Lahn-Marmor-Weg in Villmar

Einführung

Villmar an der Lahn und seine Umgebung sind das Zentrum des sogenannten Lahnmarmors, einem wegen seiner reichen Farbigkeit hochgeschätzten polierfähigen Kalkstein aus dem geologischen Zeitalter des Mitteldevons (vor etwa 380 Millionen Jahren).

Die zahlreichen Stationen des Villmarer Lahn-Marmor-Weges vermitteln einen Einblick in die Entstehungsgeschichte, den Abbau, die Verarbeitung und die Ästhetik dieses außergewöhnlichen Werksteins. Ausgangspunkt des Lahn-Marmor-Weges, der zwei Rundgänge über jeweils circa eine Stunde und 30 Minuten bietet, ist die König-Konrad-Halle an der Lahn.

1. Teil: Rundweg durch den Ortskern

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König-Konrad-Halle und Marmorfindling

Am Standort der 1983 eingeweihten König-Konrad-Halle befand sich bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts der Betrieb der Firma Dyckerhoff & Neumann, einer der größten Marmor verarbeitenden Betriebe an der Lahn. Hier befindet sich ebenfalls ein 1984 gestalteter Marmorfindling auf dem Darstellungen der Marmorverarbeitung zu sehen sind.

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Turbinenhaus

Das heutige Turbinenhaus in Villmar wurde 1911 von der Firma Dyckerhoff & Neumann aus Wetzlar errichtet. Es diente der seit 1864 bestehenden Marmorfabrik zur Energiegewinnung, um den Marmor der Region zu verarbeiten. Heute wird der hier generierte Strom in das Stromnetz eingespeist. An demselben Ort befand sich vor dem Turbinenhaus eine Marmorschneidemühle.

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Freiluftausstellung

In der Freiluftausstellung sind zwei Maschinen zur Marmorverarbeitung zu bestaunen: Zum einen eine Fräse mit einem usprünglich sehr beweglichen Fräsentisch und zum anderen eine sogenannte Seilsäge. Solche Seilsägen werden bis heute vor allem in Steinbrüchen verwendet.

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Kriegerdenkmal

Das klassizistische Denkmal, das an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erinnert, besteht zum Teil aus Villmarer Lahnmarmor der Sorte „Kissel grau“ sowie aus Cararra-Marmor und Gusseisen. Das Denkmal geht auf den Stein- und Bildhauer Christian May zurück, der dieses 1875 erschuf.

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Alter Kirchhof

Auf dem Alten Kirchhof sind zahlreiche Grabkreuze mit verschiedenen Reliefs aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, überwiegend aus Lahnmarmor, erhalten. Die Friedhofskapelle stammt ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert und dient inzwischen als Gedächtniskapelle mit Gedenktafeln aus Lahnmarmor für die Gefallenen und Vermissten des Ersten und Zweiten Weltkrieges.

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Pfarrkirche St. Peter und Paul

Zahlreiche Objekte im Innenraum der 1746 bis 1749 erbauten katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul wurden aus unterschiedlichen Varietäten des Lahnmarmors gefertigt. Sie stammen aus verschiedenen Zeiten nach der Erbauung und spiegeln damit gleichzeitig die Geschichte der Pfarrkirche wider.

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Matthiaspforte

Über die barocken Pforte wacht seit 1769 der heilige Matthias, dementsprechend ihr Name Matthiaspforte. Die Pforte markierte die Abgrenzung des Immunitätsbezirks.

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Valeriuspforte

Wie die Matthiaspforte diente die barocke Valeriuspforte der Abgrenzung des Immunitätsbezirks. Gefertigt wurde die mittig über der Pforte stehende Figur 1777 aus Lahnmarmor der Varietät „Kissel“ und stellt den für Villmar bedeutsamen zweiten Bischof von Trier, Valerius (gestorben 320), dar.

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Devotionsschild

Die Inschrift auf dem Devotionsschild aus Lahnmarmor am Wohnhaus Zehntenstraße 19 datiert dieses auf das Jahr 1770. Eine Legende besagt, dass es der Teufel war, der einen Villmarer dazu brachte, das Schild in Auftrag zu geben. In der Figurennische befindet sich eine Mondsichelmadonna mit unbekannter Entstehungsgeschichte. 

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Brunnenplatz

Der Brunnen auf dem Brunnenplatz besteht aus einem achteckigen Becken mit einer Mittelsäule und Eichelknauf aus Lahnmamor der Varietäten „Kissel“ und „Wieshohl“. Er wurde im Laufe seines Bestehens schon mehrfach versetzt. Ein vergleichbarer Brunnen vom selben Steinmetz, Engelbert I. Leonhard, wurde im 20. Jahrhundert in den Vorhof der Kirche St. Maria in Köln gesetzt.

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Jüdischer Friedhof

Der jüngste Grabstein des in den 1920er Jahre angelegten Jüdischen Friedhofs in Villmar stammt aus dem Jahr 1939. Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) wurden die Grabsteine entfernt und konnten nach dem Krieg wieder aufgestellt werden. 1989 wurde zur Erinnerung an die zwölf während der NS-Zeit ermordeten jüdischen Mitbürger ein Gedenkstein aus der Lahnmarmor-Varietät „Kissel“ errichtet.

