Hameln - Worenümslag an de Weser maakt de Hansestadt riek.

De Stadt an de Weser weer en Middelpunkt för de Hannel mit Koorn un Möhlensteen.


Footloop dörch Hameln

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Stubenstraße

In de „Stubenstraße“ sünd de Lüüd in’t Middelöller för en Uttiet vun’n Alldag gahn. „Stoven oder Staven“ is dat nedderdüütsche Woort för hitte Stuven. Düsse hitten Stuven sünd in dat Middelöller faken de Baadkammers för jeedeen ween.

Die Stubenstraße war im Mittelalter der Anlaufpunkt für alle, die sich eine Auszeit vom Alltag nehmen wollten. „Stoven oder Staven“ ist das niederdeutsche Wort für beheizte Stuben. Die „beheizten Stuben“ bezeichneten im Mittelalter vornehmlich öffentliche Badestuben.

In the Middle Ages, the Stubenstraße was the place to go for anyone who wanted to take a break from everyday life. "Stoven or Staven" is the Low German word for heated parlours. In the Middle Ages, the "beheizten Stuben" (heated parlours) primarily referred to public bathing rooms.

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Stubenstraße 3

Dat Huus in de Stubenstraat 3 is al vör 1650 tonicht gahn. Aver een weet noch, dat dor en Inschrift weer:

„Trink und idt Goddes nicht vorgit Bewar din Ehr di werd nicht mehr – Trink und iss, Gott nicht vergiss / Bewahre deine Ehre, mehr wird dir nicht zuteil

Dat kunn ok dat Motto vun de Stubenstraße ween. Denn bi dat Baden leten de Lüüd sik dat goot gahn. De hebbt ok wat to Eten un to Drinken kregen. Aver ok de Horen hebbt sik anbaden. De twete Deel vun den Vers kann een so utleggen, dat de Mannslüüd för de Horen wohrschoot warrn schullen. Se schullen sik nich hengeven un de Ehr nich verlehren.

Das Haus in der Stubenstraße 3 wurde bereits vor 1650 zerstört. Doch wurde der Wortlaut der sich darauf befindlichen Inschrift überliefert:

„Trink und idt Goddes nicht vorgit Bewar din Ehr di werd nicht mehr – Trink und iss, Gott nicht vergiss / Bewahre deine Ehre, mehr wird dir nicht zuteil

Dies beschreibt gut die Abläufe in der Stubenstraße. Zusätzlich zum Bad konnte man sich verköstigen lassen. Außerdem boten Prostituierte ihre Dienste an. Den zweiten Teil des Verses kann man so deuten, dass gewarnt wird, sich den leichten Mädchen hinzugeben und so seine Ehre zu verlieren.

The house at Stubenstraße 3 was destroyed before 1650. However, the wording of the inscription on it has been handed down:

"Trink und idt Goddes nicht vorgit Bewar din Ehr di werd nicht mehr - Drink and eat, God not forget / Keep your honour, that's all you get

This describes well the routines in the Stubenstraße. In addition to the bath, one could be fed. Prostitutes also offered their services. The second part of the verse can be interpreted as a warning to give in to the easy girls and thus lose one's honour.

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Zehnthof

Hier hebbt de Buern fröher ehr Pacht afgeven. De Stüer hebbt de Lüüd an dat Bonifatiusstift betahlt. Dat Woort „Zehnt“ is hoochdüütsch. Op Middelnedderdüütsch heet dat villicht "tegede" =der Zehnt. (Quelle: Köbler, Gerhard, Mittelniederdeutsches Wörterbuch, 3. A. 2014)

Am Zehnthof bezahlten die Pachtbauern ihre Abgaben. Diese kirchliche Steuer ging an das Bonifatiusstift. „Zehnt“ ist ein Hochdeutscher Begriff. Im Mittelalter sagten die Menschen dazu villeicht mnd.„tegede“, das heißt der Zehnt. (Quelle: Köbler, Gerhard, Mittelniederdeutsches Wörterbuch, 3. A. 2014)

The tenant farmers paid their taxes at the tithe farm. This ecclesiastical tax went to the Bonifatiusstift. The term "Zehnt"- tithe is a High German term. In the Middle Ages, people may have said mlg. "tegede", which means tithe. (Source: Köbler, Gerhard, Middle Low German Dictionary, 3rd ed. 2014)

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Thiewall

En „Thie“ weer in’t Middelöller en hoge Steed - en Knüll - mit en Disch bavenop un Linnenbööm rundrüm. Hier hebbt sik de Buern tohoop funnen, sik uttuscht oder Gerichtstieden afhollen. „Thie“ kummt vun ooltsass‘sch „tih“ – Brink, Knüll, Dörpsteed. Dat is woll verwandt mit ooltengelsch tig/tih un ooltnoordsch teigr, wat allens Hoff, Steed oder en Stück Land meent.

Wo wichtig de „Thie“ weer, kann een goot sehn. Glieks dree Straten mit „Thie-„ gifft dat in Hameln. Ok wenn sik dat liek anhören deit, hett dat nix mit´n „Thing“ to doon. De „Thie“ weer blots för Dörper un lütte Städer. En „Thing“ weer överregional.

Ein Thie bezeichnete im Mittelalter einen Platz auf einer kleinen Anhöhe mit einem Tisch und von Linden umstanden. Hier wurden Versammlungen der Bauern, Bekanntmachungen und Gerichtsverhandlungen abgehalten. Thie leitet sich von altsächsisch tih – Dorfplatz ab. Ebenso besteht vermutlich eine Verwandtschaft mit altenglisch tig/tih sowie altnordisch teigr, was jeweils Hofstätte, Platz oder einfach Stück Land bedeutet.

