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75 Jahre Rheinland-Pfalz
Daten, Zahlen und Fakten zum Landesjubiläum
Das Land Rheinland-Pfalz feiert im Jahr 2022 sein 75-jähriges Bestehen. Fast ebenso lange gibt es das Statistische Landesamt in Bad Ems. Aus dem umfassenden Zahlenfundus, der über die Jahrzehnte entstanden ist, haben wir zum Landesgeburtstag eine kleine Auswahl getroffen. Gehen Sie auf einen statistischen Streifzug durch 75 Jahre Rheinland-Pfalz und erfahren Sie, welcher Wandel sich über die Jahrzehnte vollzogen hat.
Erläuterungen
Wir setzen in dieser StoryMap auf eine möglichst einfache Darstellung und verzichten auf Fußnoten. Erforderliche Erläuterungen – etwa, wenn Zahlen nicht über den gesamten Darstellungszeitraum vollständig vergleichbar sind – werden mit einem * in den Grafiken gekennzeichnet. Die Hinweise werden am Ende der Veröffentlichung zusammengefasst.
Bevölkerung
In Rheinland-Pfalz leben heute viel mehr Menschen als bei der Gründung des Landes. Die Bevölkerungszahl wuchs in mehreren Phasen, unterbrochen von Zeitabschnitten des Bevölkerungsrückgangs.
Bevölkerungsentwicklung
Geburten- und Wanderungsüberschüsse sorgten bis Mitte der 70er-Jahre für fast ununterbrochenes Bevölkerungswachstum. Einer Phase leichten Rückgangs folgte ab Mitte der 80er-Jahre wieder ein langanhaltender Anstieg vor allem durch Zuzüge, die durch die Wiedervereinigung sowie durch Umwälzungen in Mittel- und Osteuropa verursacht wurden. 2004 wurde ein vorläufiger Höchststand erreicht. Danach setzte ein merklicher Bevölkerungsrückgang ein. Ab 2012 nahm die Einwohnerzahl durch Zuzüge vor allem aus dem Ausland wieder zu auf aktuell 4,1 Millionen.
Die Bevölkerung wächst nicht nur, sie altert auch: Derzeit leben im Land mehr als dreimal so viele Menschen, die bereits ihren 65. Geburtstag gefeiert haben, wie im Jahr 1950. Dagegen ist die Zahl der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 20 Jahren heute niedriger als in den ersten Jahren des Landes. Die Menschen im erwerbsfähigen Alter (20 bis 65 Jahre) haben sich in etwa so entwickelt wie die Gesamtbevölkerung.
Menschen aus vielen Nationen
Im Jahr 1951 lebten in Rheinland-Pfalz gut 16.000 Menschen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit, im Jahr 2020 lag die Zahl der Ausländer bei etwa 510.000. Gründe für die steigende Zahl von Mitbürgerinnen und Mitbürgern ohne deutschen Pass waren zunächst die Arbeitsmigration, später die Zuzüge aus Mittel- und Osteuropa und heute vor allem die Flüchtlingsbewegungen aus den verschiedenen Krisenregionen der Welt.
Bevölkerungsbewegungen
Seit den 50er-Jahren gab es immer wieder Phasen verstärkter Zuwanderung, vor allem am Anfang, zu Beginn der 90er-Jahre und dann wieder in den 2010er-Jahren. Die natürliche Bevölkerungsbewegung, also der Saldo aus Geborenen und Gestorbenen, ist seit den 70er-Jahren fast durchgehend negativ.
Bis zu Beginn der 70er-Jahre kamen deutlich mehr Kinder zur Welt als Menschen starben. Danach lag die Zahl der Geborenen fast immer unter der Zahl der Todesfälle. Der Anstieg der Geburten in den 90er-Jahren ist darauf zurückzuführen, dass in jenen Jahren die Babyboomer Eltern wurden.
