pirna wurde die Präsenz der NVA vor allen durch die Nutzung der Gebäude auf der Rottwerndorfer Straße, ins besondere der Rottwerndorfer Straße 45 deutlich. So war der Gebäudekomplex ab 1956 Standort der NVA. Die sechs Gebäude wurden unterschiedlich genutzt. Das Gebäude 45 M, welches längs an der Straße liegt, wurde für Kasernenräume für das PiB 7 (Pionierbataillon 7) genutzt, hat Platz für zwei Kompanien plus deren Stab geboten. Das Gebäude 45 K, welches quer an der Straße liegt, war die Fahrzeuggarage und Werkstatt der PiB 7. Dort befanden sich in den 1950er Jahren u.a. Lastwagen IFA-G5, SPW: BTR-152 (möglich), K-30 Robur als Versorgungsfahrzeug und Panzer T 34/85.

Ab den 1980er Jahren wurden die Fahrzeuge nicht mehr in den Hallen abgestellt. Die Halle diente nur noch als Werkstatt. Die Fahrzeuge standen auf dem Parkplatz hinter dem Sportplatz, welcher sich wiederum hinter der Kfz-Halle befand. Das Gebäude in der Mitte, die Nummer 45 N, diente auch für Kasernenräume und bot Platz für 3 Kompanien. Seit dem Ende der 50er Jahre wurde es für eine Vermessungseinheit und ab 1961 für Chemische Abwehr (KChA-7) genutzt. Im Osten stand Gebäude 45 I, dieses diente als Küche und für Speiseräume. Nummer 45 L wurde von der NVA für Medizinische Dienste genutzt. 45 H nutzte die NVA als Sporthalle.

Die Rottwerndorfer Straße ist gerade mal 3,7 km von der Pirnaer Innenstadt entfernt. Von dieser Lage ausgehend könnte man nun annehmen, dass sich diese Stationierung auf das Alltagsleben und die Psyche der Pirnaer auswirken musste. Ein damaliger Anwohner, Frank Z., erinnert sich: „Man bekam das Pionierbataillon nicht direkt mit, da sie fast immer in den Kasernen waren, außer wenn sie übten. Angst hatten wir auch nicht, es wurde zwar immer von dem Kalten Krieg gesprochen, trotzdem haben wir nichts von einem Konflikt oder Kalten Krieg mitbekommen. Selbst bei eventuellen Ängsten hätte es sich keiner getraut auf die Straße zu gehen oder diese Präsenz der NVA infrage zu stellen. Sowas wie Demonstrationen oder Proteste gab es nicht.“ Diesen Aussagen kann man entnehmen, dass die Bevölkerung die Präsenz der NVA und auch der sowjetischen Streitkräfte sehr wohl wahrnahm, aber es in der Regel kaum zu größeren Aktionen dagegen kam. Denn in diesem Falle musste man mit Bestrafungen der sozialistischen Diktatur rechnen. Viel mehr wurde die ständige Überwachung durch die Stasi als Bedrohung und Gefährdung gesehen. Man kann also durchaus feststellen, dass die Pirnaer sich durch Stationierung der NVA auf der Rottwerndorfer Straße 45 weder bedroht noch beschützt fühlten. Heute werden die Gebäude für die verschiedensten Zwecke verwendet. Die alte Fahrzeuggarage, Haus 45 K wird vom Technischen Hilfswerk genutzt. Die alte Kaserne im Haus 45 M dient als DDR-Museum und vermittelt Zeitgeschehen aus diesem Abschnitt der deutschen Geschichte. Die weiteren Häuser werden als Hauptzollamt, als Wohnungen, als Gewerberäume und für den sozialen Möbeldienst genutzt.

Im vorderen Kasernenriegel auf der Rotterwendorfer Straße 45 M befindet sich das DDR-Museum von Pirna (Foto: © Heiko Neumann)

Gegenwart und Zukunft

Was denken meine Gesprächspartner über die Gegenwart? „Aktuell empfinde ich eine größere Angst vor einem neuen großen Krieg, da die Situation in Europa, insbesondere in der Ukraine, sehr eskaliert. Die Innen- und Außenpolitik bietet mir kein ausreichendes Sicherheitsgefühl, in der heutigen Zeit.“ erklärte mir mein Vater bei einem Gespräch. Abschließend kann man sagen, der Kalte Krieg eine prägende Epoche des 20. Jahrhunderts war, die durch Ideologien, durch das Militär und Propaganda die Welt für fast ein halbes Jahrhundert spaltete. Heute dient der Gebäudekomplex in der Rottwendorfer Straße 45 in Pirna, einst militärischer Standort der NVA, friedlichen Zwecken und erinnert mit dem DDR-Museum an diese Zeit. Angesichts der heutigen globalen Spannungen bleibt die Lehre aus dem Kalten Krieg aktueller denn je: Frieden und Stabilität müssen aktiv gepflegt werden, um erneute Konflikte zu verhindern. Die Erinnerung an diese Zeit mahnt uns, wie wichtig Verständigung und Zusammenarbeit sind, um eine friedlichere Zukunft zu gestalten. Man könnte zu der Erkenntnis kommen, dass der Gebäudekomplex auf der Rottwerndorfer Straße 45 das erste Mal in seiner Geschichte nicht militärisch, sondern einer friedlichen Nutzung zugeführt wurde und die Pirnaer damit zufrieden sind.

Quellen

Interviews mit Petra C. und Tobias K. vom Oktober 2024.

Hintergrundgespräche mit ehemaligen Soldaten zur Nutzung der Grauen Kasernen im September und Oktober 2024.

Netz

Erzählung 18: Der Kalte Krieg

von Melkame K.