Die Bedeutung des Thies wird in Hameln sehr klar. Drei Straßen in direkter Nachbarschaft tragen den „Thie-„ im Namen. Wenngleich die Namen ähnlich klingen, ist der Thie etwas anderes als das Thing. Der Thie war sehr lokal. Fast jedes Dorf oder Kleinstadt hatte im Mittelalter einen. Das Thing hingegen hatte eine überregionale Bedeutung.

In the Middle Ages, a Thie referred to a place on a small hill with a table and surrounded by lime trees. Peasants' meetings, announcements and court hearings were held here. Thie is derived from the Old Saxon tih - village square. There is probably also a relationship with Old English tig/tih as well as Old Norse teigr, which means courtyard, square or simply piece of land.

The meaning of Thie is very clear in Hamelin. Three streets in the immediate vicinity have the "Thie-" in their names. Although the names sound similar, the Thie is something different from the Thing. The Thie was very local. Almost every village or small town had one in the Middle Ages. The Thing, on the other hand, had a supra-regional significance.

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Thietorstraße 18

De Inschrift verwiest op en Hoochwater in’t Johr 1552. Dorbi is de hele Oort toschannen kamen. Achteran geev dat wenig Eten un dat weer bannig düer.

DOMEN SCHREF 1552 IAR · DO STVNDE WI HIR VAN WATERS   HALVEN HIR IN GROTER FARVOR SOLCKEM ALLEM QVADEN   BEHOIDE VNS GODT DE HEREMIT SINER GODTLIKEN GNADEN

– (paraphrasiert) Damals schrieb man (das) Jahr 1582. Da standen wir im Wasser. Vor solchen Qualen behüte uns Gott der Herr mit seiner göttlichen Gnade.

 Die Inschrift nimmt Bezug auf eine Hochwasserkatastrophe des Jahres 1552, bei der aufgrund der Überflutung der Felder die gesamte Jahresernte vernichtet wurde. Die Folgen dieser Katastrophe waren eine Verknappung der Lebensmittel und Teuerung

DOMEN SCHREF 1552 IAR · DO STVNDE WI HIR VAN WATERS   HALVEN HIR IN GROTER FARVOR SOLCKEM ALLEM QVADEN   BEHOIDE VNS GODT DE HEREMIT SINER GODTLIKEN GNADEN

– (paraphrasiert) Damals schrieb man (das) Jahr 1582. Da standen wir im Wasser. Vor solchen Qualen behüte uns Gott der Herr mit seiner göttlichen Gnade.

The inscription refers to a flood disaster in 1552, when the entire year's harvest was destroyed due to the flooding of the fields. The consequences of this catastrophe were a shortage of food and inflation.

DOMEN SCHREF 1552 IAR · DO STVNDE WI HIR VAN WATERS HALVEN HIR IN GROTER FARVOR SOLCKEM ALLEM QVADEN   BEHOIDE VNS GODT DE HEREMIT SINER GODTLIKEN GNADEN

- (paraphrased) At that time it was written (the) year 1582. There we stood in the water. The Lord God protect us from such torments with his divine grace.

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Thietorstraße 23

In de Stadtbiller vun dat Middelöller kann een al an de Spraak sehn, wat en Text religiös is oder nich. Weren se christlich, denn weer de Spraak mehrstendeels Latien. In Hameln is dat en beten anners. Hier sünd ok vele religiöse Inschriften op Platt. Dat hangt ok dormit tohoop, dat af dat 15. Johrhunnert mehr Lüüd lesen un schrieven kunnt un de Lüüd verstahen wullt, wat jichtenswo schreven steiht.

Wenn een op Latien schrifft, will een geern wiesen, dat een beterstellt is.

WOL · GODT · VORTRWET ·HEFT · [WOL GEBWET]– Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut

HEBE · MINE · SAKE · TO · GODE · GESLT ·DE · WIL · ES · WOL · MAKEN WI[S WOL GERET]  (paraphrasiert) (Ich) bringe mein Anliegen vor Gott. Dieser wird es wohl machen, wie es wohl gereicht.  

   In mittelalterlichen Stadtbildern lässt sich meist allein anhand der Sprache unterscheiden, ob ein Text eher weltliche oder eher religiöse Motive hat. Christliche Texte waren meist auf Latein. In Hameln ist dies häufig nicht der Fall. Hier sind auch viele religiöse Inschriften auf Platt geschrieben. Das hängt auch damit zusammen, dass ab dem 15. Jahrhunndert mehr Menschen lesen und schreiben konnten. Sie wollten geschriebene Texte in der Volkssprache lesen.

Hausinschriften auf Latein weisen in Hameln eher auf einen höheren gesellschaftlichen Status hin.

WOL · GODT · VORTRWET ·HEFT · [WOL GEBWET]– Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut

HEBE · MINE · SAKE · TO · GODE · GESLT ·DE · WIL · ES · WOL · MAKEN WI[S WOL GERET]  (paraphrasiert) (Ich) bringe mein Anliegen vor Gott. Dieser wird es wohl machen, wie es wohl gereicht.  

 In medieval cityscapes, it is usually possible to distinguish whether a text has more secular or more religious motifs on the basis of the language alone. Christian texts were mostly in Latin. In Hamelin, this is often not the case. Here, many religious inscriptions are also written in Platt. This is also due to the fact that from the 15th century onwards more people were able to read and write. They wanted to read written texts in the vernacular.

House inscriptions in Latin in Hameln tend to indicate a higher social status.