Seit der Gründung des Landes zogen, mit wenigen Ausnahmen, mehr Menschen nach Rheinland-Pfalz als von hier fortzogen. Phasen starker Zuwanderung gab es zu Beginn der 50er-Jahre (Folgen des Zweiten Weltkriegs), in der ersten Hälfte der 70er-Jahre (vor allem der Familiennachzug als Folge der Arbeitsmigration in den 60er-Jahren), in den 90er-Jahren (Wandel im Ostblock) sowie in den 2010er-Jahren bis heute durch den starken Zuzug von Schutzsuchenden.
Der Bund fürs Leben
Der Bund fürs Leben wurde in den ersten Jahrzehnten nach Gründung des Landes häufiger geschlossen und seltener getrennt. Sowohl bei den Scheidungen als auch bei den Eheschließungen ist aktuell eine leichte Tendenzänderung zu beobachten.
Haushalte: Immer mehr und immer kleiner
Die Zahl der Privathaushalte hat sich seit Gründung des Landes nahezu verdoppelt. Während in immer weniger Haushalten fünf und mehr Personen leben, wächst die Zahl der Einpersonenhaushalte deutlich an. Auch in trauter Zweisamkeit leben immer mehr Menschen.
Gebietsstände
Die kommunale Struktur hat sich laufend verändert, am stärksten Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre. In den zurückliegenden Jahren gab es größere Veränderungen auf der Verbandsgemeindeebene.
Veränderungen in der Verwaltungsstruktur
Mit den "Landesgesetzen über die Verwaltungsvereinfachung im Lande Rheinland-Pfalz" änderte sich die Kommunalstruktur zwischen 1968 und 1974 grundlegend. Wichtigste Neuerung war die Gründung von Verbandsgemeinden.
Landkreise und kreisfreie Städte
Die Zahl der Landkreise sank zwischen 1968 und 1974 von 39 auf 24. Die Zahl der kreisfreien Städte blieb unverändert bei zwölf; allerdings wurden einzelne Gemeinden in die kreisfreien Städte eingemeindet. Diese Struktur hat heute noch Bestand. Durch Bewegen des Schiebereglers können Sie sich über die Gebietsveränderung auf Kreisebene vor und nach der Reform informieren.
Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden
Mit der seit 2009 laufenden Kommunal- und Verwaltungsreform sank in den zurückliegenden Jahren die Zahl der Verbandgemeinden und Verbandsfreien Gemeinden. Durch Zusammenlegungen wurden größere Einheiten geschaffen. Die Veränderungen seit 2009 werden in der Karte über den Schieberegler angezeigt.
Gemeinden im Wandel der Zeit
Auf der Ebene der Ortsgemeinden gab es immer wieder kleinere Veränderungen. Meist wurden Gemeinden in Nachbargemeinden eingegliedert oder gründeten gemeinsam mit Nachbargemeinden eine neue Gemeinde. Ende 2021 gab es 2.301 Gemeinden, davon zwölf kreisfreie Städte und 29 Verbandsfreie Gemeinden. Im Jahr 1957 listete das amtliche Gemeindeverzeichnis noch 2.918 Gemeinden auf, davon zwölf kreisfreie Städte. Verbandsfreie Gemeinden entstanden erst mit den Gebietsreform Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre. Die Veränderungen auf Gemeindeebene werden in der Karte in Jahresschritten dargestellt.
Bildung
Das Bildungsniveau ist in den 75 Jahren seit Gründung des Landes immer weiter gestiegen. Die Abiturientenquoten legten zu, an den Unis wuchsen die Studierendenzahlen. Die Schullandschaft hat sich über die Jahrzehnte stark gewandelt.
Schullandschaft im Wandel
Die Schullandschaft in Rheinland-Pfalz hat sich über die Jahrzehnte stark gewandelt. Gemessen an den Schülerzahlen ist das Gymnasium heute die Hauptschule. An die Stelle von Haupt- und Realschulen ist die Realschule plus getreten. Integrierte Gesamtschulen, die alle allgemeinbildenden Abschlüsse anbieten, gewinnen an Bedeutung.