Wie wurde der Kalte Krieg in Ost- und Westdeutschland empfunden?

Der Kalte Krieg zwischen den großen Streitkräften der USA und der Sowjetunion, von 1946/47 - 1989/80, war ein Konflikt dessen Eskalation zum Weltkrieg zwar verhindert werden konnte, den Alltag der Menschen jedoch veränderte. Im geteiltem Deutschland, in DDR und Bundesrepublik Deutschland, nahm man die Zeit unterschiedlich wahr. Die von uns interviewte Zeitzeugin Frau Müller erzählt von ihren Erlebnissen und den Ereignissen während des Kalten Kriegs und äußert sich zu grundlegenden Themen und Problematiken der DDR.

Das Leben als Kabarettistin in der DDR - Bad Liebenwerda, Brandenburg 1950

Frau Müller wächst mit ihren Eltern und ihrem Bruder in der damaligen Kleinstadt Bad Liebenwerda auf, welche heute Teil vom Landkreis Elbe-Elster ist. Sie beginnt schon im frühen Alter Klavier zu spielen. Später entdeckte sie, vor allem in der Schule, die Leidenschaft, Texte zu verfassen, welche sie mit Freude vor der Klasse vortrug. „Ich wurde immer zum Vortragen aufgerufen“ , erzählte sie lachend. Als Jugendliche begann sie dann in einem Kabarett Klavier zu spielen. Dort spielte sie 4 Jahre lang, bis sie im Alter von 21 Jahren ihr Studium zur Bankkauffrau begann, in welchem sie ihren späteren Ehemann kennenlernte. Nach der Geburt ihrer zwei Kinder bleibt Frau Müller zunächst 8 Jahre lang Zuhause. „Aber dann lebte meine Leidenschaft zum Kabarett wieder auf“. Langsam tastete sie sich wieder an die Kunstszene heran. Wobei sie zunächst Mitarbeiterin in der „Spezial Schule Kabarett“ war. Die Anfrage, mit Jugendlichen zu arbeiten, nahm sie zögernd an. „Ich hatte zuerst richtig Respekt, mit Jugendlichen zu arbeiten“ erzählte sie . Doch sie begann Stücke mit den Jugendlichen zu schreiben und gründete 1975 ein Kabarett, die Pirnaer Stechmücken, welches noch bis heute noch besteht.

Geprägt war die DDR von der Staatssicherheit, welche Personen ausspionierte, die eine mögliche Bedrohung für den Staat sein konnten, aber auch die sozialistische Weltanschauung öffentlich kritisierten. Oft waren dafür Spitzel im Berufsleben, in Freundesgruppen, aber auch in Vereinigungen und sogar Familien eingesetzt, welche kritische Personen bespitzelten. So konnten Vereinigungen, wie auch das Kabarett von Frau Müller eine potentielle Gefahr darstellen. „Ja klar, unser Kabarett, war kritisch und humoristisch“, sagte Frau Müller. „Ich habe in den Texten verfasst, was ich gesagt und gedacht habe, da war bestimmt Kritik dabei.“ Auf die Frage, ob sie je das Gefühl hatte, dass sie mehr unter Beobachtung gestanden habe, antwortete sie verneinend, „also ich habe jedenfalls nichts mitbekommen.“, erzählt sie mit dem Vorbehalt, dass sie ihre MfS-Akte nicht angefordert hat.

Kalter Krieg in der DDR und der Bundesrepublik Deutschland

Westdeutschland in den 80er Jahren: Die Menschen in Westdeutschland wurden immer mehr auf einen möglichen Krieg vorbereitet. Ämter bekamen Informationen, falls der Krieg ausbricht, welche sie gegebenenfalls an die Bürger weiterleiten können. Parkhäuser wurden umfunktioniert als Schutzbunker. Die Proteste in Westdeutschland nahmen daraufhin immer mehr zu: „Ja, wir waren auf Protesten, wie zum Beispiel „Frieden schaffen, ohne Waffen“, sagt Frau Schmidt, welche in der Bundesrepublik 1965 geboren wurde und mit ihren Eltern auf Protesten gegen den Kalten Krieg demonstrierte. Die Angst der Bürger vor einem 3. Weltkrieg war immanent:

„Wir hatten schon Angst, weil es natürlich jeder Zeit hätte knallen können, wäre einer durchgedreht und wir wären mittendrin gewesen.“

So fanden auch in der DDR Proteste gegen die Wiederaufrüstung statt. Vergleicht man jedoch die Erfahrungen der Zeugen aus Westdeutschland mit den Erfahrungen von Frau Müller, scheint der Kalte Krieg in der DDR nach deren Auskunft zunächst nicht so relevant gewesen zu sein. Ihr Mann leistete seinen Wehrdienst in der NVA, der Pflicht für alle Männer zwischen 18-26 Jahren war. Zudem wohnte Frau Müller und ihr Mann in den Roten Kasernen. Die Roten Kaserne waren neben zivilen Wohngebäuden zum Teil auch Räume der NVA. Der Kalte Krieg war für sie dennoch weit weg. So sagte sie, dass in der SED und in den Massenorganisationen (FDJ) mehr über den Kalten Krieg geredet worden sein mag. „Gerade der normale Bürger hat sehr wenig von dem Kalten Krieg mitbekommen.“, beschreibt Frau Müller ihre Wahrnehmung zusammenfassend.