WOL · GODT · VORTRWET ·HEFT · [WOL GEBWET]– He who trusts in God has built well

HEBE · MINE · SAKE · TO · GODE · GESLT ·DE · WIL · ES · WOL · MAKEN WI[S WOL GERET]  (paraphrased) (I) bring my request before God. He will probably do it, as it is well enough.  

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Baustraße

Ok wenn een dat villicht denken kunn, weer düsse Straat in’t Middelöller nich de Straat vun de Timmerlüüd. Denn dor dükert se noch as „Bovstrate“ op. Se wörr woll so nöömt, wiel se op en Landkoort baven vun de „Pferdemarkt“ liggt. Denn mnd. boven heet oben, oberhalb.

Die Baustraße weist nicht auf früher dort angesiedelte Baugewerke hin. Im Mittelalter wurde sie als „Bovstrate“ bezeichnet. Der Name leitet sich vermutlich davon ab, dass die Straße geografisch gesehen oberhalb des Pferdemarktes liegt. Mittelniederdeutsch “boven” bedeutet oben, oberhalb.

The Baustraße does not refer to building trades that used to be located there. In the Middle Ages it was called "Bovstrate". The name is probably derived from the fact that the street is geographically located above the horse market. Middle Low German boven means above.

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Ritterstraße 6

Düsse Inschrift kümmt middenmang ut dat Leven: annere Lüüd wat günnen oder nich un se lieden künnen oder nich. Wat hier nu de Achtergrund is, weet een nich. Villicht weer dat en Höker, den annere scheel ankeken hebbt? Goot kann een aver hier de ostfälischen Dialekt an dat Pronomen „meck“ un nich „mi“ gewohr warrn.

Ik weth nicht, wo idt kummt tho, dat de meck hatet, dem eck nicht nidd. Dar hatet mennich, wat he kunnt liden   - Ich weiß nicht, wie es zugeht, dass derjenige mich hasst, dem ich nichts neide. Da hasst mancher dasjenige, was er leiden könnte.

Die Inschrift beschäftigt sich mit einem eher zwischenmenschlichen Thema: Neid. Wie es zu dieser Inschrift kam, bleibt ein Geheimnis. Möglicherweise wohnte hier ein Händler, der um seine guten Geschäfte beneidet wurde? Gut erkennbar ist an dieser Inschrift die ostfälische Plattdeutschvariante an den Pronomen „meck“ anstatt von „mi“ erkennen.

Ik weth nicht, wo idt kummt tho, dat de meck hatet, dem eck nicht nidd. Dar hatet mennich, wat he kunnt liden   - Ich weiß nicht, wie es zugeht, dass derjenige mich hasst, dem ich nichts neide. Da hasst mancher dasjenige, was er leiden könnte.

The inscription deals with a more interpersonal theme: envy. How this inscription came about remains a mystery. Perhaps a merchant lived here who was envied for his good business?

TheEastphalian Low German variant of this inscription is easily recognisable by the pronouns "meck" instead of "mi".

Ik weth nicht, wo idt kummt tho, dat de meck hatet, dem eck nicht nidd. Dar hatet mennich, wat he kunnt liden   - I don't know how it happens that someone hates me whom I envy nothing. Some people hate that which they could like.

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Ritterstraße 1

Ok hier is en Bispill för en Text de sik op den Gloven betreckt un Middelnedderdüütsch is.

Alle · der · warldt · herlicheyt ·is alse · ene · blome · de · huete · wasset · un(d) · morge(n) · vorgheit Des · here(n) · wort · blift · y(n) · ewicheit   – Die ganze Herrlichkeit der Welt ist wie eine Blume, die heute wächst und morgen vergeht. Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.

Die Inschrift zeigt wieder ein starkes religiöses Motiv in mittelniederdeutscher Sprache.

Alle · der · warldt · herlicheyt ·is alse · ene · blome · de · huete · wasset · un(d) · morge(n) · vorgheit Des · here(n) · wort · blift · y(n) · ewicheit   – Die ganze Herrlichkeit der Welt ist wie eine Blume, die heute wächst und morgen vergeht. Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.

The inscription again shows a strong religious motif in Middle Low German.

Alle · der · warldt · herlicheyt ·is alse · ene · blome · de · huete · wasset · un(d) · morge(n) · vorgheit Des · here(n) · wort · blift · y(n) · ewicheit   – All the glory of the world is like a flower that grows today and fades tomorrow. The word of the Lord abides forever.

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Marktkirche Sankt Nicolai

Dat ole Rottenfängerfinster in de Kark Sankt Nicolai is 1572 twei gahn. Un dat hett woll anners utsehn, as dat Finster vun hüüt. Dor weer woll en Keerl mit bunte Kleedasch op un en  „hauffen Kinder (...) sampt andern Umbstaenden“.

Bavento harr dat de Hochdüütsch-Plattdüütsch Inschrift över de Vertellen vun den Rottenfänger:

AM DAGE JOHANNES / UND PAULI CXXX KINDER /SINT BINNEN / HAMMELEN GE/BAREN THO KAL/VARIE UNDER DEM KOPPEN VERLAREN / DORCHEINEN PIPER VERLEDET IN / ALLERLEI FARVE GEKLEDET - Am 26. Juni (Johannes und Paulus) sind 130 in Hameln geborene Kinder bei Kalvarie unter dem Koppen verschwunden. Durch einen in bunte Kleidung gewandeten Flötenspieler entführt.

