
𝘾𝙖𝙢𝙥𝙮𝙡𝙤𝙗𝙖𝙘𝙩𝙚𝙧 story map
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Vorschlag für einen Bezugsvermerk: EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit), 2024. Story Map zu Campylobacter, online verfügbar auf: https://storymaps.arcgis.com/stories/2860d3417f324607a0bda5ef5a2653ee
Was ist Campylobacter?
Campylobacter-Arten gehören zu den am weitesten verbreiteten bakteriellen Krankheitserregern im Darm und sind weltweit die führende Ursache für Gastroenteritis beim Menschen.
Die in klinischer Hinsicht wichtigsten Arten sind Campylobacter jejuni (C. jejuni) und C. coli, die für fast 95 % der Campylobacter-assoziierten Durchfallerkrankungen verantwortlich sind. Vor Kurzem wurden weitere, neue Arten als Krankheitserreger beim Menschen oder bei Tieren identifiziert. Bei einigen dieser Arten ist die Rolle bei Erkrankungen des Menschen noch unklar.
Campylobacter bezeichnet eine Gruppe kleiner, gebogener, gramnegativer, nicht sporenbildender, motiler Bakterien mit einer einzelnen polaren Geißel oder mit Geißeln an beiden Zellpolen.
Thermotolerante Campylobacter-Arten (z. B. C. jejuni, C. coli) können bei Temperaturen zwischen 37 °C und 42 °C wachsen, aber nicht bei unter 30 °C. Hingegen sind Stämme von nicht thermotoleranten Campylobacter-Arten (z. B. C. fetus subsp. venerealis, C. fetus subsp. fetus) bei 42 °C häufig in ihrem Wachstum gehemmt. Im Allgemeinen sind sie hochempfindlich gegenüber Sauerstoff, Austrocknung, osmotischer Belastung und niedrigen pH-Werten und können sich in Lebensmitteln nicht vermehren, wenn deren Handhabung oder Lagerung bei Raumtemperatur in gemäßigten Klimazonen stattfindet. Durch Einfrieren wird die Anzahl der lebensfähigen Campylobacter-Bakterien reduziert. Allerdings ist zu beachten, dass die Bakterien längere Kühl- und Gefrierphasen überleben können.
Campylobacter-Stämme können sowohl mit herkömmlichen Laborverfahren als auch mit molekularen Methoden nachgewiesen und isoliert werden. Beide sind wichtige Hilfsmittel im diagnostischen Instrumentarium in der Medizin. Gleichzeitig ermöglichen sie eine genaue Artenidentifizierung in Lebensmitteln, Tieren, Wasser und in Umweltproben. Neue Genom -basierte Typisierungsmethoden werden eingesetzt, um Ausbrüche nachzuverfolgen und die Infektionsquelle festzustellen.
Als Krankheitserreger, der in erster Linie über verunreinigte Lebensmittel übertragen wird, ist Campylobacter ständig antimikrobiellen Mitteln ausgesetzt, die bei der Lebensmittelproduktion eingesetzt werden. Als Reaktion auf diesen Selektionsdruck entwickelte das Bakterium Resistenzen gegen mehrere Klassen antimikrobieller Mittel und wurde somit zu einem gravierenden Problem für die öffentliche Gesundheit. Zwar ist das Auftreten multiresistenter Stämme beim Menschen nach wie vor selten, aber in den Viehbeständen in einigen Ländern wird bereits ein Anstieg deren Zahl verzeichnet.
Welche Krankheit wird durch Campylobacter verursacht?
Beim Menschen tritt eine durch Campylobacter verursachte Infektion („Campylobakteriose“) in der Regel in Form einer selbstbegrenzenden Gastroenteritis auf, die durch Durchfall, Fieber und Bauchkrämpfe gekennzeichnet ist. Da es sich durchweg um unspezifische Anzeichen handelt, ist es schwierig, eine Diagnose ausschließlich auf der Grundlage des klinischen Symptombildes zu stellen. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 2 bis 5 Tage, kann aber auch 1 bis 10 Tage betragen, wobei Fieber, Unwohlsein und Myalgie häufig dem Auftreten von Durchfall vorausgehen. Im Stuhl kann frisches Blut, Schleim und/oder Eiter vorhanden sein, Erbrechen hingegen ist selten. Der Durchfall hält in der Regel 2 bis 3 Tage an, aber Schmerzen und andere Beschwerden können länger andauern, in schwereren Fällen kann zu Gewichtsverlust kommen. Eine antimikrobielle Therapie ist nur selten erforderlich.