Teile der Roten Kasernen: Rotterwendorfer Straße 46 (links) und 47 (rechts) im Jahr 2024 (Foto: © Heiko Neumann)

Ein geteiltes Deutschland und getrennte Familien

Frau Müller stellt während des Interviews eine noch ganz andere Problematik dar, die sie persönlich als viel schlimmer empfand. So äußert sich Frau Müller traurig über die Familientrennungen aufgrund des geteilten Deutschlands, auch wenn Frau Müller selbst nicht betroffen war. „Ja, dass hat mich schon sehr wütend gemacht“, betont sie. Denn 1961 wurde die Mauer errichtet und auf Grundlage dessen viele Familien zerrissen. Für DDR-Bürger war die ständige Ausreise nach Westdeutschland bis 1989 beinahe unmöglich. Jeder, der einen Antrag stellte und die DDR somit verlassen wollte, verlor meistens direkt seinen Arbeitsplatz oder wurde als Staatsfeind tituliert und von der Staatssicherheit überwacht und im schlimmsten Fall verhaftet.

Fazit

Der Kalte Krieg war sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch der DDR spürbar, sei es durch Demos gegen taktische Atomwaffen im Westen oder den Wehrdienst in beiden deutschen Staaten. Durch die von Frau Müller erlebten Erinnerungen kann man jedoch sagen, dass der Kalte Krieg im Westen viel präsenter wirkte: „Gerade der normale Bürger hat sehr wenig von dem Kalten Krieg mitbekommen.“

Die Betonung der Problematik bezüglich der Familientrennung, was ursprünglich gar nicht Teil des Interviews seinen sollte, zeigt sehr gut, dass Familientrennung und Ausreise eine viel größeres Problem für DDR Bürger darstellte. Der Vergleich zwischen den Erlebnissen in West und Ost hat mich persönlich sehr überrascht, da ich aufgrund der Wehrpflicht und der DDR-Jugendorganisation dachte, dass der Kalte Krieg mehr Bedeutung in der DDR hatte. Zudem ist mir durch Frau Müllers Darstellung von der Familientrennung, aufgrund der sehr eingeschränkten Freizügigkeit, wieder bewusst geworden, dass der Alltag von DDR-Bürgern vom strengen politischen Einschränkungen bestimmt war.

Quellen

Interviews

C. Müller 21.10.2024 (der Name wurde auf Wunsch meiner Gesprächspartnerin pseudonymisiert)

K. Schmidt 23.10.2024 (der Name wurde auf Wunsch meiner Gesprächspartnerin pseudonymisiert)

Netz

Kowalczuk, I.-S.: Die arbeitsrechtlichen Konsequenzen in der DDR bei Stellung eines Ausreiseantrages. Bundeszentrale für politische Bildung, URL: https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/179376/die- arbeitsrechtlichen-konsequenzen-in-der-ddr-bei-stellung-eines-ausreiseantrages/, letzter Zugriff am 3.2.2025.

WDR. (n.d.). Alles auf Anfang – Deutschland im Kalten Krieg. Planet Schule, URL: https://www.ardmediathek.de/video/planet-schule/alles-auf-anfang- deutschland-im-kalten-krieg/wdr/ Y3JpZDovL3BsYW5ldC1zY2h1bGUuZGUvQVJEXzExMDk1X3ZpZGVv, letzter Zugriff am 3.2.2025.

Kabarett und Kleinkunst "Die Pirnaer Stechmücken" e.V., URL:  https://www.kabarett-stechmuecken.de/verein-1/geschichte/ , letzter Zugriff am 3.2.2025.

Erzählung 19: Misstrauen im Alltag

von Emma R.

Die beschauliche Stadt Pirna, heute bekannt für ihre Altstadt und den National Park Sächsische Schweiz, war während des Kalten Krieges Teil eines hochgeheimen Netzwerks der DDR. Im Fokus stand dabei der Sonnenstein, auf dem seit 1949 eine der ersten kasanierten Volkspolizei-Schulen aufgebaut wurde. Hier wurden Offiziere und Soldaten für die spätere Nationale Volksarmee ausgebildet– unter strenger Geheimhaltung und einer auf Hochtouren laufenden Propaganda. Wie erlebten die Pirnaer diese Zeit, in der ihre Stadt plötzlich zum militärischen Trainingslager wurde und vor allem wie wirkte sich das auf das Miteinander bzw. die Erziehung aus ?

Ehemalige KVP-Schule, Schloßpark 22, auf dem Sonnenstein (Foto: © Heiko Neumann)

Der Sonnenstein, ursprünglich ein Sanatorium, wurde 1949 durch die neu gegründete DDR in eine Volkspolizei-Schule umfunktioniert. Diese diente zur Ausbildung von Offizieren und Einheiten für den Polizeidienst, der sich schnell zu einer paramilitärischen Institution entwickelte. Die Ausbildung auf dem Sonnenstein konzentrierte sich auf Nachrichtentechnik, Pionierwesen und Militärstrategie. Doch die Bevölkerung Pirnas wusste wenig über die Aktivitäten auf dem Gelände. Gerüchte kursierten – einige glaubten, die Polizeischüler würden nach Griechenland geschickt, um an Bürgerkriegseinsätzen teilzunehmen, andere glaubten an eingeschleuste Geheimdienst-Mitarbeiter.

Das alltägliche Leben in Pirna war durch tiefes Misstrauen geprägt. Die staatliche Überwachung durch die Stasi und das oft inoffizielle, militärische Training auf dem Sonnenstein sorgten für ständige Unsicherheit. „Man wusste nie genau, wer einen beobachten könnte,“ erinnert sich W. Hohne.

Die Nähe zur Volkspolizeischule verstärkte diese Stimmung. Die Präsenz junger Rekruten und Offiziere, die immer wieder das Stadtbild prägten, war ein ständiger Hinweis auf die strikte Kontrolle des DDR-Staates und schuf eine Atmosphäre, in der die Bevölkerung sich meist zurückhaltend verhielt.