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Lahnbrücke

Auch bekannt als Marmorbrücke, spannt sich die dreibogige Lahnbrücke in Villmar seit 1894 über die Lahn. Errichtet und verkleidet wurde sie mit zahlreichen Marmorblöcken aus den nahegelegenen Steinbrüchen. Aus der Lahnmarmor-Varietät „Wirbelau“ wurde 1996 die Statue des Brückenheiligen Johannes Nepomuk aufgestellt. 

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Lahn-Marmor-Museum

Das Lahn-Marmor-Museum bietet seit 2016 zahlreiche Informationen und Ausstellungsstücke zum Thema Lahnmarmor. Aufgeteilt in die drei Themenblöcke "Geowissenschaften und Geologie", "Technik-, Wirtschaft- und Sozialgeschichte" sowie "Kunstgeschichte und Architektur" wird hier die Bedeutung des Kalksteins von der Lahn aufbereitet.

Website des Museums:  lahn-marmor-museum.de 

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Unica Bruch

Am Unica Bruch, welcher Natur- und Kulturdenkmal zugleich ist, lassen sich zwei wesentliche Dinge über den Lahnmarmor lernen: Zum einen, wie das Gestein in Blöcken abgebaut wurde, da sich hier noch alte Maschinen und nicht abtransportierte Blöcke befinden. Zum anderen kann man an dem freigelegten und zum Teil polierten Lahnmarmor die Struktur und damit die Entstehung des Gesteins durch Korallen und Schwammriffe nachvollziehen.

2. Teil: Rundweg durch die Gemarkung

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König-Konrad-Halle

Am Standort der 1983 eingeweihten König-Konrad-Halle befand sich bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts der Betrieb der Firma Dyckerhoff & Neumann, einem der größten Marmor verarbeiteten Betriebe an der Lahn. Hier befindet sich ebenfalls ein 1984 gestalteter Marmorfindling auf dem Darstellungen der Marmorverarbeitung zu sehen sind.

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Friedenskreuz

Das Friedenskreuz wurde ursprünglich 1946 von Kriegsheimkehrern aus dem Zweiten Weltkrieg als Holzkreuz errichtet. 1991 wurde es durch ein Kreuz unter anderem aus Lahnmarmor der Varietät „Bongard“ ersetzt. 

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Bodensteiner Lay

Auf dem Felsplateau der Bodensteiner Lay über der Lahn wurde 1894 ein Sandsteindenkmal auf einem Sockel aus verschiedenen Lahnmarmor-Varietäten errichtet, dessen Schrifttafel aus echtem Carrara-Marmor gefertigt wurde. Dargestellt wird der aus der Lahnregion stammende König Konrad I. von Ostfranken. Er war der erste König nach den Karolingern, der von hier aus über sein Lahntal blickt.

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Wegkreuze am Limburger Weg

Die Wegkreuze am Limburger Weg geben auf einer kurzen Strecke einen kleinen Überblick über die zahlreichen Lahnmarmor-Varietäten, die hier zu religiösen und kulturgeschichtlichen Objekten verarbeitet wurden. 

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Bildstock

Der Bildstock von 1739 besteht aus Bruchstein mit einem Relief des gekreuzigten Jesu, geschaffen aus der Lahnmarmor-Varietät „Schupbach-schwarz“. Von dem Standort des Bildstockes hat man einen eindrucksvollen Ausblick auf das Lahntal und auf Villmar.

KuLaDig:  Bildstock 

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Kapelle Oberheiligenhaus

Es ist nicht ganz geklärt, wie alt die Kapelle Oberheiligenhaus ist, als spätestes gesichertes Jahr ihrer Errichtung gilt 1669. Zu der aus Lahnmarmor bestehenden Ausstattung gehören die Altarplatte und das Kreuz, vermutlich aus dem 19. Jahrhundert, sowie die Kerzenständer, geschaffen aus der Lahnmarmor-Varietät „Schupbach-schwarz“ zusammen mit italienischem Carrara-Marmor.

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Steinmetzbetrieb Bellroth - Schneider

Die Bellroth Schneider Naturstein GmbH verarbeitet Natursteine aus der Region, aus Deutschland und der ganzen Welt. Axel Bellroth weist eine besondere Expertise beim Lahnmarmor auf. Der Betrieb wird regelmäßig mit der Ausführung kirchlicher Arbeiten im In- und Ausland, der Ausstattung von Wohn- und Geschäftshäusern, Gemeindezentren und der Gestaltung öffentlicher Plätze beauftragt. Heute ist der Betrieb der letzte von ehemals gut 20 Steinmetzbetrieben in Villmar.

Weitere Informationen zum Thema Lahnmarmor finden Sie in der  StoryMap Lahnmarmor  und auf der Website des  Lahn-Marmor-Museums  in Villmar.

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