Das frühere Rattenfängerfenster in der Sankt-Nicolai-Kirche ist ebreits 1572 zerstört worden. Ausgesehen hat es vermutlich etwas anders als das heutige. Dargestellt war aber wohl Mann in bunten Kleidern, umgeben von einem „hauffen Kinder (...) sampt andern Umbstaenden“ Außerdem wies es folgende Inschrift auf:

AM DAGE JOHANNES / UND PAULI CXXX KINDER /SINT BINNEN / HAMMELEN GE/BAREN THO KAL/VARIE UNDER DEM KOPPEN VERLAREN / DORCHEINEN PIPER VERLEDET IN / ALLERLEI FARVE GEKLEDET -  Am 26. Juni (Johannes und Paulus) sind 130 in Hameln geborene Kinder bei Kalvarie unter dem Koppen verschwunden. Durch einen in bunte Kleidung gewandeten Flötenspieler entführt.

The former Pied Piper window in St. Nicolai's Church was destroyed in 1572. It probably looked somewhat different from today's window. However, it probably depicted a man in colourful clothes, surrounded by a "heap of children (...) along with other surroundings".

It also had the following inscription:

AM DAGE JOHANNES / UND PAULI CXXX KINDER /SINT BINNEN / HAMMELEN GE/BAREN THO KAL/VARIE UNDER DEM KOPPEN VERLAREN / DORCHEINEN PIPER VERLEDET IN / ALLERLEI FARVE GEKLEDET - On 26 June (John and Paul), 130 children born in Hamelin disappeared near Kalvarie under the Koppen. Abducted by a flute player dressed in colourful clothes.

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Kleine Straße

De Straatndükert in’t Middelöller noch as mnd. „Luttke Strate – Kleine Straße“ op.

ImmMittelalter wurde die Gasse noch als mnd. Luttke Strate – Kleine Straße bezeichnet.

In the Middle Ages, the alley was still called Luttke Strate - Little Street.

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Osterstraße 18

Hier hebbt fromme Lüüd wahnt. Dat kann een 1. an de Kamp twüschen Draken un Lööv sehn (De Draken steiht för dat Lege un de Lööv för dat Christendom). 2. Aver ok an den Rest vun de middelnedderdüütsche Inschrift:

WER · GOT · MIT · ERNEStE · VORTRVWEN · KAN ·DAt · BLI[Ft EIN . . . . . . . .] - Wer Gott mit Ernst vertrauen kann, der bleibt ein frommer Mann.

Das in diesem Haus fromme Menschen wohnten, zeigen die Schmuckbalken deutlich. Erstens wird klassisch der Kampf zwischen Gut (Löwe) und Böse (Drache) gezeigt. Zweitens sind direkt darunter noch Reste einer mittelniederdeutschen Inschrift erkennbar:

WER · GOT · MIT · ERNEStE · VORTRVWEN · KAN ·DAt · BLI[Ft EIN . . . . . . . .] -Wer Gott mit Ernst vertrauen kann, der bleibt ein frommer Mann.

The decorative beams clearly show that pious people lived in this house. Firstly, the battle between good (lion) and evil (dragon) is classically shown. Secondly, remains of a Middle Low German inscription are still visible directly below:

WER · GOT · MIT · ERNEStE · VORTRVWEN · KAN ·DAt · BLI[Ft EIN . . . . . . . .] - He who can trust God with earnestness remains a pious man.

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Rattenfängerhaus

Dat Rottenfängerhuus sölvst hett erst mal nix mit de Fleutenspeler as Minsch to doon. Baut hett dat en 1602 Ratsherr. Aver en Huussiet geiht na de Bungelosenstraße hen. Dörch de sünd de Kinner mitnde Rattenfänger ut de Stadt trocken. Op en Balken steiht Hochdüütsch-Plattdüütsch vermengelert:  

ANNO · 1284 · DAGE · IOHANNIS · ET · PAVLI ·WAR DER · 26 IVNII ·DORCH · EINEN · PIPER · MIT · ALLERLEI · FARVE · BEKLEDET ·GEWESEN · CXXX · KINDER · VERLEDETBINNEN · HAMELEN · GEBON.TO CALVARIE · BI · DEN · KOPPEN · VERLOREN · - IM JAHRE 1284 AM TAGE VON JOHANNES UND PAUL - WAR DER 26. JUNI - (WURDEN) DURCH EINEN BUNT GEKLEIDETEN PFEIFER 130 IN HAMELN GEBORENE KINDER ENTFÜHRT (VERLEITET) - (GINGEN) AM KALVARIENBERG BEIM KOPPEN VERLOREN.

Zur Zeit in der der Rattenfänger unterwegs gewesen sein soll, gab es das Haus noch nicht. Es wurde 1602 von einem Ratsherrn gebaut. Allerdings zeigt eine Hausseite zur Bungelosenstraße. Durch die soll der Flötenspieler mit den Kindern aus der Stadt gezogen sein. Auf dem Balken zur Straße steht denn auch folgende Inschrift in einer Mischung aus Hoch- und Plattdeutsch:

ANNO · 1284 · DAGE · IOHANNIS · ET · PAVLI ·WAR DER · 26 IVNII ·DORCH · EINEN · PIPER · MIT · ALLERLEI · FARVE · BEKLEDET ·GEWESEN · CXXX · KINDER ·VERLEDETBINNEN · HAMELEN · GEBON.TO CALVARIE · BI · DEN · KOPPEN · VERLOREN · - IM JAHRE 1284 AM TAGE VON JOHANNES UND PAUL - WAR DER 26. JUNI - (WURDEN) DURCH EINEN BUNT GEKLEIDETEN PFEIFER 130 IN HAMELN GEBORENE KINDER ENTFÜHRT (VERLEITET) - (GINGEN) AM KALVARIENBERG BEIM KOPPEN VERLOREN.