Komplikationen einer Campylobakteriose sind im Allgemeinen selten und treten hauptsächlich bei Patientinnen und Patienten mit geschwächtem oder stark beeinträchtigtem Immunsystem auf. Auf gastrointestinaler Ebene kann die Infektion ein Reizdarmsyndrom wie zum Beispiel Morbus Crohn und Colitis ulcerosa verursachen. Campylobakteriose kann auch zu Immunerkrankungen führen, wie etwa zu Guillain-Barré-Syndrom (einer vorübergehenden, aber schweren, mitunter vollständigen Lähmung), Miller-Fisher-Syndrom (einer seltenen Variante von Guillain-Barré, bei der die Hirnnerven betroffen sind) und reaktiver Arthritis. In einigen wenigen Fällen können sich die Bakterien auch in den Blutkreislauf ausbreiten (Sepsis) und lebensbedrohliche Erkrankungen verursachen, die eine sofortige und wirksame antimikrobielle Behandlung erfordern. Die Zahl der tödlichen Fälle ist jedoch immer noch sehr niedrig (0,03 %). Daher überwachen die Gesundheitsbehörden den Anstieg antimikrobiell resistenter Stämme genau.
Campylobakteriose ist weltweit eine der vier Hauptursachen für Durchfallerkrankungen mit den größten Belastungen für die öffentliche Gesundheit. Ihre Auswirkungen auf die Gesundheit und die Wirtschaft erhalten zunehmende Beachtung ( WHO, 2015 ).
Die Kosten, die durch Campylobakteriose für die öffentlichen Gesundheitssysteme und aufgrund des Produktivitätsverlusts in der EU entstehen, werden von der EFSA auf etwa 2,4 Mrd. EUR pro Jahr geschätzt ( Themenseite der EFSA: Campylobacter ).
Bei Tieren kommt Campylobacter, insbesondere die hauptsächlich für den Menschen pathogenen Arten C. jejuni und C. coli, häufig vor. Die Bakterien gedeihen am besten bei der Körpertemperatur von Geflügel und anderen Vögeln und scheinen gut an diese angepasst zu sein. Nichtsdestotrotz handelt es sich um Kommensale, die häufig auch bei Rindern, Schafen, Schweinen und wild lebenden Säugetieren nachweisbar sind. Bei Haustieren treten selten Campylobacter-Erkrankungsfälle mit typischen Symptomen wie Durchfall, Lethargie und Fieber auf. Allerdings können mit Campylobacter infizierte Haustiere ein Expositionsrisiko für ihre Halter darstellen.
Mit Erkrankungen bei Tieren wurden dagegen andere Campylobacter-Arten in Verbindung gebracht, die beim Menschen wiederum nur selten pathogen sind. C. fetus subsp. venerealis wird zum Beispiel mit Unfruchtbarkeit bei Rindern und Abort bei Schafen, Ziegen und Rindern in Verbindung gebracht. C. fetus subsp. fetus ist mit septischem Abort und Mastitis bei Schafen, Ziegen und Rindern assoziiert.
Vorkommen von Campylobacter
Campylobacter kommt in warmblütigen Tieren häufig vor. Diese entwickeln nur selten klinische Symptome, gelten aber als natürliches Reservoir. Das Bakterium kann aus dem Kot gesunder Nutztiere (Geflügel, Rinder, Schweine, Schafe), wild lebender Tiere (insbesondere Vögel) und von Haustieren (Katzen und Hunde) isoliert werden. Trotz seiner Empfindlichkeit ist der Mikroorganismus in der Umwelt weit verbreitet.
