Kulturlandschaft Valsot

Refotografie: Bilder von damals und heute


Um die Qualität der Bildvergleiche richtig geniessen zu können, empfehlen wir, diese Story auf einem grossen Bildschirm zu betrachten.


Einleitung

Die Gemeinde Valsot im Unterengadin besticht durch eine intakte Landschaft mit vielfältigen Werten hinsichtlich Natur und Kultur.

Wir gingen auf die Suche nach historischen Bildern dieser Landschaft, um vom exakt gleichen Standort aus erneut ein Bild aufzunehmen dies nennt sich Refotografieren. Unseres Wissens zum ersten Mal sind hier auch Bilder publiziert, die vom exakt gleichen Standort aus der Luft wiederholt fotografiert wurden. Wir schicken Drohnen an denjenigen Aufnahmeort, an welchem viele Jahre zuvor ein Bild aus einem Flugzeug heraus aufgenommen worden ist. Alle Refotografien dieser Webseite hat der Schweizerische Nationalpark (SNP) geplant und umgesetzt.

Manchmal liegen Jahrzehnte zwischen den Bildern, ein andermal nur ein paar Jahre. Die Zeiträume machen die Veränderungen in der Landschaft sichtbar. Diese nachzuverfolgen ist faszinierend, oft lassen sie uns staunen. Teilweise sind die Veränderungen offensichtlich, manchmal jedoch gar nicht so augenfällig. Beschreibungstexte unterstützen uns, den Blick im Bild auf die grossen und kleinen Veränderungen zu lenken.

Der direkte Bildvergleich vom identischen Standort aus hilft, sich bewusst zu machen, wie stark sich unsere Umgebung seit der Kindheit unserer Eltern und Grosseltern verändert hat.


Die Terrassenlandschaften des Unterengadins

Kornkammer des Engadins – Die Terrassenlandschaften des Unterengadins sind vielleicht nicht weltweit bekannt, jedoch gelten sie hier als bedeutsame Terrassenlandschaft der Alpen. Die Erforschung der Entstehungs- und Nutzungsgeschichte dieser wertvollen Landschaft ist Teil eines langjährigen Forschungsprojektes, welches durch verschiedene motivierte Archäolog:innen, Bodenkundler:innen und weitere unterstützt wird. Beim Amt für Denkmalpflege des Kantons Graubünden werden die Ergebnisse gesammelt. Dort können auch nähere Informationen erfragt werden.

Die historischen Luftbilder stammen von Werner Friedli (1910 - 1996). Der Schweizer Fotograf leitete von 1938 bis 1960 die Swissair Photo AG und hat in dieser Zeit ca. 21'000 Luftbilder aufgenommen.


Dorfansichten

Die Wiederholungsfotografien von Details aus den Dörfern zeigen einerseits starke Veränderungen, andererseits sind bestimmte Details noch sehr genau sichtbar wie anno dazumal. Die meisten Fotograf:innen der historischen Fotos sind leider unbekannt.


Landwirtschaft

Das Unterengadin ist ein von der Landwirtschaft geprägtes inneralpines Trockental, welches früher als Getreideanbaugebiet bekannt war. Die Strukturen in Form von Terrassen sind immer noch sichtbar und landschaftsprägend.


Verkehr

Im Bereich Verkehr hat sich in den mehr als 100 Jahren einiges verändert. Die Hauptstrassen sahen früher aus wie Feldwege und wurden häufig als Fotomotiv für Postkarten verwendet. Auch hier sind die Fotograf:innen leider nicht bekannt.


Fast wieder wie anno dazumal

Chant Sura, Buorcha und Chant Dadaint: die Gemeinschaftsmaiensässen zwischen Vnà und Tschlin. Zwei davon wurden in den letzten Jahren instandgestellt.


Karte

Die unten abgebildete Karte zeigt die Aufnahmestandorte der Refotografien. Bei näherem Heranzoomen (Doppelklick auf Karte oder Klick auf +) wird der Blickwinkel der Aufnahmen sichtbar.

Durch das Klicken auf einen Aufnahmestandort wird ein Informationskästchen geöffnet. Der darin angezeigte Link führt zum dazugehörigen Pildpaar und zu den Erklärungstexten

Standorte und Blickwinkel der Refotos


Wie die Bildpaare entstehen

Die Suche nach historischen Bildern, welche die Charakteristika und Besonderheiten der Kulturlandschaft sichtbar wiedergeben, ist der erste Schritt hin zur Wiederholung einer Fotografie (Refotografie).

Erst nach Klärung von Autorenschaft und Nutzungsrecht kann ein Bild verwendet werden. Gerade bei sehr alten Bildern oder Postkarten kann der Fotograf oder die Fotografin häufig nicht mehr eruiert werden.

Das Auffinden des exakten Aufnahmestandorts ist meist etwas abenteuerlich. Die Landschaft sieht zwar ähnlich aus, aber wenn markante Objekte (z.B. Kirchtürme, Bäume, Berggipfel, Felsen) nicht mehr erkenn- oder sichtbar sind, wird es schwierig, sich zu orientieren und den Aufnahmestandort wieder zu finden.