At the time when the Pied Piper is said to have been on the road, the house did not yet exist. It was built in 1602 by an alderman. However, one side of the house faces Bungelosenstraße. The piper is said to have travelled through this street with the children from the town. On the beam facing the street is the following inscription in a mixture of High and Low German:

ANNO · 1284 · DAGE · IOHANNIS · ET · PAVLI ·WAR DER · 26 IVNII ·DORCH · EINEN · PIPER · MIT · ALLERLEI · FARVE · BEKLEDET ·GEWESEN · CXXX · KINDER · VERLEDETBINNEN · HAMELEN · GEBON.TO CALVARIE · BI · DEN · KOPPEN · VERLOREN · - IN THE YEAR 1284 ON THE DAY OF JOHN AND PAUL - WAS THE 26TH OF JUNE - (WERE) KIDNAPPED (ENTICED) BY A COLOURFULLY DRESSED PIPER 130 CHILDREN BORN IN HAMELN - (WERE) LOST ON CALVARY AT THE KOPPEN.

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Kopmanshof

De Naam höört sik bannig plattdüütsch an– un dat is he ok! Aver de Straat is eerst in dat 20. Johrhunnert anleggt worrn. Liekers is de Naam vun de Straat na en Mood ut dat Middelöller utsöcht worrn. Denn in de Tiet hebbt Straten den Naam na de Lüüd kregen, de dor wahnt un arbeidt hebbt. De Kopmanshof heet na de velen Hökers, de dor verköpen doot.

Die Straße wurde trotz ihres plattdeutschen Namens erst im 20. Jahrhundert angelegt. Dennoch steht der Straßenname in einer mittelalterlichen Tradition: Straßen wurden nach nach den Gewerken benannt, die sich dort angesiedelt hatten. Der Name Kopmanshof steht auch heutzutage dafür, dass sich dort einige Geschäfte befinden.

Despite its Low German name, the street was only created in the 20th century. Nevertheless, the street name is part of a medieval tradition: streets were named after the trades that had settled there. The name Kopmanshof (Merchants Courtyard )also stands today for the fact that some shops are located there.

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Bungelosenstraße

En Bunge is op Platt en Trummel oder Pauke. De Straat heet also „trommellose Straße / Straße, in der nicht getrommelt wird“. In dat Johr 1284 hett woll de Rottenfänger de Kinner dörch düsse Straat na dat Oostdoor un ut de Stadt rut föhrt. De Naam schal waak ropen, dat een sik nich freien, danzen un Musik spelen schall.

Die Bungelosenstraße - Trommellose Straße auf Niederdeutsch bunge – Trommel, Pauke erinnert an die "Entführung" der Kinder in der Rattenfängersage. Auf diesem Weg, der zum Osttor der Hamelner Befestigungsmauer führte, sollen die Kinder im Jahr 1284 die Stadt Hameln verlassen haben. In Gedenken an diesen Auszug der Hamelner Jugend soll in der Straße keine Musikoder Tanz aufgeführt werden.

The Bungelosenstraße - Trommellose Straße in Low German bunge - drum, kettledrum recalls the "abduction" of the children in the Pied Piper saga. The children are said to have left the town of Hamelin in 1284 along this road, which led to the east gate of the Hamelin fortification wall. In commemoration of this exodus of Hamelin's youth, no music or dancing is to be performed in the street.

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Hummenstraße 22

De Inschriften op dat Huus vun 1554 gifft dat vundaag nich mehr. Aver wi weet noch wat dor mal schreven weer. Un dat weer ostfäälschet Platt. Dat süht een to’n Bispill bi dat Wort „wut“ statt „wullt“, dat ok vundaag in Ostfalen noch so in de Spraak steken deit. De eerste Inschrift erinnert de Minschen, dat se doran denken schüllt, dat dat Leven nich ahn Enn is un een för allens graad stahn mütt. To´n Bispill, dat een nix Leges över de Nawerschen seggen schall

De eerste Inschrift harr aver ok en schönen Memento-Mori-(Gedenke des Todes)Momang un meent dat iedel-ween. De tweete Inschrift mag en Henwies ween, dat de Lüüd hier Lästermüler nich af kunnt.

Flie Din Hus So Vel Du Wut Mal Most Du Herut – Schmücke dein Haus so viel, wie du willst. Irgendwann musst du es verlassen. Wer sine Tunge nicht Tömen kann Un Oebel red’t von Allemann Deselbe weete Tau aller Frist Dat öhne min Hus versparret is. – Wer seine Zunge nicht zügeln kann und über jeden Schlechtes sagt, der wisse, dass ihm mein Haus versperrt ist.

 Die Inschriften des Hauses aus dem Jahr 1554 sind leider zerstört. Die Texte wurden jedoch überliefert. Diese waren in ostfälischem Platt geschrieben. Dies ist beispielsweise an der Wortvariante „du wut“ für 2. Pers. Sing „du willst"- statt „du wullt“ erkennbar. Diese ist auch im heutigen Ostfälisch regional noch üblich. Im Stil der Entstehungszeit findet sich in der ersten Inschrift eine Memento-Mori (Gedenke des Todes)-Anspielung auf die Eitelkeit. Die zweite Inschrift sagt sehr direkt aus, dass üble Nachrede von den Hausbewohnern nicht erwünscht ist. Flie Din Hus So Vel Du Wut Mal Most Du Herut – Schmücke dein Haus so viel, wie du willst. Irgendwann musst du es verlassen.