Die Klassen werden immer kleiner
In den Anfangsjahren des Landes herrschte noch große Enge in den Klassenräumen. Bis weit in die 70er-Jahre zählten die Klassen durchschnittlich noch mehr als 30 Kinder bzw. Jugendliche, inzwischen nähert sich der Wert der Marke von 20 an.
Abitur: Frauen überholen Männer
Rund 40 Prozent der jungen Leute verlassen die Schule heute mit dem Abitur in der Tasche. Bis in die 70er-Jahre waren es noch weniger als zehn Prozent. In den 80er-Jahren haben die Frauen in Sachen Hochschulreife die Männer überholt und bauen ihren Vorsprung seither aus. Die Abiturientinnenquote bewegt sich auf die 50-Prozent-Marke zu.
Immer mehr streben den Hochschulabschluss an
Der steigenden Zahl an Abiturienten folgen höhere Studierendenzahlen an den Hochschulen des Landes.
Auch an den Hochschulen haben Frauen die Männer überholt; es gibt heute mehr Studentinnen als Studenten. So deutlich wie beim Abitur ist der Vorsprung der Frauen an den Hochschulen aber nicht.
Wahlen
18 Mal wurde seit Gründung des Landes der rheinland-pfälzische Landtag gewählt, 20 Mal der Deutsche Bundestag. Zuletzt fanden beide Wahlen im Jahr 2021 statt.
Landtagswahlen
Die Bürgerinnen und Bürger wählten den Landtag anfangs im Turnus von vier Jahren; 1991 wurde erstmals für fünf Jahre gewählt. In den ersten Jahrzehnten war die CDU stärkste Kraft und führte die Regierungen, seit 1991 ist es die SPD. Das Dashboard führt alle Parteien auf, die mit Stand April 2022 dem Landtag oder dem Deutschen Bundestag angehören. Das Spektrum dieser Parteien ist in den vergangenen Jahren größer geworden.
Bundestagswahlen
Zur Wahl des Deutschen Bundestages waren die Bürgerinnen und Bürger in den zurückliegenden 75 Jahren 20 Mal aufgerufen. Mit zwei Ausnahmen errang die CDU in Rheinland-Pfalz die meisten Zweitstimmen.
Gesundheit
Die medizinische Versorgung der Bevölkerung wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter ausgebaut. Auf jede Ärztin bzw. jedem Arzt kommen rechnerisch immer weniger Patienten. Die Zahl der Klinikbetten schrumpft, auch wegen des technischen und medizinischen Fortschritts.
Das Netz der medizinischen Versorgung wurde immer dichter
Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung wurde über die Jahrzehnte immer weiter ausgebaut. Kamen im Jahr 1950 auf eine Krankenhausärztin bzw. einen Krankenhausarzt noch knapp 4.000 Einwohnerinnen und Einwohner, sind es heute nur noch 500. Bei niedergelassenen Medizinern wie auch bei Zahnärzten war dieser Wandel nicht ganz so stark ausgeprägt. Am aktuellen Rand ist hier eine leicht gegenläufige Entwicklung zu sehen.
Zahl der Krankenhäuser geht zurück
Die Krankenhauslandschaft ist im stetigen Wandel. Kleinere Häuser wurden und werden geschlossen oder gehen durch Fusionen in größeren Einheiten auf. Deutlich gesunken ist die Zahl der Kliniken in öffentlicher und gemeinnütziger Trägerschaft.
Bis in die 70er-Jahre hinein wuchs die Zahl der Krankenhausbetten stark an. Seither halten die Krankenhäuser immer weniger Betten vor, während die Zahl der Behandlungsfälle in den letzten Jahren tendenziell steigt. Der medizinische Fortschritt ermöglicht eine immer kürzere Verweildauer, außerdem werden viele kleinere Eingriffe heute ambulant vorgenommen.