„Jeden Tag sah man die jungen Männer in Uniformen, und man konnte nur vermuten, was genau auf dem Sonnenstein trainiert wurde.”

Die Volkspolizeischule, die ursprünglich zur Ausbildung von Offizieren und Nachrichtenspezialisten diente, entwickelte sich bald zu einem Symbol der Staatsmacht. Außerdem brachte die Umfunktionierung des Sonnensteins eine deutlich sichtbare Präsenz von Uniformierten mit sich, die sich in das Leben der Bürger einmischte. Die ehemalige Kaserne an der Rottwerndorfer Straße, die später zum neuen Standort der Nachrichtenschule wurde, bedeutete für Pirna eine dauerhafte militärische Besetzung und einen Anstieg der Kontrollen. Nicht nur das Alltagsleben, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl war durch die politischen Gegebenheiten beeinflusst. Der Druck, sich loyal zur DDR zu verhalten, führte zu einer Atmosphäre des Misstrauens und der Angst. „Es gab immer jemanden, der als inoffizieller Mitarbeiter der Stasi tätig war“, erklärte W. Hohne. „Man wusste nie genau, wer einen beobachten könnte. Das hat unser soziales Leben stark eingeschränkt.“, behauptet er. Nicht nur Erwachsene, auch Kinder wurden früh in das Klima der Kontrolle hineingezogen. Die Volkspolizeischule war nicht nur Ausbildungsort, sondern ein Symbol für den repressiven Staat und beeinflusste selbst die Erziehung der jüngsten Bürger. W. Hohne und seine Frau brachten ihren Kindern bei, nichts aus dem Zuhause in die Schule zu tragen: „Wir mussten unseren Kindern beibringen, dass sie nicht alles, was sie daheim hören, weitersagen durften. Es war eine ständige Gratwanderung.“ Diese Furcht, die durch die sichtbare Präsenz der Volkspolizei anhaltend präsent war, hielt die Menschen in einer ständigen Abwehrhaltung.

Die Auswirkungen dieser repressiven Strukturen hallen bis heute in Pirna nach. Zwar hat sich die Stadt seit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 stark verändert und ist heute ein beliebtes Reiseziel, doch die Erinnerungen an diese Zeit sind bei den älteren Bewohnern noch lebendig. Viele können die Geschichten von Misstrauen, Überwachung und militärischer Präsenz bis heute nicht vergessen. Die Volkspolizeischule auf dem Sonnenstein bleibt in der kollektiven Erinnerung ein Symbol für die dunklen Seiten der DDR – ein Mahnmal dafür, wie politische Kontrolle das Gemeinschaftsgefühl und den sozialen Zusammenhalt zerstören kann. In einer Zeit, in der geopolitische Spannungen wieder zunehmen und autoritäre Systeme in verschiedenen Teilen der Welt erstarken, ist Pirna eine Erinnerung daran, wie wichtig Freiheit und Vertrauen für eine Gesellschaft sind.

Quellen:

Interview: Erzählungen und Zitate von W. Hohne: Gespräch am 26.10.2024 in Pirna

Artikel

Hagen Markwardt: „Die Rolle des Sonnensteins bei der Remilitarisierung der SBZ/DDR” von , in: Kuratorium Gedenkstätte Sonnenstein (Hg.): Durchgangsstation Sonnenstein. Die ehemalige Landesanstalt als Militärobjekt, Auffanglager und Ausbildungsstätte in den Jahren 1934 bis 1954, Pirna 2007.

Erzählung 20: Kein Krieg, nur Normalität?

Alltag im Kalten Krieg in Pirna und Umgebung

von Rosela M. Während der Kalte Krieg die Welt spaltete, lebten die Menschen in der DDR ihren Alltag weiter. Zwei Zeitzeugen aus Pirna und Umgebung erzählen von Normalität und den Besonderheiten eines Lebens im geteilten Deutschland. Einleitung: Zwischen Spannung und Alltag: Das Leben in der DDR während des Kalten Krieges Der Kalte Krieg, eine Ära geprägt von politischer Anspannung und ideologischen Gegensätzen, war nicht nur ein globales Phänomen, sondern hatte auch Auswirkungen auf das alltägliche Leben der Menschen in der DDR. Doch wie beeinflusste dieser „kalte“ Konflikt das alltägliche Leben und die Wahrnehmung der Menschen in kleineren Städten wie Pirna und seiner Umgebung? War die Bedrohung greifbar oder führte man ein Leben in relativer Normalität? Diesen Fragen bin ich in Gesprächen mit zwei Zeitzeugen nachgegangen. Katrin L., geboren 1977, erinnert sich an ihre Kindheit in Heidenau, einer Stadt nahe Pirna. Als junges Mädchen erlebte sie die DDR. Roland H, Jahrgang 1942, wuchs hingegen in Dresden auf und diente später als Offizier bei der Nationalen Volksarmee. Beide gaben mir Einblicke in eine Zeit, in der die Grenze zwischen Alltag und ideologischer Spannung oft verschwamm. Ein gewöhnlicher Alltag? – Kindheitserinnerungen an die DDR Katrin L. beschreibt ihre Kindheit in der DDR als überwiegend „normal“. Sie erinnert sich daran, wie sie zur Schule ging, oft auch samstags, und den Alltag genoss, ohne große Bedrohungen wahrzunehmen. „Ich kannte ja nichts anderes“, erklärt sie. Für sie und ihre Familie war die DDR die einzige Realität. Sie berichtet, dass sie und ihre Eltern zwar von einer Schwester der Mutter im Westen „Westpakete“ erhielten, die mit seltenen und besonderen Waren gefüllt waren, doch war dies für sie eher ein gelegentlicher Luxus als eine Konfrontation mit einer anderen Lebensweise. Besonders eindrucksvoll schildert sie den Umgang mit knappen Waren. „Bananen, Melonen – das war etwas ganz Besonderes. Wir haben manchmal lange dafür angestanden, und pro Familie gab es nur eine.“ Diese Szenen verdeutlichen, wie der Alltag in der DDR von einem Mangel an bestimmten Produkten geprägt war. Während solche Engpässe heute unvorstellbar erscheinen, gehörten sie für Kinder zum normalen Leben. Ebenso waren Dinge wie Spielzeug und westliche Konsumgüter Mangelware und galten als besondere Schätze. Eine weitere Facette ihres Alltags war die Schule, die neben den normalen Unterrichtsfächern auch ideologisch geprägt war. Katrin L. erinnert sich an die disziplinierte Atmosphäre, in der die Schülerinnen und Schüler sich kaum etwas erlauben durften. „Was die Schüler sich heute trauen, wäre für uns undenkbar gewesen“, erklärt sie. Vom Lernen selbst sagt sie: „Technik wie Tablets oder Laptops waren unvorstellbar. Wir hatten Füller, und wenn der leer war, musste man warten.“ Dieses Beispiel zeigt den starken Kontrast zu heutigen Schulen und macht deutlich, wie der Kalte Krieg sich subtil auf den Alltag auswirkte, auch wenn die Bedrohung selbst oft unsichtbar blieb.