Wer sine Tunge nicht Tömen kann Un Oebel red’t von Allemann Deselbe weete Tau aller Frist Dat öhne min Hus versparret is. – Wer seine Zunge nicht zügeln kann und über jeden Schlechtes sagt, der wisse, dass ihm mein Haus versperrt ist.

 

The inscriptions on the house from 1554 have unfortunately been destroyed. However, the texts have been handed down. They were written in Eastphalian dialect. This can be seen, for example, in the word variant "wut" for 2nd pers. sing “wullt” – you want to . This is still common in today's Ostfälisch.

In the style of the period of origin, there is a memento mori allusion to vanity in the first inscription. The second inscription states very directly that slander is not desired by the inhabitants of the house.

 Flie Din Hus So Vel Du Wut Mal Most Du Herut – Decorate your house as much as you want. At some point you have to leave it.

 Wer sine Tunge nicht Tömen kann Un Oebel red’t von Allemann Deselbe weete Tau aller Frist Dat öhne min Hus versparret is. – He who cannot bridle his tongue and speaks evil of everyone, let him know that my house is barred to him.

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Hummenstraße   9   

Ok in de Hummenstraße  gifft dat wedder en Bispill för en plattdüütschen Text, de sik mit de Gloven bemengelt. Schaad is, dat een de Inschrift vundaag nich mehr goot lesen kann. De Text meent woll, dat een de Bibel lesen schall, üm so en gottfürchtig Minsch to warrn.

Jck hebbe nein bether dinck gelesenden recht don ein gottruchtich wesen

Die Inschrift am Balken der Hummenstraße 9 ist leider nicht mehr gut zu lesen. Allerdings steht sie wieder als Beispiel für einen mahnenden Aufruf, sich mit dem Glauben zu beschäftigen. Der Text bedeutet vermutlich so viel, dass die Gottesfurcht durch das Bibellesen wächst.

Jck hebbe nein bether dinck gelesenden recht don ein gottruchtich wesen

The inscription on the beam of Hummenstraße 9 is unfortunately no longer easy to read. However, it stands again as an example of a hortatory call to engage in faith. The text probably means so much that the fear of God grows through reading the Bible.

Jck hebbe nein bether dinck gelesenden recht don ein gottruchtich wesen

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Alte Marktstraße 16

Wenn een de Inschrift an dat Huus in de Markstraße lesen deit, denkt een doch forts an anstännige aver ok swienplietsche Kooplüüd, de hier wahnt hebbt, oder?!

Rede wercht Segen ware ·borge nicht betale ·von vel hören wenich sage ·antwore niht up alle fragesweige (…). - Red’ wenig mach es alles wahr / borg nicht zu viel und zahl’ es bar; /viel wisse, doch nicht alles sag / nicht Antwort gib auf jede Frag (...).

Wer sich die Hausinschrift in der Marktstraße 16 durchliest, kann doch gar nicht anders denken, als dass hier faire aber auch gewiefte Kaufleute gewohnt haben müssen, oder?!

Rede wercht Segen ware ·borge nicht betale ·von vel hören wenich sage ·antwore niht up alle fragesweige (…). - Red’ wenig mach es alles wahr / borg nicht zu viel und zahl’ es bar; /viel wisse, doch nicht alles sag / nicht Antwort gib auf jede Frag (...).

Anyone who reads the house inscription at Marktstraße 16 can't help but think that fair but also shrewd merchants must have lived here, can they? Rede wercht Segen ware ·borge nicht betale ·von vel hören wenich sage ·antwore niht up alle fragesweige (…). _ Speak little, make it all true / do not borrow too much and pay cash; / know much, but do not say everything / do not answer every question (...).

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Bäckerstraße 16

De Inschriften tüügt vun en starken Gloven. Grote Dele kaamt direktemang op Platt ut de Lutherbibel. Anner Steden sünd en beten wat ännert.

A

SIRACH · I · WOL · DEN · HEREN · FRVCHTE[T]· DEM · WERT · IT · WOL · GHAN · VNDE · WEN · HE · TROSTES · BEDARF · SO · WERT ·HE · GESEGENET · SIN - Sirach 1,13 Wohl dem, der den Herren fürchtet, dem wird es gut gehen und wenn er Trostes bedarf, so wird er gesegnet sein.

B

IOHAN 3 · ALSO HEFT GODT DE WERLT GELEVET / DATH HE SINEN ENGNEN SONE GAFT · VP DAT ALLE / DE AN EN LÖVEN NI[CH]T VORLAREN WER/DEN SVNDERN DATH EWIGE LEVEN HEBBEN / PSALM 34 · KAMET HER KINDER HORET / MI THO ICH WIL EVCH DI FRVCHTEN / DES HERRN LEREN · - Johannes 3,16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Psalm Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu! Ich will euch die Furcht des Herrn lehren.

C

SIRACH · DIE FRVCHTE DES HEREN WERET / DER SVNDE WENTE WOL ANE FRVCHTE / SIE GEFALLET GODT NICHT · / TOB ACH WI WERDEN DE GVDES HEBBE SO WI GODT WERDEN FRVCHTEN DE SVNDE MI / DE WAD GVDES DAN · - Sirach Wären alle gottesfürchtig, trüge die Sünde wohl keine Früchte. Sie gefällt Gott nicht. Tobit 4,21 Es wird uns gut gehen, wenn wir Gott fürchten und die Sünde meiden. So wird Gutes getan.

Die Bewohner des Hauses waren vermutlich sehr gläubige Protestanten. Viele Textstellen sind direkt aus der Lutherbibel auf Plattdeutsch zitiert. Andere Stellen erscheinen etwas abgewandelt zu sein.

