Ein Steuerparadies direkt um die Ecke?

Wer braucht schon die Bahamas oder Luxemburg, wenn es Eschborn in der Umgebung gibt...

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WILLKOMMEN

Mit dieser Storymap machen wir uns auf die Spur eines Steuerparadieses in direkter Nähe zu Frankfurt am Main.

Wohin?

In das angrenzende Eschborn. Vielleicht kennt ihr die Kleinstadt schon, vielleicht auch nicht. Auf der Abbildung des Regionalverbandes Rhein/Main könnt ihr euch nochmals orientieren.

Eins ist sicher: Ihr werdet Eschborn auf eine neue Art und Weise kennenlernen.

Was müsst ihr tun?

In Gruppen arbeitet ihr die Aufträge (A) nacheinander ab. Orientiert euch dabei an den verlinkten Standorten und den zugehörigen Informationen.

Hinweis: Unterstrichene Begriffe leiten euch auf weiterführende Internetseiten. Dort erhaltet ihr wichtige Informationen!

Wo geht es los?

Um von Frankfurt nach Eschborn zu gelangen wird die S-Bahn (S3 oder S4 Richtung Kronberg) genutzt. Der restliche Weg wird zu Fuß erkundet.

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Nicht vergessen - haltet immer eure Augen offen, um mögliche Hinweise zu entdecken!

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Aber: Bevor es in Eschborn auf Spurensuche geht, müssen wir noch etwas klären...

Warum Steuerparadies?

Was wisst ihr bereits über Gebiete, die als Steuerparadies deklariert werden? - Sammelt eure Gedanken.

Häufig ist in diversen Artikeln von Unternehmen zu lesen, welche in großem Stil ihren Sitz in (vermeintlich abgelegene) Standorte verlegen, um die geringstmöglichen Steuerbeiträge zu zahlen. Gebiete, in welche sich gewinnorientierte Unternehmen aufgrund von steuerlich vorteilhaften Maßnahmen dazu entscheiden ihren Sitz zu verlegen, müssen jedoch nicht immer in weiter Entfernung sein.

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 Hier  auch ein interessanter Artikel dazu.

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Welchen Zusammenhang hat das mit Eschborn?

Wie kann es möglich sein, dass eine kleine, unmittelbar an Frankfurt angrenzende, Kommune als Steuerparadies dargestellt wird?

A 1 - Macht euch zuerst alleine Gedanken. Diskutiert anschließend die gesammelten Punkte in der Gruppe.

Vergesst nicht, euch Notizen auf eurem Tablet zu machen!

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Ich bin mir sicher, ihr habt einige sinnvolle Möglichkeiten gesammelt, die einen Einfluss haben können.

Behaltet euch eure Notizen im Hinterkopf. Antworten auf diese Frage werden jetzt in Eschborn nachgegangen.

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A 2 - FÜR DIE FAHRT: Anhand welcher Anzeichen könnt ihr euch vorstellen, dass ein Steuerparadies "sichtbar" gemacht werden könnte? Tauscht euch hierfür in eurer Gruppe aus.

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Eschborn Bahnhof

... angekommen im Paradies?

Eins wird nach der Ankunft am Bahnhof in Eschborn relativ schnell klar. Von "paradiesischen Bedingungen" ist hier nicht viel zu sehen. Habt ihr euch das so vorgestellt?

A 3 - ÜBER ALLE STATIONEN: Beobachtet aktiv - immer mit der Fragestellung im Hinterkopf: Steuerparadies Eschborn? - die Umgebung. Verschafft euch einen Eindruck, wenn der Weg weiter seinen Lauf nimmt.

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Je nach Uhrzeit sind (vielleicht) viele Menschen mit euch nach Eschborn gefahren.

A 4 - Könnt ihr euch vorstellen woran das liegen könnte? Diskutiert kurz in euren Gruppen.

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Das hängt unteranderem mit dem immensen  Pendleraufkommen    zusammen, wodurch neben Verkehr auf Straßen auch der ÖPNV stark genutzt wird.

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Rathaus Eschborn

Angekommen im Herzen der Stadt.

Kurz zu allgemeinen Daten: Eschborn hat 21.609 Einwohner:innen (Stand 2019), gleichzeitig aber auch ca. 39.233 Beschäftigte (Stand 2020) und insgesamt fünf Gewerbegebiete, was ihr  hier  nachlesen könnt. Das ist schon sehr beeindruckend für eine doch relativ kleine Stadt. Dementsprechend wird dies auch von Seiten der Stadt präsentiert.