- Insbesondere Geflügel und andere Vögel gelten aufgrund ihrer höheren Stoffwechseltemperatur (42 °C), die das Bakterienwachstum begünstigt, als natürliche amplifizierende Wirte von Campylobacter. Dies gilt insbesondere für die Geflügelproduktion, bei der Herden mit hoher Dichte und – mitunter – suboptimale Kontrollstrategien dazu führen können, dass sich die Bakterien rasch im gesamten Bestand ausbreiten.
- Rinder und Schafe können ebenfalls besiedelt sein, zumeist durch C. jejuni und C. coli, und stellen somit eine bedeutende Quelle von Campylobakteriosen beim Menschen dar.
- Schweine weisen hauptsächlich C. coli auf.
- Es ist bekannt, dass Campylobacter häufig im Verdauungstrakt von Haustieren und Wildvögeln vorkommt.
Als Folge des Vorkommens in Nutztieren lässt sich Campylobacter spp. auch in Fleisch und Fleischerzeugnissen, Rohmilch und gelegentlich in Milcherzeugnissen nachweisen. Fleisch und Fleischerzeugnisse können während des Schlachtvorgangs verunreinigt werden, insbesondere bei mangelhaften Hygienebedingungen. In der Schlachtlinie können im Darminhalt der geschlachteten Tiere vorhandene Campylobacter-Bakterien leicht auf die Oberfläche der Schlachtkörper übertragen werden. Unpasteurisierte Kuhmilch und Milcherzeugnisse sind ebenfalls häufige Überträger von Campylobakteriose aufgrund einer Verunreinigung der Milch mit Rinderkot oder einer direkten Verunreinigung durch Rindermastitis. Seltener können die Bakterien Obst und Gemüse durch die Verwendung natürlicher Düngemittel oder durch Ausscheidungen, vor allem von Vögeln, verunreinigen.
Wasser ist ebenfalls ein relevanter Überträger von Campylobacter, wenn eine Verunreinigung durch Kot von Wild- und Haustieren erfolgt, z. B. über:
- Oberflächengewässer
- Landwirtschaftliche Schmutzwässer
- Abwasser
- Gelegentlich Trinkwasser (in der Regel dann, wenn Risse in den unterirdischen Leitungen bestehen, durch die organische Stoffe eindringen können)
Weichtiere, die in verunreinigtem Wasser aufgezogen werden, können ebenfalls eine Quelle von Campylobacter-Infektionen sein.
Ablauf einer Campylobacter-Infektion bei Menschen und Tieren
Menschen können sich auf unterschiedliche Weise mit Campylobacter infizieren:
Lebensmittelbedingte Übertragung
Die lebensmittelbedingte Übertragung ist die Hauptursache für Infektionen beim Menschen.
- Verzehr von verunreinigtem rohem oder unzureichend gegartem Fleisch, insbesondere von Geflügel
- Trinken von verunreinigter, unpasteurisierter Rohmilch und frischen Milcherzeugnissen
- Verzehr von verzehrfertigen Lebensmitteln, einschließlich solcher nicht tierischen Ursprungs (Gemüse und Obst), die bei der Herstellung durch natürliche Düngemittel, durch Tierkot oder durch Kontakt mit verunreinigtem rohem Fleisch bei der Zubereitung und Handhabung in der Küche verunreinigt wurden
Das unzureichende Durchgaren von Fleisch ist ein wichtiger Risikofaktor für Campylobakteriose, ebenso wie die unsachgemäße oder unhygienische Handhabung von Lebensmitteln in der Küche, z. B. die Verwendung gleicher Messer für rohes Fleisch und verzehrfertige Lebensmittel (Brot, Salate, andere Frischgemüse usw.).
Reisen entweder ins Ausland oder im Inland können ebenfalls ein Risikofaktor sein, da sich dadurch das Risiko einer Exposition gegenüber unsicheren Lebensmitteln und Wasser erhöhen kann.