A

SIRACH · I · WOL · DEN · HEREN · FRVCHTE[T]· DEM · WERT · IT · WOL · GHAN · VNDE · WEN · HE · TROSTES · BEDARF · SO · WERT ·HE · GESEGENET · SIN - Sirach 1,13 Wohl dem, der den Herren fürchtet, dem wird es gut gehen und wenn er Trostes bedarf, so wird er gesegnet sein.

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IOHAN 3 · ALSO HEFT GODT DE WERLT GELEVET / DATH HE SINEN ENGNEN SONE GAFT · VP DAT ALLE / DE AN EN LÖVEN NI[CH]T VORLAREN WER/DEN SVNDERN DATH EWIGE LEVEN HEBBEN / PSALM 34 11)  · KAMET HER KINDER HORET / MI THO ICH WIL EVCH DI FRVCHTEN / DES HERRN LEREN · - Johannes 3,16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Psalm Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu! Ich will euch die Furcht des Herrn lehren.

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SIRACH · DIE FRVCHTE DES HEREN WERET / DER SVNDE WENTE WOL ANE FRVCHTE / SIE GEFALLET GODT NICHT · / TOB ACH WI WERDEN DE GVDES HEBBE SO WI GODT WERDEN FRVCHTEN DE SVNDE MI / DE WAD GVDES DAN · - Sirach Wären alle gottesfürchtig, trüge die Sünde wohl keine Früchte. Sie gefällt Gott nicht. Tobit 4,21 Es wird uns gut gehen, wenn wir Gott fürchten und die Sünde meiden. So wird Gutes getan.

The inhabitants of the house were probably very devout Protestants. Many passages are quoted directly from the Luther Bible in Low German. Other passages appear to be somewhat modified.

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SIRACH · I · WOL · DEN · HEREN · FRVCHTE[T]· DEM · WERT · IT · WOL · GHAN · VNDE · WEN · HE · TROSTES · BEDARF · SO · WERT ·HE · GESEGENET · SIN - Sirach 1:13 Blessed is he that feareth the LORD, and it shall be well with him: and if he be in need of comfort, he shall be blessed.

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IOHAN 3 · ALSO HEFT GODT DE WERLT GELEVET / DATH HE SINEN ENGNEN SONE GAFT · VP DAT ALLE / DE AN EN LÖVEN   NI[CH]T VORLAREN WER/DEN SVNDERN DATH EWIGE LEVEN HEBBEN / PSALM 34 · KAMET HER KINDER HORET / MI THO ICH WIL EVCH DI FRVCHTEN / DES HERRN LEREN · - John 3:16 For God so loved the world, that he gave his only begotten Son, that whosoever believeth in him should not perish, but have everlasting life. Psalm Come, little children, listen to me! I will teach you the fear of the Lord. 

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SIRACH· DIE FRVCHTE DES HEREN WERET / DER SVNDE WENTE WOL ANE FRVCHTE / SIE GEFALLET GODT NICHT · / TOB ACH WI WERDEN DE GVDES HEBBE SO WI GODT WERDEN FRVCHTEN DE SVNDE MI / DE WAD GVDES DAN · - Sirach If all were God-fearing, sin would probably bear no fruit. It is not pleasing to God. Tobit 4:21 It will go well with us if we fear God and avoid sin. In this way good will be done.

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Wendenstraße

In dat Middelöller heet de Straat noch Wennekenstrate. Dat hett aver woll nix mit de slaavschen Towannerer to doon. En Wenneke oder Wenke weer woll op Middelnedderdüütsch en wiet un groff Stück Tüüch to´n Antrecken - weevt as en röömsche Toga. Düt Hemd hebbt Fruunslüüd un ok Mannslüüd antrocken. Sachts hebbt hier de Wevers oder Snieders ehr Warksteden hatt.

Im Mittelalter lautete der Straßenname Wennekenstrate. Vermutlich besteht jedoch kein Zusammenhang mit den slawischen Zuwanderern. Eine Wenneke oder Wenke bezeichnete im Mittelniederdeutschen ein weites, grobes Keidungsstück. Die Webqualität war einer römischen Toga ähnlich. Dieses Hemd trugen sowohl Frauen wie auch Männer. Möglicherweise hatten die entsprechende Weber oder Schneider hier ihre Werkstätten.

In the Middle Ages, the street name was Wennekenstrate. However, there is probably no connection with the Slavic immigrants. In Middle Low German, a Wenneke or Wenke referred to a wide, coarse piece of clothing. The weave quality was similar to a Roman toga. Both women and men wore this shirt. It is possible that the corresponding weavers or tailors had their workshops here.

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Papenstraße

Nedderdüütsch "Pape" is de Naam för een Paster /Pape oder Vikar.

Niederdeutsch "Pape" bezeichnet den Pastor/Pfaffen oder Vikar.

Low German "Pape" refers to the pastor/pope or vicar.

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Fischpfortenstraße

Op Middelnedderdüütsch heet de Straat 1386 „visportenstrate“. Fröher leep se mal na de twee Fischpoorten hen. Dörch de keem een dörch de Stadtmuer na de Weser hen. Dor weer ok de Anlegger för de Hannelsscheep vun de Kooplüüd.

Im Mittelniederdeutschen wurde die Straße 1386 als „visportenstrate“ bezeichnet. Sie führte zu zwei Durchlässen in der Stadtmauer: den Fischpforten. Durch diese kam man direkt zu den Schiffsanleger der Kaufleute.