Schon wenige Meter machen den Unterschied: ist der Aufnahmestandort nicht richtig getroffen, wirkt sich dies auf das Resultat aus – die historischen und heutigen Aufnahmen sind somit nicht deckungsgleich und können nicht 1:1 miteinander verglichen werden.

Nicht selten ist der Aufnahmestandort gar nicht mehr zugänglich, da dort heute ein Gebäude steht oder sich das Relief durch Bautätigkeit verändert hat. Oder es gibt Bäume und Büsche, welche den Blick auf die Landschaft verdecken.

Ist dies wirklich der richtige Aufnahmestandort? Die Landschaft und das historische Bild wollen mit Adleraugen verglichen werden.

Der Blick aus der Luft

Zum ersten Mal werden hier exakte Wiederholungen von historischen, flugzeuggestützten Bildern aus der Luft gezeigt. Wiederholt wurden diese Aufnahmen vom Schweizerischen Nationalpark mit einer Drohne. Die Resultate sind eindrücklich.

Zwar existieren Wiederholungen von historischen Luftbildern bereits, doch wurden mit Flugzeugen immer nur die ungefähren Aufnahmeorte nochmals angeflogen. Ein direkter Vergleich deckungsgleicher Bilder ist somit nicht möglich. Uns ist nicht bekannt, dass in der Vergangenheit bereits versucht wurde, mittels Drohnen vom identischen Ort aus eine Wiederholung eines historischen Luftbildes zu realisieren.

Standort und Aufnahmewinkel der Kamera sind aus dem historischen Luftbild heraus berechnet, so dass eine Drohne genau denselben Standort und Winkel anfliegen kann. Mit einer Drohne kann nicht beliebig hoch geflogen werden. Deshalb eignen sich historische Luftbilder, die in einer geringen Flughöhe geflogen wurden, besonders gut.

Das folgende Beispiel zeigt die Terrassenlandschaften von Tschlin, bei welcher das historische Bild im heutigen Übersichtsbild ein- und ausgeblendet werden kann. Die Beschreibungstexte zu den Terrassenlandschaft von Tschlin finden sich weiter oben.

Wiederholungen von Drohnenaufnahmen – also Drohnenaufnahmen, welche mit einer Drohne nochmals fotografiert wurden – sind öfters zu finden. Aber auch hier wird der Aufnahmeort meist nur angenähert. Wir haben versucht, vom exakten Aufnahmestandort erneut zu fotografieren.

Wird eine erste Drohnenaufnahme geplant, so ist die Wiederholung einer zweiten Drohnenaufnahme relativ einfach realisierbar. Ist der exakte Aufnahmeort einer bereits bestehenden Drohnenaufnahme allerdings nicht bekannt, wird es um einiges schwieriger mit der Wiederholung. Aber auch daran haben wir uns gewagt - ein Beispiel dafür ist die Aufnahme von Chant Dadaint.


Modellvorhaben INSCUNTRAR

Diese Webseite entstand im Rahmen von INSCUNTRAR**, einem  Modellvorhaben Nachhaltige Raumentwicklung 2020 - 2024 , das vom Bund unterstützt wird.

Der  Schweizerische Nationalpark  – Mitglied im Projektteam von INSCUNTRAR – hat alle Wiederholungen der Fotografien zu Land und in der Luft realisiert. Die  Fundaziun Pro Terra Engiadina , welche die Projektträgerschaft innehat, zeichnet verantwortlich für die erklärenden Texte zu den Bildern. Seit 2008 befasst sich der Nationalpark mit der Wiederholung historischer Landschaftsaufnahmen und deren qualitativ-visueller und quantitativer Analyse.

Beim Modellvorhaben INSCUNTRAR geht es darum, den Wert der vielfältigen, kulturell und ökologisch besonderen Landschaften zu eruieren. Deren Beitrag zur Förderung des Erholungs- und Erlebniswerts sowie der damit einhergehenden Lebensqualität in der Unterengadiner Gemeinde Valsot soll dadurch ermittelt werden. Das Modellvorhaben wird von Bund und Kanton Graubünden unterstützt.

Modellvorhaben Nachhaltige Raumentwicklung 2020 - 2024

** INSCUNTRAR bedeutet BEGEGNEN, SICH TREFFEN auf Vallader, dem Unterengadiner Idiom des Rätoromanischen

2023 – Modellvorhaben INSCUNTRAR

Unterstützt von Bund und Kanton Graubünden

Projektträgerschaft

Fundaziun Pro Terra Engiadina (PTE)

Projektteam

Gesundheitszentrum Engiadina Bassa (CSEB)

Regionalentwicklung Engiadina Bassa / Val Müstair

Tourismus Valsot

Eidgenössische Forschungsanstalt Wald Schnee und Landschaft (WSL)

Schweizerischer Nationalpark (SNP)

Ist dies wirklich der richtige Aufnahmestandort? Die Landschaft und das historische Bild wollen mit Adleraugen verglichen werden.