Erwerbstätigkeit
Die Zahl der Erwerbstätigen ist über die Jahrzehnte deutlich gestiegen. Die Erwerbsbeteiligung, insbesondere von Frauen, hat zugenommen. Der Schwerpunkt der Arbeit verlagerte sich von der körperlichen zur geistigen Arbeit. Ein Auf und Ab gab es bei der Zahl der Arbeitslosen.
Erwerbstätige
Die Zahl der Erwerbstätigen, die ihren Arbeitsort in Rheinland-Pfalz haben, ist von 1,3 Millionen im Jahr 1950 auf aktuell mehr als zwei Millionen gestiegen. Ende der 80er-Jahre wurde die Schwelle von 1,6 Millionen und im Jahr 2000 der Wert von 1,8 Millionen Erwerbstätigen überschritten. Die Zahlen stammen aus der Erwerbstätigenrechnung. Die Ergebnisse von 1950 bis 1990 sind wegen konzeptioneller, methodischer und definitorischer Unterschiede nicht vollständig mit den Ergebnissen ab 1991 vergleichbar.
Arbeitslosigkeit seit Mitte der 70er-Jahre ein großes Thema
Nachdem in den „Wirtschaftswunderjahren“ die Arbeitslosenzahl rasch sank, war Arbeitslosigkeit von Mitte der 70er-Jahre bis Mitte der 2000er-Jahre ein Dauerthema. Damals hatte die Rezession infolge der ersten Ölkrise die Zahl stark steigen lassen. Diese konjunkturelle Arbeitslosigkeit wandelte sich im Laufe der Jahre mehr und mehr zu einer strukturellen Arbeitslosigkeit. Unter anderem durch technischen Fortschritt und Globalisierung veränderte sich der Arbeitsmarkt.
Erwerbsbeteiligung der Frauen steigt deutlich
Der Anteil der Menschen zwischen 15 und 65 Jahren, die arbeiten oder aktiv Arbeit suchen, ist über die Jahrzehnte leicht gestiegen. Einem langfristig deutlichen Zuwachs bei den Frauen steht ein leichter Rückgang bei den Männern gegenüber.
Immer mehr arbeiten in Dienstleistungsbereichen
Die Erwerbstätigkeit hat sich über die Jahrzehnte stark gewandelt. Immer weniger Menschen arbeiten in der Landwirtschaft, auch im produzierenden Gewerbe sinkt die Erwerbstätigenzahl. Inzwischen arbeiten rund 71 Prozent der Erwerbstätigen in Dienstleistungsbereichen.
Wohnen
Die akute Wohnungsnot der Nachkriegszeit wurde durch einen enormen Bauboom schnell gelindert, nicht zuletzt durch den Bau von Eigenheimem. Der Platz pro Einwohnerin und Einwohner wuchs ständig. Kam anfangs auf jede Person rechnerisch ein Raum, sind es heute zweieinhalb.
Wohnungsbau im Auf und Ab
Bis in die 60er-Jahre hinein wuchs die Zahl der Fertigstellungen neuer Gebäude und Wohnungen stetig. Ein höheres Niveau erreichte die Zahl der neuen Wohnungen nur noch Mitte der 90er-Jahre, als der Bedarf wegen der starken Zuzüge vor allem aus Ostdeutschland, aber auch aus Mittel- und Osteuropa stark wuchs. Außerdem drängten die Babyboomer in dieser Zeit auf den Wohnungsmarkt. Aktuell wächst die Zahl der Fertigstellungen auf vergleichsweise niedrigem Niveau wieder leicht.
Zahl der Wohnungen verdreifacht
Die Zahl der Wohnungen hat sich seit 1950 verdreifacht, von gut 700.000 auf über 2,1 Millionen. Die Nachfrage nach Wohnungen wuchs durch immer mehr und immer kleinere Haushalte.
Im Jahr 1950 kam auf jede Einwohnerin und jeden Einwohner rechnerisch weniger als ein Raum. Inzwischen haben die Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer im Durchschnitt zweieinhalb Räume zur Verfügung. Die Zahl der Räume wuchs von 2,8 Millionen im Jahr 1950 auf 10,4 Millionen heute.
