
Die Unterwelt von Plaidt
Einbruchstellen und Stollensysteme des Tuff- und Trassabbaus

Die Folgen des Tuffabbaus
Die Ortschaft Plaidt liegt in der Verbandsgemeinde Pellenz mitten im Vulkanfeld der Osteifel. Mächtige Kraterwälle längst erloschener Vulkane prägen noch heute die Region. Im Erdzeitalter des Quartärs sind hier mehr als 100 Vulkane ausgebrochen und haben dem Menschen wertvolle Rohstoffe hinterlassen, die er seit Jahrhunderten zu nutzen versteht und deren Abbau das Landschaftsbild der Pellenz wesentlich veränderte. Hierbei ist im Krufter Bachtal zwischen Plaidt und Kruft ein Vulkangestein besonders hervorzuheben: der Tuff.
Die Tuffvorkommen zwischen Plaidt und Kruft waren in der römischen Zeit von überregionaler Bedeutung. Erst durch die Römer lernte man den Tuff als leicht zu bearbeitenden Werkstein schätzen, vorher wurde er im Gegensatz zu Basalt, nicht abgebaut. Dieser Abbau erfolgte unterirdisch und in weit verzweigten Stollensystemen, die das Krufter Bachtal einst kilometerweit unterhöhlt haben. Ein großer Teil dieser unterirdischen Steinbrüche ist mit dem Aufkommen der großflächigen Tagebaue um 1860 verloren gegangen. Überreste eines solchen römischen Stollensystems wurden jedoch im Steinbruch der Firma Meurin gefunden, als Römerbergwerk Meurin Besuchern zugänglich gemacht und 2003 mit dem European Union Prize for Culture Heritage/Europa Nostra ausgezeichnet. Seit dem 1. Jh. n. Chr. lässt sich in den römischen Städten, Siedlungen und Kastellen nördlich der Alpen die Einführung der Steinbauweise nachweisen. Neben zahllosen Steinbrüchen für den regionalen Bedarf gab es wenige Steinbruchreviere, die ihre Produkte über weitere Strecken handelten. Im Krufter Bachtal bestand ein solches Revier, wohl das größte für Tuffstein nördlich der Alpen. Hier wurde schon früh im 1. Jh. n. Chr. bis ins 4. Jh. hinein hochwertiges Baumaterial gewonnen.
Eine zweite Blüte erlebte der Tuffabbau im Krufter Bachtal im Mittelalter während des 11.– 13. Jh., wofür weitgehend die bereits bestehenden Stollensysteme der Römer reaktiviert wurden. Die Bedeutung des Tuffsteins zeigt sich darin, dass er in beinahe allen romanischen Kirchen- und Klosterbauten entlang des Rheins verbaut ist. Der Export reichte sogar bis Dänemark; auch dort sind zahlreiche Kirchen aus rheinischem Tuffstein errichtet.
Seit dem 16. Jh. gewann ein weiteres Produkt an Bedeutung, aus fein gemahlenem Tuffstein wurde Trass gewonnen (Trass = gemahlener Tuff; bis in die 1950er Jahre wurde Tuff im Volksmund fälschlicherweise häufig als Trass bezeichnet). Die Gewinnung erfolgte ebenfalls untertage bis die unterirdische Tuffgewinnung 1858 der Gefahr wegen verboten wurde. Das Landschaftsdenkmal des Vulkanparks „Krufter Bachtal“ zeigt Überreste eines solchen Stollensystems, was sich von den römischen erheblich unterscheidet. Über den Hafen von Andernach wurden große Mengen von Trass vor allem in die Niederlande verschifft, wo er bei der Errichtung von Hafenanlagen, Brücken und ähnlichen Wasserbauten vielfach Verwendung fand. In Verbindung mit Kalk dient Trass noch heute zur Herstellung eines wasserfesten Mörtels.
Im 19. Jh. wuchs die Trassproduktion zu einem der bedeutendsten Industriezweige in der Pellenz, die das Orts- und Landschaftsbild entscheidend prägte. So stieg die Zahl der Tuffsteinbrüche und Trassmühlen erheblich an und sorgte für einen wirtschaftlichen Aufschwung der Region.