Zudem ist allseits bekannt, dass Eschborn eine der reichsten Kommunen in der Region Frankfurt RheinMain ist. Hier ein  Artikel  dazu. Außerdem interessante  Statistiken  (S. 76-79), welche euch einen Überblick über die finanzielle Situation in der Region Frankfurt Rhein/Main geben.

A 4 - Schaut euch die Statistiken genauer an und interpretiert diese. Diskutiert über eure Ergebnisse.

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Wer nun vermutet hat, den Reichtum in der Innenstadt ausfindig zu machen, wird wahrscheinlich eher enttäuscht werden. Die Hoffnung auf ein vollkommen renoviertes und strahlendes Stadtbild wird derzeit eher weniger erfüllt. Es hat den Anschein, als würde das Geld in andere Dinge investiert werden.

A 5 - Könnt ihr euch vorstellen, warum Eschborn finanziell so gut gestellt ist? (Tipp: Schaut euch hierzu die  Statistik  auf Seite 80 genauer an.)

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Der zuhnemende Reichtum kommt in Eschborn vor allem durch die zahlreichen Gewerbeansiedlungen und den damit einhergehenden Steuereinnahmen.

A 6 - Aber warum siedeln so viele Unternehmen nach Eschborn? In der Region Frankfurt Rhein/Main gibt es doch zahlreiche passende Kommunen, oder?

In diesem Fall hat auch eine langjährige Strategie der Eschborner Politik dazu geführt, dass die aufgekauften Flächen für Gewerbegebiete genutzt werden können. So kommen allerdings nicht unmittelbar (große) Unternehmen in die Kommune. Hier wurde das goldene Mittel einer wirtschaftsorientierten Politik gefunden, den  Gewerbesteuerhebesatz  so niedrig zu halten, vor allem im Gegensatz zu Frankfurt am Main, sodass ein regelrechter Umsiedlungswahn losgelassen wurde. Sogar Unternehmen wie die Deutsche Börse, SAP oder LG sind nach Eschborn gezogen. Hinzu kommt natürlich noch die hervorragende Lage und infrastrukturelle Anbindungen der Kommune.

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Gewerbegebiet Süd - Stadtgrenze

Angekommen im größten  Gewerbegebiet Eschborns  mit ca. 21.000 ha Fläche. Alleine die 21.000 Arbeitsplätze in diesem Gebiet lassen staunen. Zur Erinnerung: Eschborn hat (Stand 2019) 21.609 Einwohner:innen.

Was ist euch bis hier besonders aufgefallen?

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Vor allem der gravierende Unterschied zu den bereits bekannten Gebieten in Eschborn wird deutlich. Hier strotzen die Hochhäuser und Neubauten mit scheinbarer Innovation und eindrücklicher Architektur.

In diesem Gewerbegebiet stehen namenhafte Unternehmen von LG über Telekom bis hin zur Deutschen Bank. Alle profitieren von günstigeren Gewerbesteuern und gleichzeitig der Prestige und dem global bekannten Standort Frankfurt. Natürlich auch von der bereitgestellten Infrastruktur Frankfurts. Die Großstadt trägt nun mal vor allem die Last der Kosten für übergeordnete Infrastruktur.

An diesem Halt wird besonders die Nähe Frankfurts und Eschborns sehr deutlich. Das Gewerbegebiet grenzt direkt an den großen Nachbarn an, von dem wichtige Unternehmen "abgeworben" wurden.

A 7 - Was denkt ihr halten andere Städte und Kommunen (v. a. Frankfurt am Main) von dieser Strategie? Diskutiert.

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Gleichzeitig sind nicht nur große Unternehmen auf den geringen Gewerbesteuerhebesatz aufmerksam geworden. Es heißt, es hätten sich Briefkastenfirmen angesiedelt, welche nur scheinbar ihren Sitz in Eschborn haben, um die steuerlichen Vorteile auszunutzen. Schaut euch dazu das  Video  an.

A 8 -  Hier  habe ich eine interessante Internetseite gefunden. Lest euch die Informationen durch und diskutiert in eurer Gruppe. (Warum wird so etwas angeboten?)

A 9 - Schaut euch auch gleich noch etwas im Gewerbegebiet um. Wo würdet ihr solche möglichen Briefkästenfirmen vermuten? Wichtig: woran macht ihr das aus?