In Middle Low German, the street was called 1386 "visportenstrate" - Fish Gate Street. It led to two passages in the city wall: the fish ports. Through these, one came directly to the merchants' jetties.

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Fischpfortenstraße 26

De Inschrift an dat Huus hett een eerst in dat Johr 1994 wedderfunnen! Besünners is, dat de Leev för de Modder vun Jesus hier as Riemel steiht. Mit düt Stilmiddel warrt noch mal düütlich, dat de hillige Maria von groot Belang för de Bewahners weer.

Anno domini M° ccccc · xxvii · Neyn beter vnde lever vp erden · wen maria · de · veel werde(n) -         Im Jahr des Herrn 1527. Nichts Besseres und Lieberes auf Erden als Maria, die sehr würdige.

Eine Besonderheit stellt die Inschrift an diesem Haus im doppelten Sinn dar. Sie wurde erstens erst 1994 wiederentdeckt. Zweitens ist sie in Reimform geschrieben. Die Verwendung dieses Stilmittels wirkt Bedeutungsverstärkung. Dem Betrachter soll direkt klar werden, welche Bedeutung die Mutter Jesu‘ für die Bewohner hat.

Anno domini M° ccccc · xxvii · Neyn beter vnde lever vp erden · wen maria · de · veel werde(n) -        Im Jahr des Herrn 1527. Nichts Besseres und Lieberes auf Erden als Maria, die sehr würdige.

The inscription on this house is a special feature in two senses. Firstly, it was only rediscovered in 1994. Secondly, it is written in rhyme. The use of this stylistic device has the effect of reinforcing meaning. The viewer should directly understand the importance of the mother of Jesus for the inhabitants.

Anno domini M° ccccc · xxvii · Neyn beter vnde lever vp erden · wen maria · de · veel werde(n) - In the year of our Lord 1527. Nothing better and dearer on earth than Mary, the very worthy.

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Fischpfortenstraße 11

Wat achter de Inschrift steken deit, weet een nich mehr. Blots, dat hier wat nich so leep, as de Bewahner dat geern wull. Wenn nich allens na de egen Nees lopen deit…

uol kan id so maken berichte mi ·dat idt iderman tho dancke sii · - Wer weiß, wie man es schaffen kann, dass jeder zu Willen sei, berichte es mir.

Wie es zu diesem bedeutungsschwangeren Satz kam, liegt im Dunkeln. Allerdings wirkt es offensichtlich, dass die Bewohner des Hauses nicht immer dasselbe wie ihre Mitmenschen wollten.

uol kan id so maken berichte mi ·dat idt iderman tho dancke sii · - Wer weiß, wie man es schaffen kann, dass jeder zu Willen sei, berichte es mir.

How this meaningful sentence came about is in the dark. However, it seems obvious that the inhabitants of the house did not always want the same thing as their fellow human beings.

uol kan id so maken berichte mi ·dat idt iderman tho dancke sii · - Whoever knows how to make it so that everyone is at will, report it to me.

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Fischpfortenstraße 21

Schaad is, dat düsse Inschrift al twei gahn is. Liekers is dat schöön to lesen, dat sik de Navers woll goot lieden kunnen.

Een guder Raht van truen Nachbaren is beter den Gold und Sülver - Ein guter Rat von vertrauenswürdigen Nachbarn, ist besser als Gold und Silber.

Leider wurde die Inschrift zerstört. Dennoch macht es den Anschein, dass das nachbarschaftliche Verhältnis sehr geschätzt wurde.

Een guder Raht van truen Nachbaren is beter den Gold und Sülver - Ein guter Rat von vertrauenswürdigen Nachbarn, ist besser als Gold und Silber.

 Unfortunately, the inscription was destroyed. Nevertheless, it appears that the neighbourly relationship was very much appreciated.

Een guder Raht van truen Nachbaren is beter den Gold und Sülver - Good advice from trusted neighbours is better than gold and silver.

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Enn: Fischpfortenstraße 20

Dat fröhere Huus is al in dat 19. Johrhunnert afreten woorn. De Balken mit de Inschrift is twei gahn. Blots de olen Reliefsteen kann een sik noch an de Huuswand ankieken.

Id kumpt alle van Gade : Gelucke und Ungelucke dat Levendt un Dodt Armoth un(de)   Rikedon. De(n) Fromme(n) gift Godt Guder, de diet immerdar - Alles kommt von Gott: Glück und Unglück, das Leben und Tod, Armut und Reichtum. Den Frommen gibt Gott Gutes, das gedeiht immerdar.

 Bereits im 19. Jahrhundert wurde das ursprüngliche Haus abgebrochen. Die Inschriften- und Zierbalken sind nicht erhalten. Nur ein Reliefstein wurde in die Fassade des neuen Hauses eingepasst.

Id kumpt alle van Gade : Gelucke und Ungelucke dat Levendt un Dodt Armoth un(de)   Rikedon. De(n) Fromme(n) gift Godt Guder, de diet immerdar   -   Alles kommt von Gott: Glück und Unglück, das Leben und Tod, Armut und Reichtum. Den Frommen gibt Gott Gutes, das gedeiht immerdar.

   The original house was already demolished in the 19th century. The inscription and decorative beams have not been preserved. Only a relief stone was fitted into the façade of the new house.

 Id kumpt alle van Gade : Gelucke und Ungelucke dat Levendt un Dodt Armoth un(de) Rikedon. De(n) Fromme(n) gift Godt Guder, de diet immerdar   - Everything comes from God: happiness and unhappiness, life and death, poverty and wealth. God gives good things to the pious, which prosper forever.


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