Zwischen den Systemen: Politische Bildung und die unsichtbare Grenze

Roland H. erlebte den Kalten Krieg bewusster. Als Kind und Jugendlicher wuchs er in einer politisch engagierten Familie auf – sein Vater war ein Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, und diese Prägung beeinflusste auch Roland H. Sicht auf das Leben in der DDR. Bereits in jungen Jahren war die Systemkonfrontation für ihn spürbar. Die ideologische Abgrenzung zur Bundesrepublik prägte das Bildungssystem, die Medien und das gesellschaftliche Leben.

„Es war immer die Frage: DDR oder BRD? Sozialismus oder Kapitalismus?“

Roland H.

Diese Frage war allgegenwärtig und prägte die Identität vieler DDR-Bürger.

Koppel der NVA (© Objekt 1100 aus dem Archiv der Gedenkstätte Bautzner Straße)

Roland H. berichtet, dass die Spannungen sich auch in Pirna und Umgebung widerspiegelten, insbesondere durch die militärische Präsenz und die Nähe zur Grenze zur damaligen Tschechoslowakei. Er erklärt, dass im Zuge des Prager Frühlings 1968 die Nationale Volksarmee in Alarmbereitschaft versetzt wurde, falls es zu Unruhen kommen würde. „Die sowjetischen Truppen rückten in die Tschechoslowakei ein, und auch unsere NVA stand bereit – doch letztlich blieben sie auf DDR-Gebiet.“ Solche Ereignisse ließen die Bevölkerung spüren, wie nah die politischen Spannungen an ihrem Alltag waren. Auch im Alltag von Jugendlichen und Erwachsenen in der DDR spiegelte sich die „Systemauseinandersetzung“ wider. Roland H. beschreibt, wie die Medien in der DDR eine klare ideologische Linie verfolgten, die das sozialistische System unterstützte und das kapitalistische System kritisch darstellte. Dieser Kontrast zur Berichterstattung aus der Bundesrepublik schuf ein Bild von zwei völlig verschiedenen Welten, das die Menschen in der DDR prägte und zugleich eine unsichtbare Grenze zwischen Ost und West zog. Gefahr oder Sicherheit? – die Wahrnehmung des Kalten Krieges Obwohl der Kalte Krieg die Gesellschaft prägte, berichten beide Zeitzeugen, dass die tatsächliche Bedrohung eines Krieges im Alltag kaum spürbar war. Roland H. erläutert, dass sowohl die DDR als auch die Bundesrepublik darauf bedacht waren, einen bewaffneten Konflikt auf deutschem Boden zu vermeiden. „Sowohl die NATO als auch der Warschauer Pakt wussten, dass ein Konflikt verheerende Folgen hätte“, erklärt er. Diese ungesprochene Übereinkunft schuf eine Art Sicherheitsgefühl, das im Alltag vieler Bürger fest verankert war. Katrin L. bestätigt, dass sie als Kind und Jugendliche die Bedrohung eines Krieges kaum wahrnahm. Die Angst vor einem heißen Konflikt war selten ein Thema, und die Menschen führten ein „normales“ Leben, auch wenn die DDR durch das sozialistische System geprägt war. „Die Kontrolle durch die Stasi und die allgemeine Überwachung waren da, aber sie waren nicht sichtbar in unserem täglichen Leben.“ Diese Aussagen verdeutlichen, dass der Kalte Krieg zwar in der politischen Sphäre allgegenwärtig war, aber im privaten Alltag der Menschen oft nicht so spürbar wurde. Erinnerungen und Lehren: Der Kalte Krieg und seine Nachwirkungen Zusammenfassend zeigt sich, dass der Kalte Krieg das Leben in Pirna und Umgebung durchaus beeinflusste, wenn auch subtil. Während Katrin L. die Zeit vor allem als Kindheit voller alltäglicher Einschränkungen und besonderer Erlebnisse beschreibt, zeigt Roland H., dass die ideologischen Spannungen eine unterschwellige Präsenz im Alltag hatten. Beide betonen jedoch, dass die Bedrohung eines „heißen“ Krieges im Hintergrund blieb und dass der Kalte Krieg eher als eine Zeit der Abschottung und ideologischen Abgrenzung erlebt wurde. In einer Welt, die zunehmend von geopolitischen Spannungen geprägt ist, erinnern uns diese Geschichten an die Wichtigkeit von Kommunikation und Diplomatie. Während der Kalte Krieg vorbei ist, bleiben die Fragen nach Frieden und Stabilität zeitlos. Heute, in einer Zeit erneuter globaler Unsicherheiten, sind die Lehren aus dieser Epoche von unschätzbarem Wert: Ein „kalter“ Konflikt mag kompliziert und belastend sein, doch er gibt Raum für Kommunikation und Verhandlung – eine Möglichkeit, die in Zeiten heißer Konflikte oft verloren geht. Die Erfahrungen und Erinnerungen der Menschen aus Pirna und Umgebung zeigen, dass selbst in Zeiten größter Spannungen das alltägliche Leben und das Streben nach Normalität weitergehen können. In einer Welt, die sich zunehmend polarisiert, bleibt die Hoffnung, dass die Lehren des Kalten Krieges – die Wichtigkeit von Kommunikation und das Streben nach Frieden – niemals in Vergessenheit geraten.