Umweltbedingte Übertragung
- Trinkwasser, das mit Tierkot verunreinigt ist
Schwimmen in unbehandeltem Süßwasser (Seen, Flüsse, Bäche usw.), das möglicherweise mit dem Kot infizierter Tiere verunreinigt ist, kann ein Risiko für eine Campylobacter-Infektion darstellen.
Direkter Kontakt mit infizierten Tieren
- Direkter oder indirekter Kontakt mit infizierten Nutz- und Haustieren (z. B. Hunde und Katzen)
Campylobacter besiedelt den Verdauungstrakt infizierter Tiere. Daher stellt jedes Verhalten, das zur Aufnahme von Tierkot führen kann, ein erhebliches Risiko dar. Dieser Infektionsweg ist bei Kindern oder in bestimmten Berufen, z. B. bei Schlachthofarbeitern, häufiger zu beobachten.
Übertragung von Mensch zu Mensch
Direkter Kontakt unter unzureichenden hygienischen Bedingungen mit einer erkrankten Person kann ein Übertragungsrisiko darstellen.
Tiere können sich anstecken durch Kontakt mit:
- verunreinigtem Wasser
- Kot
- infizierten Insekten
- infizierten Tieren oder deren Kot
- infizierten Tierhaaltern
- verunreinigter technischer Ausrüstung
Vorkommen im Jahr 2023 in der EU
- Die Campylobacteriose war die am häufigsten gemeldete lebensmittelbedingte gastrointestinale Infektion beim Menschen in der Europäischen Union.
- Im Jahr 2023 wurden 148.181 bestätigte Fälle von Campylobacteriose gemeldet, was in der Europäischen Union einer Melderate von 45,7 Fällen pro 100.000 Einwohner:innen entspricht. Dies war ein Anstieg von 4,3 % im Vergleich zu 2022 (43,8 pro 100.000 Einwohner:innen).
- Der Gesamttrend bei Campylobacter-Infektionen beim Menschen zeigte im Zeitraum 2019–2023 keinen statistisch signifikanten Anstieg oder Rückgang.
- Vierundzwanzig Mitgliedstaaten und das Vereinigte Königreich (Nordirland) übermittelten Daten für Campylobacter für das Jahr 2023 gemäß der Verordnung (EG) Nr. 2073/2005 der Kommission zur Überprüfung des Prozesshygienekriteriums in Schlachthöfen. Fünfzehn Mitgliedstaaten meldeten aus amtlichen Kontrollen 6.686 Testergebnisse, wobei 16,0 % der Proben den Grenzwert von 1.000 KBE Campylobacter/g überschritten. Zwanzig Mitgliedstaaten und das Vereinigte Königreich (Nordirland) berichteten aus der Überwachung durch Lebensmittelunternehmer:innen 61.591 Testergebnisse, von denen 15,8 % den Grenzwert von 1.000 KBE Campylobacter/g überschritten. Elf Mitgliedstaaten berichteten Ergebnisse von beiden Probenehmer:innen, wo sich zeigte, dass bei amtlichen Proben der Anteil der Proben, die den Grenzwert überschritten, deutlich höher war (16,6 %) als bei den Eigenkontrollproben (9,0 %).
- Im Jahr 2023 wurden Campylobacter in 0,13 % der von 11 Mitgliedstaaten getesteten 3.070 Probeneinheiten „verzehrfertiger“ Lebensmittel nachgewiesen, wobei es sich bei den positiven Proben um Austern (N = 3) sowie um nicht näher bezeichnete „verzehrfertige“ Lebensmittel (N = 1) handelte. In 15 Mitgliedstaaten waren von 8.588 untersuchten Probeneinheiten „nicht-verzehrfertiger“ Lebensmittel 14,2 % positiv, mit den höchsten Kontaminationsraten(15,5 %) in „Fleisch und Fleischerzeugnissen“. Campylobacter wurde aus allen Frischfleischkategorien isoliert, wobei Fleisch von Masthühnern und Puten mit 21,6 % bzw. 19,4 % am höchsten kontaminiert war.