Tourismus
Rheinland-Pfalz erfreut sich bei Touristen immer größerer Beliebtheit, im Inland wie im Ausland. Die Zahl der Gäste und Übernachtungen stieg über die Jahrzehnte immer weiter an, allerdings bei sinkender Verweildauer.
Immer mehr Gäste und Übernachtungen – und dann kam Corona
Das Reiseland Rheinland-Pfalz verbuchte über die Jahrzehnte fast stetig steigende Gästezahlen. Gegenüber dem Jahr 1950, in dem viele noch nicht an Urlaub denken konnten, ist die Zahl der Übernachtungsgäste um das Siebenfache gestiegen. Im Jahr 2020 gab es jedoch einen deutlichen Rückgang, der durch die Einschränkungen in der Corona-Pandemie verursacht wurde.
Die Zahl der Übernachtungen ist ebenfalls stark gewachsen, wenngleich vor allem am aktuellen Rand nicht so deutlich wie die Zahl der Gäste.
Verkehr
Die Zahl der Fahrzeuge, insbesondere der Pkw, wächst. Das Straßennetz wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter ausgebaut, insbesondere gibt es im Land immer Mehr Autobahnkilometer. Als Schattenseite der Mobilität fordern Verkehrsunfälle viele Opfer; die Zahl der Getöteten und Verletzten geht aber seit Jahren deutlich zurück.
Ein Land wird mobil: Zahl der Pkw steigt und steigt
Auf den Straßen im Land sind immer mehr Autos unterwegs. Auf 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner kamen 1950 zwölf Pkw, 2021 waren es knapp 630. Der leichte Knick im Jahr 2010 ist durch eine methodische Änderung bedingt.
Schneller durchs Land – Das Straßennetz wächst
Das Straßennetz in Rheinland-Pfalz hat sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant gewandelt. Deutlich wird das an den Autobahnen, deren Länge vor allem in den 70er-Jahren stark wuchs. Die Länge der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen hat sich nicht so stark verändert. Hier fand durch Ausbau (z. B. Verbreiterungen, Begradigungen, Ortsumgehungen) vor allem eine qualitative Verbesserung statt.
Unfälle – Die Schattenseite der Mobilität
Mit der zunehmenden Motorisierung stieg auch die Zahl der Verkehrsunfälle. Bis in die 70er-Jahre waren Jahr für Jahr mehr Verkehrstote zu beklagen. Sicherheitstechnik in den Fahrzeugen, der Ausbau des Rettungswesens, bauliche Veränderungen an den Straßen sowie Aufklärung und Kontrollen durch die Polizei trugen in den vergangenen Jahren zu einem deutlichen Rückgang bei.
Landwirtschaft
Kaum ein Bereich hat sich seit Landesgründung so stark gewandelt wie die Landwirtschaft. Der Prozess des Wachsens oder Weichens setzt sich fort.
Wachsen oder weichen
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ging über die Jahrzehnte immer weiter zurück, die Flächen der verbleibenden Betriebe wurde größer. Der Wandel zu weniger, aber größeren Betrieben setzt sich weiter fort.
Viehhaltung auf dem Rückzug
Bis in die 70er-Jahre stiegen die Rinder- und Schweinebestände, danach sanken sie. Auch die Schafbestände werden nach einem zwischenzeitlichen Anstieg immer kleiner.
Weinbau
Das einstige Land der „Reben und Rüben" wird heute fast nur noch mit dem Weinbau in Verbindung gebracht.
Weinland Nummer 1
Die Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz ist stark durch den Weinbau geprägt. In keinem anderen Bundesland wird so viel Wein erzeugt. 40 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe im Land verfügen über Rebflächen.