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Sitz der Deutschen Börse AG

Hier ist das eindrucksvolle Gebäude der Deutschen Börse AG zu sehen. Das besondere hierbei ist der heiß diskutierte Umzug der Deutschen Börse im Jahr 2008 von ihrem Prestigestandort in Frankfurt am Main (welcher übrigens kurz zuvor für das Unternehmen neu errichtet wurde) in das ca. 500 m entfernte Gewerbegebiet Süd in Eschborn. Laut dem Vorstandsvorsitzenden aus rein steuerlichen Gründen. Damals lag der Gewerbesteuerhebesatz noch bei niedrigen 280% in Eschborn und im Gegensatz dazu bei 480% in der angrenzenden Stadt Frankfurt am Main.

Mittlerweile ist bekannt, dass die Börse bis 2038 ihren Sitz in Eschborn behalten wird. Trotz einer Erhöhung des Gewerbesteuerhebesatzes auf 330%.

A 10 - Welche Probleme ergeben sich aus dem Umzug und der Ansiedlungen für Frankfurt am Main?

A 11 - Wie sieht es mit anderen Meinungen aus? Ist es wirklich gut für alle, dass sich diese Unternehmen in Eschborn ansiedeln? Begründet eure Entscheidungen.

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Meinungen der Bewohner:innen

Bis hier hin haben wir viel über Gewerbesteuer und (wirtschafts-)politische Maßnahmen erfahren. Aber was ist mit den Bewohner:innen Eschborns? Wie nehmen diese die Unternehmensansiedlungen und die ökonomische Ausrichtung der Stadt wahr?

Mit diesen Fragen im Hinterkopf bin ich für euch bereits vorab nach Eschborn gefahren und habe dort Bewohner:innen befragt.

A 12 - Was denkt ihr ist hierbei herausgekommen? Diskutiert mögliche Annahmen.

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Hier gewonnene Eindrücke:

Im ersten Moment schien es, als hätten die Bewohner:innen kein gravierendes Problem damit, dass Eschborn in den Medien als Steuerparadies dargestellt wird. Auch generell hielt sich das Stimmungsbild bezüglich der Thematik relativ neutral. Dies lässt vermuten, dass die direkte Nähe zu Frankfurt eine gewisse Gewohnheit mit einspielen lässt, welche solche Gewerbegebiete für die Umgebung als Normalität erscheinen lassen.

Jedoch ist anzusprechen, dass teils gegensätzliche Aussagen bezüglich der Ansiedlung von Unternehmen getroffen worden sind. Neben positiven Aspekten wie "beeindruckend", wurden diese auch als "nicht gerade schön" bezeichnet. Weiter wird beispielsweise darauf verwiesen, dass das Gewerbe schon einiges an Platz benötigt, was anderweitig genutzt werden könnte.

Auch bei Veränderungen im alltäglichen Leben und den sozialen Strukturen der befragten Personen waren keine extremen Aussagen festzustellen. Entwicklungen werden nicht beziehungsweise kaum in Verbindung mit der politischen Ausrichtung der Stadt gesehen, sondern eher als Normalität wahrgenommen, was die oben angesprochene Annahme eines relativ neutralen Stimmungsbildes unterstreicht.

Nun habt ihr einen kurzen Einblick erhalten können, was in den Köpfen der Bewohner:innen zur Thematik vorgeht.

A 13 - Welche weiteren Akteur:innen könntet ihr euch für eine interessante Forschung vorstellen? Warum? Und wie würdet ihr dabei vorgehen?

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GESCHAFFT

Ihr habt nun die Storymap fertig bearbeitet - super!

Anhand der unterschiedlichen Stationen konntet ihr das Steuerparadies Eschborn für euch eindrücklich machen. Steuerliche Vorteile müssen eben gar nicht so weit entfernt sein, als so manch eine:r denken würde.

Ich hoffe es ist deutlich geworden, dass die Thematik nicht nur aus einer Perspektive, sondern aus verschiedenen Sichtweisen untersucht werden muss. Deshalb sind Gespräche mit unterschiedlichen Akteur:innen immer wieder essentiell für einen übergreifenden Blick, ohne voreilige Schlüsse zu ziehen. Behaltet euch das auch für die Zukunft im Hinterkopf!

Zudem die genaue und kritische Betrachtung von Daten und Statistiken. Auch diese werden von bestimmten Akteur:innen oftmals aus bestimmten Gründen erhoben und veröffentlicht.

- Bis bald!