- Daten zum Nachweis von Campylobacter spp. in verschiedenen Tierkategorien wurden im Jahr 2023 von 16 Mitgliedstaaten und dem Vereinigten Königreich (Nordirland) sowie drei Nichtmitgliedstaaten übermittelt. Die meisten in der Europäischen Union getesteten Proben kamen von Masthühnern (N = 6627), Katzen und Hunden (N = 6301) sowie Rindern (N = 5939), mit Campylobacter-Nachweisraten von 4,6 %, 1,4 % und 6,8 %. Schweine (N = 2055) und kleine Wiederkäuer (N = 2935) wurden seltener getestet, jedoch wurden höhere Anteile an Campylobacter positiven Proben gefunden, nämlich 72,3 % und 7,2 %.
Weitere Informationen zu Campylobacter-Infektionen, die im Jahr 2023 und in den Vorjahren in der EU und anderen Berichtsländern bei Menschen, Tieren und Lebensmitteln gemeldet wurden, finden Sie im EU-Zoonosenbericht „One Health“ 2023 , im Online -Dashboard zu Campylobacter sowie im Online -Dashboard zu lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen der EFSA.
Möglichkeiten zur Prävention einer Campylobacter-Infektion
Die Campylobakteriose-Prävention beruht auf einem umfassenden Ansatz „vom Erzeuger zum Verbraucher“.
Auf Erzeugerebene
Der erste Schritt besteht darin, effiziente Kontrollmaßnahmen und Interventionsstrategien beim Erzeuger einzurichten, insbesondere für Geflügel, um das Vorkommen von Campylobacter bei Tieren zu eliminieren oder zu reduzieren. Die Prävention der Besiedelung von Tieren auf der Stufe der Primärproduktion ist von entscheidender Bedeutung. Für die Durchsetzung strengerer Maßnahmen zur Gewährleistung der Biosicherheit beim Erzeuger wurden mehrere Ansätze vorgeschlagen:
- Verwendung von speziellem Schuhwerk und spezieller Kleidung in Innenräumen
- Eigene Umkleideräume für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
- Fliegenbekämpfung
- Frühere Schlachtung (Masthühner nach 35 Tagen)
- Einstellung der Praxis der Bestandsausdünnung, d. h. Aufzucht der Vögel bis zur maximal zulässigen Bestandsdichte, bevor ein Teil der Tiere entfernt wird
- Fortlaufende Schulungen zur Biosicherheit für leitendes Personal und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Landwirtschaft
Auf Herstellungsebene
Auf der Herstellungsebene sind angemessene Lebensmittelzubereitungsverfahren zu befolgen:
- Gute Hygienepraxis bei der Fleischerzeugung
- Gute Hygienepraxis bei der Lebensmittelverarbeitung
- Gute Herstellungspraxis für Fleisch und Fleischerzeugnisse
- Fortlaufende Schulungen zu Lebensmittelsicherheit für Lebensmittelunternehmer
- Einhaltung der von den Lebensmittelunternehmern implementierten Prozesshygienekriterien (PHC) ( Verordnung (EG) Nr. 2073/2005 )
Auf Vertriebsebene
- Verfahren für den ordnungsgemäßen Umgang mit Lebensmitteln
- Fortlaufende Schulungen zum Thema Biosicherheit für Lebensmittelunternehmer
- Strenge Hygienevorschriften zur Vermeidung des Kontakts zwischen Lebensmitteln und infizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der Lebensmittelbranche
- Ununterbrochene Aufrechterhaltung der Kühlkette während der Handhabung, des Transports und der Lagerung von Lebensmitteln
Auf Verbraucherebene
Der sachgerechte Umgang mit Lebensmitteln bei der Vor- und Zubereitung und beim Garen ist für die Infektionsprävention von grundlegender Bedeutung, da die starke Verunreinigung bestimmter Lebensmittel (Geflügelfleisch) zu Kreuzkontaminationen in der Küche führen kann. Aus diesem Grund sollten folgende Grundsätze eingehalten werden:
- Vermeidung des Waschens von rohem Fleisch, da dies zu einer Verunreinigung der Küchenoberflächen und -utensilien sowie anderer Lebensmittel führt.