Die Rebflächen wurden bis in die 70er-Jahre hinein deutlich ausgeweitet. Ab den 90er-Jahren wurden aufgrund der veränderten Nachfrage immer mehr Flächen mit roten Rebsorten bestockt; jedoch nehmen die Rotweinflächen seit einigen Jahren wieder ab. In Rheinland-Pfalz dominieren eindeutig die weißen Sorten, allen voran der Riesling, für den das Land in der Welt bekannt ist.
Industrie und Baugewerbe
Das Baugewerbe und das Verarbeitende Gewerbe waren und sind wichtige Stützen der rheinland-pfälzischen Wirtschaft. Die Industrie erzielt einen immer höheren Anteil ihres Umsatzes im Ausland.
Zahl der Industriebeschäftigten in den 60er-Jahren am höchsten
Methodische Änderungen, mit denen die Statistik den Wandel des Wirtschaftsgeschehens nachvollzieht, machen eine langfristige Betrachtung des Verarbeitenden Gewerbes schwierig. Mit Einschränkungen lässt sich die Entwicklung in der Industrie anhand der Beschäftigten nachzeichnen; sie erreichte um 1970 herum ihren Höchststand. Der Rückgang in den vergangenen Jahrzehnten ist durch starken technischen Fortschritt, hohe Investitionen und auch durch „Outsourcing" begründet. Diese „Auslagerungen" erfolgten meist in den Dienstleistungssektor (z. B. Transport, Logistik).
Exportquote steigt immer weiter an
Mehr als die Hälfte ihres Umsatzes erzielt die rheinland-pfälzische Industrie inzwischen im Ausland. Im Jahr 1950 stammte nur jede zehnte D-Mark Umsatz aus dem Export. Der stetige Anstieg der Exportquote bildet auch die immer stärkere internationale Verflechtung ab.
Baugewerbe erlebt im Wiederaufbau seine Blüte
In den Jahren des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders wuchs die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe. Eine gewisse Sättigung des Marktes, aber auch technischer Fortschritt ließen die Zahl der Beschäftigten in den folgenden Jahrzehnten sinken.
Wirtschaftsleistung
Das Bruttoinlandprodukt (BIP) ist in Rheinland-Pfalz mit wenigen Ausnahmen Jahr für Jahr gestiegen. Das nominale BIP wuchs von 2,8 Milliarden Euro im Jahr 1950 auf 162,2 Milliarden Euro im Jahr 2021. In den Anfangsjahren wiesen die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) hohe Wachstumsraten aus – ein Zeichen dafür, dass es auch in Rheinland-Pfalz ein Wirtschaftswunder gab. Heute ist hohes Wirtschaftswachstum eher selten. Das außerordentlich hohe Wachstum 2021 ist Ausdruck eines Sondereffekts.
Die Ergebnisse von 1950 bis 1990 sind wegen konzeptioneller, methodischer und definitorischer Unterschiede nicht vollständig mit den Ergebnissen ab 1991 vergleichbar.
Bruttoinlandsprodukt stieg fast ununterbrochen
Das Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen, die Summe der im Land produzierten Waren und Dienstleistungen abzüglich der Vorleistungen, stieg 2021 auf mehr als 162 Milliarden Euro. Im Jahr 1950 lag der Wert umgerechnet bei knapp 2,8 Milliarden Euro. Nominal, das heißt in jeweiligen Preisen, ist es fast in jedem Jahr seit 1950 gestiegen. Ausnahmen waren für die Jahre 1993 (das Ende „Wiedervereinigungsbooms“), 2009 (Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise) und das Corona-Jahr 2020.
Preisbereinigt ist das Bruttoinlandsprodukt in den 50er- und 60er-Jahren – dem Jahren des „Wirtschaftswunders“ – mit zum Teil zweistelligen Zuwachsraten kräftig gewachsen. Spätestens die erste Ölkrise 1973 beendete die Wunderjahre. Seit Anfang der 70er-Jahren verringerten sich die Wachstumsraten deutlich, und in der Folge gab es sogar Rezessionen, in denen das Inlandprodukt sank.