Quellen

Interviews: Gespräch mit Katrin L. und Telefonat mit Roland H. im Oktober 2024.

Erzählung 21: Die Schule ein Gefängnis?

von Jáchym J.

Bisher waren Schulen für mich immer nur ein Ort zum Lernen. Doch nach ein wenig Nachforschungen musste ich feststellen, dass auch der Ort, welchem ich täglich lerne, eine weitreichende Geschichte hat. Um dieser Theorie nachzugehen, verabredete ich mich mit Herr S., einem ehemaligen Lehrer und heutiger Schulmuseumsleiter am Friedrich Schiller Gymnasium (FSG).

Eingangsbereich der heutigen Schule (Foto: © Jáchym J.)

Im heutigem Gebäude des FSG befand sich in der frühen Phase des Kalten Krieges die Sowjetische Statkommandatur. Hierzu berichtete Herr S.: "Im heutigen Schulleiterbüro hat der Stadtkommandant gesessen". Auf meine Nachfrage, was die Stadtkomandatur eigentlich war, erhielt ich einen langen sehr informationsdichten Monolog. Ich bekam das Gefühl, dass er auf genau diese Frage gewartet hat. Leider waren diese Auführungen eher auf die NS-Zeit fokussiert, was ich jedoch mitnehmen konnte war, dass die Stadtkommandantur deutlich militärisch fokussiert war und ihre Aufgaben vor allem darin bestanden, die militärischen Aktionen wie zum Beispiel Truppenübungen mit dem zivilen Bereich abzustimmen. Nach einer kurzen Pause, in welcher ich versucht habe, die Menge an Informationen zu verarbeiten, führte Herr S. fort und beschrieb, wie das Gebäude militärisch gesichert war. Laut ihm gab es Wachtposten, welche über das gesamte Grundstück der Schule verteilt waren. Diese Informationen konnte ich auch überprüfen, da er mir zwei Stellen gezeigt hat an denen klar ersichtbare Spuren zu erkennen waren. Am Haupteingangstor gibt es eine kyrillische Inschrift (vermutlich Name & Datum eines der stationierten Wachtposten).

Die zweite noch deutlichere Spur befindet sich am Eingang ins Gebäude, dieser wird von zwei Mauern umrahmt. Innerhalb der Mauern befinden sich zwei Löcher, welche fast wahllos oder zufällig aussehen jedoch sind diese laut Herr S. bewusst in die Mauer geschlagene Schießscharten. Wärend wir Richtung Eingangstor gegangen sind, beschrieb Herr S. die weitere Umgebung um das Schulgelände. Laut ihm war die gesamte Straße gesperrt und von Wachtposten umstellt. Weiter erzählt er, dass sich im Gebäude, in welchem sich heute die Agentur für Arbeit befindet, damals wahrscheinlich des Sitz des sowjetischen Geheimdienstes war. Nach dem kurzen Rundgang über das Grundstück führte Herr S. mich in den Keller, in dem sich fünf Gefängniszellen, welche rudimentär aussahen, befanden. Hierzu erzählte er, dass die Zellen früher nur als einfache Keller benutzt wurden und erst nach dem Einzug der sowjetischen Stadtkommandatur in provisorische Zellen umgebaut wurden. Während wir im Keller waren, hat mir Herr S. die dritte Zelle aufgeschlossen. Zu dieser erklärte er, dass es die Zelle für Häftlinge war, welche sich in Untersuchungshaft befanden.

Zelle für Menschen, die in Untersuchungshaft einsaßen. Es handelt sich um Zelle drei von fünf. (Foto: © Jáchym J.)

Nach der Führung durch das Schulhaus und dem Interview hatte ich Schwierigkeiten, die neuen Informationen zu verarbeiten, da für mich die Schule bis dahin immer nur ein Ort für offenes und gemeinsames Lernen war. Ich hatte noch nie über die Geschichten von Schulen nachgedacht. Die Realisation dass eine Schule auch ein Ort war, welcher für Ausgrenzung und Einsperrung stand, ist für mich immer noch schwer nachzuvollziehen, da es mir so fernab jeder Realität vorkommt. Insgesamt fand ich die Arbeit mit Herr S. sehr angenehm und informativ, er hat mir geholfen, ein neues Verständnis für ein Abschnitt in der Geschichte zu finden, der leider langsam in Vergessenheit gerät.

Quellen

Interview mit Herrn S. im September 2024.