Obwohl heutzutage im Krufter Bachtal nur noch in einem Steinbruch Trass gewonnen wird, hat der Jahrhunderte lange Tuffabbau offensichtliche, aber vor allem im Verborgenen liegende unterirdische Spuren, in Form von römischen, mittelalterlichen und neuzeitlichen Abbaustollen sowie Entwässerungsstollen für Gruben hinterlassen. Daher kam und kommt es auch heute noch im Krufter Bachtal, und insbesondere in der Ortschaft Plaidt, immer wieder zu spontanen Einbrüchen und Absackungen von Häusern und Straßen.
Weitere Informationen zum unsichtbaren und sichtbaren Abbau von Tuffgestein in der Region unter: Themenbeitrag Kuladig
Rundwege durch Plaidt
Die zahlreichen Stationen entlang der zwei Rundgänge vermitteln einen tiefen Eindruck von der Bedeutung des Tuffabbaus sowie deren Folgen, u.a. in Form von zahlreichen Einbrüchen, für die Entwicklung der Ortschaft Plaidt.
Interaktive Karte der Einbrüche und Stollen
Die Karte im letzten Abschnitt Stollen und Keller in Plaidt ermöglicht sowohl einen Gesamtüberblick als auch Detailansichten zu den wichtigsten Fundorten und Ereignissen in Plaidt.
Rundweg durch den Ortskern
Die Verbandsgemeinde Pellenz und der Plaidter Geschichtsverein machen das kulturelle Erbe sichtbar und erlebbar
Die Tour startet am großen Parkplatz auf dem Alten Kirchplatz
Die reine Gehzeit beträgt ca. 45 bis 50 Minuten
Großer Rundweg durch Plaidt
mit umfassenden Beschreibungen, Geschichten und Zeitzeugenberichten zu den einzelnen Tourpunkten
Die Tour startet am großen Parkplatz auf dem Alten Kirchplatz
Gehzeit ca. 1 Stunde 30 Minuten (bei einer möglichen Verlängerung zum Krufter Bachtal und Römerbergwerk – Gehzeit hin und zurück 1 Stunde mehr)
Hinweis zur Benutzung: Die Reihenfolge der Stationen folgt dem Tourverlauf aus dem Rundweg durch den Ortskern, Du kannst jedoch auch beliebige Stationen auswählen durch Klicken auf einen Textblock oder auf einen Punkt in der Karte. Ein Klick auf das X (unter dem Textblock) führt zurück zur Gesamtansicht.
KuLaDig-Objekte in Plaidt
Die Verbandsgemeinde Plaidt ist Partnergemeinde im Rahmen des Forschungsprojektes Digitale Erfassung und Präsentation von Kulturlandschaften in Rheinland-Pfalz der Kulturwissenschaft an der Universität Koblenz und des Innenministeriums Rheinland-Pfalz.
Hier findest Du in einer Übersicht Verknüpfungen zu den Beiträgen der VG Pellenz im Informationssystem Kultur. Landschaft. Digital. (KuLaDig) des Landschaftsverbands Rheinland sowie weitere Links zu Stationen auf den Rundwegen.
Stollen und Keller in Plaidt
Eine interaktive Karte der Ereignisse in Plaidt zum Entdecken und Recherchieren
Überblick der wichtigsten Einbruchstellen und Stollen, zusammengestellt vom Plaidter Geschichtsverein e.V. , nach der Erfassungssystematik von Wolfgang Horch
Erkunde den Karteninhalt! Durch Klicken auf einen Standort öffnet sich ein Pop-up-Fenster mit zusätzlichen Informationen. Der Kartenausschnitt kann durch Zoomen und Verschieben verändert werden. Aggregierte Standorte werden durch orangefarbene Kreise dargestellt mit Angabe der Anzahl an Ereignissen in diesem Bereich.
Oben links kannst Du nach Adressen suchen, unten links erklärt eine Legende die verwendete Symbolik. Oben rechts kann die Kartenansicht erweitert werden, unten rechts stehen Werkzeuge zum Vergrößern bzw. Verkleinern des Maßstabs sowie zur Standardansicht zur Verfügung.
Karte Ereignisse Plaidt