- Vermeidung der Nutzung privater Wasserbrunnen zum Trinken oder zur Zubereitung von Lebensmitteln, da diese aufgrund fehlender hygienischer Barrieren oder einer fehlenden angemessenen Wasseraufbereitung ein erhebliches Risiko darstellen.
Die von der WHO entwickelten „ Fünf Schlüssel zu sichereren Lebensmitteln “ sollen Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Lebensmittelbranche über den sicheren Umgang mit Lebensmitteln informieren.
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EU-Überwachung und die Rolle der EFSA
Überwachung beim Menschen
- Durchführungsbeschluss (EU) 2018/945 der Kommission liefert Falldefinitionen für eine Reihe von übertragbaren Krankheiten, einschließlich Campylobacteriose.
- Verordnung (EU) 2022/2371 legt Regeln für relevante grenzüberschreitende Gesundheitsbedrohungen fest, einschließlich epidemiologischer Überwachung, Monitoring, Frühwarnung und Reaktionsmaßnahmen.
- Das ECDC sammelt, analysiert und verbreitet Daten zu menschlichen Fällen ( ECDC-Überwachungsatlas für Infektionskrankheiten ) in Übereinstimmung mit der Verordnung (EU) 2022/2371 und verwendet indikatorbasierte Überwachungsdaten zur Erstellung seiner jährlichen epidemiologischen Berichte .
Überwachung von Lebens- und Futtermitteln
- Die Überwachungsdaten zu Lebensmitteln und Tieren im Zusammenhang mit Campylobacter werden gemäß der Richtlinie 2003/99/EG über Zoonosen erhoben und gemeldet. Sie umfassen die Ergebnisse der Probenahme sowohl bei amtlichen Kontrollen als auch der Probenahme der Lebensmittelunternehmer (Probenahme in der Industrie, HACCP und Eigenkontrollen). Die amtlichen Kontrollen auf Campylobacter an Schlachtkörpern von Masthähnchen in Geflügelschlachthöfen zur Überprüfung der Umsetzung der PHC beruhen auf harmonisierten Probenahme- und Meldeverfahren.
- In der Verordnung (EG) Nr. 2073/2005 ist für Campylobacter ein gesetzlicher Grenzwert (mikrobiologisches Prozesshygienekriterium – PHC) von 1 000 KBE/g auf der Halshaut gekühlter Masthähnchen-Schlachtkörper festgelegt.
- Die Einhaltung des Prozesshygienekriteriums steht für einen korrekten Ablauf des Produktionsprozesses. Das Prozesshygienekriterium dient dazu, die Verunreinigung von Schlachtkörpern während des Schlachtprozesses zu begrenzen und bei Überschreitung des gesetzlichen Grenzwerts Korrekturmaßnahmen zu ergreifen.
- Bei der Untersuchung eines Ausbruchs werden institutionelle Kontrollen und Eigenkontrollen von Lebensmitteln durchgeführt.
- In der EU gibt es keine harmonisierte Überwachung von Campylobacter in Futtermitteln.
Überwachung bei Tieren
- In der EU gibt es keine harmonisierte Überwachung von Campylobacter bei Tieren.
- Die Probenahme bei Tieren erfolgt in der Regel im Anschluss an klinische Untersuchungen oder bei einem Nachweis von Campylobacter auf Schlachtkörpern im Schlachthof.
Überwachung auf antimikrobielle Resistenz
ECDC führt gemäß dem Durchführungsbeschluss (EU) 2018/945 der Kommission und dem Beschluss Nr. 1082/2013/EU eine EU-weite Überwachung der antimikrobiellen Resistenz von Campylobacter-Isolaten aus Menschen durch.
Die antimikrobielle Resistenz von Campylobacter wird von der EFSA bei Masthühnern, Masttruthühnern, Rindern unter einem Jahr und Mastschweinen überwacht. In der Regel werden Proben mit Zäkuminhalt nach einem randomisierten Schema im Einklang mit dem Beschluss (EU) 2020/1729 genommen.