Anmerkungen zu den Daten
Seit seinem Bestehen hat sich das Statistische Landesamt als ein Spiegel der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und staatlichen Verhältnisse verstanden. Daraus ist ein riesiger Fundus an Daten erwachsen, der es erlaubt, den Wandel zu beschreiben, der sich in siebeneinhalb Jahrzehnten in allen Bereichen vollzogen hat.
In dieser StoryMap beschränken wir uns auf einen kleinen Ausschnitt, auf Themen, die jedermann berühren, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Der Fokus richtet sich auf Bereiche, deren Entwicklungen sich mit Grafiken und wenigen Worten leicht erfassbar darstellen lassen. Zudem wurden Themenbereiche gewählt, für die Daten möglichst seit Gründung des Landes oder zumindest seit den frühen Jahren vorliegen.
Die amtliche Statistik entwickelt sich immer weiter und passt die Erhebungen sowie die Methoden laufend den sich wandelnden Gegebenheiten in Wirtschaft, Gesellschaft und Staat an. Dadurch kann es sein, dass für Themenbereiche keine lückenlos über die Jahrzehnte vergleichbaren Daten vorliegen. Dort, wo es vertretbar ist, werden Zeitreihen trotz methodischer Änderungen dargestellt.
Anmerkungen und Hinweise, die sich nicht aus den Texten und Grafiken ergeben, sind nachfolgend aufgeführt.
Bevölkerung
Die Grafik zu den Haushaltsgrößen stammen überwiegend aus dem Mikrozensus; die Werte für die Jahre 1950, 1961 und 1970 beziehen sich auf die Volkszählungen. Im Jahr 2020 gab es im Mikrozensus eine grundlegende methodische Änderung; die Zahlen sind mit denen früherer Jahre nur eingeschränkt vergleichbar. Siehe Hinweise zur den Ergebnissen des Mikrozensus 2020 .
Gebietsstände
Grundlage für die Grafiken und Karten in diesem Bereich sind die amtlichen Gemeindeverzeichnisse sowie verschiedene Quellen zu den Kommunalreformen, die sich insbesondere zwischen 1968 und 1974 sowie – für die Verbandsgemeindeebene – seit 2009 vollzogen haben. Die Kartendarstellungen sind teilweise stark vereinfacht.
Gesundheit
Die Daten zu den Krankenhäusern umfassen auch die Vorsorge- und Reha-Einrichtungen.
Tourismus
Der Zuschnitt der Tourismusregionen hat sich über die Jahrzehnte verändert. Eine grundlegende Anpassung gab es im Jahr 1980. Damals wurde auch der Begriff Tourismusregionen eingeführt; davor gab es Fremdenverkehrsgebiete. Die Ergebnisse sind über die Jahrzehnte nur bedingt vergleichbar. Die Zeitreihen beziehen sich auf die Beherbergungsbetriebe ohne Campingplätze.
Landwirtschaft
Die ausgewiesenen Pferdebestände umfassen seit 2010 sämtliche Einhufer (d. h. alle Pferde, Esel, Zebras oder deren Kreuzungen).
Weinbau
Seit dem Jahr 2017 gibt es Anbauflächen, die in „sonstigen Gebieten“ (d.h. im „Deutschweingebiet“ und im Gebiet „Landwein-Rhein“) liegen. Diese zählen seitdem nicht mehr zu den sonst aufgeführten Anbaugebieten.
Industrie- und Baugewerbe
Die Ergebnisse zur Industrie stammen aus den Erhebungen im Verarbeitenden Gewerbe einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden. Befragt werden hierzu Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten. Wegen verschiedener grundlegender Änderungen in der Wirtschaftszweigsystematik sind die Zahlen über die Jahrzehnte nur bedingt vergleichbar. Ähnliches gilt für die Erhebungen im Bauhauptgewerbe. Die dargestellten Umsätze beziehen sich aus jeweils auf das vorangegangene Jahr.
Kontakt: Kevin Bullenkamp, kevin.bullenkamp@statistik.rlp.de, 02603/71-1810