Erzählung 22: Förderte Pirna die Aufrüstung im Kalten Krieg?

von Kristina R. Rohstofflieferant für Atomwaffen Der Bergbau von Uran in der DDR, insbesondere von der Wismut AG, stellt ein eindrucksvolles, aber auch herausforderndes Kapitel der deutschen Geschichte dar. Das Unternehmen war von 1953 an maßgeblich an der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der DDR und der Sowjetunion beteiligt. Die betroffenen Gebiete erlebten auch bedeutende soziale, gesundheitliche und ökologische Konsequenzen. Obwohl der Abbau des wertvollen Rohstoffs die atomaren Rüstungsindustrie der Sowjetunion unterstützte, erlebte die lokale Bevölkerung die verheerenden Auswirkungen der Minenarbeit. Umfassende Einblicke in die Schwierigkeiten und Widersprüche des Lebens in der DDR werden durch die Realität des Lebens der Bergleute und ihrer Familien sowie deren Auswirkungen auf die Umwelt vermittelt. Zu einer solcher Gebiete gehörte auch die Umgebung von Pirna.

Wirtschaftliche Bedeutung

Der Uranabbau durch die Wismut AG spielte eine entscheidende Rolle in der wirtschaftlichen Beziehung zwischen der DDR und der Sowjetunion. Die Wismut AG, die als eine Art „Staat im Staate“ operierte, war ein Unternehmen, das Uran förderte, um die sowjetische Atomindustrie zu versorgen. Für die Sowjetunion, die sich im Kalten Krieg in einem nuklearen Wettrüsten befand, war das Uran aus der DDR von strategischer Bedeutung. Mit dem Uran konnte die Sowjetunion ihre Atomwaffenproduktion und ihr Atomenergieprogramm sichern und ausbauen. Auswirkungen auf die Bevölkerung und Umwelt Für die Bevölkerung und die Umwelt in den Abbaugebieten in Sachsen und Thüringen waren die Konsequenzen des Uranbergbaus erheblich. Die Arbeitsbedingungen in den Minen waren hart, und der Schutz der Arbeiter vor radioaktiver Strahlung war unzureichend. Viele ehemalige Arbeiter litten an gesundheitlichen Problemen, die auf die gefährlichen Arbeitsbedingungen zurückzuführen sind. Auch die Umwelt in den Abbaugebieten wurde stark belastet; große Mengen radioaktiver Abfälle verunreinigten das Land und hinterließen ein schwieriges Erbe, das bis heute in der Region zu spüren ist. Frau R. berichtet "Das Uranerz wurde viele Jahre unter Tage in Stollen abgebaut. Danach wurde es über eine Seilbahn nach Pirna-Neundorf transportiert und dort in Wagons verladen. Die Züge mit dem Uranerz waren nicht gesichert oder geschützt. Sie führen mehrmals am Tag und in der Nacht an Wohngebieten fast vor den Haustüren vorbei. Mit der Zeit wurde es auch immer mehr Waggons und die Züge sind öfter gefahren. Für die Umwelt und die Menschen war dies nicht sehr gut. Besondere Stellung der Wismut AG Die Wismut AG genoss in der DDR viele Sonderrechte und konnte unabhängig von anderen staatlichen Stellen operieren. Sie wurde nicht kontrolliert und war auch nicht dem System der DDR unterstellt. Vielmehr hatte der sowjetische Staat mehrheitlich das Sagen. Das sowjetische Militär beaufsichtigte alle Standorte, was die Sicherheitsbedingungen weiter verschlechterte. Schlussbetrachtung In gewisser Weise hat Pirna indirekt zur Aufrüstung des Kalten Krieges beigetragen, und zwar durch den Transport von Uran aus der Wismut AG in Königstein. In der Tat war die Wismut AG entscheidend für die Versorgung der Sowjetunion mit Uran, das sowohl für die Produktion von Atomwaffen als auch für das nukleare Erzeugungssystem. Der Uranabbau in der Nähe von Pirna bot genügend Uran, um die Entwicklung nuklearer Waffen zu beschleunigen. Tatsächlich wurden Minenarbeitnehmer in unmittelbarer Nähe des Uranerzgebiets eingesetzt, dazu wurde das Uranerz ungeschützt über Züge transportiert, was die Gefahren für die Anwohner verstärkte. Die Wismut AG funktionierte als „Staat im Staate“ und war hauptsächlich dem sowjetischen Militär unterstellt, was bedeutete, dass sie ohne Aufsicht der DDR-Behörden weitgehend tun und lassen konnte, was sie wollte. Dies schuf eine gefährliche Situation, die das Wettrüsten und das Streben der Sowjetunion nach militärischen Ressourcen unterstützte. Privilegien der Arbeiter Der Uranabbau hinterließ nicht nur physische, sondern auch soziale Spuren, da viele Arbeiter und ihre Familien gesundheitlich betroffen waren und die Region wirtschaftlich abhängig wurde. Die Arbeiter, die dort arbeiten durften, besaßen Sonderechte. Sie konnten in den Gebieten des Betriebes in gesonderten Läden einkaufen. Dort gab es bessere Produkte in größeren Mengen. Spannungen in der Gesellschaft Die Arbeiter in den Uranbergwerken standen etwas besser in dem gesellschaftlichen System der DDR da. Das führte mit der Zeit auch zu Spannungen in der Gesellschaft. Die Menschen, die dort arbeiteten, waren nicht unbedingt an Veränderungen interessiert, da es ihren Arbeitsplatz und die Besserstellung gefährdet. Was nicht ausschließt, dass sich auch diese Leute am Umbruch und den Demonstrationen Ende der 1980er Jahre beteiligt haben.