Die Ergebnisse der Datenerhebung zu antimikrobieller Resistenz bei Campylobacter in Menschen, Tieren und Lebensmitteln werden im European Union Summary Report on Antimicrobial Resistance in zoonotic and indicator bacteria from humans, animals and food [Kurzbericht der Europäischen Das Union über Antibiotikaresistenz bei bakteriellen zoonotischen Erregern und Indikatorbakterien aus Menschen, Tieren und Lebensmitteln] veröffentlicht.
Die Rolle der EFSA
Zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher vor dieser Gefahr für die öffentliche Gesundheit verfolgt die EU einen integrierten Ansatz für die Lebensmittelsicherheit vom Erzeuger zum Verbraucher, in den alle wichtigen Akteure eingebunden sind: EU-Mitgliedstaaten, die Europäische Kommission, das Europäische Parlament, die EFSA, das ECDC und Referenzlaboratorien der Europäischen Union.
Von der EFSA bzw. dem ECDCs werden Daten über das Vorkommen von Campylobacter in der Lebensmittelkette, zur Prävalenz von Campylobacter bei Tieren und zu Campylobakteriose beim Menschen erhoben und im jährlichen Zoonose-Bericht der EU auf der One Health-Plattform ausgewertet.
Der EFSA kommt in Bezug auf folgende Aspekte eine entscheidende Rolle zu:
- Erfassung und Analyse EU-weiter Daten über die Prävalenz von Campylobacter bei Tieren und in Lebensmitteln
- Bereitstellung unabhängiger wissenschaftlicher Beratung und Unterstützung zu Aspekten der Lebensmittelsicherheit im Zusammenhang mit Campylobacter durch das Wissenschaftliche Gremium für biologische Gefahren der EFSA
- Unterstützung von europäischen und nationalen Risikomanagern beim Monitoring und bei der Evaluierung der Prävalenz von Campylobacter bei Tieren und in Lebensmitteln und Empfehlung von Bekämpfungsmaßnahmen, falls erforderlich
- Bereitstellung von Risikobewertungen und Empfehlungen, z. B. zu Abwehrbereitschaft und Reaktion bei Vorfällen oder Krisen im Bereich der Lebens- oder Futtermittelsicherheit, in Zusammenarbeit mit dem ECDC
- Erstellung von Berichten über EU-weite Basiserhebungen über die Prävalenz von Campylobacter in Lebensmitteln und in Tieren, die der Lebensmittelgewinnung dienen, sowie über die Risikofaktoren, die zur Prävalenz von Campylobacter in Tierpopulationen beitragen
Die EFSA wird unterstützt durch ihr Netzwerk für die Datenüberwachung zu Zoonosen, einem europaweit tätigen Netzwerk nationaler Vertreter und internationaler Organisationen zur Erhebung und gemeinsamen Nutzung von Informationen zu Zoonosen in den jeweiligen Ländern.
Die Referenzlaboratorien der Europäischen Union (EURL)
Die Referenzlaboratorien der Europäischen Union (EURL) werden von der Europäischen Kommission ernannt und haben die Aufgabe, qualitativ hochwertige Analysemethoden sowie einheitliche Tests und Diagnosen im Bereich der Tiergesundheit und Lebensmittelmikrobiologie in der EU zu gewährleisten. Die EURL zielen zudem darauf ab, die Tätigkeiten der nationalen Referenzlaboratorien zu koordinieren und der EFSA die notwendige Unterstützung bei der Überwachung von Zoonosen zu leisten (Leitlinien zur Berichterstattung, Beratung usw.).
Das EURL für Campylobacter wird vom nationalen Veterinärinstitut (Swedish Veterinary Agency, SVA) (Schweden) geführt.
Weiterführende Informationen zu Campylobacter
Weitere Daten und Informationen zu Campylobacter in der EU:
Weiterführende Informationen zum Thema Campylobacter und Campylobakteriose:
Alle Bezugsverweise in dieser Story Map sind hier verfügbar.
Ein Glossar ist hier verfügbar.
Bei Fragen zu dieser Story Map wenden Sie sich bitte an zoonoses@efsa.europa.eu
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