Schienen zum Transport von Uran, heute in Pirna Rottwendorf (Foto: © Kristina R., Aufnahme von 25.10.2024)

Quellen Interview: Frau R. (*1938), Wohnsitz in Pirna Rottwendorf von 1974 bis heute (befragt am 25.10.2024) Netz:  https://www.mdr.de/geschichte/ddr/wirtschaft/wismut/fragen-uran-bergbau-sowjetunion-atomindustrie-100.html  - besucht am 25.10.2024  https://www.atommuellreport.de/daten/detail/wismut-gmbh-koenigstein.html  - besucht am 25.10.2024

_______ | Ende der Erzählungen mit Stand vom 6.2.2025

Pirnaer Innenstadt im Jahr 1979 mit Blick Richtung Schloss (Bundesarchiv, Bild 183-U0618-0306 / Horst Sturm / CC-BY-SA 3.0)

Abbildung 1: Foto von Kristina R., Titel: "Damals Energiegeber, heute Staubsammler" | 26.09.2024, Pirna

Logo des Intershops von Stefan Kühn (eigenes Werk, gemeinfrei)

Abbildung 3: Foto von S. Ruddeck, Rote Kaserne in Pirna: Symbol der Kontrolle in der DDR; 30.09.2024, Pirna

Abbildung 4: Foto von Heiko Neumann "Die Verbundenheit mit den »Freunden« aus Moskau überdauert die Zeiten. Und haften an Orten?" 23.09.2024, Pirna

Zum zehnjährigen Bestehen der DDR fertigen Sebnitzer das DDR-Wappen aus Kunstblumen (Foto vom Oktober 1959) |Bundesarchiv, Bild 183-67670-0018 / CC-BY-SA 3.0

Der Stellv. Minister für Nationale Verteidigung, Siegfried Weiß, besucht einsatzbereite Truppenteile der NVA. Das Bild sollte im September 1968 zeigen, dass man auch von deutscher Seite bereit sei, den Aufstand in der CSSR niederzuschlagen (Bundesarchiv, Bild 183-2008-0118-502 / CC-BY-SA 3.0).

Orden waren nicht nur Teil des Militärischen, sondern Alltagsgegenstände für viele Menschen in der DDR (© Foto Nr. 1928 aus dem Objektarchiv der Gedenkstätte Bautzner Straße)

Erinnerungstuch eines Entlassungskandidaten nach 18 Monaten Wehrdienst bei der NVA in den 1980er Jahren (© Objekt 1681 aus dem Archiv der Gedenkstätte Bautzner Straße)

Die Verbindung zur ehemaligen Sowjetunion spüren auch heute noch viele Ostdeutsche. Plastebeutel der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft aus dem Objektarchiv der Gedenkstätte Bautzner Straße (© Nummer 1368)

Eingang zum Bunker (© Jens Herbach)

Im Inneren des Lagerkomplexes (© Jens Herbach)

Personalbereich innerhalb des Bunkers (© Jens Herbach)

Blick in einen Kindergarten der DDR aus dem Jahr 1979 (Symbolbild: Fotothek df n-08 0000141 | CC BY-SA 3.0 de)

Bauarbeiten an der Berliner Mauer 1961 (Bundesarchiv, Bild 183-88574-0004 / Stöhr / CC-BY-SA 3.0)

Bergarbeiter der Wismut mit Bohrmaschine (Bundesarchiv, Bild 183-50115-0001 / CC-BY-SA 3.0)

Soldaten des Pionierbataillons 7, darunter der Interviewpartner, vermutlich vor dem Kasernengebäude auf Rotterwendorfer Straße 45 L

Hinterlassenschaften heute: Betonelemente auf dem Kohlberg (Foto von Arian P., 2024)

Offiziere und Soldaten des Pionierbataillons 7 vermutlich vor dem Kasernengebäude auf Rotterwendorfer Straße 45 K (hofseitig).

Der Großvater von Arian P. im Geländewagen der NVA »IFA P3«

Die ehemalige Kreisdienststelle der Staatssicherheit auf der Seminarstraße 7 in Pirna. Heute befindet sich der Europaservice der Bundesagentur für Arbeit in dem sanierten Gebäude (Foto: © Heiko Neumann)

Übung der Kampfgruppen (Symbolbild von Chron-Paul | CC BY-SA 3.0)

Rotterwendorfer Straße 45 M - straßenseitige Sicht auf die "Grauen Kasernen" (Foto: © Heiko Neumann)

Im vorderen Kasernenriegel auf der Rotterwendorfer Straße 45 M befindet sich das DDR-Museum von Pirna (Foto: © Heiko Neumann)

Teile der Roten Kasernen: Rotterwendorfer Straße 46 (links) und 47 (rechts) im Jahr 2024 (Foto: © Heiko Neumann)

Ehemalige KVP-Schule, Schloßpark 22, auf dem Sonnenstein (Foto: © Heiko Neumann)

Koppel der NVA (© Objekt 1100 aus dem Archiv der Gedenkstätte Bautzner Straße)

Eingangsbereich der heutigen Schule (Foto: © Jáchym J.)

Zelle für Menschen, die in Untersuchungshaft einsaßen. Es handelt sich um Zelle drei von fünf. (Foto: © Jáchym J.)

Schienen zum Transport von Uran, heute in Pirna Rottwendorf (Foto: © Kristina R., Aufnahme von 25.10.2024)

Blick vom Rathausturm auf die zerstörte Stadt im Jahr 1945. Im Vordergrund der heutige Pirnaische Platz (Bundesarchiv, Bild 183-Z0309-310 / G. Beyer / CC-BY-SA 3.0)